Nikolaus Rhodokanakis

Nikolaus Rhodokanakis (griechisch Νικόλαος ΡοδοκανάκηςNikólaos Rodokanákis; arabisch رودوكاناكس; * 8. April 1876 in Alexandria, Ägypten; † 30. Dezember 1945 in Graz, Österreich) war ein griechisch-österreichischer Semitist und Arabist.
Leben
Rhodokanakis familiären Ursprünge liegen in Chios. Sein Vater, Antonius Rhodokanakis, war als Kaufmann tätig. Seine Mutter Penelope verließ den Heimatort Alexandria und zog nach Triest, ihrem Geburtsort. Hier besuchte Rhodokanakis zunächst die Privatschule der griechisch-orthodoxen Gemeinde, dann 1885/86-1893 das Deutsche Staatsgymnasium in Triest. Der mehrsprachig aufgewachsene Rhodokanakis ging bald nach Wien, um an der dortigen Universität Rechtswissenschaften zu studieren. 1894-97 folgte das Studium der klassischen Philologie und Kunstgeschichte, der semitischen Philologie, Ägyptologie, arabischen Paläographie und der islamischen Geschichte. An der Universität Straßburg folgten das Studium der arabischen und Aramäischen Sprache. 1897 schloß er seine Studien mit der Dissertation zum Thema: "Einleitung und erstes Kapitel des Kutb es-surur fi wasf el-humur (von Ibn ar-Raqiq al Qairawani)" ab. Er habilitierte sich 1903 für semitische Philologie. 1904 erhielt er ein Reisestipendium zum Studium des Neuarabischen in Konstantinopel und Kairo. 1907 ging er an die Universität Graz, wo er zunächst unbesoldeter Extraordinarius und erst 1917 Ordinarius für semitische Philologie wurde.
Ihm wurden zu Lebzeiten viele Ehrungen zuteil: 1915 war er korrespondierendes Mitglied, 1919 wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Sein Forschungsschwerpunkt verlagerte sich mit der Zeit zunehmend auf die Erforschung des Südarabischen. Es folgte die Berufung in die Südarabische Kommission. Er war Ehrenmitglied der Alma Egan Hyatt Foundation in New York. 1923 wurde er von der Royal Asiatic Society of Great-Britain and Ireland geehrt. Als erstem Gelehrten wurde ihm von der Deutsche Morgenländische Gesellschaft (DMG) am 28. September 1935 die Lidzbarski-Medaille verliehen, die ihm von Adolf Grohmann überreicht wurde.

1908 hatte er Texte im umgangssprachlichen Dialekt von Zafār aufgenommen und mit Übersetzung veröffentlicht. Später bearbeitete er Texte aus der Sammlung Eduard Glaser und wurde damit zum Neubegründer der Sabäistik. Darin bearbeitete er Epigraphik, Siedlungs- und Verfassungsgeschichte.[1] Er hielt auch häufig Vorträge über die Urtexte der Evangelien.[2]
Ab 1938 war er gesundheitlich angeschlagen und starb 1945 in Graz.
Literatur
- F. Lochner v. Hüttenbach: Nikolaus Rhodokanakis. In: Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon. 1815–1950. Band 9, Wien 1988, ISBN 978-3-7001-3213-4, S. 113 f. Online
- Nikolaus Rhodokanakis, Deutsche Biographie
- Wolfdieter Bihl: Orientalistik an der Universität Wien. Forschungen zwischen Maghreb und Ost- und Südasien: Die Professoren und Dozenten. Böhlau Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-205-78371-8, S. 73–74.
- Anastasia Moraitis: Nikolaus Rhodokanakis (1876-1945), in: BBKL, Band XXIII (2004) Spalten 1177-1181.
- Anastasia Moraitis: Künstlerische Intuition und Schöpferische Kraft: Der Orientalist Nikolaus Rhodokanakis machte die schriftlichen Denkmäler Südarabiens der Forschung zugänglich, in: Antike Welt, vol. 37, no. 3, 2006, pp. 48–50. JSTOR, http://www.jstor.org/stable/44468319.
- Gertraud Sturm & Mohammed Maraqten: In Stein gemeisselte Geschichte(n): Nikolaos Rhodokanakis (1876-1945), Pionier der Altsüdarabistik. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2021, ISBN 978-3-7001-8939-8, 191 Seiten
Werke
- Al-Hansâ’ und ihre Trauerlieder, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 147, 1904.
- Die äthiop. Hss. der k. k. Hofbibl. zu Wien, ebenda, 151, 1906.
- Der vulgärarab. Dialekt im Dofâr (Zafãr), in: Südarab. Expedition 8, 1908, 10, 1911.
- E. Glasers Reise nach Mârib, gem. mit D. H. v. Müller, 1–4, 1913.
- Der Grundsatz der Öffentlichkeit in den südarab. Urkunden, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 177, 1915.
- Stud. zur Lexikographie und Grammatik des Altsüdarab. 1–3, Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 178, 1915/16, 185, 1917, 213, 1931.
- Kataban. Texte zur Bodenwirtschaft 1, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 194, 1919, 2, 198, 1923.
- Die Inschriften an der Mauer von Kohlān-Timna. Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 200, 1924.
- Das öff. Leben in den alten südarab. Staaten, in: Hdb. der altarab. Altertumskde., hrsg. von D. Nielsen, 1, 1927.
- Altsab. Texte 1, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 206, 1927, 2. in: Wr. Z. für die Kde. des Morgenlandes 39, 1932.
- Zur Interpretation altsüdarab. Inschriften, gem. mit M. Höfner, 1–3, Wr. Z. für die Kde. des Morgenlandes 1936.
Herausgeberschaft
- Der Diwân des ’Ubaid-Allâh Ibn Kais ar-Rukajjât, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 144, 1902.
- Altsüdarab. Inschriften, in: Altoriental. Texte und Bilder zum Alten Testament, hrsg. von H. Greßmann, 1, 2. Aufl. 1926.
Übersetzung
Das Buch Hiob, in: Wr. Z. für die Kde. des Morgenlandes 45, 1938.
Einzelnachweise
Personendaten | |
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NAME | Rhodokanakis, Nikolaus |
ALTERNATIVNAMEN | Rhodokanakis, Nicolaus; رودوكاناكس (arabisch) |
KURZBESCHREIBUNG | griechisch-österreichischer Semitist und Arabist |
GEBURTSDATUM | 8. April 1876 |
GEBURTSORT | Alexandria, Ägypten |
STERBEDATUM | 30. Dezember 1945 |
STERBEORT | Graz, Österreich |
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