Norbert Tschirpke

Fotografie „Portrait“ von Norbert Tschirpke
Norbert Tschirpke (2023)

Norbert Tschirpke (* 19. September 1957 in Hamm) ist ein deutscher Künstler und Kulturmanager.

Leben

Norbert Tschirpke studierte von 1981 bis 1986 an der Kunstakademie Münster bei Ulrich Erben „Freie Kunst“ und schloss das Studium als Meisterschüler mit dem Akademiebrief mit Auszeichnung ab. Parallel studierte er ab 1979 Biologie, Pädagogik und Philosophie an der Universität Münster (Abschluss 1983). 1998 promovierte Tschirpke bei Bazon Brock mit einer kultursoziologischen Arbeit über das Kulturprojekt „Nachbar Amerika – Kultursommer Rheinland-Pfalz 1995“[1] zum Dr. phil. Tschirpke lebt in Soest und in Kuşadası (Türkei).

Schaffen und Werk

Sein Hauptwerk – Zeichnung und Malerei – kombiniert im Sinne konzeptioneller Kunst verschiedene Ansätze zur Realität/Abbildfunktion.

Der Zyklus „Herrscher und Heilige“[2] aus dem Jahr 1990 kombiniert Malerei und Denken in performativer Weise, indem sich z. B. der Demokrat als Betrachter entgegen dessen politischer Positionierung vor dem am unteren Bildrand befindlichen Herrscher verbeugt, um die Malerei zu betrachten – Ästhetik steht damit als Steuerungsfunktion prioritär über Strategien der Politik.

Drei Ölgemälde „Napoleon I., Carl Friedrich von Wolffersdorf, Ludwig XV.“ von Norbert Tschirpke 1989/1990, Öl auf Leinwand, jeweils 270 × 70 cm
Drei Ölgemälde „Napoleon I., Carl Friedrich von Wolffersdorf, Ludwig XV.“ von Norbert Tschirpke
Inmitten einer lila Farbfläche schwebt der Erzengel Michael über einem Menschen
Ölgemälde Erzengel Michael (1989)
Inmitten einer orangenen Farbfläche schwebt Immaculata unter einer Taube
Ölgemälde Immaculata (1989)

Die Düsseldorfer Kunstkritikerin Helga Meister beschreibt seinen künstlerischen Ansatz im Katalog zur Ausstellung im Kunstverein Greven 1992 so: „Eine Kunst mit Methode. Wie kann ich Monochromie und perfekte Illusionsmalerei mit Licht und Schatten zur Einheit bringen? Es ist wie mit dem Studium. Man kniet sich in die Biologie und in die Kunstgeschichte, um zu guter Letzt Maler zu werden. Da zieht jemand aus, um mit dem Pinsel in der Hand die verschiedenen Arten des Denkens zu verknüpfen.“[3]

Sein Werk ist im „Künstlerlexikon für Münster und Umgebung“ dokumentiert.[4]

Bereits 1991 hat sich Tschirpke der kulturtheoretischen Arbeit zugewendet und verschiedene Großprojekte, u. a. den Kulturteil für den „West-Ost-Wirtschaftsgipfel 1992“ in Münster, organisiert. Es folgten verschiedene Projekte (CULTEC 93, 1200 Jahre Stadtjubiläum der Stadt Münster) sowie der Versuch, das Projekt „Verhüllter Reichstag“ von Christo als Ausstellungsprojekt des Modells in Deutschland zu präsentieren. Es folgten mehrere Stationen im Bereich Marketing von Kulturveranstaltungen in Köln und Mainz für den Kultursommer Rheinland-Pfalz.[5]

Von 1997 bis 2007 hat Tschirpke ein Zentrum zur Förderung besonders benachteiligter junger Menschen im nordrhein-westfälischen Werl aufgebaut und geleitet und hier verschiedene Best-Practice-Modellprojekte umgesetzt.[6][7] So wurden z. B. im Werler Bildungszentrum von 2001 bis 2006 in Kooperation mit der Agentur für Arbeit Soest der Modellversuch „Förderung aus einem Guss“ und zu diesem Projekt dann auch bundesweite Seminare zur Operationalisierung des Modellversuches in der Praxis durchgeführt.[8] Ein Projektbeispiel einer Integration von Kulturarbeit/Kulturmanagement und Sozialer Arbeit ist das Projekt „Tag gegen Gewalt von rechts“, das am 20. Mai 2001 unter Mitwirkung des Popstars Sasha und des Regisseurs Benjamin Reding stattfand und auch überregionale Beachtung fand.

Anschließend führte Tschirpke seine Konzepte als Geschäftsführer des Berufsbildungszentrums der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe in Soest weiter. Sein dort entwickeltes Projekt zur Fachkräftesicherung „Meister statt Master“ zur Integration von Studienabbrechern ins Handwerk[9] wurde auch bundesweit umgesetzt. Ende 2012 konzipierte Tschirpke im Bereich der internationalen Berufsbildung ein Projekt zur Schulung indischer Ingenieure in den Bereichen KFZ-Mechatronik und Metallverarbeitung.[10][11] Das Projekt wurde im November und Dezember 2012 erfolgreich durchgeführt.

Parallel arbeitete er von 2007 bis 2014 als Lehrbeauftragter an der Fachhochschule Südwestfalen im Studiengang „Business administration with informatics“.

Gemeinsam mit Wissenschaftlern und Architekten hat Tschirpke bereits 2015 Wasserstoff als Speichermedium im Geschosswohnungsbau verwendet, die Machbarkeit in einer Studie im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen[12] nachgewiesen und verschiedene Umsetzungsprojekte initiiert.[13]

Von 2017 bis 2020 arbeitete Tschirpke für eine transkontinentale Nichtregierungsorganisation (Europa–Nigeria) und hat hier u. a. ein technisches Bildungszentrum (Africantide Technical Training & Education Center) zur Ausbildung von Solartechnikern in der Hauptstadt des nigerianischen Bundesstaates Bayelsa in Yenagoa, Nigerdelta aufgebaut.[14][15][16]

Tschirpke lebt nunmehr in Kuşadası (Türkei) und hat seine künstlerischen Aktivitäten wieder aufgenommen. Im Juli 2024 hat er einen Kunstpreis der Lumen Art Gallery in der Türkei erhalten.

Ausstellungen

Inmitten einer blauen Farbfläche schweben ein Engel, Isaak und dessen Sohn
Ölgemälde Isaak (1989), ausgestellt 1990 im Gustav-Lübcke-Museum Hamm

Einzelausstellungen:

  • 1990: Städt. Gustav-Lübcke-Museum, Hamm[17]
  • 1990: Galerie Hake, Wiesbaden
  • 1991: Galerie Ilverich, Düsseldorf
  • 1992: „für Viktoria“, Kunstverein Greven[3]
  • 2002: „für Vinzent“, Städtisches Museum Am Rykenberg – Wendelin-Leidinger-Haus und Kunstverein der Stadt Werl

Ausstellungsbeteiligungen:

  • 1987: „Klasse“-Ausstellung im Künstlerhaus Dortmund
  • 1987: Förderpreisausstellung des Fördervereins der Kunstakademie Münster
  • 1988: „Klasse“-Ausstellung im Kunstverein Gelsenkirchen
  • 1988: Sickinger-Kunstpreisausstellung im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
  • 1989: Kunstverein Greven (mit Wölk und Bause)[18][19]
  • 1989: Förderpreisausstellung für junge Kunst des Landkreises Miltenberg
  • 1989: „Summertime“, Hachmeister Galerie, Münster
  • 1989: „Zeichnungen und Druckgrafik von Paladino bis Picasso“, Galerie Siegert, Basel
  • 1990: Edition 1/90, Basel, Hachmeister Galerie, Münster
  • 1990: Karl-Schwesig-Preisausstellung im Kunstmuseum Gelsenkirchen[20]
  • 1991: „Das Wesen des Schönen“, the Ginza Art Space and Shiseido Gallery, Tokio[21]
  • 1991: Editionen '91, Hachmeister Galerie, Münster[22]
  • 1991: Karl-Schwesig-Preisausstellung, Städtische Galerie Bergkamen[20]
  • 1991: Edition 2/91, Basel, Hachmeister Galerie
  • 1991: Wilhelm-Morgner-Preisausstellung, Soest[23]
  • 1996: „Der Weg zum Kreuz“, Kunstverein Greven
  • 2008: „Wertpapiere“, Kunstverein Drensteinfurt
  • 2015: „Der Trip“, Hachmeister Galerie, Münster
  • 2021: „Exit 2021“, Hachmeister Galerie, Münster[24]
  • 2024: Lumen Art Gallery, Kuşadası (Türkei)

Arbeiten in Sammlungen

  • Hypovereinsbank München
  • Sammlung der Deutschen Bank
  • Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
  • Gustav-Lübcke-Museum Hamm
  • Kunstverein Greven
  • Sparkasse Ahlen
  • verschiedene Privatsammlungen

Stipendien und Preise

  • 1987: Förderpreis des Fördervereins der Kunstakademie Münster
  • 1989–1991: Atelierstipendium der Stadt Münster
  • 2024: Kunstpreis der Lumen Art Gallery, Kuşadası (Türkei)

Galerie

Literatur

  • Ellen Schwinzer: Norbert Tschirpke, Bilder: 20. Mai bis 17. Juni 1990, Städtisches Gustav-Lübcke-Museum Hamm (1990). Hrsg.: Stadt Hamm, Gustav-Lübcke-Museum. Hamm 1990.
  • Helga Meister: Ausstellungskatalog Kunstverein Greven „für Viktoria“. Greven 1992.
Commons: Norbert Tschirpke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Norbert Tschirpke: Kultursommer Rheinland-Pfalz 1995 „Nachbar Amerika“: vollständige Dokumentation eines Kulturprojektes mit wertender Analyse. Abgerufen am 19. Dezember 2022.
  2. Ellen Schwinzer: Norbert Tschirpke, Bilder: 20. Mai bis 17. Juni 1990, Städtisches Gustav-Lübcke-Museum Hamm (1990). Hrsg.: Stadt Hamm, Gustav-Lübcke-Museum.
  3. a b Helga Meister: Ausstellungskatalog Kunstverein Greven „für Viktoria“. Greven 1992.
  4. Ebert, Helmut: Künstlerlexikon für Münster und Umgebung. Helmut Ebert, abgerufen am 19. Dezember 2022.
  5. Plakat, Nachbar Amerika, Konzert Freundschaft nach Noten. In: rlp.museum-digital.de. Abgerufen am 30. Januar 2023.
  6. Presseinfo – Perspektiven für jugendliche Alg-II-Empfänger. Kreis Soest Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, abgerufen am 16. Januar 2023.
  7. Grußwort – Herzlich Willkommen in Werl, S. 77. (PDF) Abgerufen am 19. Dezember 2022.
  8. Bundesinstitut für Berufsbildung: Neue Perspektiven in der beruflichen Benachteiligtenförderung? Abgerufen am 30. Januar 2023.
  9. Kreishandwerkerschaft bietet Projekt für Studienabbrecher. 10. Juli 2012, abgerufen am 19. Dezember 2022.
  10. Elfie Schader: Qualifizierungsmaßnahme für Ausbildungsleiter der Zerspanungstechnik und KFZ-Mechatronik. Abgerufen am 26. Januar 2023.
  11. Fortbildung am Motorblock. GOVET – Zentralstelle der Bundesregierung für internationale Berufsbildungskooperation im Bundesinstitut für Berufsbildung, abgerufen am 26. Januar 2023.
  12. Institut Haus & Technologie AG: Projektstudie Solarhaus 100, Erarbeitung einer Studie zur Machbarkeit eines energieautarken Gebäudes im Geschosswohnungsbau. Geseke 30. Dezember 2016.
  13. Intelligente Energietechnik macht Solarhaus der UKBS in Kamen „weltweit einzigartig“. Abgerufen am 16. Januar 2023.
  14. Attec Acadamy. Abgerufen am 16. Januar 2023.
  15. AfricanTide Union e.V. bekämpft Fluchtursachen in Nigeria mit deutschen Handwerkern. FOCUS online, abgerufen am 16. Januar 2023.
  16. Yves Ekoué Amaïzo: The night of african entrepreneurs in Germany. Abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  17. Ellen Schwinzer: Norbert Tschirpke, Bilder : 20. Mai bis 17. Juni 1990, Städtisches Gustav-Lübcke-Museum Hamm (1990). Hrsg.: Stadt Hamm, Gustav-Lübcke-Museum.
  18. Künstler – Kunstverein Greven e.V., 1989 und 1992. Abgerufen am 7. Januar 2023.
  19. Wölk, Michael Bause, Norbert Tschirpke, Exhibition Artfacts. Abgerufen am 20. Januar 2023.
  20. a b Städtisches Museum Gelsenkirchen und Städtische Galerie "Sohle 1", Bergkamen (Hrsg.): KSP Karl-Schwesig-Preis. Gelsenkirchen, Bergkamen 1990.
  21. Shiseido Co.Ltd.: Das Wesen des Schönen. Zeitgenössische Malerei aus dem Wiedervereinten Deutschland. Tokyo 1991.
  22. Hachmeister Galerie: Editionen ’91. Münster 1991.
  23. Stadt Soest (Hrsg.): Wilhelm-Morgner-Preis für junge Künstler, 1991. Soest 1991.
  24. Rückblick – Hachmeister Galerie – 2021. Abgerufen am 16. Januar 2023.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Norbert-Tschirpke Erzengel Michael.jpg
Autor/Urheber: Dr. Norbert Tschirpke, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ölgemälde „Erzengel Michael“ (200 x 150 cm) von Norbert Tschirpke (in Besitz des Künstlers) aus der Ausstellung Norbert Tschirpke, Bilder : 20. Mai bis 17. Juni 1990, Städtisches Gustav-Lübcke-Museum Hamm (1990). Der Erzengel Michael schwebt über einem Menschen inmitten einer lila Farbfläche. Als Vorlage des Bildes „Erzengel Michael“ wurde das Gemälde „Erzengel Michael stürzt die abtrünnigen Engel“ von Luca Giordano (1634 - 1705 Neapel) genutzt. Das 1989 entstandene Ölbild zeigt die motivische Darstellung des Erzengel Michael, der einen abtrünnigen Engel in den Abgrund stürzt. Mit Hilfe eines Projektors wurde die Bildvorlage auf die Leinwand projiziert, die Umrisse wurden dann anschließend herausgekratzt und darin die figürliche Komposition eingesetzt. Die Leinwand wurde zuvor in mehreren Farbschichten bemalt und zum Schluss wurde die lila Farbschicht so aufgetragen, dass die unteren Farbschichten durchscheinen.
Norbert-Tschirpke Instrumente.jpg
Autor/Urheber: Dr. Norbert Tschirpke, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ölgemälde „Instrumente“ von Norbert Tschirpke (in Besitz des Künstlers) aus der Ausstellung „für Viktoria“, Kunstverein Greven e.V. (1992). Das Arrangement einer männlichen Figur mit drei Streichinstrumenten schwebt inmitten einer rechten lilafarbigen Bildfläche, auf der linken grauen Bildfläche sind 16 tropfenhafte blaue Bildelemente gleichmäßig abgebildet. Die beiden Bildhälften befinden sich auf einer durchgehenden Leinwand. Größe: 120 x 200 cm.

Als Vorlage für das Ölgemälde wurde ein Stillleben aus der niederländischen Vanitasmalerei des 17.Jahrhundert unbekannter Provenienz genutzt. Das 1992 entstandene Ölgemälde „Instrumente“ nutzt auf einer einheitlichen Leinwand zwei Bildteile. Auf der linken abstrakten Bildfläche sind in Anlehnung an die bauchigen Instrumentenmotive auf der rechten Bildhälfte, 16 tropfenartige blaue Bildelemente in geordneter Form auf der grauen Untergrundfläche zu sehen. Auf der rechten Bildfläche ist das Arrangement einer männlichen Figur mit drei Streichinstrumenten in Anlehnung an die Ikonografie niederländischer Vaniatsmalerei des 17. Jahrhunderts inmitten der lilafarbigen Farbfläche zu sehen.

Mit Hilfe eines Projektors wurde die Bildvorlage auf die Leinwand projiziert, die Umrisse wurden dann anschließend herausgekratzt und darin die figürliche Komposition eingesetzt. Die Leinwand wurde zuvor in mehreren Farbschichten bemalt und zum Schluss wurde die lilafarbige Farbschicht pastos aufgetragen.
Norbert-Tschirpke Portrait-neu.jpg
Autor/Urheber: Silvia Bartholomé, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Portraitfoto von Norbert Tschirpke vor einem goldfarbigen Hintergrund. Norbert Tschirpke in weißem Hemd leicht lächelnd vor einem goldfarbigen Hintergrund abgebildet.
Norbert-Tschirpke Immaculata.jpg
Autor/Urheber: Dr. Norbert Tschirpke, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ölgemälde „Immaculata“ von Norbert Tschirpke (in Besitz des Künstlers) aus der Ausstellung Norbert Tschirpke, Bilder : 20. Mai bis 17. Juni 1990, Städtisches Gustav-Lübcke-Museum Hamm (1990). Immaculata schwebt unter einer Taube inmitten einer orangenen Farbfläche. Größe: 200 x 130 cm. Als Vorlage des Bildes „Immaculata“ wurde das Gemälde „Maria Immaculata“ von Giovanni Battista Tiepolo (1767-1769, Museo del Prado, Spanien) genutzt. Das 1989 entstandene Ölbild zeigt die motivische Darstellung der Immaculata unter einer Taube in einem Kreis aus Sternen inmitten einer orangenen Farbfläche. Mit Hilfe eines Projektors wurde die Bildvorlage auf die Leinwand projiziert, die Umrisse wurden dann anschließend herausgekratzt und darin die figürliche Komposition eingesetzt. Die Leinwand wurde zuvor mit einer orangenen Ölfarbe bemalt, indem die Farbe sehr pastos mit einem Spachtel aufgetragen wurde.
Norbert-Tschirpke Lenin.jpg
Autor/Urheber: Norbert Tschirpke, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ölgemälde „Lenin“ (155 x 125 cm) von Norbert Tschirpke (in Privatbesitz) aus der Ausstellung Norbert Tschirpke, Bilder : 20. Mai bis 17. Juni 1990, Städtisches Gustav-Lübcke-Museum Hamm (1990). Eine Illustration von Lenin schreitet inmitten einer roten Farbfläche mittig voran. Das 1989 entstandene Ölbild zeigt eine mit roter Farbe pastos aufgetragene Fläche. Mittig stehen die Umrisse der figurativen Darstellung von Lenin. Die Figur schreitet dynamisch auf den Betrachter zu. In einer Hand hält er eine Zeitung. Durch das Herauskratzen der roten Hintergrundfarbe mit einem Spatel ist das Motiv aus der roten Farbe herausgelöst worden. Die Figur ist dann mit schwarzer Farbe hereingemalt. Hintergrund und figürliches Motiv stehen hierarchisch auf derselben Ebene, ähnlich einer Intarsienarbeit.
Norbert-Tschirpke Isaak.jpg
Autor/Urheber: Dr. Norbert Tschirpke, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ölgemälde „Isaak“ (200 x 150 cm) von Norbert Tschirpke (in Privatbesitz) aus der Ausstellung Norbert Tschirpke, Bilder : 20. Mai bis 17. Juni 1990, Städtisches Gustav-Lübcke-Museum Hamm (1990). Ein Engel, Isaak und dessen Sohn schweben inmitten einer blauen Farbfläche. Als Vorlage des Bildes „Isaak“ wurde das Gemälde „Die Opferung Isaaks“ von Rembrandt (1636, Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Alte Pinakothek München) genutzt. Das 1989 entstandene Ölbild zeigt inmitten einer blauen Farbfläche die motivische Darstellung eines Engels, der Isaak daran hindert, seinen Sohn durch einen Messerschnitt in den Hals zu opfern. Mit Hilfe eines Projektors wurde die Bildvorlage auf die Leinwand projiziert, die Umrisse wurden dann anschließend herausgekratzt und darin die figürliche Komposition eingesetzt. Die Leinwand wurde zuvor mit mehreren Farbschichten gestaltet und anschließend mit blauer Ölfarbe bemalt, die die unteren Farbschichten durchscheinen lässt. Hierdurch entsteht ein luzider Farbraum.
Norbert-Tschirpke Frau und Blüte.jpg
Autor/Urheber: Dr. Norbert Tschirpke, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Mischtechnik/Leinwand „Frau und Blüte“ (200 x 200 cm) von Norbert Tschirpke (in Besitz des Künstlers) aus der Ausstellung Norbert Tschirpke, Bilder : 20. Mai bis 17. Juni 1990, Städtisches Gustav-Lübcke-Museum Hamm (1990). Diptychon mit linker blauen Farbfläche (Blüte am oberen rechten Bildrand) und mit rechter grüner Farbfläche (Frau inmitten der Farbfläche). Als Vorlage für den rechten Bildteil wurde die Darstellung einer blütensammelnden Frau aus der Pompejanische Freskenmalerei (15 v. Chr. bis 50 n. Chr.) und ein Foto eines blühenden Strauches verwendet. Wenn normalerweise die Trennung von Himmel (blau) und Erde (grün) als horizontal dargestellt wird, zeigt das Diyptychon den Horizont vertikal. Die figürliche Darstellung auf der rechten grünen Hälfte zeigt die Frau blumensammelnd mit einem Strauß in der rechten Hand. Die Figur ist inmitten der grünen Ölfarbfläche gemalt. Für den linken Bildteil wurde zuerst die Leinwand von hinten mit Lack und dann auf der vorderen Schicht mit blauer Ölfarbe bemalt – durch diese Maltechnik zieht die Ölfarbe nicht in die Leinwand ein, sondern es ergibt sich ein sehr kräftiger Farbton. Am oberen rechten Bildrand ist die Blüte. Durch diese Ikonologie werden beide Bildteile miteinander verbunden.
Norbert-Tschirpke Mann mit zwei Frauen und Engel.jpg
Autor/Urheber: Dr. Norbert Tschirpke, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Das Triptychon „Mann mit zwei Frauen und Engel“ (200 x 280 cm) von Norbert Tschirpke (in Besitz des Künstlers) aus der Ausstellung „für Viktoria“, Kunstverein Greven e.V. (1992). Das Arrangement einer männlichen Figur mit zwei Frauen und einem Engel schwebt inmitten der mittleren grünfarbigen Bildfläche, die linke Bildfläche ist monochrom krapplackfarbig, auf der rechten Bildfläche sind geldmünzenartige, goldbeige Bildelemente gleichmäßig geordnet abgebildet.

Als Vorlage für das Triptychon wurde das Ölgemälde von Nicolas Poussin ("Die Inspiration des Anakreon auf dem Parnass“, um 1635, Öl auf Leinwand, 94 x 69,5 cm, Hannover, Niedersächsisches Landesmuseum) genutzt. Auf diesem Gemälde von Poussin sind Apollo, Euterpe und Anakreon an der Kastalischen Quelle zu sehen. Das Arrangement „Mann mit zwei Frauen und Engel“ schwebt inmitten der mittleren grünen Bildfläche. Mit Hilfe eines Projektors wurde die Bildvorlage auf die Leinwand projiziert, die Umrisse wurden dann anschließend herausgekratzt und darin die figürliche Komposition eingesetzt. Die Leinwand wurde zuvor in mehreren Farbschichten bemalt und zum Schluss wurde die grünfarbige Farbschicht pastos aufgetragen.

Die linke monochrome Bildfläche ist mit der Ölfarbe „Krapplack“ auf mehreren darunter liegenden Farbschichten gestaltet. Auf der rechten Bildfläche sind 46 gold-beige runde, an Geldstücke erinnernde, Bildelemente in geordneter Formation zu sehen. Diese Bildelemente können auch an die wellenartige Form einer Fenstergirlande erinnern.
Norbert-Tschirpke Napoleon I., Carl Friedrich von Wolffersdorf, Ludwig XV.jpg
Autor/Urheber: Norbert Tschirpke, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Drei Ölgemälde „Napoleon I., Carl Friedrich von Wolffersdorf, Ludwig XV.“ von Norbert Tschirpke (in Privatbesitz und im Besitz des Künstlers) aus der Ausstellung Norbert Tschirpke, Bilder : 20. Mai bis 17. Juni 1990, Städtisches Gustav-Lübcke-Museum Hamm (1990). Die figürliche Herrscherdarstellung befindet sich jeweils inmitten der Farbflächen am unteren Bildrand. Als Vorlage für die jeweiligen Herrscherdarstellungen wurden die drei Gemälde „Napoleon I.“ von Jean-Auguste-Dominique Ingres (1780–1867) aus dem Jahr 1806, (259 cm x 162 cm, Musée de l Armée, Hôtel des Invalides in Paris), „Carl Friedrich von Wolffersdorf“ unbekannter Provenienz, in Besitz Gustav-Lübcke-Museum Hamm und „Ludwig XV.“ (Hyacinthe Rigaud, (1730, Chateau de Versailles, Frankreich), genutzt. Dabei betont jeweils die typisierte mechanische Art der Darstellung die Objektivität des Herrscher-Habitus. Das miniaturhaft kleine Format, die Reduktion des Herrschers auf die mimische Aussage, auf den Habitus des Herrschens suggeriert beim Betrachter eine bestimmte Gefühlslage, die sich in Ablehnung oder ironischer Distanz entlädt. Mit Hilfe eines Projektors wurde die Bildvorlage auf die Leinwand projiziert, die Umrisse wurden dann anschließend herausgekratzt und darin die figürliche Komposition eingesetzt. Die Leinwand wurde zuvor in mehreren Farbschichten bemalt und zum Schluss wurden jeweils die letzte Farbschicht aufgetragen – teils flächig (Napoleon I., Carl Friedrich von Wolffersdorf) teils gesprenkelt (Ludwig XV.).