Ochsenauge (Architektur)

Ein Ochsenauge (französisch œil-de-bœuf), auch Rundfenster oder Oculus (lateinisch für „Auge“), ist eine seit der Antike bekannte, sowohl in der Romanik als auch in der Gotik wiederaufgenommene Fensterform, die später vor allem im Barock und Jugendstil verbreitet war: Ein kreisrundes oder ovales Fenster, das meist dekorativ über Portalen oder im Giebelbereich eingesetzt wird. Auch Blendfenster sind oft in dieser Form ausgeführt.
Als Oculus werden sowohl Rundfenster, als auch Lichtöffnungen im Zentrum einer Kuppel verstanden, siehe Opaion.
Kurzbeschreibung und Einsatzzwecke
Die Verbreitung der Rundfenster beschränkt sich nicht nur auf die kirchliche Baukunst. So lässt sich diese Fensterform in der Spätromanik auch im Bereich der säkularen Baukunst an Kastellen Kaiser Friedrichs II. von Hohenstaufen (Castel del Monte, Palazzo San Gervasio, am Donjon im Kastell von Lucera u. a.), später auch im Schloss- und Villenbau der Renaissance und des Barocks nachweisen.
Auch im Fachwerkbau kommen Ochsenaugen als runde oder ovale Fensterformen vor (Gaubenfenster).
Beispiele:
- Speyerer Dom, Oculus in der romanischen St.-Afra-Kapelle
- St.-Matthäus, Rodenkirchen, friesisches Stadland, vor 1250, Ochsenauge im dünnwandigen Giebeldreieck
- Dreieinigkeitskirche, Regensburg, 1630–1650, Ochsenaugen unter der Empore
- Schloss Rietberg, Graubünden, Turm mit Ochsenaugen des 17. Jhd.
- Drei Okuli im Giebelbereich eines Doppelhauses in Augsburg
- Ochsenaugen unter den Gebelfeldern und auf der Kuppel der Frauenkirche Dresden
- © Jörgens.mi, CC BY-SA 3.0Stephanskirche Lindau
- Rundfenster im Obergaden, Kirche Tschagguns
- Ochsenauge als Dachgaube (Wien-Hietzing, Altgasse 16)
- Ochsenauge als Dachgaube, Rekonstruktion (Château de Chaumont-la-Guiche, Saint-Bonnet-de-Joux, Saône-et-Loire)
Abgrenzung
Kreisrunde Fenster mit einer steinernen Maßwerkfüllung nennt man dagegen Rosenfenster, deren romanische und frühgotische Vorläufer mit Füllung in Form eines Speichenrades Radfenster. In den meisten Sprachen werden auch Radfenster als Rosenfenster (rose window, rosacee) bezeichnet.
Als Oculus werden auch die kreisrunden Öffnungen in Kuppelgewölben der Glockentürme mittelalterlicher Kirchengebäude bezeichnet, durch die die Glocken vertikal transportiert werden konnten, wie auch Baumaterial und Gerätschaften zur Errichtung und späteren Wartung der Turmbauten. Oculi dieser Art werden auch als Kuppelauge bezeichnet (vgl. Opaion). Die Öffnung wird manchmal dekorativ eingefasst, etwa in Form von achtpässigem Maßwerk.
Siehe auch
Literatur
- Johann Friedrich Penther: Ausführliche Anleitung zur bürgerlichen Bau-Kunst (Band 1): Enthaltend ein Lexicon Architectonicum oder Erklärungen der üblichsten Deutschen, Französischen, Italiänischen Kunst-Wörter der Bürgerlichen Bau-Kunst (…). Johann Andreas Pfeffel, Augspurg 1744, S. 67: Ochsen-Auge. (Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 15. Februar 2024)
Weblinks
- Fensterarten: Ochsenauge. Abgerufen am 26. Oktober 2023.
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20.03.2005 01067 Dresden, Neumarkt: Frauenkirche (GMP: 51.051905,13.741545). Errichtet von 1726 bis 1743 nach Plänen von Ratszimmermeister George Bähr. Im Februar 1945 durch Luftangriff zerstört. 30.10.2005 Weihe nach dem Wiederaufbau. Blick von Osten. Diese Sicht wird später verbaut sein. [DSCN6017.TIF]20050320180DR.JPG(c)Blobelt
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Barockes Ochsenauge (Architektur) in Catania, Italien.
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Dachgaube in Wien-Hietzing, Österreich (an der ehemaligen Gaststätte „Hietzinger Heuriger“, Altgasse 16)
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Reformierte Kirche Bunde, Osten, 13. Jahrhundert
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Speyer Cathedral: double chapel (Doppelkapelle) of Saint Emmeram (Saint Martin) and Saint Catherine -lower level-, serving as babtistry
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Ochsenaugen-Fenster an der Stelle des früheren Westportals der Justinuskirche in Frankfurt am Main-Höchst, Zustand von 2009