Nullteiler

In der abstrakten Algebra ist ein Nullteiler eines Ringes ein Element , für das es ein vom Nullelement verschiedenes Element gibt, so dass . Dieses letztere Produkt wird gelegentlich als Nullprodukt bezeichnet.

Das Nullelement ist als neutrales Element der Addition gleichzeitig absorbierendes Element der Multiplikation. Deshalb ist es selbst ein Nullteiler, ein trivialer Nullteiler. Ferner wird ein Nullprodukt, das einen Faktor enthält, trivialerweise , weshalb Produkte mit einem bekannten Faktor zur Definition des Begriffs Nullteiler nicht herangezogen werden.

Definition

Ist ein Ring und , dann unterscheidet man zwischen:[1][2][3]

  • Linksnullteiler: Es gibt ein Element , so dass .
  • Rechtsnullteiler: Es gibt ein Element , so dass .
  • (zweiseitiger) Nullteiler: ist sowohl Links- als auch Rechtsnullteiler.
  • Linksnichtnullteiler: ist kein Linksnullteiler.
  • Rechtsnichtnullteiler: ist kein Rechtsnullteiler.
  • (zweiseitiger) Nichtnullteiler: ist weder Links- noch Rechtsnullteiler, oft auch reguläres Element genannt.

In nichtkommutativen Ringen müssen Linksnullteiler keine Rechtsnullteiler sein und umgekehrt, bei kommutativen Ringen hingegen fallen die zwei mal drei Begriffe schlicht zu Nullteiler bzw. Nichtnullteiler zusammen.

Man nennt von verschiedene Links-, Rechts- oder zweiseitige Nullteiler echt (dann sind beide Faktoren ). Ein Ring ohne echte Links- und ohne echte Rechtsnullteiler heißt nullteilerfrei.

Ein nullteilerfreier, kommutativer Ring mit Einselement heißt Integritätsring.

Satz vom Nullprodukt

Für nullteilerfreie Ringe gilt per Definition:

Ist für zwei Elemente , dann ist oder

Diese Aussage wird auch, vor allem in der Schulmathematik, als Satz vom Nullprodukt bezeichnet.[4] Der Satz vom Nullprodukt gilt insbesondere im Bereich der reellen Zahlen und kann dort manchmal vorteilhaft benutzt werden, um Gleichungen aufzulösen.

Beispiel

Gesucht sind die reellen Zahlen, welche die Gleichung erfüllen. Durch Ausklammern erhält man die äquivalente Gleichung . Mit dem Satz vom Nullprodukt folgt nun oder . Also hat die Gleichung die beiden Lösungen und .

Beispiele

  • Der Ring der ganzen Zahlen ist nullteilerfrei[5], der Ring (mit komponentenweiser Addition und Multiplikation) enthält zum Beispiel die Nullteiler und , denn und .
  • Jeder Körper ist nullteilerfrei, denn jedes von verschiedene Element hat ein multiplikatives Inverses.
  • Der Restklassenring hat die Nullteiler 2, 3 und 4, denn es ist .
  • Allgemein ist für eine natürliche Zahl der Restklassenring genau dann nullteilerfrei (sogar ein Körper), wenn eine Primzahl ist.[5]
  • Der Polynomring über einem beliebigen Körper ist nullteilerfrei.[6]
  • Der Ring der reellen 2×2-Matrizen enthält beispielsweise die Nullteiler
denn
  • Allgemein sind in einem Matrizenring über einem Körper oder Integritätsring genau die Matrizen Nullteiler, deren Determinante ist. Hier gibt es trotz fehlender Kommutativität keinen Unterschied zwischen Links- und Rechtsnullteilern.[3]

Eigenschaften

  • In Ringen ist ein Element ungleich Null genau dann Links-, Rechts- oder zweiseitiger Nichtnullteiler, wenn es links-, rechts- bzw. zweiseitig kürzbar ist.[7]
  • In einem Ring mit Einselement sind echte Nullteiler (linke oder rechte) nicht invertierbar, d. h. keine Einheiten. Sei nämlich bspw. ein linker Nullteiler, es gibt also ein mit . Angenommen nun, wäre invertierbar, es gäbe also ein mit , dann ergäbe sich der Widerspruch
.
Im Fall eines Rechtsnullteilers sind die Terme zu spiegeln.
In einem nichtkommutativen Ring mit Einselement gilt: Ein Linksnullteiler hat kein Linksinverses, jedoch kann ein Linksnullteiler ein Rechtsinverses haben; analog für Rechtsnullteiler. Ein beidseitiger Nullteiler hat demnach kein Inverses.
  • Ist ein Linksnullteiler, dann ist für jedes das Produkt ebenfalls ein Linksnullteiler (oder gleich null). Das Produkt muss hingegen kein Links- oder Rechtsnullteiler sein (siehe dazu das Beispiel des Matrixrings im Artikel Einheit (Mathematik), dessen Elemente und einseitige Nullteiler sind, die jeweils einseitige Inverse voneinander sind, da die Einheitsmatrix ist).

Siehe auch

  • Topologischer Nullteiler

Einzelnachweise

  1. B. L. van der Waerden: Algebra I. 8. Auflage. Springer, Berlin New York 1971, ISBN 3-540-03561-3, S. 36.
  2. Gerd Fischer: Lehrbuch der Algebra. 4. Auflage. Springer Spektrum, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-19217-4, S. 172.
  3. a b Jens Carsten Jantzen, Joachim Schwermer: Algebra. 2. Auflage. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-40532-7, S. 85.
  4. Bärbel Barzel, Matthias Glade, Marcel Klinger: Algebra und Funktionen: Fachlich und fachdidaktisch. 1. Auflage. Springer, Berlin, Heidelberg 2021, ISBN 978-3-662-61392-4, S. 35.
  5. a b Christian Karpfinger: Algebra: Gruppen – Ringe – Körper. 6. Auflage. Springer, Berlin, Heidelberg 2024, ISBN 978-3-662-68655-3, S. 195.
  6. Gerd Fischer, Boris Springborn: Lineare Algebra: Eine Einführung für Studienanfänger. 19. Auflage. Springer, Berlin, Heidelberg 2020, ISBN 978-3-662-61644-4, S. 77.
  7. Kurt Meyberg: Algebra. Band 1. Hanser, München u. a. 1980, ISBN 3-446-13079-9, Lemma 3.2.15