Oberreichenbach (Großhabersdorf)

Oberreichenbach
Koordinaten: 49° 25′ 59″ N, 10° 45′ 29″ O
Höhe: 377 m ü. NHN
Einwohner:141 (2016)
Postleitzahl:90613
Vorwahl:09105
St. Bartholomäus-Kirche Oberreichenbach
Wegkreuz am Hornsegener Weg
Wirtshaus in Oberreichenbach, im Hintergrund St. Bartholomäus

Oberreichenbach (umgangssprachlich: „Raicheʳschbach“[1]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Großhabersdorf im Landkreis Fürth (Mittelfranken, Bayern).

Geographie

Das Kirchdorf liegt im Rangau etwa drei Kilometer nordwestlich von Großhabersdorf im Tal des Reichenbaches, einem linken Zufluss der Bibert. Unmittelbar nördlich des Ortes steigt das Gelände zu dem dicht bewaldeten, 427 m hohen Dillenberg hin an. Im Westen, Ost und Süden ist der Ort von Acker- und Grünland umgeben. Im Süden wird die Flur Lohfeld genannt, im Südosten Latterbuck. Nordwestlich des Ortes befindet sich das neun Hektar große Naturschutzgebiet 18, das in einen am Dillenberg entspringendem Quellast des Reichenbaches in einer sumpfigen Niederung eine Weiherkette umfasst.

Die Kreisstraße FÜ 18 führt nach Kirchfarrnbach (2,1 km nordwestlich). Sie mündet als Farrnbacher Straße in die Kreisstraße FÜ 19 (Dorfstraße), die nach Unterschlauersbach zur Staatsstraße 2245 (2,5 km südlich) bzw. nach Deberndorf (3 km östlich) führt. Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Hornsegen (1,7 km östlich) und nach Seubersdorf zur St 2245 (2 km südwestlich).[2][3]

Geschichte

Die Gegend war bereits im Mesolithikum besiedelt, wie Befunde einer hochgelegenen Freilandstation auf dem Dillenberg belegen. Dort fanden sich auch eine frühmittelalterliche Abschnittsbefestigung, sowie die Reste eines Steinbruches und einige Zurichteplätze.

Der Ort wurde 1259 als „Richenbach“ erstmals urkundlich erwähnt, als Rudolf, Erckenbertus, Johann, Eberhard und Gertraud von Leonrod dem Kloster Seligenporten ein Gütlein im Ort gaben. 1414 wird der Ort erstmals „Obernreichenbach“ genannt zur besseren Unterscheidung des in der Nähe gelegenen Vogtsreichenbach. Der Ortsname leitet sich von einem gleichlautenden Gewässernamen ab, dessen Bestimmungswort das mittelhochdeutsche Wort „rîche“ ist (=mächtig, stark, groß).[1]

Das Kloster Heilsbronn erwarb im Ort drei Höfe.[4] Zur Zeit der Reformation im Jahr 1528 unterstand Oberreichenbach Dietenhofen.[5]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Oberreichenbach 26 Anwesen. Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das brandenburg-ansbachische Stadtvogteiamt Langenzenn aus. Über die bayreuthischen Untertanen übte das Stadtvogteiamt Markt Erlbach das Hochgericht im begrenzten Umfang aus. Grundherren waren das Kastenamt Cadolzburg (fünf Höfe, vier Halbhöfe, ein Gut), das Dekanat Langenzenn (ein Halbhof), das Spital Langenzenn (ein Gut), die Heiligenstiftung Dietenhofen (ein Gut, zwei Häuser), die Pfarrei Dietenhofen und Heiligenstiftung Oberreichenbach (ein Wirtshaus, zwei Häuslein) und die Deutschordenskommende Nürnberg (vier Höfe, zwei Halbhöfe, zwei Güter).[6]

Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Oberreichenbach dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Unterschlauersbach und der im selben Jahr gegründeten Ruralgemeinde Unterschlauersbach zugeordnet.[7]

Das bayerische Urkataster zeigt in den 1810er Jahren Oberreichenbach als ein typisches Haufendorf, südlich der Kirche zu beiden Seiten des Reichenbaches im Talgrund gelegen. Erfasst waren 25 Höfe mit unregelmäßig geschnittenen aber stattlichen Wirtschaftsflächen, sowie drei außerhalb gelege Weiher.[8]

1901 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Das Feuerwehrhaus befindet sich am Dorfplatz. Ein Gedenkstein erinnert an das 100-jährige Jubiläum der Feuerwehrgründung. Ein Sportplatz mit Volleyballfeld und Spielplatz befindet sich vor Ort.

Am 1. Juli 1971 fand die Eingemeindung von Oberreichenbach gemeinsam mit dem damaligen Gemeindeort (Markt) Unterschlauersbach in die Gemeinde Großhabersdorf statt. Die Schule wurde zu dieser Zeit in Seubersdorf, der damaligen Gemeinde Seubersdorf – Oberschlauersbach besucht. Während der Gebietsreform in Bayern wurde am 1. Januar 1970 Seubersdorf an Dietenhofen eingegliedert und zu dieser Zeit auch die Schulpflicht nach Großhabersdorf in die 1965 errichtete Volksschule verlegt.

Baudenkmäler

Die denkmalgeschützte St. Bartholomäus-Kirche wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gebaut und gehört zur evangelischen Kirchengemeinde Großhabersdorf. Diese überbaut die untertägigen Reste eines mittelalterlichen Vorgängerbaues, die als Bodendenkmal ausgewiesen sind. Im 18. Jahrhundert wurde sie durch den Chorturm erweitert. Weitere denkmalgeschützte Objekte in Oberreichenbach sind eine Fachwerkscheune aus dem 18. Jahrhundert in der Nähe der Farnbacher Straße sowie das spätmittelalterliche Wegkreuz am östlichen Ortsausgang.[9]

Einwohnerentwicklung

Jahr001818001840001861001871001885001900001925001950001961001970001987002016
Einwohner166210188216230222209265161150152141
Häuser[10]2835394137363537
Quelle[11][12][13][14][15][16][17][18][19][20][21]

Religion

Der Ort ist seit der Reformation protestantisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Walburg (Großhabersdorf) gepfarrt, die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Walburga (Großhabersdorf) gepfarrt.

Literatur

Weblinks

Commons: Oberreichenbach (Großhabersdorf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b W. Wiessner: Stadt und Landkreis Fürth, S. 77f.
  2. Oberreichenbach im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  3. NSG 18 westlich von Oberreichenbach
  4. G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 2, S. 357.
  5. Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 2., unveränderte Auflage. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2, S. 195 (Erstausgabe: 1950).
  6. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 156. Dort fälschlicherweise 27 Anwesen angegeben.
  7. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 234.
  8. Oberreichenbach im BayernAtlas (Bayerische Uraufnahme)
  9. LfD-Liste für Großhabersdorf Seiten 2,3 und 6 (.pdf)
  10. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  11. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 68 (Digitalisat).
  12. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 69 (Digitalisat).
  13. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1032, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  14. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1198, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  15. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1128 (Digitalisat).
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1196 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1234 (Digitalisat).
  18. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1064 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 782 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 174 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 336 (Digitalisat).

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Die evangelische Filialkirche St. Bartholomäus stammt aus dem 15. Jahrhundert, auf einem Sandsteinbau thront ein Fachwerkchortürmchen.
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Oberreichenbach Wegkreuz
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Oberreichenbach Kirche von Süden