Ober Sankt Veiter Friedhof

Blick über den Ober Sankt Veiter Friedhof mit Aufbahrungshalle
Glasmosaik von Hermann Bauch
Mausoleen (Ende 19. Jh.)
Grabmal für Edith und Egon Schiele
Grabmal für Carl Geyling
Grabmal für Slatin Pascha
Grabmal mit Relief eines Atlanten (1944) von Heinrich Krippel
Grabdenkmal mit Engel (1898) von Bildhauer Arthur Kaan, der Familie Richard Flesch

Der Ober Sankt Veiter Friedhof ist ein Friedhof im 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing.

Lage

Der Ober Sankt Veiter Friedhof liegt in Hietzing am Rande des Lainzer Tiergartens in der Katastralgemeinde Ober Sankt Veit, Gemeindeberggasse 26. Der Berg- und Parkfriedhof wurde auf dem Gemeindeberg angelegt und wird im Nordwesten von der bewaldeten Bergkuppe begrenzt. Im Süden grenzt der Friedhof an die Gemeindeberggasse, im Osten an den Josef-Kraft-Weg. Der Friedhof umfasst eine Fläche von 35.886 Quadratmeter und beherbergt rund 4.600 Grabstellen.[1]

Geschichte

Alte Friedhöfe

Der alte Friedhof der Ober Sankt Veiter Pfarre lag an der Südostseite neben der Pfarrkirche. Der Friedhof dürfte bereits im 18. Jahrhundert überbelegt gewesen sein, da Gräber nach einer Zeit aufgelassen werden mussten und die Gebeine ausgelagert wurden. Die Gebeine lagerte man in der Krypta der Pfarrkirche. 1751 ließ Fürsterzbischof Johann Josef Graf Trautson einen neuen Friedhof angelegen, während der alte Friedhof im selben Jahr geschlossen und in eine kleine Parkanlage verwandelt wurde.

Der neue Friedhof entstand auf einem etwa einem Joch großen Grundstück in der heutigen Auhofstraße und wurde 1751 von Kardinal Sigismund von Kollonitz geweiht. Das Friedhofskreuz wurde vom alten auf den neuen Friedhof überführt. Eine Erweiterung des Friedhofs erfolgte 1826, 1856 ging er in den Besitz der Gemeinde über. Da der Friedhof jedoch alsbald zu klein geworden war, ließ die Gemeinde in der Gemeindeberggasse einen neuen Friedhof im Ausmaß von 4.200 Quadratklaftern errichten. Die Weihe erfolgte am 2. November 1876, der alte Friedhof wurde noch bis 1879 belegt. Nachdem die Auflassung des Friedhofes bereits Ende 1889 angeordnet worden war, wurde die endgültige Auflassung 1903 genehmigt. Nach der Abräumung und Demolierung der Bauwerke konnte an der Stelle des Friedhofes 1908 eine Parkanlage eröffnet werden, die nach dem Ober Sankt Veiter Bürgermeister Alexander Strecker benannt wurde.

Die heutige Friedhofsanlage

Der 1876 eröffnete Friedhof wurde noch vor der Eingemeindung um rund 2.300 Quadratmeter erweitert. 1902 erfolgte der Beschluss für eine neuerliche Erweiterung der Anlage. Die Umbettung der sterblichen Überreste des Bischofs von Valence, Michael Gabriel Comte Messay, vom alten Friedhof wurde 1905 genehmigt. Zu dieser Zeit umfasste der Friedhof 19.019 Quadratmeter, wobei lediglich Katholiken bestattet werden durften. Die Bewilligung für die Errichtung einer Leichenhalle und einer Einsegnungskapelle erfolgte 1907.

Da die Belegung des Lainzer Friedhofes immer stärker anstieg, wurde 1920 verfügt, dass die Verstorbenen der Bezirksteile Lainz und Speising bis zur Erweiterung des Friedhofes am Ober Sankt Veiter Friedhof zu bestatten seien. Der Ober Sankt Veiter Friedhof selbst wurde 1947, 1954 und 1959 erweitert. Zudem konnten durch Aufschließungsarbeiten in den Erweiterungsflächen sowie Sanierungsarbeiten heimgefallene Gräber und neue Grabstellen vergeben werden. Die Urnenanlage wurde 1966 eröffnet.

Gebäude

Die bestehende Aufbahrungshalle wurde zwischen 1964 und 1966 nach den Plänen des Architekten Erich Boltenstern umgestaltet, die künstlerische Ausgestaltung führte Hermann Bauch aus. Bei der Halle handelt es sich um einen langgestreckten Bau mit überhöhter offener Mittelhalle. Hermann Bauch entwarf neben den Bleiglasfenstern in den Seitenwänden auch ein Antikglasmosaik, das in der Apsis angebracht wurde. Zudem ist die Halle durch ein dunkles Betonkreuz geschmückt.

Bestattete Personen

Ehrenhalber gewidmete Gräber

Der Ober Sankt Veiter Friedhof weist 17 ehrenhalber gewidmete Gräber auf.[2]

NameLebensdatenTätigkeit
Wilhelm Appel1875–1911Schriftsteller
Friedrich Julius Bieber1873–1924Afrikaforscher und Ethnologe
Conrad Bühlmayer1835–1883Maler
Christl Goltz-Schenk1912–2008Opernsängerin
Karl Hentschel1827–1898Letzter Bürgermeister von Ober Sankt Veit
Kolm-Veltee (Familie)Filmpioniere
Alexander Mell1850–1931Verwaltungsbeamter und Blindenpädagoge
Alma Motzko1887–1968Politikerin
Anton Peschka1885–1940Akademischer Maler, Schwager von Egon Schiele
Anton Peschka jun.1914–1997Akademischer Maler, Neffe von Egon Schiele
Kurt Johann Rapf1922–2007Komponist und Dirigent
Egon Schiele1890–1918Akademischer Maler
Eduard Schlesinger1903–1988Widerstandskämpfer
Heinrich Schönich1844–1926Letzter Bürgermeister von Unter Sankt Veit
Rudolf Freiherr von Slatin (Slatin Pascha)1857–1932Offizier und Forschungsreisender
Leopold Sommerer1791–1875Oberlehrer und Gemeinderat
Ignaz Spöttl1834–1892Numismatiker und Heimatforscher
Otto Stoessl1875–1936Schriftsteller

Gräber weiterer Persönlichkeiten

Weitere bedeutende Persönlichkeiten, die am Ober Sankt Veiter Friedhof begraben sind:

NameLebensdatenTätigkeit
Günther Bahr1944–2011Hörfunkmoderator
Kurt Benesch1926–2008Schriftsteller
Hilde Borik1908–2007Politikerin
Ludwig Bowitsch1818–1881Dichter und Schriftsteller
Eduard Castle1875–1959Germanist
Hans Christian1929–2011Opernsänger (Bariton)
Michael Danzinger1914–2007Komponist, Pianist und Unterhaltungskünstler
Hans Demel1886–1951Ägyptologe
Friedrich Ehrendorfer1923–2023Botaniker
Skender Fani1940–2023Rechtsanwalt
Max Frey1902–1955Landschaftsmaler
Rudolf Fischer1908–2001Politiker
Heinrich Gattermeyer1923–2018Komponist
Carl Geyling1814–1880Glasmaler
Franz Grabmayr1927–2015Künstler
Guido Gröger1874–1950Unternehmer und Baumeister
Herbert Gruber1913–1999Filmproduzent
Wilhelm Haas1842–1918Direktor der Universitätsbibliothek
Franz Hagenauer1906–1986Bildhauer
Richard Heinzel1838–1905Mediävist
Ludwig Herberth1890–1953Politiker
Helmut Heuberger1927–2001Zeichner und Maler
Nikolaus Hofreiter1904–1990Mathematiker
Adolf Holzhausen1868–1931Verleger
Paul Hör1948–2011Schauspieler
Heinrich Jauner1833–1912Medailleur
Franz von Jauner1831–1900Schauspieler
Ewald Kleisinger1912–2000Gerechter unter den Völkern
Josefine Kramer-Glöckner1874–1954Volksschauspielerin
Robert Krasser1882–1958Pädagoge und Politiker
Walther Kraus1902–1997Klassischer Philologe
Karl Křitek1861–1928k.u.k. Generaloberst
Karl Künzel1889–1945Filmproduktionsleiter
Hermann Lanske1927–1979Filmproduzent
Erich Lifka1924–2007Schriftsteller
Eugen Margarétha1885–1963Politiker
Otto Mazal1932–2008Byzantinist und Bibliothekar
Erwin Melichar1913–2000Präsident des Verfassungsgerichtshofs
Alfred Mell1880–1962Militärhistoriker
Franz Xaver Meyer1934–2017Dirigent
Adolf Nesset1920–1982Politiker
George Niemann1841–1912Architekt, Bauforscher, Archäologe und Grafiker
Otto Pammer1926–2008Kameramann und Fernsehfilmproduzent
Adalbert Pilch1917–2004Maler und Grafiker
Pius Michael Prutscher1913–1995Politiker
Roland Rainer1910–2004Architekt
Helmut Richter1941–2014Architekt
Eduard Robitschko1915–1999Bildhauer
Otto Sagmeister1906–1985Genossenschafter, Manager
Theodor Schenk1907–1967Komponist
Sepp Schuster1924–1999Architekt
Franz Schütz1892–1962Organist
Hans Schwabl1924–2016Altphilologe
Franz Spunda1890–1963Schriftsteller
Karl Stemolak1875–1954Bildhauer
Arthur Szarvassi1873–1919Physiker
Felix Tarbuk1893–1982Offizier und Eisenbahningenieur
Oswald Stimm1923–2014Künstler
Hella Unger1875–1934Bildhauerin und Medailleurin
William Unger1837–1932Radierer und Kupferstecher
Gunther Wawrik1930–2023Architekt
Richard Maria Werner1854–1913Germanist
Erwin Wrbka1929–2012Bauingenieur
Karl Wüstenhagen1893–1950Schauspieler, Regisseur und Intendant

Literatur

  • Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Falter Verlag, Wien 2004, ISBN 3-85439-335-0.
  • DEHIO Wien – X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk, Anton Schroll & Co, Wien, 1996, ISBN 3-7031-0693-X

Weblinks

Commons: Ober Sankt Veiter Friedhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. [1] Friedhof Ober St. Veit auf den Seiten der Friedhöfe Wien GmbH, abgerufen am 12. Januar 2024
  2. www.friedhoefewien.at – Ehrenhalber gewidmete Gräber des Friedhofs Ober Sankt Veit (PDF; 29 kB), November 2016 (abgerufen am 11. Mai 2017)

Koordinaten: 48° 10′ 40,7″ N, 16° 15′ 42,7″ O

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Grabmal Carl Geyling, Ober Sankt Veiter Friedhof, Wien-Hietzig
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Grabmal (1898) von A. Kaan, Ober Sankt Veiter Friedhof, Wien-Hietzing
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Grabmal mit Atlant (1944) von Krippel, Ober Sankt Veiter Friedhof, Wien-Hietzing
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Ober Sankt Veiter Friedhof Schiele (Reihe 10, Grabgruppe B 15/6) in Wien XIII. , geschaffen vom ungarischen Bildhauer Benjamin Ferenczy (1890 bis 1967) http://austria-forum.org/af/Bilder_und_Videos/Historische_Bilder_IMAGNO/Schiele,_Egon/00118079
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Mausoleen (Ende 19. Jh.), Ober Sankt Veiter Friedhof, Wien-Hietzing