Nucleus cochlearis

Lage der beiden Nuclei cochleares innerhalb der Hörbahn.

Die Nuclei cochleares („Schneckenkerne“) sind zwei Kerngebiete (Nuclei) im Hirnstamm, die der ersten Umschaltung der Hörbahn dienen. Die Afferenzen verlaufen im Nervus cochlearis (Teil des VIII. Hirnnervens), der Hörinformationen des Corti-Organs aus dem Innenohr zum Gehirn leitet. Man unterscheidet zwei Schneckenkerne, die sich am Boden der Rautengrube von der Medulla oblongata bis zum Pons erstrecken:

  • Nucleus cochlearis anterior (vorderer Schneckenkern)
  • Nucleus cochlearis posterior (hinterer Schneckenkern)
Schema eines Querschnitts durch das Rautenhirn mit 4. Ventrikel (13) in Höhe der VIII Nervi vestibulares (1) und cochleares (2) sowie der vorderen (3) und hinteren (4) Schneckenkerne – blau dargestellt sind Faserzüge der Hörbahn zum Nucleus olivaris superior (obere Olive, 7), zumeist im Corpus trapezoideum (Trapezkörper, 8) kreuzend und weiter als Lemniscus lateralis (10) aufsteigend. Die Nuclei corporis trapezoidei (9) sind in den Trapezkörper eingelagert.
Gezeigt ist nur eine Hälfte der über die Mittellinie (Raphe, 11) kreuzenden Fasern; rot dargestellt sind die Tractus der absteigenden Pyramidenbahn (12).

Nucleus cochlearis anterior

Die meisten Efferenzen des vorderen Schneckenkerns kreuzen auf die andere Hirnseite (kontralateral) und formen dabei ein auf der Unterseite des Gehirns von außen sichtbare Querstruktur, das Corpus trapezoideum. Anschließend verlaufen die meisten Axone im Lemniscus lateralis zum jeweiligen unteren Hügel (Colliculus inferior) der Vierhügelplatte (Lamina quadrigemina). Ein Teil der Efferenzen zieht zum Corpus geniculatum mediale und von dort über die Hörstrahlung zur Hörrinde.

Ein Teil der Fasern zieht vom Corpus trapezoideum zu den Augenmuskelkernen (Nucleus nervi abducentis, Nucleus nervi oculomotorii und Nucleus nervi trochlearis). Über diese Nervenbahnen werden reflektorisch Blickbewegungen auf eine Geräuschquelle vermittelt.

Bei einer einseitigen Schädigung des Kerns ist das Richtungshören gestört und das Hörvermögen auf der gleichen Seite herabgesetzt (Hypakusis).

Nucleus cochlearis posterior

Die Efferenzen des Nucleus cochlearis posterior kreuzen in den Striae medullares ebenfalls zu Gegenseite und verlaufen im Lemniscus lateralis zum kontralateralen unteren Hügel.

Literatur

  • Karl-Josef Moll, Michaela Moll: Anatomie: Kurzlehrbuch zum Gegenstandskatalog 1. Elsevier, Urban&FischerVerlag, 18. Aufl. 2005, ISBN 9783437417436, S. 639.

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Terminal nuclei of the cochlear nerve, with their upper connections. (Schematic.) The vestibular nerve with its terminal nuclei and their efferent fibers have been suppressed. On the other hand, in order not to obscure the trapezoid body, the efferent fibers of the terminal nuclei on the right side have been resected in a considerable portion of their extent. The trapezoid body, therefore, shows only one-half of its fibers, viz., those which come from the left. 1. Vestibular nerve, divided at its entrance into the medulla oblongata. 2. Cochlear nerve. 3. Accessory nucleus of acoustic nerve. 4. Tuberculum acusticum. 5. Efferent fibers of accessory nucleus. 6. Efferent fibers of tuberculum acusticum, forming the striae medullares, with 6’, their direct bundle going to the superior olivary nucleus of the same side; 6’’, their decussating bundles going to the superior olivary nucleus of the opposite side. 7. Superior olivary nucleus. 8. Trapezoid body. 9. Trapezoid nucleus. 10. Central acoustic tract (lateral lemniscus). 11. Raphé. 12. Cerebrospinal fasciculus. 13. Fourth ventricle. 14. Inferior peduncle. (Testut.)