Fahrschalter
Ein Fahrschalter (veraltet auch als Kontroller bezeichnet) ist ein Schaltwerk, das bei elektrischen Antrieben zur Steuerung von Kraft und Geschwindigkeit eingesetzt wird. Haupteinsatzgebiet sind mit Gleichstrom betriebene elektrische Triebfahrzeuge wie Straßenbahntriebwagen, Lokomotiven und Oberleitungsbusse. Gleichartige Schalter werden auch zur Steuerung von Fördermaschinen im Bergbau, von Karussells, Seilbahnen und elektrischen Pumpen verwendet.
Funktion
Der Fahrschalter erlaubt es, die Fahrmotoren eines elektrischen Triebfahrzeuges in unterschiedlichen Gruppen und in Reihen- oder Parallelschaltung zu betreiben. Darüber hinaus können Vorwiderstände zugeschaltet werden (Widerstandssteuerung). Ziel ist es, die Zugkraft, die Beschleunigung oder die Fahrgeschwindigkeit den Erfordernissen anzupassen. Fahrschalter kamen insbesondere bei Gleichstromantrieben im mittleren und kleinen Leistungsbereich zum Einsatz. Die wichtigsten Bauformen sind der Schleifringfahrschalter und der Nockenfahrschalter.
Ein Schleifringfahrschalter ist mit Schleifkontakten ausgerüstet, die auf einer Schaltwalze angebracht sind. Von außen greifen elektrisch leitende Kontaktfinger auf die Schleifringe zu und stellen damit den elektrischen Kontakt her. Durch Drehen der Kontaktwalze mit Hilfe einer Kurbel, auch Fahrkurbel genannt, kann der Fahrer die Kontakte öffnen und schließen und auf diese Weise die gewünschte Fahr- bzw. Bremsstufe einstellen.
Bei einem Nockenfahrschalter befinden sich die elektrischen Kontakte neben der Schaltwalze. Ähnlich dem Prinzip einer Spieldose bzw. einer Nockenwelle sind an der Schaltwalze Nocken angebracht, die über kleine Hebel die elektrischen Kontakte öffnen und schließen. Nockenfahrschalter besitzen gegenüber Schleifringfahrschaltern den Vorteil, dass die bei den Schaltvorgängen entstehenden Funken in speziellen Funkenlöschkammern schnell gelöscht werden können und dadurch der Abbrand an den elektrischen Kontakten verringert wird. Daher verdrängten die Nockenfahrschalter die Schleifringfahrschalter ab den 1920er Jahren zusehends.
In beiden Fällen gibt es neben der Fahr- eine Richtungswalze zum Auswählen der Fahrtrichtung. Die Richtungswalze wird mit dem aufsteckbaren Richtungssteuerschlüssel (im deutschsprachigen Raum wegen seiner Form häufig »Knochen« genannt) betätigt. Dieser ist nur in Null- bzw. Neutralstellung abziehbar. Fahr- und Richtungswalze sind mechanisch gegeneinander verriegelt. Die Fahrwalze lässt sich nur aus der Nullstellung bewegen, wenn die Richtungswalze ausgelegt ist, die Richtungssteuerwalze kann nur in Nullstellung der Fahrwalze bewegt werden. Üblicherweise gibt es auch bei Fahrzeugen mit zwei Führerständen nur einen Richtungssteuerschlüssel. Damit wird verhindert, dass beide Fahrschalter gleichzeitig benutzt werden.
Bei größeren Leistungen wird eine Schützensteuerung verwendet. Die großen Leistungsschütze, welche die Motorspannung schalten, werden entweder über kleinere Hilfsschütze (im Falle einer elektrischen Schützensteuerung) oder über Druckluftventile (bei pneumatischer oder elektropneumatischer Schützensteuerung) gesteuert. Die Kontroller der Schützensteuerung sehen normalen Fahrschaltern sehr ähnlich, sind jedoch kleiner gebaut.
Einbau
Früher wurden bei Straßenbahnfahrzeugen die Fahrschalter auf der Fahrerplattform aufgestellt, die Kurbel zum Drehen des Fahrschalters steckte direkt auf der Welle der Fahrwalze. Insbesondere bei Fahrzeugen, die für die Bedienung im Sitzen ausgelegt wurden, ersetzte man die Kurbel mitunter durch ein Handrad mit oder ohne Knauf. Je feiner die Stufung des Schaltwerkes wurde, desto größer und komplexer wurden die Fahrschalter. Sie wurden dann mit Vorgelege bedient und schließlich unter Sitzbänken hinter dem Fahrer oder unter dem Wagenboden angeordnet und über Gelenkwellen betätigt. Bei Fahrzeugen für hochgespannte Wechselspannung gab es in der Vergangenheit ähnliche Anordnungen, das eigentliche Schaltwerk befand sich jedoch üblicherweise im abgetrennten Maschinenraum. Anfahrwiderstände sind bei Wechselspannungsfahrzeugen nicht notwendig, umgeschaltet wird zwischen unterschiedlichen Anzapfungen des Haupttransformators. Eine direkte mechanische Verbindung besteht beispielsweise bei deutschen Vorkriegselloks mit Ausnahme der Reihe E 18.
In aller Regel standen die Fahrschalter, eine Ausnahme bildeten die Zahnradlokomotiven der Rittner Bahn, bei denen der Fahrschalter liegend eingebaut war.
Ab den 1970er Jahren wurden Fahrschalter weitgehend durch moderne Leistungselektronik wie z. B. Thyristoren in Chopper-Steuerung ersetzt.
- Klassische stehende Bedienung bei einem Straßenbahntriebwagen von 1897
- Schleifringfahrschalter der UEG aus dem Jahr 1898
- Nockenfahrschalter für sitzende Bedienung links des Fahrersitzes
- Deckplatte eines Fahrschalters von Kiepe aus dem Jahr 1961
- Liegend eingebauter Fahrschalter bei der Rittner Bahn
Kontroller
Mit Kontroller wird ein Schaltwerk bezeichnet, das bei Elektromotoren zur Drehzahlregelung und/oder Strombegrenzung dient. Haupteinsatzgebiet waren Schienenfahrzeuge, siehe Fahrschalter, und Kräne.
Der Begriff leitet sich vom englischen „to control = steuern, regeln“ ab, der eine vom deutschen ›kontrollieren‹ abweichende Bedeutung hat.
In der Aufzugbranche wird der Begriff Controller bisweilen als Synonym für Aufzugsteuerung verwendet.
Literatur
- Ivo Köhler, Handbuch Straßenbahn. S. 53–55, GeraMond, 2006. ISBN 3-7654-7142-9
- Günter Boy, Horst Flachmann, Otto Mai: Die Meisterprüfung Elektrische Maschinen und Steuerungstechnik. 4. Auflage, Vogel Buchverlag, Würzburg, 1983, ISBN 3-8023-0725-9
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, Lizenz: PD-alt-100Rittner Bahn, Skizze der Zahnradlokomotiven in Bozen
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Part of the Electrische Museumtramlijn Amsterdam collection.
Museum tram 4143 FloridsdorfAutor/Urheber: Hufi 09:08, 7 July 2007 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 2.5
Steuerung von GM 100 - angesteckte Teile
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Il banco di manovra K35 dell'elettromotrice ATM "Desio" 46
Autor/Urheber: Autor/-in unbekannt , Lizenz: CC BY-SA 4.0
Grafische Darstellung einer Widerstandssteuerung mit Fahrschaltern
Autor/Urheber: C.Stadler/Bwag, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Der im Jahr 1896 von der Grazer Waggon- & Maschinen-Fabriks-Aktiengesellschaft vorm. Joh. Weitzer gefertigte Triebwagen Type A Nummer 7m. Dieser Typ an Triebwagen wurde bei der ersten Wiener „elektrische“ Straßenbahn eingesetzt. Eröffnet wurde die erste Wiener „elektrische“ Straßenbahn am 28. Jänner 1897 auf der Strecke Vorgartenstraße - Praterstern - Wallgasse (heutige Linie 5). Der teilweise rekonstruierte Triebwagen ist hier im Zuge der Veranstaltung "150 Jahre Wiener Tramway" nächst Schwarzenbergplatz in Wien auf Schiene.
Autor/Urheber: Christian Haisjackl, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Fahrschalter eines Triebwagen der Lokalbahn Innsbruck–Hall in Tirol
(c) Stahlkocher, CC BY-SA 3.0
Nockenfahrschalter einer Strassenbahn