Ninon de Lenclos

Ninon de Lenclos.

Anne „Ninon“ de Lenclos, (* 10. November 1620 in Paris; † 17. Oktober 1705 ebenda) war eine französische Kurtisane und Salonnière. Sie gilt in Frankreich als eine der herausragendsten Frauen des 17. Jahrhunderts.

Leben

Ninon de Lenclos wurde als einziges Kind eines französischen Kleinadligen geboren.[1] Ihre Mutter versuchte, sie religiös zu erziehen. Der Vater jedoch unterstützte die Tochter in ihrem Bildungsdrang und animierte sie, Montaigne zu lesen.

Trotz ihres Lebenswandels als Kurtisane brachte Ninon de Lenclos es durch ihre Bildung und ihre vielseitige musische Begabung, ihre Intelligenz und ihren Sprachwitz, aber auch durch ihre Schönheit bald zu großer gesellschaftlicher Anerkennung. Sie wurde zu einem der Sterne der Ära Ludwigs XIV., wurde allerdings nie bei Hofe empfangen. Sie galt als Meisterin des geistvollen Gesprächs und die Teilnahme an ihren Jours war eine große gesellschaftliche Ehre. Zu ihren Freunden und Freundinnen zählten Königin Christine von Schweden, Madame de Maintenon (die zweite Gattin Ludwigs), Molière und Madame de Sévigné.

Ninon de Lenclos legte Wert auf ihre Unabhängigkeit: Sie heiratete nie und hatte unzählige Liebhaber. Noch als Achtzigjährige, so heißt es, sei sie von den Männern heiß begehrt gewesen. Sie selbst nahm ihre Caprices, wie sie ihre Liebschaften bezeichnete, nicht sehr ernst und ließ sich nie auf eine ernsthafte Beziehung zu einem Mann ein. Die aus ihren Liebschaften entstandenen Kinder überließ sie den jeweiligen Vätern zur Erziehung, denn sie wollte sich nicht mit Kinderpflege belasten. Einer ihrer Söhne verliebte sich nichtsahnend in sie, als sie bereits 60 Jahre alt war. Sie offenbarte ihm, dass sie seine Mutter sei. Darauf erschoss er sich vor ihren Augen.

Trotz ihres unmoralisch wirkenden Lebens galt sie als gute, treue Freundin. Sie unterstützte in Not geratene Freunde mit Geld und Taten, achtete jedoch darauf, selbst finanziell unabhängig und niemandem etwas schuldig zu bleiben. Dabei brachte sie es nie zu großem Reichtum; sie lebte in einem für Adelsverhältnisse einfachen bürgerlichen Mietshaus. Ihre Liebschaften wählte sie vor allem ihren Gefühlen folgend und (entgegen damaligem Usus) unabhängig von finanziellen oder politischen Interessen aus.

Nach ihrem Tod im Alter von 85 Jahren schrieb Marquis de La Fare in einem Nachruf:

„Ich habe keine achtbarere und der Trauer würdigere Frau gekannt. Sie versammelte bei sich die vornehmsten Leute von Paris, die durch den Charme ihres Konversationstalentes herbeigelockt wurden. Ihr Haus war noch in der letzten Zeit ihres Lebens das einzige, wo man Geistesgaben zu würdigen verstand und wo man ganze Tage ohne Spiel und ohne Langeweile verbringen konnte.“

Wirkung

Zitate

  • Die Liebe, um uns glücklich zu machen, muss nicht als ernsthafte Affäre, sondern als eine leichte und heitere Sache aufgefasst werden.
  • Man hat unser Geschlecht mit allem Leichtfertigen bedacht, und die Männer haben sich das Recht auf die wirklich wichtigen Eigenschaften vorbehalten.
  • Die Religionen sind nichts als Einbildungen; es ist nichts Wahres daran.
  • Die Frauen würden sich ärgern, wenn ein Mann, den sie lieben, nicht eifersüchtig wäre.
  • Die Liebe stirbt niemals an Hunger, wohl aber an Übersättigung.

Werke

Ninon de Lenclos, Kupferstich von Antoine-Jean-Baptiste Coupé (1784 – ca. 1852)
  • Über die Liebe und die Leidenschaft. Briefe. ISBN 3-89190-552-1.

Hinweis: Nach Ninon de Lenclos’ Tod erschienen zahlreiche Bücher mit angeblichen Briefen von ihr. Die meisten davon wurden aber vermutlich frei erfunden, um die Gier der Leserschaft nach Sensationen aus dem Adelsleben zu befriedigen. Das gilt wahrscheinlich auch für die heute noch verlegten Briefe, denn aufgrund der Vielfalt der erschienenen Bücher weiß niemand mit Sicherheit, welche Briefe tatsächlich von ihr stammen.

Unter den zugeschriebenen Werken befinden sich folgende:

  • Briefe der Ninon von Lenclos an den Marquis von Sevigne, nebst den Briefen der Babet an den Bourfault, aus dem Französischen übersetzt. Weidmann, Leipzig 1751 (320 S.; Scan in der Google-Buchsuche).
  • Der Ninon von Lenclos Leben und Briefe nebst der Briefe der Babet. Weidmann, Leipzig 1755.

Literatur

  • Eckart von Naso: Die große Liebende. Roman um Ninon de Lenclos. Scheffler, Frankfurt am Main 1950, DNB 453534562.
  • Gustav Erich Holsten: Ninon de Lenclos. Illustriert von Erich M. Simon. Berlin, Juncker, [1915].
  • Eugen de Mirecourt: Ninon de Lenclos. Die Memoiren einer vielbegehrten Frau. Mit einer Einl. von Joseph Méry. Deutsch von Hermann Eiler. A. Weichert, Berlin [1931], DNB 57513450X.
  • Johannes Bauermeister: Ninon de Lenclos, das Geheimnis der ewigen Jugend (= Frauen der Liebe. Band 22). Mitteldeutsche Verlagsanstalt, Heidenau-Nord [1921], DNB 578816571 (Trivialroman mit dem Motiv Lebenselixier).
  • Michel Vergé-Franceschi: Ninon de Lenclos. Libertine du Grand Siècle. Payot & Rivages, Paris 2014, ISBN 978-2-228-91048-4 (französisch).
  • Franz Blei: Ninon de Lenclos. In: Ders.: Von amoureusen Frauen (= Cornelius Gurlitt [Hrsg.]: Die Kultur. Band 6). Bard, Marquardt & Co., Berlin [ca. 1906], OCLC 678708176, S. 23–37, urn:nbn:de:hbz:466:1-47166 (ub.uni-paderborn.de).

Weblinks

Commons: Ninon de Lenclos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Franz Blei: Ninon de Lenclos. In: Ders.: Von amoureusen Frauen (= Cornelius Gurlitt [Hrsg.]: Die Kultur. Band 6). Bard, Marquardt & Co., Berlin [ca. 1906], OCLC 678708176, S. 23 (ub.uni-paderborn.de [abgerufen am 2. Februar 2021]).

Auf dieser Seite verwendete Medien