Norbert Schiller (Schauspieler)
Norbert Schiller (geboren 24. November 1899 in Wien; gestorben 8. Jänner 1988 in Santa Barbara, Kalifornien, USA) war ein österreichisch-amerikanischer Theater- und Filmschauspieler sowie Regisseur und Autor.
Leben
Norbert Schiller absolvierte von 1920 bis 1921 seine Schauspielausbildung an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien und debütierte am Burgtheater Wien. Von 1921 bis 1922 spielte er am Stadttheater Lübeck. Danach war er bis 1928 Schauspieler am Frankfurter Schauspielhaus und von 1928 bis 1931 am Renaissance-Theater Berlin sowie Gastschauspieler am Staatlichen Schauspielhaus Berlin. In der Spielzeit 1932/33 war er am Rose-Theater Berlin, 1933/34 Gastregisseur am Stadttheater Bern sowie ebenfalls 1934 Regisseur beim Jüdischen Kulturbund Rhein-Ruhr und Schauspieler beim Kulturbund Rhein-Main. Von 1934 bis 1936 war er Darsteller und erneut Regisseur am Stadttheater Bern,[1] 1935/36 und 1937/38 als Gastregisseur am Städtebundtheater Biel-Solothurn.[2] Er inszenierte ebenfalls an der von Max Röthlisberger gegründeten Jungen Bühne Bern. Nebenher verfasste er eine Reihe von Essays und Dramoletten, unter anderem bis 1933 für das Berliner Kabarett Die Katakombe.
Er emigrierte 1939 in die USA. Dort wirkte er 1939 in Leopold Jeßners Inszenierung von Schillers Wilhelm Tell bei den Continental Players im El Capitan Theatre Hollywood mit. Er war zudem Schauspieler an Walter Wicclairs Freier Bühne Los Angeles.
Seine Bemühungen, nach dem Krieg zurück zur deutschsprachigen Bühne zu finden, schlugen fehl. Allerdings spielte er ab 1947 in fast 100 Kino- und Fernsehfilmen in den USA und Deutschland – meist jedoch in kleinen und kleinsten Rollen; oft wurde er nicht einmal im Abspann genannt, wie etwa in Stanley Kramers Urteil von Nürnberg oder Alfred Hitchcocks Der zerrissene Vorhang. Eine etwas größere Rolle hatte er 1973 in dem oscarnominierten Film Der Fußgänger von Maximilian Schell – hier stellte er sich selbst, als Exil-Schauspieler in den USA, dar. Schell besetzte Schiller danach auch noch in Der Richter und sein Henker und Geschichten aus dem Wienerwald, seinem letzten Filmauftritt.
Namenszuschreibung „Veilchenblüt“
Im Geburts-Buch für die isr. Cultusgemeinde in Wien ist er als „Norbert Schiller“, Sohn von Naftali und Sofie Schiller eingetragen. Hingegen wurde er 1939 in der neu bearbeiteten 45. Auflage des vom antisemitischen Publizisten Theodor Fritsch angelegten und postum weitergeführten Handbuchs der Judenfrage als „Norbert Schiller (Veilchenblüt)“ aufgeführt.[3] In späteren Nachschlagewerken tauchte die Namensnennung N. Veilchenblüth auf.[4]
Filmografie (Auswahl)
- 1921: Meriota, die Tänzerin
- 1941: Underground
- 1947: Der Verbannte (The Exile)
- 1948: Berlin Express
- 1948: Letter from an Unknown Woman
- 1948: Kaiserwalzer (The Emperor Waltz)
- 1951: Spione, Liebe und die Feuerwehr (My Favorite Spy)
- 1954: Deep in My Heart
- 1954: Die wunderbare Macht (Magnificent Obsession)
- 1954: Attila, der Hunnenkönig (Sign of the Pagan)
- 1958: Fräulein
- 1958: Draculas Blutnacht (The Return of Dracula)
- 1958: Die Hexenküche des Dr. Rambow (Frankenstein 1970)
- 1959: Der blaue Engel (The Blue Angel)
- 1961: Urteil von Nürnberg (Judgment at Nuremberg)
- 1961: Jagd auf Eichmann (Operation Eichmann)
- 1962: Hitler
- 1965: Morituri
- 1966: Der zerrissene Vorhang (Torn Curtain)
- 1973: Der Fußgänger
- 1974: Frankenstein Junior (Young Frankenstein)
- 1975: Der Richter und sein Henker
- 1979: Geschichten aus dem Wiener Wald
Literatur
- Anat Feinberg: Wenn die Sprache Heimat wird. Vor 30 Jahren starb der österreichisch-amerikanische Schauspieler Norbert Schiller. In: Jüdische Allgemeine 4. Januar 2018.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 109 f.
- Robert Jütte: Die Frage an das Schicksal. In: Neue Zürcher Zeitung 9. Jänner 2018, S. 40.
- Rudolf Ulrich: Österreicher in Hollywood. Zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage. Verlag Filmarchiv Austria, 2004, ISBN 3-901932-29-1. Artikel über Norbert Schiller online abrufbar unter [1], S. 135–136
- Thomas Blubacher: Norbert Schiller. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 3, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1605.
Weblinks
- Norbert Schiller bei filmportal.de
- Norbert Schiller in der Internet Movie Database (englisch)
Anmerkungen
- ↑ Deutsches Bühnen-Jahrbuch. Band 46, 1935, S. 203
- ↑ Annette Brunschwig: Heimat Biel: Geschichte der Juden in einer Schweizer Stadt vom Spätmittelalter bis 1945. Beiträge zur Geschichte und Kultur der Juden in der Schweiz. Band 15, Chronos, Zürich 2011, ISBN 978-3-0340-1072-6, S. 100; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Theodor Fritsch: Handbuch der Judenfrage: die wichtigsten Tatsachen zur Beurteilung des jüdischen Volkes. 45. Auflage. 249. bis 255. Tausend. Leipzig : Hammer, 1939, S. 331. Ebenso 49. Auflage, 1943, S. 335. Siehe auch den Scan der Ausgabe von 1944, in der er nunmehr als Norbert Schiller (Veilchenblut) geschrieben steht.
- ↑ Eintrag Veilchenblüth, N. - Pseudonym: Norbert Schiller (e. 1938), kabarettist - Brückner / Rock - F. 630, 57, in: Hilmar Schmuck: Jüdischer biographischer Index. 3. Milder - Z München : Saur, 1998, S. 1031; Paralleler Querverweis Schiller, Norbert, ebenda, S. 921
Personendaten | |
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NAME | Schiller, Norbert |
ALTERNATIVNAMEN | Veilchenblüth, Norbert (falscher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichisch-amerikanischer Theater- und Filmschauspieler sowie Regisseur |
GEBURTSDATUM | 24. November 1899 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 8. Januar 1988 |
STERBEORT | Santa Barbara, Kalifornien, USA |
Auf dieser Seite verwendete Medien
Wiener Stadt- und Landesarchiv, Altmatriken, Israelitische Kultusgemeinde, B1/1 (Geburtsbuch 1899): 32, fol. 293 Nr. 2922, Norbert Schiller