Nukem

Koordinaten: 50° 5′ 38,5″ N, 9° 2′ 57,4″ O

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Die Nukem GmbH ist ein deutsches Unternehmen im Bereich der Kerntechnik.

Geschichte

2009 wurde die Nukem Technologies GmbH vom russischen Kraftwerksbauer Atomstroyexport (im Besitz von Rosatom) übernommen[1]. Bis Mitte 2006 war es als RWE Nukem über seine damalige Muttergesellschaft RWE Solutions ein Unternehmen des RWE-Konzerns. Nach dem Verkauf der RWE Solutions Gruppe an den Finanzinvestor Advent International wurde der Name in Nukem umgewandelt. Nukem steht für Nuklear-Chemie und Metallurgie.

Das Unternehmen hatte seinen Sitz ursprünglich in Hanau, wo die Hauptkompetenz in der Produktion von Brennelementen lag. Dieser Betrieb ist mittlerweile stillgelegt und – von Bodensanierungsmaßnahmen abgesehen – komplett zurückgebaut. Nukem ist seitdem organisatorisch und rechtlich in zwei Bereiche gespalten worden:

  • Nukem Technologies: Stilllegung und Rückbau von Nuklearanlagen, und
  • Nukem: Handel mit nuklearem Brennstoff und speziellen stabilen (nichtradioaktiven) Isotopen (z. B. 10B, 11B, D2O, DZO, 17O)

Die ehemaligen Tochterunternehmen in den USA, Nukem Corp., und in Großbritannien, Nukem Ltd., wurden veräußert an jeweils Energysolutions und Freyssinet (eine Tochter des Vinci-Konzerns). Im Dezember 2009 wurde die Nukem Technologies GmbH vom russischen Kernkraftwerkshersteller Atomstroiexport für 23,5 Millionen Euro übernommen.[2] Im Abschlussbericht der AG Asse Inventar wird allerdings festgestellt, dass es für Nachforschungen zu den Einlagerungen der Nukem in die Schachtanlage Asse keinen eindeutigen Rechtsnachfolger mehr gibt.[3]

Die deutsche Nukem Energy GmbH wurde im Januar 2013 von der kanadischen Cameco Corporation übernommen.[4]

Atomlagerungsskandal Nukem und Transnuklear

Die Ende der 1960er Jahre realisierte Arbeitsteilung sah vor, dass NUKEM Brennelemente für Forschungsreaktoren herstellt. Die NUKEM-Töchter Alkem und RBU waren für die Fertigung von Uranbrennelementen für Leichtwasserreaktoren (RBU) und von MOX-Brennelementen für Leichtwasserreaktoren und Brüter zuständig.[5]

Im März 1987 kam es infolge einer Untersuchung in der Anlage der Transnuklear Hanau (TNH) zur Enthüllung von Unregelmäßigkeiten in der Abteilung Radioaktive Abfälle. Die Nukem wurde in diesen Skandal ihrer Tochtergesellschaft mit einbezogen.[6]

Am 1. Juli 1987 legte Nukem Teile ihrer Anlage still und zog damit erste Konsequenzen aus Sicherheitsbedenken des hessischen Umweltministers Karlheinz Weimar (CDU). Weimar gab Nukem am 9. Juli 1987 eine Mängelliste, die das Unternehmen unverzüglich abstellen sollte.

Am 17. September 1987 nahm Nukem mit Genehmigung des Umweltministers den Betrieb wieder auf. Am 17. Dezember 1987 entzog Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) der Nukem-Tochtergesellschaft Transnuklear aufgrund bekanntgewordener Bestechungen die Genehmigung zum Transport radioaktiver Abfälle. Am 16. Dezember 1987 wurde bekannt, dass Transnuklear vom Kernforschungszentrum (Studienzentrum für Kernenergie) in Mol, Belgien, Fässer mit hoch radioaktivem Inhalt illegal nach Deutschland gebracht hatte. Ende Dezember 1987 gab der Firmensprecher bekannt, dass es sich dabei um 1.942 Fässer handelt, die sich vor allem an Standorten von Kernkraftwerken befinden. Die hessische Landesregierung forderte als Konsequenz eine Beurlaubung der Mitglieder der Geschäftsführung Peter Jelinek-Fink und Karl-Gerhard Hackstein.

Es folgte im Januar 1988 ein Bericht eines Journalisten, in dem behauptet wurde, angereichertes Spaltmaterial sei von Beständen der Nukem nach Libyen oder Pakistan verbracht worden.

Am 14. Januar 1988 setzte das Bundesumweltministerium die Betriebsgenehmigung für Nukem wegen unerlaubter Lagerung von Atommüllfässern mit hohen Anteilen von Caesium-135, Cobalt-60 und Plutonium und den erheblichen Zweifeln an der atomrechtlich gebotenen Zuverlässigkeit des Unternehmens außer Kraft. Danach gab es Vorwürfe, Nukem habe Kenntnis von illegalen Praktiken der Tochtergesellschaft Transnuklear gehabt, darunter der falsch deklarierten Atommülltransporte zwischen dem belgischen Mol und Deutschland sowie der Zahlung von 21 Millionen DM an Bestechungsgeldern.

Nachdem diese Vorwürfe entkräftet werden konnten, erfolgte am 18. Mai 1988 eine Rehabilitation für Jelinek-Fink und Hackstein. Danach beendete Jelinek-Fink seine Tätigkeiten bei der Nukem. In der Folge übernahm er 1988 die Leitung des Washingtoner Verbindungsbüros der Urenco.[7][8]

Literatur

  • Klaus Traube, Tamara Duve, Helmut Hirsch: Der Atom-Skandal. Alkem, Nukem und die Konsequenzen. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1990, ISBN 978-3-499-12472-3.
  • Manfred Stephany: Zur Geschichte der NUKEM 1960-1987. Books on Demand GmbH, Norderstedt 2005, ISBN 3-8334-2505-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschichte der Nukem [1], abgerufen am 11. Februar 2023
  2. https://www.nukemtechnologies.de/unternehmen/geschichte
  3. Helmholtz Zentrum München, PG Jülich: „AG Asse Inventar - Abschlussbericht“, Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt Projektgruppe Jülich 31. August 2010, S. 18 PDF: Koordinationskreis Asse II (PDF-Datei; 1,0 MB)
  4. Nuklearforum Schweiz: Cameco: Nukem-Kauf abgeschlossen vom 16. Januar 2013
  5. Radkau/Hahn: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft, München 2013, S. 323.
  6. Ulrich Büdenbender, Wolff Heintschel von Heinegg, Peter Rosin, Energierecht I, Recht der Energieanlagen, Berlin 1999, S. 396
  7. Nichts sehen und nichts merken. In: Die Zeit. Nr. 01/1989 (online).
  8. Nukem-Manager wieder dabei. In: Der Spiegel. Nr. 52, 1988 (online).

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