Obersee (Bielefeld)

Obersee
Blick vom Westufer aus
Blick vom Westufer aus
Zuflüsse:Johannisbach, Jölle
Abfluss:Johannisbach
Größere Orte am Ufer:Schildesche (Stadtteil Bielefelds)
Größere Städte in der Nähe:Bielefeld
Obersee (Nordrhein-Westfalen)
Koordinaten52° 3′ 30″ N, 8° 34′ 0″ O
Daten zum Bauwerk
Bauzeit:1977–1982
Daten zum Stausee
Höhenlage (bei Stauziel)80,80 m
Wasseroberfläche20 hadep1
Speicherraum385.000 m³
Gesamtstauraum:640.000 m³
Einzugsgebiet100 km²
Bielefeld Schildescher Viadukt 1.jpg
Schildescher Viadukt, einige Meter dahinter liegt der Ausfluss des Johannisbachs aus dem See

Der Obersee (offizieller Name Johannisbachtalsperre – Obersee) ist ein künstlich angelegter Stausee im Bielefelder Stadtbezirk Schildesche. Mit einer Größe von etwa 20 ha ist er das größte Gewässer Bielefelds.

Planung, Bau und Daten

Vor dem Bau des Obersees führten der Johannisbach und die Jölle regelmäßig zu Überschwemmungen im Johannisbachtal, unter anderem im Bereich des heutigen Sees. Der von 1977 bis 1982 gebaute, 950 m lange und maximal 300 m breite See staut diese beiden Bäche und gilt mit einem Dauerstauvolumen von 385.000 m³ wasserrechtlich als Talsperre. Das maximale Stauvolumen beträgt 640.000 m³, die maximale Einstauhöhe 1,30 m. Der See besitzt ein Einzugsgebiet von 100 km².

Der Name Obersee deutet an, dass ein weiterer See unterhalb des Obersees geplant war. Das ursprüngliche Konzept sah den Obersee als eher naturbelassen gestaltetes Absetzbecken für Sedimente der Zuflüsse vor dem eigentlichen Hochwasserschutzbecken vor. Dieser untere, größere See – der Untersee – sollte dann der Freizeitnutzung und dem Wassersport zur Verfügung stehen und zu einem späteren Zeitpunkt geplant und gebaut werden. Momentan gibt es keine konkreten Pläne, den geplanten Ausbau der Talsperre durchzuführen, denn das Projekt steht seit einigen Jahren aus ökologischen, städtebaulichen und vor allem finanziellen Gründen zur Diskussion.

Am östlichen Seeufer überquert die Bahnstrecke Hamm–Minden das Johannisbachtal über den Viadukt von Schildesche, der im Zweiten Weltkrieg durch eine 10-Tonnen-Bombe zerstört worden war. Einige Meter hinter dem Viadukt befindet sich die Staumauer, über die das Wasser des Sees in den Johannisbach abfließt.

Verlandung und Sanierung

Durch Ablagerung der vom Johannisbach und der Jölle mitgeführten Sedimente – etwa 4.000 m³ pro Jahr – drohte der Obersee immer mehr zu verlanden. Weitere Probleme waren das erhebliche Algenwachstum aufgrund der großen Menge an zufließenden Nährstoffen und kritische Sauerstoffverhältnisse bei entsprechenden Wetterlagen. Neben einer Entschlammung des Sees wurde daher eine Umgehungslösung für die beiden Bäche geplant, das heißt, der Johannisbach und die Jölle sollten nördlich um den See herumgeleitet werden. Durch die Abtrennung des Sees von den Fließgewässern erhöht sich deren Fließgeschwindigkeit und der mitgeführte Sand wird flussabwärts transportiert. Daneben werden beide Bäche auch wieder für Wassertiere passierbar.

Im Sommer 2008 wurde mit der Ausbaggerung des Sees begonnen. Ihr folgte ab Februar 2009 der Bau eines neuen Bachbettes für Johannisbach und Jölle am nördlichen Seeufer mit großer Ausbuchtung am Zulauf der Jölle. Zur wasserdichten Abgrenzung auf einer Strecke von 1150 Metern musste eine Spundwand mit Bohlen errichtet werden. Der neue Bachlauf umgeht die Staumauer und nutzt zum Durchfluss einen anderen Bogen des Viadukts. Nötig wurde damit auch der Bau einer zweiten Fußgängerbrücke östlich des Viadukts. Die Arbeiten konnten Ende 2009 abgeschlossen werden, Anfang November erfolgte die Flutung des neuen Bachbettes. Infolge dieser Maßnahme ist der Obersee rund zehn Prozent kleiner geworden.

Freizeitnutzung

Der Obersee ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Es gibt neben dem rund 3,5 Kilometer langen Rundwanderweg um den See auch befestigte Wege im Park nördlich des Sees sowie zwei Kinderspielplätze. Im Bereich des Einflusses der Jölle befindet sich ein Vogelschutzgebiet, der See selbst ist als Angelgewässer an einen Fischereiverein verpachtet. Eine Elektrobefischung ergab Anfang 2007, dass im See Döbel und Rotfeder selten, Zander, Hecht, Güster, Gründling und Barsch häufiger und Plötzen und Brassen sehr oft vorkommen. Am Seeufer wurde ein heute gut 400 Jahre altes Fachwerkhaus (Baujahr 1616) aus Schildesche wiederaufgebaut, in dem sich nun eine Gaststätte und daran angeschlossen eine Strandbar sowie weitere Freizeiteinrichtungen (z. Zt. ein Minigolfplatz) befinden.

Durch die Abtrennung des Sees vom fließenden Gewässer verändert sich langsam die Wasserqualität. Die weitere Nutzung des Obersees beispielsweise als Freizeitsee ist damit in die Diskussion gekommen.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Obersee (Bielefeld) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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Bielefeld, Obersee im Januar 2009 mit Schildescher Viadukt. Letzter Winter vor der Bachumleitung und der damit verbundenen Abtrennung des nördlichen Seeufers.
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Bielefeld, Deutschland: Obersee mit dem Schildescher Viadukt
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Das Schildescher Viadukt aus Nordwestlicher Sicht
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Bielefeld, Obersee am 08.11.2009. Die Bachumleitung des Johannisbachs ist wenige Tage im Betrieb. Bedingt durch die Bauarbeiten sind alle Bäume und Büsche im Bereich des ehemaligen Seeufers entfernt.
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Bielefeld, Obersee. Verlandung im August 2008, die Ausbaggerung hat gerade begonnen.
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Mündung des Jöllenbecker Mühlenbaches ("Jölle", untere Bildhälfte) in den Johannisbach im Bielefelder Stadtteil Schildesche
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Bielefeld, Deutschland: Sedimentation im Obersee im Mündungsbereich des Johannisbachs
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Bielefeld, Obersee. Schildescher Viadukt mit Staumauer im August 2008, also vor der Bachumleitung. Heute fließt nur noch selten Wasser über diese Mauer.
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Eingefrorener Saugbagger im Obersee in Bielefeld.
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Bielefeld, Obersee im Januar 2009. Blick zum nördlichen Seeufer mit Fachwerkgebäuden der Gaststätte. Der Johannisbach ist noch nicht umgeleitet.