Nová Ves (Číměř)

Nová Ves
Basisdaten
Staat:Tschechien Tschechien
Region:Jihočeský kraj
Bezirk:Jindřichův Hradec
Gemeinde:Číměř
Fläche:372[1] ha
Geographische Lage:49° 4′ N, 15° 1′ O
Höhe:520 m n.m.
Einwohner:40 (1. März 2001)
Postleitzahl:378 33
Kfz-Kennzeichen:C
Verkehr
Straße:ČíměřDolní Žďár

Nová Ves (deutsch Schönborn; früher Schönborndorf) ist ein Ortsteil der Gemeinde Číměř in Tschechien. Er liegt neun Kilometer nordwestlich von Nová Bystřice und gehört zum Okres Jindřichův Hradec.

Geographie

Nová Ves liegt südlich von Jindřichův Hradec. Nachbarorte sind Malíkov nad Nežárkou (Deutsch Moliken) im Norden, Číměř und Bíla im Osten, Lhota und Nová Bystřice im Südosten, Sedlo (Heumoth) und Nový Vojířov (Böhmisch Bernschlag) im Süden, Příbraz und Dolní Lhota (Niederschlagles) im Südwesten, Lásenice im Westen und Vydří im Nordwesten. Südlich erhebt sich der 607 m hohe Homolka.

Geschichte

Schönborn wurde 1804 von den Grafen Czernin auf Neuhaus als Holzfällersiedlung gegründet und zunächst als „Schönborndorf“ bezeichnet. 1898 erhielt es den amtlichen Ortsnamen „Schönborn“.[2] Seit der Ortsgründung wurden die Matriken bei Oberbaumgarten geführt. Vor dem Ersten Weltkrieg arbeiteten Männer von Schönborn häufig als Maurer in Wien.

Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Der Friedensvertrag von Saint Germain[3] 1919 erklärte den Ort, dessen Bevölkerung im Jahre 1910 zu 76 % der deutschen Sprachgruppe angehörte, zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. Die damals einklassige Volksschule wurde 1918 aufgelöst und die Schulkinder der Schule in Deutsch-Moliken zugewiesen. Maßnahmen folgen wie die Bodenreform und die Sprachenverordnung. Dadurch kam es durch Siedler und neu besetzte Beamtenposten zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität.[4] Diese Maßnahmen verschärften die Spannungen zwischen der deutschen und tschechischen Bevölkerung. Als auch die von den Deutschsprachigen geforderte Autonomie nicht verhandelt wurden und bewaffnete Konflikte drohten, veranlassten die Westmächte die tschechische Regierung zur Abtretung der Randgebiete an Deutschland, die im Münchner Abkommen geregelt wurde. Somit wurde Schönborn mit 1. Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Am 29. Mai 1945 wurde der Ort, gleichzeitig mit den umliegenden Gemeinden, von einer motorisierten Gruppe Tschechen besetzt. Eskortiert von vier Tschechen der Gemarkung wurden, bis auf 12 Familien, alle Ortsbewohner über die Grenze nach Österreich vertrieben. Laut dem Beneš-Dekret 108 wurde das Vermögen der deutschen Einwohner sowie das öffentliche und kirchliche deutsche Eigentum konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt. Vier Familien verblieben in Österreich, die restlichen 16 Familien wurden nach Deutschland weiter transferiert.

Im Jahre 2001 bestand das Dorf aus 38 Wohnhäusern, in denen 40 Menschen lebten.

Siegel und Wappen

Vor 1848 war bei gerichtlichen Angelegenheiten der Bewohner von Schönborn die Gemeinde Lassenitz zuständig und anschließend die Gemeinde Deutsch Moliken. Erst ab dem Jahre 1923 erhielt die Gemeinde einen bildlosen Siegelstempel.

Bevölkerungsentwicklung

VolkszählungEinwohner gesamtVolkszugehörigkeit der Einwohner
JahrDeutscheTschechenAndere
1880285266190
1890287251360
1900252222300
1910254191630
1921240154788
19302281021224
199158
200140

[5][6]

Sehenswürdigkeiten

  • Kapelle hl. Franziskus

Literatur

  • Allgemeiner deutscher Kulturverband: Schönborn – eine Siedlungsgeschichte.
  • Franz Josef Schwoy: Topographie vom Markgrafthum Mähren. Band 1–3. Hrschanzky, Wien 1793–1794.
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. In den Heimatkreisen Neubistritz, Zlabings, Nikolsburg und Znaim. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen/Steige 1992, ISBN 3-927498-16-5, S. 218.
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 362.
  • Gerald Frodl, Walfried Blaschka: Der Kreis Neubistritz (Südböhmen) und das Zlabingser Ländchen von A bis Z. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2008, S. 128.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.uir.cz/katastralni-uzemi/705527/Nova-Ves-u-Sedla
  2. Hans Hadam: Geschichte der ehemaligen Herrschaft Neuhaus. Kreisrat Neubistritz der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Stuttgart 1979.
  3. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede. St. Germain und die Folgen. 1919–1989. Amalthea, Wien u. a. 1989, ISBN 3-85002-279-X.
  4. Johann Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche. 1918–1938. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1967.
  5. Josef Bartoš, Jindřich Schulz, Miloš Trapl: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960. Band 9: Okresy Znojmo, Moravský Krumlov, Hustopeče, Mikulov. Profil, Ostrava 1984.
  6. http://www.czso.cz/csu/2009edicniplan.nsf/t/010028D080/$File/13810901.pdf

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