Nippelspanner

Preiswerter Nippelspanner
Werkstattgeeigneter Nippelspanner
Ein Nippelspanner älterer Bauart.

Ein Nippelspanner, auch Speichenspanner, Speichenschlüssel, Nippeldreher oder Zentrierschlüssel genannt, ist ein Werkzeug, um die Speichennippel, spezielle Vierkant-Hülsenmuttern, von Fahrrad- oder Motorrad-Laufrädern zu spannen oder zu lösen und so durch Veränderung der Speichenspannung die Räder zu zentrieren.

Einsatzgebiete

Mit Hilfe des Nippelspanners kann die Spannung einer Fahrradspeiche am Speichennippel verstellt werden. Diese sitzen mit einem Gewinde auf den Speichen und lassen sich durch den Speichenschlüssel per Drehung verstellen. Bekannteste Einsatzgebiete, für das Fahrradwerkzeug sind neben dem Nachziehen einzelner Speichen geringer Spannung, das Entfernen eines Rundlauffehlers (umgangssprachlich auch Acht oder Achter genannt), das Geraderichten verbogener Felgen sowie das Ersetzen einzelner gebrochener Speichen und das Neueinspeichen eines Laufrads. Bei der Benutzung sollte darauf geachtet werden, sich langsam und gleichmäßig an das Ergebnis heranzutasten, sonst kann leicht aus einem Seitenschlag ein Höhenschlag werden.

Einfache Ausführungen fassen den Nippel an zwei Ecken. Nippelschonender sind Modelle, die an drei bzw. vier Ecken ansetzen.

Größen

Die gängigen Größen sind:

  • 0,127″ (3,23 mm, wird manchmal gerundet als 3,25 mm angegeben)
  • 0,130″ (3,30 mm)
  • 0,136″ (3,45 mm)

Außerdem:

  • 0,156″ (3,96 mm)

Nippelspanner werden auch in Gauge (g) bemessen, wobei sich dieses Maß nicht auf die Schlüsselweite, sondern auf das Gewinde bzw. die Speichendicke bezieht. 3,23 mm entsprechen 15g (1,8 mm Speiche), 3,45 mm entsprechen 14g (2,0 mm Speiche) und 3,96 mm sind 12g (2,6 mm Speiche). An Minitools für Radfahrer (für unterwegs) finden sich oftmals kleine provisorische Maulschlüssel, die behelfsweise als Nippelspanner genutzt werden können und mit 14g oder 15g deklariert sind.

Nutzung

Neue Laufräder sollen nach einer Einfahrzeit um eine feste Umdrehungszahl nachgestellt werden.

Im Fahrradalltag kommt es vor allem vor, dass etwa eine einzelne Speiche kaum noch Spannung hat bzw. nach einiger Zeit die Speichen eines Laufrads bzw. einer Laufradseite verschiedene Spannungen aufweisen. In dem Falle kann man an der entsprechenden Laufradseite die Speiche ermitteln, die beim Zupfen den höchsten Ton ergibt, markieren und alle anderen Speichen der Seite nachspannen (nachstimmen). Dabei ist zu beachten, dass bei Kettenschaltung die Speichen des Hinterrads an der (rechten) Antriebsseite mehr Spannung haben als die an der Nabenseite, da die Schaltkassette rechts Platz benötigt und sie entsprechend steiler stehen. Da eine (in senkrechter Richtung) steilere Speiche einen kleineren Horizontalanteil ihrer Spannung hat als eine weniger steile, das Laufrad indes horizontal im Gleichgewicht steht, braucht die rechte, steilere Seite des Antriebsrads immer mehr Spannung als die linke.

Beim Laufradbau oder bei der Generalinspektion nutzt man ein Tensiometer oder stimmt genau nach entsprechende Kammertönen. Als gute Referenz für Stahlspeichen von durchschnittlicher Länge gilt der Ton Fis.[1] Diese Referenz gilt ungeachtet der Tatsache, dass der Ton bei gleicher Spannung und Länge, wie bei der Saite, antiproportional mit zunehmendem Speichendurchmesser tiefer wird, siehe Saitenschwingung – eine dicke Speiche soll entsprechend stärker gespannt werden als eine dünne. John S. Allen empfiehlt daher für das Antriebsrad, rechts dickere Speichen zu verwenden als links.[1]

Seitenschläge werden ausgeglichen, indem man an der entgegengesetzten Seite einzelne Speichen nachzieht, bei Höhenschlägen wird je auf beiden Seiten (links und rechts) am Schlag nachgezogen und radial gegenüber gelockert.

Besonders negativ wirkt sich ein Schlag in der Felge bei Felgenbremsen aus, die dann nicht mehr gleichmäßig ziehen. Ihr Bremskörper kann als „Messinstrument“ dienen. Scheibenbremsen sollten bei Nachjustieren der Speichen in größerem Umfang entspannt werden und erst bei korrekten Speichenspannungen wieder belastet und eingestellt werden, da die Bremskörper ansonsten eine zusätzliche Spannung ausüben können.

Literatur

  • Richard Hallet: Fahrrad-Wartung-Pflege-Reparatur. BVA Bielefelder Verlag, Bielefeld 2003, ISBN 3-87073-308-X.
  • Jörg Urban, Jürgen Brück: Fahrradreparaturen Wartung und Pannenhilfe. Gondrom, Bindlach 2007, ISBN 978-3-8112-2938-9.
  • Rob van der Plas: Die Fahrradwerkstatt – Reparatur und Wartung Schritt für Schritt. 5. Auflage, BVA Bielefelder Verlaganstalt, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-87073-147-2.

Einzelnachweise

  1. a b Check Spoke Tension by Ear, John S. Allen auf bikexprt.com

Weblinks

Commons: Nippelspanner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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