Oberjochpass

Oberjoch
B 308, Oberjochpass, im Hintergrund Bad Hindelang
B 308, Oberjochpass, im Hintergrund Bad Hindelang

B 308, Oberjochpass, im Hintergrund Bad Hindelang

HimmelsrichtungWestOst
Passhöhe1178 m ü. NHN
BundeslandBayern, DeutschlandTirol, Österreich
WasserscheideOstrach, WertachVils
TalorteBad HindelangSchattwald
AusbauBundesstraße B 308Landesstraße B 199
Erbaut1895–19001900
SperreKeine
GebirgeAllgäuer Alpen
Profil
Ø-Steigung3,8 % (353 m / 9,3 km)4,6 % (106 m / 2,3 km)
Karte (Bayern)
Oberjochpass (Bayern)
Oberjochpass (Bayern)
Koordinaten47° 31′ 32″ N, 10° 25′ 54″ O
REGION1-BEZ=REGION2-BEZ

Der Oberjochpass ist ein 1178 m ü. NHN hoher Gebirgspass in Deutschland, der im südlichen Teil Bayerns etwa 800 m westlich der Grenze zu Österreich in den Allgäuer Alpen liegt.

Geographie

Luftaufnahme der Jochstraße

Die über den Oberjochpass führende Straße verbindet das Tal der Ostrach bei Bad Hindelang (Landkreis Oberallgäu) zunächst im Dorf Oberjoch mit jenem der Wertach und dann mit dem Tal der Vils im Tannheimer Tal bei Schattwald (Bezirk Reutte). Der mit 1178 m höchste Punkt der Pass-Straße liegt nicht auf der eigentlichen Wasserscheide zwischen Wertach und Vils. Diese befindet sich etwa 500 Meter weiter östlich auf 1150 m Höhe, direkt am ehemaligen Grenzübergang zwischen Deutschland und Österreich.

Die Pass-Straße ist auf beiden Seiten Bundesstraße: auf deutscher Seite die B 308, auf österreichischer Seite die B 199. Am ehemaligen Grenzübergang wird die B 308 zur B 199. Die B 199 führt weiter in Richtung Südosten durch das Tannheimer Tal und über den Gaichtpass in das Lechtal.

Die B 308 ist die zweithöchstgelegene deutsche Bundesstraße. Die höchstgelegene Bundesstraße ist die B 317 mit dem Feldbergpass (1231 m ü. NHN).

Der Oberjochpass vermittelt nicht nur den Übergang nach Tirol, sondern auch die unmittelbare Verbindung mit dem Wertacher Raum und dem Ostallgäu. Ab Oberjoch führt die Bundesstraße 310 über Unterjoch nach Wertach und weiter bis Füssen.

Der Oberjochpass ist Teil der Ferienstraße „Deutsche Alpenstraße“.

Geschichte

Neuzeit

Jochstraße um 1900

1540 bis 1550 wurde unter Graf Hugo von Montfort die Straße von Sonthofen über Hindelang nach Oberjoch erbaut. In der gleichen Zeit ließ Erzherzog Sigismund Franz von Habsburg, Landesfürst von Tirol, eine Straße von Weißenbach am Lech über den Gaichtpass durch das Tannheimertal bis zur Gähwinde bauen. Damit war zum ersten Mal ein zusammenhängender Straßenzug vom Illertal zum Lechtal geschaffen worden, dessen Steigungen zwar stark, aber nicht schwierig waren. Infolgedessen wurden Montfortstraße und Gaichtpassstraße immer beliebter und zogen den Warenverkehr immer stärker an sich. Die neue Salzstraße wurde bald zu einer wichtigen Handelsstraße zwischen Tirol und dem Rhein, da der Arlberg wegen seiner Schwierigkeit berüchtigt war und die Reichsstraße über Kempten (Allgäu) zu weit. Schon im Jahr 1662 wurden auf der Jochstraße 15.850 Salzfässer (ein Fass wog etwa 5 Zentner) verfrachtet. Nicht weniger als 300 Pferde waren Tag für Tag unterwegs. Das war für damalige Verhältnisse ein gewaltiger Verkehr, der zu Wohlstand führte. Die Bewohner der Gemeinden des Tannheimertales wie die des Ostrachtales wurden von keinerlei Umlagen belastet.

In Bad Hindelang erinnert der sogenannte Salzbrunnen an den Salzhandel über den Oberjochpass.

Der gewaltige Verkehr auf der Salzhandelsstraße verlangte nach einer umfangreichen Organisation und nach staatlicher Aufsicht. Eine Grödordnung, gegeben im Jahre 1603, erneuert 1795, sorgte für die erforderliche Regelung der weitausgedehnten Handelswege, wobei auf den dazu bestimmten Strecken Rodstationen oder Faktoreien und Salzstädel errichtet wurden. Faktoreien bestanden in Nesselwängle, Hindelang (jetzt Bad Hindelang), Immenstadt und Simmerberg (Weiler-Simmerberg), eine Oberfaktorei war in Reutte. Dort befand sich auch ein großes Salzlagerhaus. Ein Salzstadel befand sich auf dem Oberjoch (jetzt durch eine Gedenktafel gekennzeichnet). Er wurde erst 1809 erbaut und erfüllte seinen Zweck nur bis zum Jahr 1823, bis der Salzhandel über die Jochstraße ganz aufhörte. In Hindelang befand sich ebenfalls ein Salzstadel, der 1828 in ein Wohnhaus umgebaut und 1930 abgebrochen wurde, dazu die Salzfaktorei, die im Jahre 1671 von Salzfaktor und Stutenhofverwalter Thomas Scholl erbaut wurde.

20. Jahrhundert

Im Jahr 1894 begannen die Vorbereitungen zu einer neuen Jochstraße, und im Jahr 1895 wurde mit ihrem Bau begonnen. Sie wurde von vornherein für starken Verkehr angelegt, erhielt eine ansehnliche Breite und vor allem ein geringes Gefälle. Der Höhenunterschied von 300 m von Hindelang nach Oberjoch wurde mit 106 Kurven überbrückt.

Während des Dritten Reiches wurde der Oberjochpass in Adolf-Hitler-Paß umbenannt. In der Kriegs- und Nachkriegszeit wurde die Pflege der Jochstraße vernachlässigt, so dass sie in einen beklagenswerten Zustand geriet. Von Frühjahr bis Oktober 1952 wurde die Jochstraße zu einer gepflegten Autostraße erneuert.

1975 wurde die Bundesstraße 310 über Unterjoch nach Wertach fertiggestellt. Sie dient als Verbindung vom Oberjochpass mit dem Wertacher Raum und dem Ostallgäu. 1980 bis 1982 erfolgte der Ausbau der B 308 auf der Strecke von Oberjoch über die Passhöhe 1176 m (auf der Gähwinde) bis zur Staatsgrenze.[1]

Von der ehemaligen Grenzstation zwischen Allgäu und Tirol führt der elf Kilometer lange Sebald-Weg bis zum Geburtsort des Schriftstellers W. G. Sebald nach Wertach. Der Weg wird begleitet von Stelen mit Textauszügen aus Sebalds Erzählung Il ritorno in Patria.

Sport

Unweit südwestlich des Oberjochpasses fand früher auf einem Abschnitt der B 308 zwischen Bad Oberdorf und Oberjoch (Gemeindeteile von Bad Hindelang) das Jochrennen als Bergrennen statt. Seit 1999 findet alljährlich das „Jochpass Memorial“ für Oldtimer in Verbindung mit der „Historic Rallye“ statt.

Panorama

vergrößern und Informationen zum Bild anzeigen
Blick von der Kanzel, dem Aussichtspunkt am Jochpass, in das Ostrachtal: links Bad Oberdorf, rechts Bad Hindelang. Berge von links: Pfannenhölzer, Breitenberg, Daumen, Rotspitze, Nebelhorn, Entschenkopf, Imberger Horn, die Höhenzüge der Hörnerkette und der Allgäuer Nagelfluh-Schichtkämme

Einzelnachweise

  1. Steffan Bruns : Alpenpässe – vom Saumpfad zum Basistunnel, Bd. 1, S. 129

Weblinks

Commons: Oberjochpass – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Bavaria relief location map.jpg
Autor/Urheber: Grundkarte TUBS, Relief Alexrk2, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Physische Positionskarte Bayern, Deutschland. Geographische Begrenzung der Karte:
Salzkapelle.jpg
Bildkapelle der Salzfahrer am Oberjochpass
KanzelOberjochpass.JPG
(c) woxe, CC BY-SA 3.0
Blick von der Kanzel, dem Aussichtspunkt am Oberjochpass, ins Ostrachtal
Jochpass Passhöhe 1178m.JPG
(c) Woxe, CC BY-SA 3.0
Oberjoch (1178 m) und Bundesstraße 308 bei Oberjoch, im Hintergrund Kühgundkopf (1907 m) und Iseler (1878 m).
Oberjochpass, Allgäuer Alpen (2022-07-16), by Klugschnacker in Wikipedia 03.jpg
Autor/Urheber: Nikolai Maria Jakobi, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Der Oberjochpass in den Allgäuer Alpen, Juli 2022.
Oberjochpass airview.JPG
Autor/Urheber: Alofok, Lizenz: CC BY 3.0
Oberjochpass near Bad Hindelang
Salzbrunnen (salt fountain) Bad Hindelang sunny summer day part.jpg
(c) Jürgen Matern, CC BY-SA 3.0
Der sog. 'Salzbrunnen' von Bad Hindelang an einem sonnigen Sommertag von Westen aus gesehen.
Jochpass Via Decia.JPG
(c) Woxe, CC BY-SA 3.0
Passhöhe Jochpass, höchster Punkt im Bundesstraßennetz
Jochpass Kanzel.JPG
(c) Woxe, CC BY-SA 3.0
Der Aussichtspunkt am Oberjochpass an der Bundesstraße 308 mit Blick nach Süden auf Breitenberg (1893 m), Rotspitze (2034 m), Entschenkopf (2043 m) und Imberger Horn (1655 m).
Oberjoch.jpg
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0