Odaliske

Ingres: Die große Odaliske, 1814, Louvre
François Boucher: Odaliske, 1740–1749, Louvre
Ulrich von Dassel: Ruhende Odaliske, 1745, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

Odaliske (osmanisch اوطه لقodalık; von اوطهoda, deutsch ‚Gemach, Zimmer‘, im eigentlichen Wortsinn also „Mitbewohnerin“) ist eine historische Bezeichnung für die hellhäutigen Konkubinen bzw. Kammermädchen, die zum persönlichen Dienst im Harem des Sultans oder anderer hochgestellter Personen des Osmanischen Reiches bestimmt waren. Sie waren Bedienstete der Sultansfrauen und unterstanden der Aufsicht der Sultansmutter, der Valide Sultan. Zumeist waren die Odalisken georgische oder tscherkessische Sklavinnen (siehe Sklaverei im Islam).

Rezeption in der europäischen Kunst

In der Malerei des Orientalismus des 19. Jahrhunderts war die Darstellung von Odalisken ein gängiges Sujet. Die Odalisken wurden meist unbekleidet oder mit durchscheinenden Schleiern oder Pluderhosen gezeigt, auf Teppichen liegend oder im Bad, und waren dazu angetan, als Reaktion auf die repressive christliche Sexualmoral im Gegenzug insgeheim die erotischen Phantasien der Europäer zu stimulieren.[1] Die Darstellungen haben auch häufig Ähnlichkeit mit Bildern der liegenden Venus als einer Idealisierung unerreichbarer Weiblichkeit.

Anders als die von europäischen Zeitgenossen gepflegten Vorstellungen von sexueller Freizügigkeit in den Haremsgemächern waren die sexuellen Kontakte zwischen dem Sultan, seinen Söhnen und den Konkubinen streng geregelt und die Mehrzahl der Bewohnerinnen und Bewohner des Harems waren zu sexueller Enthaltsamkeit verpflichtet, weshalb der Harem in dieser Hinsicht mit einem Nonnenkloster verglichen wurde.[2]

Der estnische Komponist Lepo Sumera schrieb eine Reihe kammermusikalischer Werke unter dem Titel Odaliskid („Odalisken“) (1997/99).

Literatur

  • Anja Pistor-Hatam: Odalisken, Eunuchen und Sultansmütter: Die religiöse und gesellschaftliche Praxis der Sklaverei im Osmanischen Reich. In: Anja Pistor-Hatam, Antje Richter (Hrsg.): Bettler, Prostituierte, Paria. Randgruppen in asiatischen Gesellschaften. (Asien und Afrika. Beiträge des Zentrums für Asiatische und Afrikanische Studien (ZAAS) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Band 12) EB-Verlag, Hamburg 2008, S. 123–141
  • Roswitha Gost: Der Harem. DuMont, Köln 1993, ISBN 3-7701-2808-7.

Weblinks

Commons: Odaliske – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Odaliske – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Klinkenberg, Das Orientbild in der französischen Literatur und Malerei vom 17. Jahrhundert bis zum fin de siècle, 2009, S. 458
  2. Anja Pistor-Hatam, 2008, S. 134 f.

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1745 von Dassel Ruhende Frau anagoria.JPG
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Schlafende(?) Odaliske; Fayence mit Blaumalerei (Ulrich von Dassel), 1745; Germanisches Nationalmuseum Nürnberg