Haus Mecklenburg

Stammwappen derer zu Mecklenburg, der „Mecklenburger Stierkopf“

Das Haus Mecklenburg (auch Obodriten), in der wissenschaftlichen Forschung vornehmlich als Niklotiden bezeichnet, ist die aus dem Stammesverband der Abodriten hervorgegangene Dynastie, die insgesamt 787 Jahre – von 1131 bis 1918 – beinahe ununterbrochen über Mecklenburg herrschte.

Es gehörte mit dem Greifen-Geschlecht (der Dynastie der Herzöge von Pommern), dem Fürstenhaus Rügen, den Schlesischen Piasten sowie den böhmischen Přemysliden zu den wenigen Fürstenhäusern im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, die im Mannesstamm von westslawischen Fürsten abstammten.

Denkmal auf dem Burgwall der Mecklenburg

Geschichtliche Entwicklung

Stammvater des Geschlechts ist Niklot (um 1100–1160), Fürst der Abodriten, Kessiner und Zirzipanen, der 1160 im Kampf gegen Herzog Heinrich den Löwen fiel. Abstammung und Herkunft Niklots sind unbekannt. Sein Sohn Pribislaw musste sich nach der verlorenen Schlacht bei Verchen im Jahr 1164 Heinrich unterwerfen, wurde Christ und erhielt 1167 große Teile seines väterlichen Erbes von Heinrich als sächsisches Lehen zurück. Die Mecklenburg bei Wismar (auch Mikelburg, Mikelenburg oder Wiligrad genannt) wurde 1256 als Fürstensitz von Wismar abgelöst. Inzwischen waren jedoch weitere Fürstensitze im obodritischen Herrschaftsgebiet entstanden. Pribislaws Nachfahren wurden 1348 zu Herzögen ernannt, seither führen alle Mitglieder des Hauses den Titel Herzog zu Mecklenburg. Mit Albrecht III. stellten die Obodriten von 1364 bis 1389 auch einen König von Schweden. Seit 1806 souverän, wurden sie 1815 in zwei Linien (Schwerin und Strelitz) zu Großherzögen erhoben und als solche 1871 zu regierenden Bundesfürsten des Deutschen Reichs, bis zur Novemberrevolution von 1918.

Mit Juliana, Tochter des nachgeborenen Herzogs Heinrich zu Mecklenburg aus der Schweriner Linie, stellte das Haus Mecklenburg auch von 1948 bis 1980 die regierende Königin der Niederlande.

Teilherrschaften

Die mecklenburgische Landesgeschichte ist gekennzeichnet durch wiederholte dynastische Landesteilungen, wobei die einzelnen Teillande bis 1918 stets nur beschränkt autonome Glieder des mecklenburgischen Gesamtstaates blieben:

1229 Erste Hauptlandesteilung in vier Teilherrschaften:

  • Mecklenburg
  • Parchim (bis 1316)
  • Werle (bis 1436)
    • ab 1282 Werle-Güstrow und Werle-Parchim
    • ab 1292–1316 Werle
    • ab 1316 Werle-Güstrow (bis 1436) und Werle-Goldberg (bis 1374)
      • ab 1337 Werle-Waren (bis 1425) als Abspaltung von Werle-Goldberg
  • Rostock (bis 1314)

1352 Landesteilung in zwei Teilherrschaften:

1621 Zweite Hauptlandesteilung in zwei Teilherrschaften (1628–1631 unter Wallenstein zeitweilig vereinigt):

Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz 1815–1934

1701 Dritte Hauptlandesteilung in zwei Teilherrschaften:

1815 empfingen beide mecklenburgischen Regenten auf dem Wiener Kongress gemeinsam eine Titelaufbesserung als Großherzöge von Mecklenburg. Beide Landesteile wurden fortan als Großherzogtümer bezeichnet. Lediglich der Landesteil Mecklenburg-Schwerin vollzog im Zuge der 1848er Reformen den Schritt zu einem modernen Verfassungsstaat mit konstitutioneller Monarchie, der jedoch 1850 beendet und auf den alten Rechtszustand zurückgeführt wurde.

Nachdem Adolf Friedrich VI., der letzte Großherzog von Mecklenburg [-Strelitz], 1918, kurz vor dem Ende der Monarchie, unter rätselhaften Umständen starb, übernahm der Schweriner Großherzog Friedrich Franz IV. auch in Strelitz die Regierung und dankte schließlich am 14. November 1918 für beide Mecklenburg ab. Die vormaligen Landesteile erlangten 1918/19 als Freistaaten erstmals je für sich politische Selbständigkeit und blieben Länder des Deutschen Reiches. Als Beschlussort der ersten demokratischen Landesverfassung der Weimarer Republik wurde das Schloss Neustrelitz auch politikgeschichtlich bedeutend.

Borwin Herzog zu Mecklenburg(-Strelitz) (geb. 1956)[1]

Die Linie Mecklenburg-Schwerin ist 2001 im Mannesstamm erloschen, als Friedrich Franz Herzog zu Mecklenburg, der letzte Erbgroßherzog von Mecklenburg-Schwerin, kinderlos verstarb. Die Linie Mecklenburg-Strelitz besteht bis heute im Mannesstamm; letzte männliche Obodriten sind der Chef des Hauses Mecklenburg-Strelitz, Borwin (* 1956) und seine beiden Söhne Georg Alexander (* 1991) und Carl Michael (* 1994).

Persönlichkeiten

Stammlisten

Großherzöge und Herzöge

Abbildungen von Residenzen des Hauses Mecklenburg-Schwerin

Abbildungen von Residenzen des Hauses Mecklenburg-Strelitz

Literatur

  • Helge Bei der WiedenMecklenburg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 589 (Digitalisat).
  • Almanach de Gotha. Gotha 1936.
  • Ilka Minneker: Vom Kloster zur Residenz. Dynastische Memoria und Repräsentation im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Mecklenburg. Rhema-Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-930454-78-5, (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme 18), (Zugleich: Münster, Univ., Diss., 2001).

Weblinks

Commons: Haus Mecklenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Herzog von Mecklenburg auf mecklenburg-strelitz.org

Auf dieser Seite verwendete Medien

Stavenhagen Schloss Park Front barock.JPG
Barockes Schloss von Stavenhagen in Mecklenburg-Vorpommern. 1740 erbaut, modifiziert im Jahre 1890.
Neustadt Glewe Schloss 6 2016 11.jpg
Autor/Urheber: Concord, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Neustadt Glewe Schloss
Schloss Gadebusch Castle Brick Renaissance August 2009.jpg
Autor/Urheber: Horst-schlaemma, Lizenz: CC0
Schloss Gadebusch im Stil der norddeutschen Backsteinrenaissance, 1570-73 errichtet als mecklenburgische Residenz.
Herrenhaus Ratzeburg 02.jpg
Autor/Urheber: Sebastian Koppehel, Lizenz: CC BY 4.0
Herrenhaus der Herzöge von Mecklenburg, Ratzeburg.
Burg Mecklenburg Findling.jpg
Autor/Urheber: Niteshift, Lizenz: CC BY 2.5
Denkmal an der Stelle der früheren Mecklenburg in Dorf Mecklenburg
Palais-Rostock.jpg
(c) I, Stullkowski, CC BY-SA 3.0
Palais und Barocksaalbau Rostock
Baudenkmal Schloss Ludwigslust in Ludwigslust IMG 8750.jpg
Autor/Urheber: Losch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Das Baudenkmal Schloss Ludwigslust in Ludwigslust, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland wurde von 1772 bis 1776 errichtet
20 Burg Stargard 020.jpg
Autor/Urheber: Tilman2007, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Burg Strargard
Borwin of Mecklenburg 2010 crop.jpg
H. H. Duke Borwin of Mecklenburg, as released by image creator Ristesson;
Place: Hotel lobby in Titisee, Germany
Wismar Fuerstenhaus.jpg
Fürstenhaus Nordseite, im Hintergrund St. Georgen
Mirow Schloss Juli 2020.jpg
Autor/Urheber: Oberlausitzerin64, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Schloss Mirow
Friedrichsmoor 2.jpg
(c) I, Barghaan, CC BY 2.5
Jagdschloss Friedrichsmoor, Mecklenburg, Foto 2007
Großes Palais Bad Doberan Rückseite.jpg
Autor/Urheber: An-d, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Großes Palais Bad Doberan Rückseite
Gelbensande3.jpg
Autor/Urheber: Richard Schröder, Lizenz: CC BY 3.0
Jagdschloss Gelbensande
Fürstenberg Havel Castle east facade 2020.jpg
Autor/Urheber: Keijdo, Lizenz: CC0
Ostfassade des Barockschosses von Fürstenberg/Havel, Deutschland, erbaut von 1741 bis 1752.
CoA Mecklenburg.svg
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC0
Schwerin Jagdschloss Friedrichsthal 009.jpg
Autor/Urheber: Niteshift (talk), Lizenz: CC BY 2.5
Jagdschloss Friedrichsthal in Schwerin - Haupthaus
Grambow Herrenhaus 2012-02-15 032.JPG
Autor/Urheber: Niteshift (talk), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Herrenhaus des ehemaligen Gutes Grambow im Landkreis Nordwestmecklenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland
Lübstorf, Schloss Wiligrad 1.jpg
Autor/Urheber: Rauenstein, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Nordwestseite des Schlosses Wiligrad, Lübstorf, Deutschland
Raben-Steinfeld-Schloss-u.-ehm.-Forstschule-23-04-2009-085.jpg
Das ehemalige Großherzogliche Schloss und die spätere Forstschule in Raben Steinfeld (Mecklenburg).
Karte-Mecklenburg.png
Karte von Mecklenburg 1866-1934