Oberflächenwelle

Oberflächenwellen sind Grenzflächenwellen an der freien Oberfläche eines Körpers bzw. an dessen Phasengrenzschicht (beispielsweise Wasseroberfläche). Sie sind weder rein transversale noch rein longitudinale Wellen und können nach dem Aggregatzustand der Medien unterschieden werden, an deren Oberfläche sie sich ausbreiten:

Oberflächenwellen in Flüssigkeiten

Schwerewellen südlich der Straße von Messina. Man erkennt die höhere Ausbreitungsgeschwindigkeit mit wachsender Wellenlänge

An der Oberfläche von Flüssigkeiten können Schwerkraft und Oberflächenspannung als rücktreibende Querkräfte wirken, welche die Rolle des Schubmoduls übernehmen. Daraus resultieren transversale Oberflächenwellen, deren Ausbreitung im Allgemeinen schwer beschrieben werden kann.

Die Flüssigkeitsteilchen an der Oberfläche werden nicht von der Welle transportiert, sondern bleiben ortsfest bis auf eine kleine Bewegung entlang einer kreisähnlichen Bahn mit einem Radius, der der halben Wellenhöhe entspricht. Jedes Volumenelement der Flüssigkeit durchläuft also an der Wasseroberfläche eine Kurve, die durch einen Kreis um ein feststehendes Zentrum auf der Mittelebene angenähert werden kann.

Die Wellengeschwindigkeit hängt ab von

  • der Schwerebeschleunigung
  • der Oberflächenspannung in N/m
  • der Dichte
  • dem Verhältnis Flüssigkeitshöhe zu Wellenlänge :

mit der Funktion Tangens hyperbolicus.

Da die Geschwindigkeit von der Wellenlänge abhängt, zeigen diese Oberflächenwellen eine Dispersion.

Seitens der Protophysik wurde die Bezeichnung ‚transversal‘ als Gattungsbegriff im Zusammenhang mit Oberflächenwellen abgelehnt.[1]

Formen von Wasserwellen

FormPeriodeUrsache
Kapillarwellenbis 1 sWind, Schall, Ultraschall; kleines Hindernis beim Strömen (Schießen oder Fließen)
gewöhnliche Schwerewellen1 bis ungefähr 12 sWind; Strömungshindernis, Turbulenz
Dünung, Infraschwerewellen0,5 bis 5 mingewöhnliche Schwerewellen, Wind
Seiches, Tsunami5 min bis mehrere StundenErdbeben, Wind und Luftdruckänderungen
Gezeitenwellen12 bzw. 24 StundenMond, Sonne (jeweils die Anziehungskraft)
Transgezeitenwellen (langperiodische Wellen)> 24 StundenMond, Sonne; Stürme

Literatur

  • Stöcker – Taschenbuch der Physik – ISBN 978-3817118601
  • Demtröder Experimentalphysik Band 1 – Springer Verlag – ISBN 978-3662464144

Einzelnachweise

  1. Bruno Thüring: Einführung in die Protophysik der Welle. 1978, Berlin: Duncker und Humblot, S. 141.

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Die Straße von Messina ist eine Meerenge, die die Insel Sizilien von der italienischen Halbinsel trennt und das Ionische Meer mit dem Tyrrhenischen Meer verbindet. Hier treten starke Gezeitenströmungen auf, die mit der flachen Schwelle in ihrer Mitte interagieren. Die durchschnittliche Tiefe der Meerenge beträgt nur 80 m, im Vergleich zu Tiefen von über 800 m im Süden. Solitärwellen können Züge von internen Wellen erzeugen, und diese wirken auf die Meeresoberfläche, weil sie sich mit variablen Oberflächenströmungen überlagern und dabei die Oberflächenrauheit verändern. ASTER sieht diese Erscheinungen als dunkle (glatte) und helle (raue) Muster, wenn die Sonnenbeleuchtung im richtigen Winkel zur Ausrichtung des Satelliten steht. Die ASTER-Aufnahmen erstrecken sich über eine Fläche von 58 km x 90 km.