Njoya

Njoya, König von Bamum

Njoya, seltener auch: Njoja, Njoya Ibrahim († 1933) war von 1894 bis 1933 Sultan des Königreiches Bamum des Bamum-Volkes im Westen des heutigen Kamerun.

Leben

Nach dem Tode seines Vaters Nsangou 1885 bemächtigte sich zunächst sein Onkel Nzi Monkuob des Throns, den Njoya schließlich durch ein Bündnis mit den Fulbe stürzen konnte. Nzi Monkuob durfte aber weiterhin als königlicher Berater fungieren.[1]

König Njoya erhält ein Ölgemälde mit dem Porträt des Kaisers Wilhelm als Geschenk.

Seit die deutschen Kolonisatoren nach der Inbesitznahme Kameruns tiefer ins Landesinnere vorstießen, entwickelte der junge König Njoya ein starkes Interesse für die Kultur des neuen „Mutterlandes“. Er begrüßte die Deutschen mit großen Feierlichkeiten in seiner Residenzstadt Foumban, was ihm bald den Titel eines offiziellen Statthalters des deutschen Gouvernements einbrachte.

König Njoya bemühte sich zeit seines Lebens um ein gutes Verhältnis zum deutschen Kaiserreich, was er auch 1908 unterstrich. Zum Geburtstag Kaiser Wilhelms II. hatte er dem Gouverneur in Buea seinen Thron als Geschenk für den Monarchen überreicht. Dieser war über den Gunstbeweis Njoyas sehr erfreut und ermöglichte Felix von Luschan, dem Direktor des Berliner Museums für Völkerkunde, den afrikanischen Königsthron, der in größter Kunstfertigkeit mit gefärbten Perlen besetzt worden war, auszustellen. Bis heute ist der Thron im Ethnologischen Museum in Berlin zu sehen.[2][3]

König Njoya auf seinem Perlenthron (Januar 1912)

Im Gegenzug schickte Wilhelm II. für seinen „königlichen Bruder“, wie er sich ausdrückte, eine deutsche Kürassier-Uniform der Kaiserlichen Garde. Ebenso wie ein Ölgemälde Wilhelms II. wird die Uniform heute im Palast-Museum zu Foumban ausgestellt.[2]

Njoya war davon überzeugt, dass deutsche und Bamun-Kultur zu vereinbaren sind. In Zusammenarbeit mit der deutschen Verwaltung ließ er Schulen errichten, an denen die Bamun-Kinder die Kenntnisse ihrer Muttersprache erweitern und darüber hinaus die von Njoya eingeführte Bamun-Schrift erlernen konnten, aber auch Grundkenntnisse der deutschen Sprache weitergegeben wurden.[4] Die Technik der Deutschen hielt auch in der Nahrungsverarbeitung Einzug, was die Einführung einer handbetriebenen, mechanischen Getreidemühle verdeutlicht.

1917 ließ König Njoya den alten, in traditioneller Holzbauweise errichteten Palast abreißen und an seiner Stelle eine neue Residenz im preußischen Backsteinstil bauen.

Ein Jahr zuvor hatte die französische Besatzungsmacht die Kontrolle über die deutsche Kolonie Kamerun übernommen, wodurch das Königreich Bamun seine Teilautonomie vollends verlor. Da Njoya trotz seiner formellen Absetzung durch Frankreich bis 1931 in Foumban residierte, erhielt er sich bis dahin de facto die Rolle des Königs. Doch deshalb schickte man ihn im selben Jahr nach Yaoundé ins Exil, wo er 1933 im Alter von 66 Jahren verstarb.[5] Sein Nachfolger wurde Seidu Njimoluh Njoya.

Wegen seiner großen Verdienste um die Bamun wird er bis heute von seinem Volk verehrt.

Siehe auch

Quellen

  • Anna Oehler: Der Negerkönig Ndschoya. Basler Missionsbuchhandlung, Basel 1913.

Literatur (Auswahl)

  • Patrice Nganang: Der Schatten des Sultans. Roman. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2012. ISBN 978-3-7795-0415-3.
  • Christraud M. Geary, Adamou Ndam Njoya: Mandu Yenu. Bilder aus Bamum, einem westafrikanischen Königreich. 1902–1915. Trickster-Verlag, München 1985, ISBN 3-923804-08-3.
  • Eugène Désiré Eloundou, Arouna Ngapna: Un souverain bamoun en exil. Le roi Njoya Ibrahima à Yaoundé, 1931–1933. L'Harmattan, Paris 2011, ISBN 978-2-296-54594-6.
  • Denys Ferrando-Durfort, Text, Bernard Johner, Illustrationen: Njoya, the Reformer. EdiSavana, Yaounde, Kamerun, ISBN 2-7027-0404-2.
  • Christraud M. Geary: The Voyage of King Njoya's Gift: A Beaded sculpture from the Bamun Kingdom, Cameroon, in the National Museum of African Art, Smithsonian Institution. University of Washington Press, Seattle, Washington, USA 1994, ISBN 0-295-97428-1.
  • Alexandra Loumpet-Galitzine: Njoya et le royaume bamoun. Les archives de la Société des missions évangéliques de Paris. 1917–1937. Durch die Verfasserin ausgewählte und mit Anmerkungen versehene Texte. Èditions Karthala, Paris 2006, ISBN 2-84586-786-7.
  • Adamou Ndam Njoya: Njoya. Réformateur du royaume bamoun. Éditions ABC, Paris 1978, ISBN 2-85809-101-3.
  • Sebastian-Manès Sprute: Njoya, in: Atlas der Abwesenheit. Kameruns Kulturerbe in Deutschland (Hrsg. kollektiv), Berlin 2023, S. 417–419.

Anmerkungen

  1. Günter Bernhardt: Die Ferne im Blick – Westfälisch-lippische Sammlungen zur Fotografie aus Mission und Kolonien. Herausgegeben durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster 2006, ISBN 3-927204-65-X, S. 146.
  2. a b Joachim Zeller: Kunstwerke aus deutschen Kolonien im Ethnologischen Museum. In: Joachim Zeller, Ulrich Van der Heyden: Kolonialmetropole Berlin – Eine Spurensuche. Berlin-Edition, Berlin 2002, ISBN 3-8148-0092-3, S. 281ff.
  3. Sebastian-Manès Sprute: Njoya (Nzueya). In: Mikaél Assilkinga, Lindiwe Breuer, Fogha Mc. Cornilius Refem, Albert Gouaffo, Dieu Ly Hoang (Hrsg.): Atlas der Abwesenheit. Kameruns Kulturerbe in Deutschland. Reimer Verlag, Berlin 2023, ISBN 978-3-496-01700-4, S. 417–419.
  4. John Iliffe: Geschichte Afrikas. 2. Auflage. Verlag C.H. Beck, 2003, ISBN 3-406-46309-6, S. 301.
  5. Die Grosse Leistung eines Königs. In: Erwachet! Dezember 2007, S. 26–27.
VorgängerAmtNachfolger
NsangouFon des Königreiches Bamum
1894 bis 1933
Seidu Njimoluh Njoya

Weblinks

Commons: Njoya – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Marie Pauline Thorbecke (laut identischem Foto im Rautenstrauch-Joest Museum Köln, Inventar-Nummer des Fotos: 19336)

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König Njoya von Bamoun vor dem Eingang seines Palastes