Nydeggbrücke

Nydeggbrücke mit Untertorbrücke
Berner Altstadt mit Nydeggbrücke 1844, kurz vor der Fertigstellung, Lithografie nach einer Daguerreotypie von Franziska Möllinger

Die Nydeggbrücke[ˈnidɛk] verbindet die Gegend der Nydeggkirche in der Altstadt von Bern mit dem gegenüberliegenden Ufer der Aare beim Bärengraben.

Lage und Erstellung

Mit dem zunehmenden Waren- und Reiseverkehr zu Beginn des 19. Jahrhunderts sollte in Bern eine Hochbrücke gebaut werden, welche die grossen Steigungen von und zu der Stadt durch den Aaregraben eliminieren oder reduzieren würde. Um den geeigneten Standort entbrannte ein heftiger Streit, der schliesslich zugunsten der unteren Altstadt, bei der Nydegg, entschieden wurde.

Nachdem der Projektvorschlag privater Initianten verworfen worden war, beauftragte die Burgergemeinde Bern 1836 vier ausländische Brückenexperten (Donegani, Jaquiné, Mosca und Negrelli) mit Gutachten und liess basierend darauf den Architekten Joseph Ferry Pläne ausarbeiten. Diese wurden durch die unterdessen gebildete Brückenbaugesellschaft mehrmals abgeändert und 1840 vom Projektleiter Rudolf von Wurstemberger nochmals überarbeitet. Das Projekt erfuhr sogar während der Bauzeit nach mehreren Projektänderungen und -verbesserungen nochmals substantielle Anpassungen.

Die Brücke wurde zwischen September 1840 und November 1844 in vierjähriger Bauzeit durch den Urner Bauunternehmer Karl Emanuel Müller (den Erbauer der zweiten Teufelsbrücke über die Schöllenenschlucht am Gotthard) errichtet. Nachdem die zu Beginn durch Hochwasser der Aare fast unüberwindlichen Schwierigkeiten gemeistert waren, kamen die Bauarbeiten rasch voran, und am 15. September 1843 wurde unter Kanonendonner der Schlussstein des grossen Bogens eingesetzt. Am 23. November 1844 fand die feierliche Eröffnung statt.

Die Brücke war von Anfang an umstritten, vor allem, weil sie die Steigungen nur teilweise aufhob und sowohl auf der Stadtseite wie auch auf der Landseite immer noch bedeutende Höhendifferenzen zu überwinden waren. Steigungen stellten für die damaligen Pferdefuhrwerke eine viel grössere Behinderung dar als für den heutigen motorisierten Verkehr.

Die gemäss kantonaler und eidgenössischer Konzession erhobenen Brückenzölle blieben stets weit unter den Erwartungen und bereiteten, zusammen mit den Kostenüberschreitungen, der Brückenbaugesellschaft grosse Finanzprobleme. Sie konnten letztlich erst mit der Aufhebung der Brückenzölle am 1. März 1853 und der Abfindung der Aktionäre mit 70 % ihrer Einlage gelöst werden.[1]

Ausmasse

Hauptportal der Nydeggbrücke über der Aare
© August Geyler / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Hauptbogen der Nydeggbrücke über der Aare mit deutlich tiefer verlaufender Untertorbrücke im Hintergrund

Die Nydeggbrücke ist insgesamt ca. 200 Meter lang, wobei das Mittelstück zwischen den als Zollhäusern geplanten Pavillons 124,3 Meter misst. Die Spannweite des Hauptbogens über der Aare misst knapp 46 m, gehört somit zu den grössten Spannweiten von Natursteinbrücken überhaupt, diejenige der beiden Seitenbogen 16,5 m. Die Brückenbreite beträgt an den Zufahrten 25,2 m, über den Seitenbogen 15,6 m und über der Aare 12,2 m.

Literatur

  • Urs Emch, Die Berner Nydeggbrücke, Geschichte einer bautechnischen Pionierleistung, Haupt, Bern 2012, ISBN 978-3-258-07745-1.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Nydeggbrücke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Urs Emch: Die Berner Nydeggbrücke, Geschichte einer bautechnischen Pionierleistung, Haupt, Bern 2012, ISBN 978-3-258-07745-1, S. 112

Koordinaten: 46° 56′ 54″ N, 7° 27′ 31″ O; CH1903: 601521 / 199695

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Brückenportal der Nydeggbrücke.jpg
© August Geyler / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Die Aare umfließt die historische Altstadt Berns. Am östlichsten Punkt überwindet die Nydeggbrücke (Portal im Vordergrund) das Tal des Flusses und stellt damit einen historischen Zugang zur Stadt dar. Im Hintergrund befindet sich die deutlich niedriger verlaufende Untertorbrücke.
Franziska Moellinger GA II 46 1 bern.tif
Eine von 16 Veduten und Stadtansichten der Schweiz, Lithographie nach einer Daguerreotypie von Franziska Möllinger.