Oberkommandierender der Streitkräfte Österreich-Ungarns

Kriegs- und Marineflagge Österreich-Ungarns
Hoheitszeichen der Luftfahrtruppen
Truppenfahne der k.k. Landwehr
Truppenfahne der Honvéd

Oberkommandierender der Streitkräfte Österreich-Ungarns war bis 1918 der Oberbefehlshaber der Bewaffneten Macht oder Wehrmacht von Österreich-Ungarn.

Allerhöchster Oberbefehl

Oberbefehlshaber war der Kaiser, der Allerhöchste Oberbefehl,[1] der mit den Streitkräften über die am 11. Juli 1867 eingerichtete Militärkanzlei Seiner Majestät des Kaisers und Königs verkehrte. Unter ihren Leitern, meist mit dem Titel Generaladjutant versehen, waren:

Seit dem Desaster im Sardinischen Krieg übte Franz Joseph I. die Funktion des Oberbefehlshabers nicht mehr persönlich aus. Er bestellte daher, nach Feldmarschall Erzherzog Albrechts Tod – dieser hatte das Amt 1866 von Feldzeugmeister Benedek, dem Heerführer im Sardinischen Krieg, übernommen[2] – 1905 Erzherzog Friedrich von Österreich-Teschen zu seinem Vertreter, was sich im Schematismus so las: Zur Disposition des Allerhöchsten Oberbefehls – se. k.u.k. Hoheit General der Infanterie und Armeeinspektor Erzherzog Friedrich.[3]

Neben Friedrich, der vor allem zeremonielle Aufgaben hatte, war Erzherzog Thronfolger Franz Ferdinand in den letzten Jahren der Monarchie von großem Einfluss auf ihre bewaffnete Macht, die er einheitlich zu erhalten und auszubauen suchte. Nach einer Offizierskarriere war er 1898 zur Disposition des Allerhöchsten Oberbefehles gestellt worden,[4] um sich dem Heer als Ganzem und der Marine zu widmen. Er unterhielt dazu im Schloss Belvedere in Wien von 1899 an seine eigene Militärkanzlei (Leiter Dezember 1905–Herbst 1911: Alexander Brosch von Aarenau, Herbst 1911–Juni 1914: Carl von Bardolff), die von Brosch sukzessive zur „Nebenregierung“ ausgebaut wurde. 1913 wurde der Thronfolger vom Kaiser zum Generalinspektor der gesamten bewaffneten Macht bestellt;[5] auf seinen Wunsch berief Franz Joseph I. General Conrad zum Generalstabschef (1906–1911 und 1912–1. März 1917). Der Generalstabschef, schon seit der Reform 1895 Chef des Generalstabs für die gesamte bewaffnete Macht, hatte das Recht, dem Monarchen (ohne Anwesenheit des Kriegsministers) persönlich vorzutragen, womit der Generalstabschef über das Verteidigungsministerium wie auch die kaiserliche Kanzlei rückte und die Generaltruppeninspekteure diesem unterstellt werden – nur der Thronfolger war ihm noch übergeordnet.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges ernannte der Kaiser Friedrich zum Armeeoberkommandanten, wie es schon früher in Kriegszeiten üblich war, den Oberbefehl im Ernstfall an einen verdienten Offizier abzugeben. Friedrich hatte die Funktion bis zum 2. Dezember 1916 inne, als der neue Kaiser Karl I. den Oberbefehl selbst übernahm.

Karl gab den Oberbefehl am Ende des Krieges noch ab, um nicht selbst die Kapitulation unterzeichnen zu müssen.[6]

Liste der Oberkommandierenden

Angegeben ist die seinerzeitige Titulatur Daten ab 21. Dezember 1867, bis 11. November 1918 (Demobilisierung)

Oberkommandierender

Stellvertreter

  • se. k.u.k. Hoheit Feldmarschall Erzherzog Friedrich Maria Albrecht von Österreich-Teschen (s. o.)
    • 1914 – 2. Dezember 1916 (→ Stellvertreter)
    • Oberkommandierender der gesamten bewaffneten Macht
  • se. k.u.k. Hoheit Feldmarschall Erzherzog Friedrich Maria Albrecht von Österreich-Teschen (s. o.)
    • 2. Dezember 1916 – 11. Februar 1917 (zur Disposition)

Literatur

  • Hubert Zeinar: Geschichte des österreichischen Generalstabes. Böhlau, Wien 2006, ISBN 3-205-77415-9.

Einzelnachweise

  • Antonio Schmidt-Brentano: Die k. k. bzw. k. u. k. Generalität 1816-1918. Hrsg.: Österreichisches Staatsarchiv. Wien Juni 2007 (pdf, oesta.gv.at – Namensindex mit Rangdaten).
  1. Allerhöchsten Oberbefehl – Seine Majestät der Kaiser und König – Franz Joseph I. So die offizielle Bezeichnung des Oberbefehlshabers bis 1916.
  2. a b H. Zeinar: Geschichte des österreichischen Generalstabes. 2006, S. 455 und Fußnote 336 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Auch dies die offizielle Bezeichnung
  4. a b H. Zeinar: Geschichte des österreichischen Generalstabes. 2006, S. 416 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Fußnote 251). Franz Joseph hatte schon 1908 beschlossen, im Entscheidungsfalle seinen Erben mit dem Oberkommando zu beauftragen. H. Zeinar: Geschichte des österreichischen Generalstabes. 2006, S. 455 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Friedrich Weissensteiner: Franz Ferdinand. Der verhinderte Herrscher. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1983, ISBN 3-215-04828-0, S. 200 f.
  6. a b c d 31. Oktober Auflösung der Gemeinsamen Armee, 11. November Demobilisierung, Pensionierung der Generäle per 1. Dezember 1918; detailliert zum Kommando November 1918 siehe:
    Georg Reichlin-Meldegg: Feldmarschall Hermann Baron Kövess von Kövessháza. In: Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport/Österreichs Bundesheer (Hrsg.): Truppendienst. Folge 306, Ausgabe 6/2008. Wien (bmlv.gv.at).
    H. Zeinar: Geschichte des österreichischen Generalstabes. 2006, Generaloberst Arthur Albert Freiherr Arz von Straussenburg – Der letzte Generalstabschef Österreich-Ungarns von 1917 bis 1918, S. 292–298 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. H. Zeinar: Geschichte des österreichischen Generalstabes. 2006, Bindung an den allerhöchsten Oberbefehl, S. 544 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. „in Ausübung seiner Herrscherrechte“, Tagesbefehl vom 2. Dezember 1916.

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