Number One (1973)

Film
TitelNumber One
ProduktionslandItalien
OriginalspracheItalienisch
Erscheinungsjahr1973
Länge90 Minuten
Altersfreigabe
Stab
RegieGianni Buffardi
DrehbuchGianni Buffardi, Alessandro Continenza
MusikGiancarlo Chiaramello
KameraRoberto D’Ettorre Piazzoli
SchnittMaurizio Mangosi
Besetzung

Number One ist ein italienischer Kriminalfilm und ein Politdrama von Gianni Buffardi aus dem Jahr 1973. In den Hauptrollen spielten Renzo Montagnani, Luigi Pistilli, Claude Jade, Chris Avram und Guido Mannari. Nachdem der Film 1973 aus politischer Zensur schnell aus der Öffentlichkeit verschwand, wurde er 2021 restauriert und erlebte seine Wiederaufführung im Kino und seine Weltpremiere im Fernsehen.

Handlung

Rom. Im Nachtclub „Number One“, Treffpunkt von Künstlern, Callgirls, Playboys und Mafiosi, sind Verbrechen an der Tagesordnung. Kunstraub, Drogenhandel sind nur einige der Delikte, mit denen sich die Polizei befassen muss. Der Tod einer Amerikanerin sorgt schließlich für groß angelegte Ermittlungen.

Im „Number One“ geben die Playboys Benni und Leo den Ton an. In einer Villa meldet Teddy Garner Jr. mit seinen Freunden Massimo und Dino den Tod seiner Frau Deborah. Das erste Ergebnis lautet Suizid, doch Kommissar Vinci zweifelt daran und beginnt mit seinen Ermittlungen. Teddy Garner hat fluchtartig das Land verlassen, um sich der Verfolgung zu entziehen. Schnell entstehen Verbindungen zum organisierten Kunstraub, in dem Massimo und Dino aktiv sind und hier auch vor Mord nicht zurückschrecken. Die französische Schauspielerin Sylvie Boisset, die eine Freundin von Playboy Benni ist, geht als einzige zu der Beerdigung von Deborah. Sylvie informiert die Karabinieri über das Versteck der gestohlenen Gemälde in einem Kloster. Später besucht Sylvie besucht ihren Freund Massimo, der sie vor allem vor Leo und dem Commendatore warnt. Von Massimo erfährt sie Schreckliches. Die Polizei hat inzwischen das Kloster durchsucht, die Gemälde gefunden und den Prior verhaftet. Vinci arbeitet von nun an gemeinsam mit dem „Capitano“, dem Kommandanten der Karabinieri. Massimo will nach dem Treffen mit Sylvie mit seiner Frau, dem Fotomodell Betsy, in die Schweiz fliehen, doch die beiden werden in eine Falle gelockt und an einem See, dem Lago di Martignano, erschossen. Sylvie geht erneut zu den Karabinieri und macht eine Aussage beim Capitano zum Tod Deborahs: Als Teddy mit seinen Freunden Massimo und Dino im Haus von Deborah ankam, lag diese nach der Einnahme von Heroin nackt und sich wälzend mit Schaum vor dem Mund, auf dem Bett. Dino beruhigte seine Freunde, sie sollen den Todeskampf von Deborah abwarten. Während die Männer Karten spielen, ist Deborah nach langem Todeskampf tot. Erst dann rufen sie den Doktor. Und Teddy verlässt eilig Italien. Die Aussage von Sylvie führt zu einer erneuten Obduktion von Deborahs Leiche. Doch die Ermittler können keinen Schuldigen finden, denn immer wieder verschwinden Verdächtige oder auch Zeugen...

Entstehungsgeschichte

Nicola Campigli, dem 1971 von seinem verstorbenen Vater Massimo ein Vermögen an Bildern hinterlassen wird, ist Opfer eines Kunstraubs. Da Campigli mit dem Jet Set Roms im Club „Number One“ verkehrt, lernt er den Schwiegersohn des Komikers Totò, den jungen Filmproduzenten Gianni Buffardi kennen. Nach Auffliegen der Diebe recherchieren Campigli und Buffardi im Nachtclub sowie auf Polizeirevieren.[1] Mit einem Dutzend Stars, darunter die Italiener Renzo Montagnani, Luigi Pistilli, Guido Mannari und Venantino Venantini, dem Rumänen Chris Avram und der französischen Schauspielerin Claude Jade als heimlicher Informantin entsteht der Krimi Number One, der schließlich am 28. Mai 1973 seine Premiere hat.

Da der Film sehr deutliche Bezüge zu damals aktuellen Prozessen um das „Number One“ zeigt und reale Personen klar erkennbar macht, so zum Todesfall Talitha Getty und zur Banda della Magliana („Magliana-Bande“), wurde er nach der Aufführung sofort wieder aus dem Verkehr gezogen: Die Erinnerung an das reale Number One, Roms angesagtestem Nachtclub, der nach einem anonymen Hinweis nur ein Jahr zuvor wegen Drogenkonsums geschlossen wurde, war zu lebendig.[2]

Erst 2021 wurden in einem Lagerhaus Negative entdeckt und der Film wurde vom Centro Sperimentale di Cinematografia restauriert und erfuhr seine Wiederaufführung und seine Welturaufführung im Fernsehen.

Restaurierung und Wiederaufführung 2021

Der Film, dessen Hauptfiguren Pseudonyme von teilweise echten Vertretern des Jetset im Rom der 1970er Jahre sind, verschwindet recht schnell aus der Öffentlichkeit. 2021 tauchen Negative auf. Das Centro Sperimentale di Cinematografia und die Cineteca Nazionale rekonstruieren den Film in Zusammenarbeit mit dem Cineasten-Fernsehsender Cine34. Bei der Arbeit sind auch Roberto d'Ettorre Piazzoli, der damalige Kameramann, und Antonello Buffardi, der Sohn des Regisseurs, anwesend. Der Film wurde auf dem 39. Torino Film Festival in Turin im November 2021 wiederaufgeführt[3] Anschließend wird der Film beim Sender Cine34 seine Fernsehpremiere haben.[4][5] Luca Pallanch von der Cineteca Nazionale erklärt: „Das gute Roma, etwas früher von Carlo Lizzani erzählt, und das schlechte Rom, gemalt von Gianni Buffardi, sind zwei Seiten derselben Medaille, die nun nicht nur Cinephilen, sondern auch Detektiven in der italienischen Geschichte geboten wird.“[6]

„Number One“ hat seine Fernseh-Erstausstrahlung am 9. Dezember 2021 auf dem dem italienischen Kino gewidmeten Kanal Cine 34 mit einer filmhistorischen Einführung durch den Filmkritiker Tatti Sanguineti.[7]

Kritiken

Marida Catterini, Dez. 2021: „Der Film erzählt von den geheimen Nächten des internationalen Jetsets im Rom der 1970er Jahre [...] In der großen Besetzung: Renzo Montagnani, Luigi Pistilli, Claude Jade, Chris Avram, Massimo Serato, Howard Ross. [...] Der Number One Club stand 1971 im Mittelpunkt eines großen Kokain-Skandals, in den viele Namen des internationalen Jetsets verwickelt waren. Die Erzählung ist also die Geschichte des mondänen und feierfreudigen Nachtlebens in Rom in dieser Zeit, die durch die Anwesenheit von abtrünnigen Geheimdiensten, internationalem politischem Druck, organisiertem Verbrechen und der Banda della Magliana gekennzeichnet war. Der Film Number One ist also ein Foto des Dolce Vita, das nun zum Mala Vita geworden ist. [...] Die Erzählung aus dem Film von 1973 erwies sich als viel zu unangenehm. Kein Wunder, dass es sofort wieder aus dem Verkehr gezogen wurde: Zu lebendig war die Erinnerung an das echte Number One, Roms beliebtestes Nachtlokal. Ein Ort, der nach einem anonymen Hinweis nur ein Jahr zuvor wegen Drogenhandels geschlossen wurde. Aber vor allem sind die beteiligten Personen zu stark. Das Schicksal des Filmes ist besiegelt: alle Spuren des Filmes sind verloren. Viele unbequeme Wahrheiten werfen Schatten auf das Licht von La Dolce Vita.“[8]

Massimiliano Schiavoni, Quinlan, 2021: "Der hybride Charakter des Films, der von Dutzenden von Charakteren bevölkert wird, zerstreut und manchmal buchstäblich unverständlich ist, stellt ein Zeitdokument dar, das nonchalant filmische Genres und Nachrichten-Skrupel vermischt. Es ist kein Zufall, dass Cine34 Interesse an dieser Rückgewinnung gezeigt hat. Wenn man bedenkt, dass jede Entdeckung von verlorenen Filmen unseres Kinos ein verdienstvolles Werk darstellt, so ist es auch richtig, dass Number One entscheidend zu unserem Genrekino gehört, sich aber gleichzeitig dem Rahmen der Genres entzieht, da er aus verschiedenen Inspirationen zusammengesetzt ist und sich auf einzigartige Weise um eine schwärmerische Chorerzählung herum artikuliert. [..] Über der Trockenheit der Linie und ihrer stilistischen Merkmale steht jedoch eine weitere Absicht, die über allem anderen steht: die Struktur, die darauf abzielt, über die jüngsten Nachrichten zu berichten und dabei die Bezüge zu bekannten Persönlichkeiten aus den Nachrichten der Zeit kaum zu verbergen (oder besser gesagt, sie absichtlich deutlich erkennbar zu lassen). Als typisches Beispiel für einen italienischen Nachtclub der 1960er/70er Jahre, in dem sich der Jetset unverhohlen mit Kriminellen abgibt, wird „Number One“ in Buffardis Film zur Metapher für alles Böse im Italien jener Zeit. Mit einer kühnen Haltung wirft Buffardi alles in einen offen moralisierenden Kessel, von der High Society über in Italien stationierte ausländische Reiche, Nachkommen königlicher Familien, Vertreter des Adels bis hin zu Politikern, Geistlichen und verschiedenen Mitgliedern der Unterwelt. Es gibt viele Bezüge zu den Ereignissen dieser Zeit, angefangen bei den deutlich erkennbaren Bezügen zu Paul Getty Jr. und dem Tod seiner Frau Talitha an einer Überdosis Drogen. Für ein besseres Verständnis des Films wäre es in der Tat notwendig, eine Art Kartierung der Bezüge zu den Nachrichten vorzunehmen, die im Laufe der Jahre unweigerlich verloren gegangen sind. [...] Andererseits ist die narrative Struktur von Buffardis Film so unzusammenhängend und vielgestaltig, und er vertraut auf einen ausgesprochen nonchalanten Gebrauch der Rückblende, dass er paradoxerweise Zerlegungen und Neuzusammensetzungen zulässt, ohne dass man den Unterschied spürt. Buffardi scheint ein unentwirrbares und unentzifferbares Geflecht erzählen zu wollen, in dem das System des Staates völlig in einem Abgrund von Korruption, Verderben und Misswirtschaft versinkt. Die Geschichte als Ganzes wird immer undurchschaubarer und dreht sich um die wechselnden Interessen einer Vielzahl von Figuren, die alle in dieselben Missetaten verwickelt sind [...] Der Film, der hier und da die Physiognomie eines Dokudramas annimmt, in dem die Namen der realen Personen kaum variieren, überträgt die Aufgabe, die Fäden eines solchen Durcheinanders fest zusammenzuhalten, den Ermittlungen eines Polizeikommissars (Renzo Montagnani) und eines Hauptmanns der Carabinieri (Luigi Pistilli). [...][9]

Enrico Nicolosi, cinedams, 2021: „Obwohl der Film die Verwirrung zu seinem Markenzeichen macht, ist er von einer klaren Zielstrebigkeit durchdrungen, die man von den ‚poliziotteschi‘ oft nicht kennt. Obwohl Number One auf einer wahren Begebenheit beruht, verzichtet Gianni Buffardi auf die klassische Justizrhetorik und zeigt stattdessen ein Rom, das durch einen Pessimismus und Existenzialismus gefiltert ist, der der Atmosphäre von Di Leos Filmen sehr nahe kommt. Genau hier entsteht die eingangs erwähnte Verwirrung: Die Erzählstränge geraten durch die zahlreichen Rückblenden durcheinander, die Figuren beginnen, sich gegeneinander zu wenden und alles ist von einem brutalen Humor durchzogen, der das Gefühl der Orientierungslosigkeit nur noch verstärkt. Vor allem zwei Szenen zeigen Buffardis Absichten durch den geschickten Einsatz von Ton. Im ersten Teil bringt der Regisseur die Stimmen der zahlreichen Figuren in ‚Number One‘ immer wieder zum Schweigen, um sie stattdessen in einer endlosen Reihe von Blicken zu präsentieren. Wenn diese Szene dazu dient, den Zuschauer sofort in eine benachteiligte Position zu bringen, so wird dieser Zustand durch die zweite Szene nur noch verfestigt. In dem Moment, in dem sich im Dialog zwischen dem Anwalt und dem Polizisten wesentliche Elemente für ein besseres Verständnis der Erzählung herauskristallisieren, werden die beiden Stimmen vom Lärm der Straßenbahnen und der auf der Straße verkehrenden Autos übertönt. Diese beiden Szenen verdeutlichen nur noch mehr die Unmöglichkeit von Klarheit und Auflösung, sowohl für den Zuschauer als auch für die Figuren.“[10]

Marcel Davinotti Jr, „Davinotti“: „Wenn es die Absicht war, etwas anzudeuten, ohne es zu erklären, und nur einen kleinen Einblick in das Intrigengeflecht zu geben, das die oberen Ränge des römischen Bürgertums zur Zeit von ‚Number One‘ umgab, dann kann man sagen, dass Buffardi das Ziel erreicht hat: So logisch und strukturiert die Geschichte auf den ersten Blick erscheint, so sehr schwillt sie in Wirklichkeit mit einer Menge von Namen und Ereignissen an, dass es anfangs mühsam ist, einer breiten Bewegung in den hohen Sphären zu folgen, die von der Ermordung der jungen Deborah, die als Selbstmord ausgegeben wird, über den Diebstahl wertvoller Kunstwerke dazu führt, dass sogar Teile der Kirche und Größen der prominentesten Gesellschaft involviert sind. […] Man darf nicht vergessen, dass der Regisseur selbst in dem Club abhing und viele der Leute kannte, die dort verkehrten: Deshalb sind die Bezüge zu realen Ereignissen weniger weit hergeholt, als man meinen könnte, und auch, warum der Film fast sofort verschwunden sein soll. Zwei Personen versuchen, das Rätsel zu lösen: die Polizei, die von der Entdeckung der Leiche Deborahs ausgeht, und die Carabinieri, die von der Meldung des Gemäldediebstahls an in die Geschichte eingreifen. Es handelt sich um die authentischsten und glaubwürdigsten Charaktere, auch dank der hervorragenden Leistungen der beiden (Montagnani, Pistilli), und sie schaffen es irgendwie, das Interesse an einer Geschichte wachzuhalten, die nach den Regeln des Kriminalromans aufgebaut ist, die sich dann aber selbst amüsiert, indem sie die Regeln untergräbt, um alles wieder in den Rahmen der großen Verschwörung zu bringen, durch die das Schutzniveau demonstriert wird, das der üblichen Liga der Mächtigen, die das Land mit ihren Reichen und ihrem Geld beherrschen, garantiert ist. Avram und die anderen sind die Herren der ‚Nummer Eins‘, mit dem ‚kleinen‘ Fotografen (Mannari), der zur Schlüsselfigur wird, die notwendig ist, um die verschiedenen Zweige der Untersuchung miteinander zu verbinden, beginnend mit dem, der mit dem französischen Mädchen (Jade) verbunden ist, das jene Zeugin darstellt, die einen Teil des Kartenhauses zum Einsturz bringen kann. Man merkt Buffardi die Lust am Experimentieren an, auch formal, mit plötzlichen Rückblenden, Geräuschen, die die Dialoge überdecken, Nebeneinanderstellungen, die den größten Zynismus suggerieren (die Szene, in der ein Kartenspiel gespielt wird, während die arme Deborah auf dem Bett hinter ihr ausgeschaltet wird und weißen Schaum aus ihrem Mund stößt, ist höchst fragwürdig), aber es ist, als ob alles im Embryo geblieben wäre, als ob der Film als Ganzes ein höheres Realisierungsniveau verdient hätte, das am Ende zugunsten eines vagen und nicht schlüssigen Werks weicht, das jedoch nicht ohne Charme ist, was zum einen an seiner legendären Unverfügbarkeit seit fast fünfzig Jahren liegt und zum anderen an seinen realen, starken Bezügen zu einer Welt, die sicherlich viel zu verbergen hatte.“[11]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hugh McLeave: Rogues in the gallery. 2003, S. 115–118
  2. Number One: il film di Gianni Buffardi in 1^TV assoluta su Cine34, cineavatar.it.
  3. Number One, auf torinofilmfest.org
  4. Il CSC al 39° Torino Film Festival, auf fondazionecsc.it.
  5. Number One (1973) restauriert auf dem 39. Torino Film Festival 2021, auf claudejade.com.
  6. zwei Filme in Rom 1973: Number One / La ragazza di Via Condotti, auf claudejade.com
  7. Number One, il film di Gianni Buffardi in prima assoluta su Cine34, auf mediasetplay.mediaset.it, abgerufen am 8. Dezember 2021
  8. Number One, l’instant-movie sulla Mala Vita di Roma degli anni ’70: dove, quando, info, auf maridacaterini.it, abgerufen am 9. Dezember 2021
  9. Number Onedi Gianni Buffardi, auf quinlan.it, abgerufen am 9. Dezember
  10. “Number One” di Gianni Buffardi, cinedamstorino.it.
  11. Number One, davinotti.com.