Norman Kemp Smith

Norman Kemp Smith (* 5. Mai 1872 in Dundee; † 3. September 1958, geboren als Norman Duncan Smith) war ein schottischer Philosoph.[1][2][3]

Leben

Norman Duncan Smith wurde als Sohn eines Möbelschreiners in Dundee geboren.[1] Seinen Mittelnamen, der Mädchenname seiner Mutter, verwendete er nie. Dafür nahm er nach seiner Heirat mit Amy Kemp, 1910, deren Nachnamen als Mittelnamen an.[3][4] Keines seiner fünf Geschwister besuchte eine Universität.[1] Smith wurde an der University of St Andrews 1888 eingeschrieben.[4] Sein Lehrer war bis zum Wechsel an die University of Edinburgh (1891) Andrew Seth Pringle-Pattison.[1][4] Anschließend übernahm der walisische Idealist Henry Jones die weitere Ausbildung von Smith.[4] 1893 schloss Smith sein Studium mit Auszeichnung ab.[1][4] Er gewann ein Ferguson-Stipendium, das es ihm ermöglichte, 1894 ein Semester an der Universität Jena zu verbringen.[4]

1894 wurde Henry Jones als Nachfolger von Edward Caird an die University of Glasgow berufen.[4] Er bot Smith eine Assistenzstelle an, die dieser annahm.[1][4] Nach einem Jahr nahm sich Smith 18 Monate, um seine Studien in Zürich, Berlin und Paris zu vertiefen.[1][3][4] Anschließend kehrte er als Assistent des Professors für Logik und Rhetorik, Robert Adamson, nach Glasgow zurück.[1][3][4] 1902 veröffentlichte Smith sein erstes Buch, Studies in Cartesian Philosophy.[1][3] Auf der Basis dieses Buches wurde ihm ein Ph.D. der University of St Andrews verliehen.[1][2][3]

Nach Adamsons vorzeitigem Tod, 1902, übernahm Smith dessen Aufgaben, aber die Universität berief ihn nicht als Professor.[4] Ungefähr zur gleichen Zeit nahm Smith seine Forschungen zu David Hume auf, und er veröffentlichte 1905 zwei wegweisende Artikel in Mind, in denen er Hume als Naturalisten interpretierte.[1][3]

Nach einem Interview zur Besetzung einer Professur für Psychologie mit dem damaligen Leiter der Princeton University in den Vereinigten Staaten, Woodrow Wilson, wurde Smith 1906 als Professor nach Princeton berufen.[1][3] Er blieb in der Professur bis 1916, wurde 1913 zum Leiter der Abteilung Psychologie und Philosophie und 1914 zum McCosh Professor of Philosophy berufen.[1] Während dieser Periode verfasste er Commentary to Kant's Critique of Pure Reason (veröffentlicht 1918).[1] Gleichzeitig übersetzte er ungefähr ein Drittel von Kants Kritik der reinen Vernunft ins Englische.[1]

1916 ließ sich Smith getrieben von Patriotismus beurlauben und kehrte nach Großbritannien zurück.[1] Als er feststellte, dass er für das Militär zu alt war, arbeitete er für verschiedene Regierungsbehörden in London.[1] Kurz bevor Smith 1919 nach Princeton zurückkehrte wurde er als Nachfolger von Seth Pringle-Pattison auf die Professur für Logik und Metaphysik der University of Edinburgh berufen.[1] Er nahm die Professur an und setzte einige Jahre später seine Übersetzung der Kritik fort.[1] Nach der Veröffentlichung der Übersetzung 1929 wurde sie schnell zum Standardwerk im angelsächsischen Raum, wurde seither mehrfach nachgedruckt und gilt weiterhin als die maßgebliche Übersetzung Kants in Englische.[1] In Fachkreisen wird behauptet, die Übersetzung sei sogar für deutschsprachige Leser verständlicher als das Original.[1]

Nach dieser Übersetzung nahm Smith seine Arbeit an Hume wieder auf, wo 1935 er eine neue Auflage von Humes Dialogues Concerning Natural Religion mit einer ausführlichen Einleitung veröffentlichte.[1] Diesem Werk folgte The Philosophy of David Hume (1941), in dem Smith die naturalistische Interpretation Humes ausarbeitete, die er schon in den Artikeln in Mind angedeutet hatte.[1]

1945 zog sich Smith von der Professur zurück, arbeitete aber weiter an seinen Schriften.[1] Mit 79 veröffentlichte er New Studies in the Philosophy of Descartes.[1] Smith verstarb 1958.[1] 1967 wurde eine Sammlung seiner philosophischen Schriften posthum veröffentlicht, The Credibility of Divine Existence .[1]

Die Umstände hatten es mit sich gebracht, dass Smith persönlich und fachlich eng mit Seth Pringle-Pattison und Adamson zusammenarbeitete, die neben Edward Caird als Experten für Kant galten und dessen Philosophie in die durch Thomas Reid geprägte schottische Common-Sense-Philosophie eingeführt hatten.[4] Sein eigener Beitrag zu diesem Brückenschlag ist erheblich und dauert noch immer an.

Ehrungen

Smith war Fellow der British Academy.[2] Die University of St Andrews zeichnete Smith mit einem Ehrendoktor (D.Phil) aus.[2] Weitere Ehrentitel (LL.D.) erhielt er wieder von St Andrews und von der University of Glasgow.[2] Die University of Durham verlieh ihm einen D.Lit.[2] Am 7. März 1921 wurde er zum Fellow der Royal Society of Edinburgh gewählt.[2]

Bibliografie

  • Studies in the Cartesian Philosophy (1902)
  • Commentary to Kant's Critique of Pure Reason (1918)
  • Prolegomena to an Idealist Theory of Knowledge (1924)
  • Kant, Immanuel. Critique of Pure Reason (1929) (Übersetzung aus dem Deutschen)
  • Hume's Dialogues Concerning Natural Religion (1935)
  • The Philosophy of David Hume (1941)
  • New Studies in the Philosophy of Descartes (1951)
  • The Credibility of Divine Existence (Herausgeber A. Porteous, R. MacLennan und G. Davie) (1967)

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa Gordon Graham, Princeton Theological Seminary: Norman Kemp Smith (1872-1958). In: Webseite des Institute for the Study of Scottish Philosophie der University of Sious Falls. Abgerufen am 20. Oktober 2020 (englisch).
  2. a b c d e f g C. D. Waterston und A. Macmillan Shearer: Former Fellows of the Royal Society of Edinburgh 1783 - 2002. Biographical Index Part 2 K-Z Auflage. Royal Society of Edinburgh, Edinburgh, S. 862.
  3. a b c d e f g h Richard Holton: Norman Kemp Smith. Chair of Logic and Metaphysics, 1919–1945. In: Webseite der School of Philosophy der University of Edinburgh. University of Edinburgh, 9. August 2018, abgerufen am 20. Oktober 2020 (englisch).
  4. a b c d e f g h i j k l Paul Guyer: The Scottish Reception of Kant. Common Sense and Idealism. In: L. Gordon Graham (Hrsg.): Scottish Philosophy in the Nineteenth and Twentieth Centuries. 1. Auflage. Oxford University Press, Oxford 2015, ISBN 978-0-19-956068-4, Kap. 6, S. 137 ff. (englisch).