Numerus
Der Numerus (Mehrzahl: Numeri; deutsch: Zahl, Anzahl) ist in der Grammatik eine Zählform zur Bestimmung von Mengenwertigkeiten, also zur Festlegung beziehungsweise Unterscheidung der Anzahl.
Es gibt je nach Sprache folgende Numeri: Singular (Einzahl), Dual[is] (Zweizahl), Paral, Trial, Quadral, Paukal, Plural (Mehrzahl), Distributiv. Beispielsweise verfügen das klassische Arabisch, das Slowenische[1] und das Sorbische für sämtliche Substantive und Verben über Dualformen, das Hebräische jedoch nur für paarweise auftretende Körperteile (Hände, Lippen usw.) und einige Zeitbegriffe. Viele außereuropäische Sprachen, etwa das Chinesische, kennen hingegen keinen Numerus als Kategorie der Grammatik – die Anzahl kann in diesem Fall etwa durch Zahlwörter, Mengenangaben oder Reduplikation ausgedrückt werden, bei Eindeutigkeit unterbleibt die Angabe.
In der deutschen Grammatik werden der Singular (Einzahl) und der Plural (Mehrzahl) unterschieden. Numerusformen bilden hier die folgenden Wortarten: Substantiv, Adjektiv, Artikel, Pronomen und Verb.
Es gibt auch Wörter, die entweder nur in der Einzahl oder nur in der Mehrzahl vorkommen; diese heißen Singulariatantum bzw. Pluraliatantum. Beispiele für den unterschiedlichen Numerus bei deutschen Substantiven im Nominativ (siehe auch Deutsche Deklination):
Singular | Plural | Anmerkung |
---|---|---|
Schule | Schulen | |
Kind | Kinder | |
Rad | Räder | Stammvokal ändert sich, +Endung |
Sofa | Sofas | |
Programm | Programme | |
Atlas | Atlanten/Atlasse | Mehrzahlbildung schwankend |
Apfel | Äpfel | nur Stammvokal ändert sich |
Lehrer | Lehrer | Singular und Plural sind gleich |
Ferien | Ferien | Pluraletantum (kein Singular) |
Lärm | Lärm | Singularetantum (kein Plural) |
Möglichkeiten zur Pluralbildung
Die meisten Sprachen haben eine syntaktische Technik, um anzuzeigen, ob ein oder mehrere Gegenstände aus der realen Welt erwähnt werden. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, wie die Sprachen Pluralität darstellen. Die erste und häufigste Möglichkeit zur Pluralbildung handelt es sich um eine Änderung der morphologischen Form des Substantivs.[2]
Möglichkeit | Beispiel |
---|---|
Präfix | Anindilyakwa (iyikwayiwa - wirr-iyikwayiwa) |
Suffix | Deutsch (Hund - Hunde) |
Ton | Ngiti (màlimò – màlímó) |
Reduplikation | Indonesien (rumah – rumah-rumah) |
Änderung innerhalb des Substantivstammes | Dinka (kat – kɛt) |
Die zweite Möglichkeit zur Pluralbildung besteht mittels freier Morphemes an andere Stelle in der Nominalphrase, und zwar Pluralwörter.
- Teiwa (buku – buku non)
- Tagalog (bahay – mga bahay)
Hinzu kommen noch Sprachen, die keinen morphologischen Plural besitzt. Trotzdem lässt die Pluralität sich ausdrücken durch die Verwendung von Mengenwörter bzw. Quantoren zur Identifizierung der Art und Anzahl der Entitäten. Dies bedeutet nicht, dass solche Sprachen Numerus haben, wie z. B. two und both in Englisch beziehen sich nicht auf Dual, denn in der englischen Grammatik ist Dual nicht notwendig.[3]
Verbindlichkeit der Pluralbildung
Die Sprachen unterscheiden sich darin, ob es tatsächlich notwendig ist, dass Plural an Substantivs markiert wird und wenn ja, welche Nomen markiert werden müssen. Das Vorkommen der Pluralmarkierung ist entweder obligatorisch oder optional oder überhaupt nicht vorhanden. Die markierten Substantive können entweder belebt (einschließlich menschlich und nicht-menschlich) oder unbelebt sein. Die obligatorische Pluralmarkierung aller Substantiven findet sich in ganz West- und Nord-Eurasien und in den meisten Teilen Afrikas wie z.b. Deutsch, Englisch usw. Die optionale Pluralmarkierung aller Substantiven ist besonders in Südost- und Ostasien und Australien verbreitet. Das vollständige Fehlen einer Pluralmarkierung ist insbesondere in Neuguinea und Australien zu finden. In manche Sprachen ist eine obligatorische Pluralmarkierung nur erforderlich bei menschlichen Substantiven. In Kontrast zu Sprachen wie Chinesisch und Japanisch kommt die Pluralmarkierung optional nur in menschlichen Substantiven vor. In einige Sprachen ist der Plural für unbelebte Substantive optional, für menschliche Substantive wiederum obligatorisch[4]. Normalerweise ist der Plural obligatorisch, aber es wird jedoch sehr oft weggelassen (kann optional sein) wenn das Substantiv mit Ziffern oder andere Mengenwörtern zusammenkommt. Allerdings wird dies nicht als Beweis für die Optionalität des Plurals angesehen, sondern als indirekter Beweis für die Verbindlichkeit. Ansonsten muss die Pluralmarkierung explizit als optional bezeichnet werden
àwọn ìwé mi | ìwé mi |
[PL book my] | [book my] |
‘my (various) books’ | ‘my (collection of) books’ or ‘my book’ |
Das Pluralwort in Yoruba àwọn wird verwendet wenn es sich auf eine Gruppe von Individuen bezieht, während kein Plural verwendet wird wenn es kollektiv ist.[5]
Siehe auch
- Belebtheitskategorie
- Belebtheitshierarchie
- Zählen – eine Handlung zur Ermittlung der Anzahl der Elemente in einer endlichen Menge von gleichwertigen Objekten.
- Stoffname – Ausdruck für nicht zählbare Dinge (Materialnamen)
- Kollektivum – Ausdruck, der eine unbestimmte Anzahl gleichartiger Dinge zusammenfasst
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Snježana Kordić: Die grammatische Kategorie des Numerus. In: Helmut Jachnow, Boris Norman, Adam E. Suprun (Hrsg.): Quantität und Graduierung als kognitiv-semantische Kategorien (= Slavistische Studienbücher). n. F., Bd. 12. Harrassowitz, Wiesbaden 2001, ISBN 3-447-04408-X, S. 63 (bib.irb.hr [PDF; 1,2 MB; abgerufen am 1. Juni 2016]).
- ↑ https://wals.info/chapter/33
- ↑ Corbett 2000, S. 51
- ↑ https://wals.info/chapter/34
- ↑ https://wals.info/chapter/34