Oberschloss (Kranichfeld)

Oberschloss Kranichfeld

Das Oberschloss Kranichfeld ist ein Renaissanceschloss des ehemaligen Fürstenhauses Reuß, oberhalb der Stadt Kranichfeld in Thüringen, das aus einer älteren Burganlage hervorgegangen ist. Es ist im Besitz der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.

Beschreibung

Oberschloss Kranichfeld
Blick durch die Vorburg zum Oberschloss
© August Geyler / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Torhaus (Haupteingang)
Blick vom Dicken Turm nach Südwesten ins Ilmtal
Blick vom Dicken Turm nach Osten

Die Schlossanlage ging aus einer mittelalterlichen Burg zur Absicherung der Handelswege durch das Ilmtal hervor. Heute spiegelt sie immer noch die Aufteilung in Vorburg und Kernburg wider. Umgeben von einer noch teilweise erhaltenen Ringmauer, besitzt sie noch den Palas und die Ruine des Bergfried. Ihr Wohnbau ist romanischen Ursprungs und wurde im 16. Jahrhundert verändert. Der 27 m hohe Bergfried, auch der „Dicke Turm“ genannt, ist seit 2002 als Aussichtsturm begehbar.[1] Eine Glaskuppel sorgt für eine Panoramaaussicht über das Mittlere Ilmtal und der weiteren Umgebung. Ein Museum im Palas zeigt die Geschichte des Oberschlosses, insbesondere die Zeit nach dem Brand von 1934.

Geschichte

„Leckarsch“ an der Erkerkonsole

Eine Burganlage der Herren von Kranichfeld wird erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt. Das Geschlecht erlosch um 1380 im Mannesstamm. Ihr Erbe fiel an die Burggrafen von Kirchberg. Mitte des 15. Jahrhunderts erfolgte der Verkauf von Schloss und Herrschaft Ober-Kranichfeld an das Haus Reuß, in das eine Tochter aus dem Hause Kirchberg geheiratet hatte. Die Unterherrschaft (Nieder-Kranichfeld) hingegen kam an die Grafen von Gleichen.[2] Ab 1530 begann unter den Herren Reuß jüngerer Linie der Umbau zum Renaissanceschloss[3]. Von 1615 bis 1920 kam die Ortsherrschaft an verschiedene thüringische Fürstentümer, zuletzt seit 1826 an das Herzogtum Sachsen-Meiningen.

Die im Wesentlichen noch heute bestehende Renaissance-Anlage wird von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten als ein wehrhaftes Schloss, ein sogenanntes „Burgschloss“ charakterisiert.[4] Im 17. Jh. sollte die Schlossanlage festungsartig mit Bastionen ausgebaut werden, was aber nicht umgesetzt wurde.[5] In den folgenden Jahrhunderten kam es zu mehrmaligen Eigentümerwechseln. 1898 kaufte Graf Bopp von Oberstadt das Schloss und ließ umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchführen.[6] 1906 entstanden die historistischen Neubauten des Torhauses und des Turmes neben dem Torhaus (mit Verbindungsmauer) – am Eingang der Kernburg des Oberschlosses – nach Entwürfen von Bodo Ebhardt. 1934 ist es wahrscheinlich durch Brandstiftung ausgebrannt. Der letzte Besitzer schenkte es dem Reichsführer der SS, Heinrich Himmler. Dieser wollte es zu einer Kultstätte ausbauen. KZ-Häftlinge eines Außenkommandos des KZ Buchenwald bauten Teile des Oberschlosses unter unmenschlichen Bedingungen wieder auf.

1945 begann ein langsamer Verfall der Anlage, der 1970 sogar der Abbruch drohte. Eine Interessengemeinschaft begann 1981 mit Stabilisierungs- und Sanierungsarbeiten. 1994 übernahm dann die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten das Oberschloss und setzte die Sanierungsarbeiten fort.

Das Oberschloss wurde unter anderen für Außenaufnahmen für die TV-Märchenverfilmung Der Teufel mit den drei goldenen Haaren genutzt.

Literatur

  • Elmar Altwasser: Das Oberschloß Kranichfeld. Schnell, Kunstführer Nr. 2359. Regensburg 1998
  • Elmar Altwasser: Von der Burg zum Schloss und wieder zurück. Das Oberschloss zu Kranichfeld. In: Heiko Lass (Hrsg.): Von der Burg zum Schloss. Landesherrlicher und adeliger Profanbau in Thüringen im 15. und 16. Jahrhundert. 1. Auflage. quartus, Bucha bei Jena 2001, ISBN 3-931505-80-4, S. 179–191.
  • Ludger Fischer: Die Toranlage von Schloß Kranichfeld. In: Burgen und Schlösser. Jg. 37, Nr. 3, 1996, ISSN 0007-6201, S. 126–129.
  • H. Köber: Das Oberschloß zu Kranichfeld a. Ilm. In: Thüringer Fähnlein. Nr. 9. 1940, S. 125–131.
  • Paul Lehfeldt: Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens. Heft VII. Herzogthum Sachsen-Meiningen. Amtsgerichtsbezirke Kranichfeld und Camburg. Gustav Fischer, Jena 1890, S. 150–158.
  • Emil Ose: Das Oberschloß in Kranichfeld. In: Thüringer Monatsblätter. Nr. 42, 1934, S. 108–110.
  • Klaus Wagner: Das Oberschloss zu Kranichfeld. In: Deutsche Architektur. Nr. 17, 1968, S. 734–737.
Commons: Oberschloss (Kranichfeld) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Dicker Turm am Oberschloss Kranichfeld wieder begehbar in Thüringer Allgemeine Weimar vom 25. August 2010, abgerufen am 16. April 2015
  2. schlossarchiv.de:Kranichfeld - Burgruine, Schlösser, Herrschaften und Stadt (Memento vom 17. Dezember 2016 im Internet Archive)
  3. Broschüre: Oberschloss Kranichfeld. Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, 2. Auflage 2015.
  4. Infotafel im Hof der ersten Vorburg, August 2017, Verfasser: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten
  5. Ausstellung im Oberschloss Kranichfeld, August 2017
  6. Broschüre: Denkmale der Zwei-Burgen-Stadt Kranichfeld. Tourist-Information Kranichfeld, um/vor 2017.

Koordinaten: 50° 51′ 4,9″ N, 11° 11′ 39″ O

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Kranichfeld Schloßberg mit Oberschloss, Amtsvogtei, Vorwerk, Nr. 28, 30, 32, 34, 36, 40.jpg
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Kranichfeld Schloßberg mit Oberschloss, Amtsvogtei, Vorwerk, Nr. 28, 30, 32, 34, 36, 40
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Haupteingang (Torhaus) zum Oberschloss Kranichfeld, an dem sich ursprünglich vermutlich einmal eine Zugbrücke befand. Der historische Zugang dient heute als Eingang zum Museum, welches von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten betrieben wird.
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Oberschloss (Kranichfeld)
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Oberschloss Kranichfeld, Blick vom Bergfried über die gesicherte Ruine der Kernburg nach Osten
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Oberschloss (Kranichfeld), Leckarsch
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Oberschloss (Kranichfeld)
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Oberschloss Kranichfeld, Blick vorbei am Palas ins Ilmtal nach Südwesten