Nunc sancte nobis spiritus

Nunc Sancte nobis Spiritus (lat. „Jetzt, Heiliger Geist“) ist ein christlicher Hymnus, gedichtet in ambrosianischen Hymnenstrophen, der traditionell dem heiligen Ambrosius von Mailand zugeschrieben wird. In ihm wird die Gegenwart des Heiligen Geistes erfleht.

Liturgischer Ort

Der Hymnus wird vor allem in der Terz des Stundengebets gesungen. Dies geht auf die Apostelgeschichte zurück (Apg 2,15 ), nach deren Bericht die Jünger am Pfingsttag mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden. Da die Jünger dabei den Umstehenden betrunken zu sein schienen, verteidigte Petrus sie mit ausdrücklichen Verweis auf die frühe Tageszeit, nämlich auf die dritte Stunde (entspricht 9 Uhr). Daher stellen christliche Hymnen und Gebete, die für diese Uhrzeit bestimmt sind, oft einen Bezug zum Kommen des Heiligen Geistes her.

Die Choralmelodie zum lateinischen Text dieses Hymnus wechselt durch das Kirchenjahr.[1]

Überlieferung

Der Hymnus findet sich bereits in einem Hymnar aus dem Ende des 8. Jahrhunderts.[2]

Lateinischer Text

Lateinischer TextWörtliche Übersetzung

Nunc, Sancte, nobis, Spiritus,
Unum Patri cum Filio,
Dignare promptus ingeri
Nostro refusus pectori.

Os, lingua, mens, sensus, vigor
Confessionem personent.
Flammescat igne caritas,
Accendat ardor proximos.

Praesta, Pater piissime,
Patrique compar Unice,
Cum Spiritu Paraclito
Regnans per omne saeculum. Amen.

Jetzt, Heiliger Geist,
Eins mit dem Vater und dem Sohn,
Lass dich willig zu uns nieder,
Überströme unser Herz!

Mund und Zunge, Herz, Sinn, Kraft
Lasse das Bekenntnis klingen!
In Feuer entflamme die Liebe,
Glut erfasse auch die Nächsten!

Gewähre (dies), treuester Vater,
(Und) du Einziger, dem Vater gleich,
Zusammen mit dem Beistand Geist
Herrschend durch alle Zeit. Amen.

Alternativer Schluss

Per te sciamus da Patrem,
Noscamus atque Filium,
Te utriusque Spiritum
Credamus omni tempore! Amen.

Durch dich lass uns vom Vater wissen
Und ebenso den Sohn erkennen
Und uns an dich als beider Geist
Glauben allezeit! Amen.

Im Gebrauch als Hymnus kommen nur drei Strophen zum Einsatz. Die oberen drei Strophen stellen die Fassung dar, in der der Hymnus üblicherweise im Offizium gebraucht wird.[1] Die jeweilige Schlussstrophe geht auf den Hymnus Veni creator spiritus zurück.

Nachdichtung

Komm, Heil’ger Geist, vom ew’gen Thron,
eins mit dem Vater und dem Sohn;
durchwirke unsre Seele ganz
mit deiner Gottheit Kraft und Glanz.

Erfüll mit heil’ger Leidenschaft
Geist, Zunge, Sinn und Lebenskraft;
mach stark in uns der Liebe Macht,
dass sie der Brüder Herz entfacht.

Lass gläubig uns den Vater sehn,
sein Ebenbild, den Sohn, verstehn
und dir vertraun, der uns durchdringt
und uns das Leben Gottes bringt. Amen.

Anmerkungen

  1. a b Abtei Solesmes (Hrsg.): Liber Usualis. Tournai / New York 1961, hrsg. von der, S. 235, 318, 407, 458, 519, 531, 569, 808, 846, 969, 1256, 1708 (archive.org).
  2. Unter Verweis auf Cod. XXV d/86, ehemals der Stiftsbibliothek St. Paul im Lavanttal. Suitbert Bäumer: Geschichte des Breviers. Versuch einer quellenmäßigen Darstellung der Entwicklung des altkirchlichen und des römischen Officiums bis auf unsere Tage. Freiburg im Breisgau 1895, S. 256, Fußnote 4 (books.google.de).