Oerlikon

Wappen von Oerlikon
Wappen von Oerlikon
Wappen von Zürich
Wappen von Zürich
Oerlikon
Quartier von Zürich
Karte von Oerlikon
Karte von Oerlikon
Höhe443 m
Fläche2,67 km²
Einwohner23'548 (31. Dez. 2020)
Bevölkerungsdichte8819 Einwohner/km²
BFS-Nr.261-115
Postleitzahl8050, 8057
StadtkreisKreis 11 seit 1934

Oerlikon ist ein Quartier der Stadt Zürich. Die ehemals selbständige Gemeinde Oerlikon wurde 1934 eingemeindet und bildet heute zusammen mit Affoltern und Seebach den Kreis 11. Im Quartier Oerlikon leben 24'119 Personen und im gesamten Kreis 11 wohnen 78'034 (Stand 2022).

Das Zürcher Stadtquartier Oerlikon erlebte in den letzten Jahrzehnten einen starken Wandel vom Industriequartier zu einem sehr aufgewerteten Stadtteil mit modernen Wohn- und Lebensräumen sowie Büroräumlichkeiten für globale und namhafte Unternehmen.

Wappen

Blasonierung: In Rot über einem abwärts gebogenen silbernen Hufeisen eine gestürzte silberne Pflugschar.

Die Pflugschar deutet auf die frühere Zugehörigkeit zur Gemeinde Schwamendingen hin. Das Hufeisen symbolisiert die Bedeutung Oerlikons auf dem Handelsweg nach Zürich. Hier wurden die Pferde beschlagen vor dem Aufstieg zum Milchbuck.

Geschichte

Der Name Oerlikon geht auf den alemannischen Siedlungsgründer Orilo zurück. Oerlikon wurde erstmals im Jahre 946 (andere Quelle: 942) urkundlich als Orlinchowa erwähnt.

In der Neuzeit zählte der Ort etwas mehr als ein dutzend Häuser und war Teil der Gemeinde Schwamendingen. Dort besuchten die Einwohner von Oerlikon auch die Schule und Kirche. 1855 eröffnete die Nordostbahn (NOB) die Stammstrecke Romanshorn–Winterthur–Oerlikon, die 1856 bis nach Zürich verlängert wurde und den süddeutschen Raum mit Zürich verbindet. Dadurch wurde Oerlikon für Industrie und Gewerbe interessant, was Oerlikon ein sehr schnelles Wachstum verschaffte. 1872 löste sich Oerlikon von Schwamendingen und wurde zu einer eigenständigen Gemeinde. Aus diesem Anlass wurde 1876 der Friedhof Oerlikon errichtet, der 2004 als charakteristischer Friedhof des 19. Jahrhunderts unter Denkmalschutz gestellt wurde. Die 1876 gegründete Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) liess sich nördlich der Bahnlinie nieder und prägte die Gemeinde massgeblich. 1897 wurde die private Strassenbahn Zürich–Oerlikon–Seebach (ZOS) gebaut. Zweiglinien führten auch nach Schwamendingen und Opfikon. Gebaut und massgeblich finanziert wurde die Tramlinie von der MFO.

Eingemeindung

Oerlikon entwickelte sich unabhängig von Zürich, erst 1934 wurde Oerlikon – zusammen mit Seebach, Affoltern, Schwamendingen, Witikon, Höngg, Altstetten und Albisrieden – in Zürich eingemeindet.

Oerlikon, das in der Vergangenheit vor allem ein Industriegebiet war, ist heute einer der am schnellsten wachsenden Stadtteile Zürichs.

Oerlikon geriet in den Jahren 1932 (s. Eisenbahnunfall von Oerlikon), 1992 und 2003 aufgrund von Zugunglücken am Bahnhof Oerlikon in die Schlagzeilen. Der Unfall von 1992 machte die Belastung des Bahnknotens Oerlikon durch die S-Bahn Zürich deutlich und führte zur Beschaffung des Zugsicherungssystems ZUB 121 bei den Schweizerischen Bundesbahnen.

Ausserdem fielen am 18. Mai 1943 Bomben von britischen Fliegern auf Oerlikon.[1]

Ortsgliederung

Oerlikon auf einer Luftbildfotografie von Walter Mittelholzer, am unteren Bildrand der Bahnhof Oerlikon mit dem Gelände der MFO (vor 1920)
Ansicht über das Parkareal des MFO-Parks auf Oerlikon, links das Swissôtel, in der Bildmitte der Neumarkt, im Hintergrund der Zürichberg
Hotel Swissôtel

Südlich der Bahnlinie befindet sich das Zentrum von Oerlikon mit den Einkaufszentren Neumarkt und züri 11 shopping, dem markanten Hochhausgebäude des Hotels Swissôtel und dem Marktplatz Oerlikon, wo mittwochs und samstags am Vormittag ein Lebensmittelmarkt stattfindet.

Nördlich des Bahnhofs entsteht das neue Quartier Neu-Oerlikon (vormals Zentrum Zürich Nord). Im ehemaligen Industriequartier wird neuer Wohn- und Lebensraum geschaffen. Die sehr urban wirkende Architektur wird aufgelockert durch grosszügige Parkanlagen. In den letzten Jahren wurden vier neue, in der Fachwelt sehr angesehene Parks angelegt: Der Oerliker Park mit Aussichtsturm, gestaltet von den Landschaftsarchitekten Zulauf + Partner, der MFO-Park der Architekten Burckhardt und Partner, auf dem Areal der früheren Maschinenfabrik Oerlikon, der Wahlenpark[2] vom Künstler und Architekten Christopher T. Hunziker und Dipol und der Louis-Häfliger-Park. Der Gustav-Ammann-Park wurde bereits 1942 nach den Plänen des Gartenarchitekten Gustav Ammann als sogenannter Wohlfahrtsgarten der angelegt und ist auch nach über 50 Jahren eine beschauliche Oase der Ruhe. Auch wurde ein weiteres Einkaufszentrum; das Center Eleven gebaut. Dieses liegt sehr zentral im Quartier.

Entlang der Regensbergstrasse stehen mehrere teils monumentale Volksschulbauten (Gubel, Liguster, Halde), südlich davon befindet sich das weitläufige Gartenquartier Allenmoos mit Bauten aus dem gesamten 20. Jahrhundert.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die 1876 gegründete Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) war das erste grosse Industrieunternehmen in Oerlikon. Sie wurde 1967 von Brown, Boveri & Cie übernommen, aus der 1988 die ABB entstand, deren Konzernsitz sich in Oerlikon befindet.

Aus der 1906 aus der MFO ausgelagerten Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon entstand der Rüstungskonzern Oerlikon-Bührle, der in den 1990er Jahren massiv umstrukturiert wurde. Aus dem Mischkonzern wurde unter Verkauf diverser Beteiligungen und Unternehmenszweige die Technologieholding Unaxis, die sich inzwischen OC Oerlikon Corporation nennt und deren Tochterunternehmen teilweise noch in Oerlikon und Seebach angesiedelt sind. Die Oerlikon Contraves AG, eine ehemalige Oerlikon-Bührle-Tochter ist weiterhin in Oerlikon ansässig, gleiches gilt für die Allreal Generalunternehmung AG, die ehemalige Oerlikon-Bührle Immobilien AG.

Auf dem ehemaligen MFO-Areal ist inzwischen unter anderem PricewaterhouseCoopers ansässig. Weitere globale Unternehmen, deren Schweizer Sitz sich in Oerlikon befindet, sind der Maschinenbauer Klingelnberg und Bombardier Transportation, deren weltweites Lokomotiven- und Traktionsentwicklungszentrum auf dem noch aktiven ABB-Areal (Toro 1) untergebracht ist.

In Oerlikon befinden sich unter anderem das Hallenstadion, die Offene Rennbahn Oerlikon und das ehemalige Züspa-Messegelände, das seit 1998 im Messezentrum der Messe Zürich zusammengefasst ist.

Der Bahnhof Zürich Oerlikon gehört zu den zehn grössten Bahnhöfen der Schweiz. Zudem ist er ein wichtiger Knotenpunkt im Netz der S-Bahn Zürich und bietet auch Anschlüsse an den nationalen Fernverkehr. Er bildet ein Nadelöhr für den Zugverkehr. Mit dem Bau des zweiten Durchgangsbahnhofs (Projekt Löwenstrasse) und dem Weinbergtunnel wurde dem zumindest teilweise Abhilfe geschaffen. Seit 2016 ist der Bahnhof massiv ausgebaut; er besitzt eine eigene Einkaufspassage.

Oerlikon wird von den Tramlinien 10, 11 und 14 der Verkehrsbetriebe Zürich sowie einer Reihe von Buslinien erschlossen. Oerlikon ist auch der Ausgangspunkt der Glattalbahn der Verkehrsbetriebe Glattal.

Kirchgemeinden und Religionen

Kapelle von Oerlikon 1842

Im Stadtteil Oerlikon sind folgende Kirchen und Religionsgemeinschaften anzutreffen:[3]

Kapelle auf dem Friedhof Oerlikon

Bildungseinrichtungen

Oerlikon ist ein wichtiges Zentrum im Bildungsbereich. Im Quartier gibt es eine Kantonsschule, die Kantonsschule Zürich Nord (KZN), die 2012 aus der Fusionierung der Kantonsschulen Oerlikon und Zürich Birch entstand. Zudem lagert die Universität Zürich zunehmend einzelne Lehr- und Forschungseinrichtungen vom Zentrum nach Oerlikon aus. An der Universität Nord befinden sich die Institute für Soziologie, Ethnologie, Psychologie, Informatik und Computerlinguistik. Auf der gegenüberliegenden Seite des Bahnhofs, im Cityport, findet sich das Institut für Politikwissenschaft.

In Oerlikon befindet sich auch das kantonale Zentrum für Berufsberatung.

Kultur

Kurz vor der 2. Eingenmeidung im Jahr 1934 wurde 1933 die Quatrierzunft St. Niklaus gegründet.

Der Ortsgeschichtliche Verein Oerlikon (OVO) ist für eine sorgfältige Erhaltung von Zeitzeugen aus Oerlikon eingerichtet.

Der Verein OERLIKON Industriegeschichten entstand aus einer Initiative der «Quartierwerkstatt Wohnen und Leben in Neu-Oerlikon» (Träger: Gemeinwesenarbeit Zürich Nord, tezet Oerlikon, Reformierte Kirchengemeinde Oerlikon und Stadtrat Zürich). Er möchte die Erinnerung an die Geschichte des Quartiers und an die Geschichte der Industrie in Oerlikon aufrechterhalten.

Seit Dezember 2006 besteht nach einer eineinhalbjährigen Umgestaltung des ehemaligen Stadthof 11 das mit vielen Architekturpreisen ausgezeichnete Theater 11. Die neben der Messe Zürich und dem Hallenstadion gelegene Spielstätte verfügt über 1500 Sitzplätze.[5]

Persönlichkeiten

  • HR Giger (1940–2014), Künstler
  • Franz Hohler (* 1943), Schriftsteller, Kabarettist und Liedermacher, lebt in Oerlikon
  • Li Tobler (1948–1975), Schauspielerin, Modell und Galeristin
  • Martin Suter (* 1948), Schriftsteller, verbrachte die ersten fünf Jahre seines Lebens in Oerlikon

Literatur

  • Armin Bollinger: Oerlikon. Geschichte einer Zürcher Gemeinde. 2., überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Quartierverein Oerlikon, Zürich 1983.
  • Präsidialdepartement der Stadt Zürich, Statistik Stadt Zürich: Quartierspiegel Oerlikon. Zürich 2015 (Online lesen)
  • Roland W. Scholz et al.: Zentrum Zürich Nord – Stadt im Aufbruch: Bausteine für eine nachhaltige Stadtentwicklung. (ETH-UNS Fallstudie 1996). VDF Hochschulverlag, Zürich 1997, ISBN 3-7281-2319-6.
  • Hochbaudepartement der Stadt Zürich, Amt für Städtebau: Affoltern, Oerlikon, Schwamendingen, Seebach. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2003 (Baukultur in Zürich, Band I), ISBN 3-03823-034-0

Weblinks

Commons: Oerlikon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vor 60 Jahren fielen Bomben auf Zürich in: NZZ vom 4. März 2005
  2. stadt-zuerich.ch: Wahlenpark., Zugriff am 2. März 2011
  3. Vgl. zum Folgenden: Robert Schönbächler: Kirchen und Gotteshäuser der Stadt Zürich. Neujahrsblatt Industriequartier/Aussersihl. Zürich 2013, S. 121–126
  4. Matthias Walter: Reformierte Kirche in Zürich-Oerlikon. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 901, Serie 91). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2012, ISBN 978-3-03797-025-6.
  5. Website des Theater 11 (Memento vom 12. Januar 2013 im Internet Archive).

Koordinaten: 47° 24′ 25,6″ N, 8° 32′ 45,9″ O; CH1903: 683588 / 251290

Auf dieser Seite verwendete Medien

Zuerich Swissotel.jpg
Autor/Urheber: Ikiwaner, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Hochhaus Swissôtel im Zürcher Stadtteil Oerlikon, Schweiz
Eröffnet 1972 als Hotel International
Zürich - Oerlikon - Neumarkt IMG 3939 ShiftN.jpg
Autor/Urheber: Roland zh, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Shoppingcenter Neumarkt in Zürich-Oerlikon (Schweiz)
Wappen Stadt Zürich.svg
Autor/Urheber: Sa-se (12-01-2012 - Perhelion), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Wappen Logo der Verkehrsbetriebe und einiger öffentlicher Institutionen der Stadt Zürich
Kapelle Friedhof Oerlikon.jpg
Autor/Urheber: Spyridon, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Kapelle auf dem Friedhof Oerlikon
Zürich - Oerlikon - Sternen IMG 4457.jpg
Autor/Urheber: Roland zh, upload on 7. September 2009, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Tram/bus node Sternen Oerlikon in Zürich-Oerlikon (Switzerland) as seen from Kreisgebäude 11 nearby Reformed Church
Zürich - Oerlikon - Gygerkarte 1667.jpg
Hans Conrad Gyger : Zürich - Oerlikon und angrenzende heutige Stadtquartiere auf dem «Gygerplan» (1667)
«Karte des Kantons Zürich aus dem Jahr 1667 in 56 Blättern von Hans Conrad Gyger». Der Ausschnitt aus der Kantonskarte von Hans Conrad Gyger zeigt Oerlikon (Bildmitte rechts), Seebach (links), oben die Propstei-Ziegelhütte bei Schwamendingen-Stettbach-Dübendorf, ebenso das Kloster St. Martin (oben rechts) und Oberstrass (rechts).
Am unteren Bildrand findet sich der Käferberg und rechts von Stettbach der Zürichberg-Adlisberg mit Teilen des Stadtquartiers Fluntern.
Die roten Punkte markieren die Vogteigrenzen; die Grenze des Stadtbanns, die damals südlich des heutigen Schaffhauserplatzes (ganz rechts) verlief, ist nicht eingezeichnet.
Beschreibung von der Website des Ortsgeschichtlichen Vereins Oerlikon, präzisisert und ergänzt um weitere Bezugspunkte.
Karte Quartier Oerlikon.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Zürich - Seebach - Sunrise Tower - Oerlikon Max-Bill-Platz IMG 4864.JPG
Autor/Urheber: Roland zh, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Sunrise Tower in Zürich-Seebach (Switzerland) as seen from Max-Bill-Platz respectively Binzmühlestrasse in Zürich-Oerlikon.
Zuerich Neu Oerlikon MFO-Park innen.jpg
Autor/Urheber: Ikiwaner, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Der MFO-Park in Neu Oerlikon von innen gesehen. MFO steht für Maschinenfabrik Oerlikon, dem vormaligen Nutzer des Geländes.
Zürich Oerlikon.jpg
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Wildkarte Oerlikon.JPG
de:Oerlikon auf der Wild-Karte von 1848
Die Schweiz von damals 1917-1937 (350 historische Flugaufnahmen von Walter Mittelholzer) - Zürich-Oerlikon vor 1920.jpg
Zürich-Oerlikonauf einer Luftbildfotografie von Walter Mittelholzer, am unteren Bildrand der Bahnhof Oerlikon mit dem Gelände der MFO, um 1920.
Karte Gemeinde Oerlikon 1933.png
Autor/Urheber: Tschubby, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Municipality Oerlikon
CapelleOerlikonI.jpg
Alte Capelle von Örlikon.
Zürich - Oerlikon - Reformierte Kirche IMG 4469 ShiftN.jpg
Autor/Urheber: Roland zh, upload on 7. September 2009, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Reformed Church in Zürich-Oerlikon (Switzerland)
Zürich - Oerlikon - Dorflinde IMG 3962.jpg
Autor/Urheber: Roland zh, upload on 13. August 2009, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Überbauung Dorflinde in Zürich-Oerlikon (Switzerland)
Oerlikon Gemeinde 1901.JPG
Obligation über 1000 Franken der Politischen Gemeinde Oerlikon vom 2. Juni 1901
Zürich - Oerlikon - MFO-Park 2010-10-03 14-10-42.JPG
Autor/Urheber: Roland zh, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Zürich-Oerlikon in Switzerland, as seen from MFO-Park in Oerlikon, Käferberg, Zürich Oerlikon Swissôtel and Neumarkt shopping mall in the background.
2019 07 07Sonnenuntergang an der Viktoriastrasse.jpg
Autor/Urheber: Béatrice Hoby, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Sonnenuntergang an der Viktoriastrasse in Zürich Örlikon, Schweiz, mit Blick auf die reformierte Kirche Örlikon