Nucleus ruber

Lage des Nucleus ruber (8), frontaler Schnitt

Der Nucleus ruber (von lat. nucleus „Kern“ und ruber „rot“; „roter Kern“) ist eine Ansammlung von Nervenzellen (Kern) des Mittelhirns. Auf einem Querschnitt ist er beim Menschen makroskopisch als großer, runder, rötlich gefärbter Kern zu sehen. Die Färbung entsteht durch den hohen Eisengehalt in den Perikaryen.

Histologie

Der Nucleus ruber wird in zwei Abschnitte unterteilt. Die Pars magnocellularis besteht aus großen Zellen und bildet entwicklungsgeschichtlich den älteren Teil. Die Pars parvocellularis besteht aus kleinen Zellen und bildet den größeren Teil des Kerns.

Funktion

Der Nucleus ruber ist eine wichtige Schaltstelle im motorischen System. Er projiziert mit seinen Efferenzen ins Rückenmark und liefert dadurch einen wichtigen Teil des extrapyramidalmotorischen Systems. Er nimmt, über Schaltkreise mit dem Nucleus emboliformis des Kleinhirns, Einfluss auf den Muskeltonus und die Körperhaltung.

Der Nucleus ruber ist Teil einer Neuronenschleife (Guillain-Mollaret-Dreieck), die eine Art Feedback-Mechanismus bildet: Er empfängt als Bestandteil des extrapyramidalmotorischen Systems Informationen vom Motorcortex und leitet diese weiter an ausführende motorische Zentren im Rückenmark. Gleichzeitig sendet er Informationen über das, was er vom Großhirn empfangen und weitergeleitet hat, über den Nucleus olivaris an den Nucleus dentatus des Kleinhirns. Dieses wiederum wirkt seinerseits auf den Nucleus ruber ein. Auf jeder dieser Stufen findet eine Abgleichung und Modulation der eingehenden Information statt.

Die Bedeutung dieser Neuronenschleife besteht in einer ständigen Abgleichung der zentral generierten motorischen Impulse mit ihrer peripheren Ausführung. Dies ist für die enorme Präzision, mit der Menschen (und höhere Wirbeltiere überhaupt) ihre Körperteile bewegen und ihre Körperhaltung kontrollieren können, von entscheidender Bedeutung.

Afferenzen

Der Nucleus ruber erhält Impulse von:

Efferenzen

Der Nucleus ruber sendet Signale an:

Schädigungen

Eine Schädigung des Nucleus ruber beim Menschen verursacht auf der gegenüberliegenden (kontralateralen) Seite einen Intentionstremor und eine Verminderung des Muskeltonus. Darüber hinaus können choreatisch-athetotische Bewegungen auftreten. Bei Nicht-Primaten treten meist eine kontralaterale Halbseitenlähmung (Hemiparese), eventuell mit Gangstörungen sowie gestörte Haltungs- und Stellungsreaktionen auf (siehe auch: Kontralateralität des Vorderhirns).

Dieser Text basiert ganz oder teilweise auf dem Eintrag Nucleus ruber im Flexikon, einem Wiki der Firma DocCheck. Die Übernahme erfolgte am 21. Juli 2004 unter der damals gültigen GNU-Lizenz für freie Dokumentation.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Cn3nucleus-en.svg
Autor/Urheber: Jmarchn, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Human midbrain cross-section
Human brain frontal (coronal) section description 2.JPG
Autor/Urheber:

John A Beal, PhD

Dep't. of Cellular Biology & Anatomy, Louisiana State University Health Sciences Center Shreveport, Lizenz: CC BY 2.5

Frontal (Coronal) section of the brain

  1. Medulla spinalis
  2. Decussatio pyramidum
  3. Hilum nuclei olivaris inferioris
  4. Nucleus olivaris inferior
  5. Pons
  6. Arteria cerebri posterior (?)
  7. (Tractus cerebellorubralis)
  8. Nucleus ruber
  9. Ventriculus tertius
  10. Thalamus
  11. Capsula interna
  12. Putamen
  13. Capsula externa / Claustrum / Capsula extrema
  14. Nucleus caudatus (Corpus)
  15. Stria terminalis et Vena thalamostriata superior
  16. Lamina affixa / Ventriculus lateralis, Pars centralis
  17. Taenia choroidea / Plexus choroideus ventriculi lateralis
  18. Fornix, Crus
  19. Corpus callosum, Truncus
  20. Gyrus cinguli
  21. Fissura longitudinalis cerebri
  22. Gyrus frontalis superior (?)
  23. Insula
  24. Sulcus lateralis
  25. Ventriculus lateralis, Cornu temporale
  26. Hippocampus
  27. Gyrus parahippocampalis
  28. Crus cerebri
  29. Substantia nigra
(font: arial black, size: 8)