Nieste (Gemeinde)
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 19′ N, 9° 40′ O | |
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Kassel | |
Landkreis: | Kassel | |
Höhe: | 260 m ü. NHN | |
Fläche: | 4,06 km2 | |
Einwohner: | 2119 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 522 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 34329 | |
Vorwahl: | 05605 | |
Kfz-Kennzeichen: | KS, HOG, WOH | |
Gemeindeschlüssel: | 06 6 33 019 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: | Wilhelm-Heitmann-Platz 3 34329 Nieste | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Klaus Missing, parteiunabhängig | |
Lage der Gemeinde Nieste im Landkreis Kassel | ||
Nieste ist eine Gemeinde und ein staatlich anerkannter Erholungsort im nordhessischen Landkreis Kassel.
Geographie
Geographische Lage
Nieste liegt im Tal der Nieste am Westhang des Kaufunger Walds, etwa zwölf Kilometer östlich des Zentrums von Kassel. Seine Gemarkung erstreckt sich entlang der Nieste auf etwa 7,5 km Länge, wobei die Gemarkungsbreite flussaufwärts der Ortslage im Prinzip der Breite der waldfreien Talaue entspricht und somit meist nicht mehr als 100 m beträgt. Westlich von Nieste breitet sich die Gemarkung oberhalb des Niestetals rund um den etwa 355 m ü. NN hohen Gerholdsberg immerhin etwa 1,5 km weit nach Süden aus. Die bebaute Ortslage hingegen liegt brückenkopfartig auf dem einzigen Gemarkungsteil nennenswerter Größe nördlich der Nieste und wird an der weiteren Ausdehnung allseitig durch die niedersächsische Landesgrenze gehindert. Nieste liegt an der Deutschen Märchenstraße, die von Hanau nach Bremen führt.
Nieste umfasst nur die gleichnamige Gemarkung (Gmk.-Nr. 61554) und ist neben Bad Salzschlirf die einzige Gemeinde im Regierungsbezirk Kassel ohne Ortsteile. Sie ist mit 4,05 km² die nach Fläche kleinste Gemeinde Hessens.
Nachbargemeinden
Nieste grenzt im Norden an die Gemeinde Staufenberg (im Landkreis Göttingen in Niedersachsen), im Süden an das gemeindefreie Gebiet Gutsbezirk Kaufunger Wald (Werra-Meißner-Kreis) und die Gemeinde Kaufungen, sowie im Westen an die Gemeinde Niestetal (beide im Landkreis Kassel).
Geschichte
Die älteste erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung als de Nieste weist in das Jahr 1293.[2] In einer anderen Nennung wird Nieste bereits im Jahr 1019 genannt, damals war Bardo von Sichelnstein nach Kaufungen unterwegs, als er an der Grenze seines Besitzes eine Kapelle der heiligen Anna, sowie ein Wirtshaus erbauen ließ.[3] Alle zwei Jahre wurden Wallfahrten dorthin unternommen, 1306 wurden dort durch Landgraf Heinrich von Hessen und Herzog Albrecht von Braunschweig einige Häuser errichtet. Das so entstandene Dorf erhielt den Namen Nyste (neue Stätte). Während des 13. Jahrhunderts ist eine adlige Familie aus Nieste belegt, so werden 1290 die Brüder Engelfried und Heimbert, sowie Hermann und Conrad von Nyste genannt.[4] 1289 und 1301 war Hermann, 1323 Conrad Ratsherr in Münden. Hermann war es zudem, der 1289 in der Kirche zu Gimte den Altar stiftete. Im Vertrag von 1536 gehörte Nieste der Landgrafschaft Hessen und dem braunschweigischen Fürstentum Calenberg zu gleichen Teilen. Nur die Kirche wurde nicht aufgeteilt. 1831 trat das Königreich Hannover seine Hälfte an das Kurfürstentum Hessen ab.
Im Jahr 2010 wurde zwischen Hessen und Niedersachsen ein Staatsvertrag geschlossen über einen Gebietstausch von 51 Flurstücken der Gemarkung Escherode, die an die Ortslage von Nieste grenzen, gegen 6 Flurstücke der Gemeinde Nieste in der Nähe der Ortslage von Dahlheim. Die zu tauschenden Flächen sind jeweils insgesamt 14,48 Hektar groß. Hintergrund dieser Grenzänderung war, dass sowohl die gesamten Sportanlagen als auch die Kreisschulturnhalle und das Regenrückhaltebecken der Gemeinde Nieste auf Grundstücken im Gemeindegebiet von Staufenberg errichtet wurden. Dadurch entstanden Zuständigkeitsprobleme für die Gemeinden. Einwohner waren von der Grenzänderung nicht betroffen. Der Staatsvertrag trat nach Hinterlegung der Ratifikationsurkunden am 1. Juni 2011 in Kraft.[5]
Politik
Gemeindevertretung
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[6] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[7][8][9]
Gemeindevertretung – Kommunalwahlen 2021 | |
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Parteien und Wählergemeinschaften | % 2021 | Sitze 2021 | % 2016 | Sitze 2016 | % 2011 | Sitze 2011 | % 2006 | Sitze 2006 | % 2001 | Sitze 2001 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 52,3 | 8 | 63,3 | 9 | 100 | 15 | 79,7 | 12 | 77,0 | 12 |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 28,8 | 4 | 20,0 | 3 | — | — | 20,3 | 3 | 23,0 | 3 |
UWN | Unabhängige Wähler Nieste[10] | 18,9 | 3 | 16,8 | 3 | — | — | — | — | — | — |
Gesamt | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | |
Wahlbeteiligung in % | 56,9 | 57,5 | 54,3 | 55,8 | 61,8 |
Bürgermeister
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Nieste neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Beigeordneter und vier weitere Beigeordnete angehören.[11] Bürgermeister ist seit dem 1. Oktober 2021 der parteiunabhängige Klaus Missing, der bis dahin als Erster Beigeordneter dem Gemeindevorstand angehörte.[12] Sein Amtsvorgänger Edgar Paul (SPD) war durch den Bürgerentscheid vom 30. Mai 2021 über seine Abwahl mit Wirkung vom 2. Juni 2021 aus der vierten Amtszeit vorzeitig ausgeschieden. Weil er im April 2020 rechtskräftig wegen Untreue verurteilt worden war, hatte die Gemeindevertretung die Einleitung eines Abwahlverfahrens beschlossen. Als er danach die Frist zu freiwilligen Amtsniederlegung verstreichen ließ, verbot ihm die Kommunalaufsicht des Landkreises Kassel am 29. März 2021 die Weiterführung der Amtsgeschäfte.[13] Danach leitete Klaus Missing als Erster Beigeordneter die Gemeindeverwaltung kommissarisch und die Wahl eines neuen Bürgermeisters musste vorgezogen werden, zu der er selbst auch kandidierte. Klaus Missing erhielt am 26. September 2021 im ersten Wahlgang bei 83,89 Prozent Wahlbeteiligung 60,49 Prozent der Stimmen.[14]
- 2021–2027 Klaus Missing[12]
- 2001–2021 Edgar Paul (SPD)[13]
- 1983–2001 Heinrich Holzhauer (SPD)
- 1959–1983 Karl-Heinz Siebert (SPD)
- 1952–1959 Andreas Kraft (SPD)
- 1945–1952 Heinrich Breithaupt (SPD)
- 1945–1945 Carl Kraft I (SPD), Eduard Plattner (SPD)
- 1933–1945 Karl Kraft II
- 1919–1933 Carl Kraft I (SPD)
Wappen
Blasonierung: „In einem roten Zinnenschildhaupt zu drei Zinnen, deren äußere aus dem Schildrand hervorgehen, ein silbernes Sensenblatt, unter dem Schildhaupt im wellenschnittartig von Silber und Grün schräggeteilten Schilde oben und unten in verwechselten Farben je einen aus der Wellenteilung ausgezogenen Buchenzweig zu drei Blättern.“[17] | |
Wappenbegründung: Das Sensenblatt und die Zinnen weisen auf die im Gebiet der heutigen Gemeinde gelegene, einstige Burg Sensenstein hin. Die zwei dreiblättrigen Buchenzweige sind die Symbole für die Lage der Gemeinde zwischen dem Naturpark Kaufunger Wald und dem Naturpark Münden. Der Wellenschnitt steht für den namengebenden Bach „Nieste“.[18] Das Wappen wurde am 4. April 1982 durch das Hessische Ministerium des Innern genehmigt. |
Flagge
Die Flagge wurde der Gemeinde am 8. April 1982 durch das Hessische Ministerium des Innern genehmigt und wird wie folgt beschrieben:
„Die Flagge der Gemeinde Nieste zeigt auf der von Grün, Weiß und Rot im Verhältnis 1:4:1 längsgeteilten Flagge in der weißen Mittelbahn das zum Flaggenmast hin leicht verschobene Wappen der Gemeinde.“[19]
Partnerschaften
Die Gemeinde Nieste unterhält partnerschaftliche Beziehungen zu
- Frankenhain, Ortsteil der Landgemeinde Geratal im Ilm-Kreis in Thüringen.
- Dunaszentgyörgy, Ungarn
- San Marco, Italien
Religion
Die Evangelisch-lutherische St.-Anna-Kirchengemeinde wurde zum 1. Januar 2011 mit der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde Escherode in Staufenberg zur neuen Evangelisch-lutherischen Dreieinigkeits-Kirchengemeinde Escherode-Nieste in Staufenberg zusammengelegt. Sie gehört zum Kirchenkreis Münden des Sprengels Hildesheim-Göttingen der hannoverschen Landeskirche.[20]
Sehenswürdigkeiten
- Wallanlage der einstigen Burg Sensenstein auf dem Gerholdsberg
- „Niester Riesen“, Mammutbäume am Gerholdsberg
- Wandergebiet „Gläsnertal“
- Freizeitanlage „Bleichwiesen“
- Deutsche Märchenstraße, führt durch das Dorf
- Eiche bei der Jugendburg Sensenstein mit einem Brusthöhenumfang von 6,15 m (2016).[21]
Wirtschaft und Infrastruktur
Nieste ist eine Wohngemeinde ohne Industrie und ist umgeben von ca. 150 km Wander- und Radwanderwegen.
Der Ort hat einen Supermarkt, Kfz-Werkstatt, Ärzte, Kfz-Prüfstelle sowie Sparkasse und Restaurants. Auch die Königsalm ist hier beheimatet.
Verkehr
Nieste ist mit der acht Kilometer entfernten Anschlussstelle Kassel-Nord der A 7 an das Fernstraßennetz angebunden. Von Kassel aus ist Nieste durch das Niestetal über die Landesstraßen L 3237/L 563 erreichbar. Über die Landesstraße L 563 erreicht man in östlicher Richtung, zunächst durch das Endschlagtal und weiter durch das Wengebachtal und über den Umschwang, die Gemeinde Kleinalmerode, einen Stadtteil von Witzenhausen. Verbindungen zu den Nachbarorten werden durch verschiedene Kreisstraßen hergestellt.
Nieste gehört zum Tarifgebiet KasselPlus des Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV) und wird regelmäßige durch die Buslinie 34 bedient. Es bestehen Fahrbeziehungen nach Kaufungen und von dort aus weiter mit der Tram Linie 4 nach Kassel, sowie nach Escherode und von dort aus weiter mit der Buslinie 32, über Staufenberg und Niestetal, nach Kassel.
Bildung
Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten mit Ganztagesbetreuung und eine Grundschule. Eine Gesamtschule befindet sich in Kaufungen, andere weiterführende Schulen in Kassel.
Weblinks
- Internetauftritt der Gemeinde Nieste
- Nieste, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Nieste nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
- Linkkatalog zum Thema Nieste bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Ortskuratorium Nieste
Einzelnachweise
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2023 (Landkreise, kreisfreie Städte und Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ „Nieste, Landkreis Kassel“. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 25. August 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 3. November 2014.
- ↑ Wilhelm Lotze: Geschichte der Stadt Münden nebst Umgegend. Eigenverlag, Hann. Münden 1878, S. 319.
- ↑ Christian Ludwig Scheidt: Historische und diplomatische Nachrichten von dem hohen und niederen Adel in Teutschland. Johann Christoph Richter, Hannover 1754, S. 89.
- ↑ Hessischer Landtag: LT-Drucksache 18/3727 vom 16. Februar 2011 für einen Gesetzentwurf zur Änderung der Landesgrenze PDF-Datei 2,43 MB
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2016.
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2011.
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2006.
- ↑ Unabhängige Wähler Nieste
- ↑ Organisation der Niester Gremien und deren Zusammensetzung
- ↑ a b CDU Nieste, 1. Oktober 2021: Nieste hat einen neuen Bürgermeister
- ↑ a b Hessenschau, 3. März 2021:Bürgermeister von Nieste soll rausgeworfen werden ( vom 2. Dezember 2021 im Internet Archive) - HNA, 30. Mai 2021: Edgar Paul ist als Bürgermeister in Nieste abgewählt worden
- ↑ Votemanager: Bürgermeisterwahl Gemeinde Nieste 2021
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Direktwahlen in Nieste ( vom 3. Februar 2021 im Internet Archive)
- ↑ SPD Nieste: Chronik der Gemeinde: mit Angaben über die Amtszeiten der Bürgermeister
- ↑ Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Nieste, Landkreis Kassel, Reg.-Bez. Kassel vom 26. April 1982. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1982 Nr. 17, S. 840, Punkt 479 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF]).
- ↑ Ortskuratorium Nieste: Wappenbeschreibung ( vom 12. Januar 2010 im Internet Archive)
- ↑ Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Nieste, Landkreis Kassel, Reg.-Bez. Kassel vom 26. April 1982. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1982 Nr. 17, S. 840, Punkt 479 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF]).
- ↑ Kirchliches Amtsblatt der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers 1/2011, S. 69–70
- ↑ Eintrag im Verzeichnis Monumentaler Eichen. Abgerufen am 10. Januar 2017.
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Positionskarte von Deutschland
Wappen des Landkreises Kassel, Hessen
- „Im von Blau und Gold schräglinks geteilten Schild oben der goldgekrönte und -bewehrte, wachsende hessische Löwe, unten drei fächerförmig gestellte grüne Eichenblätter, denen zwei hintereinander liegende, schräglinks gestellte schwarze Wolfsangeln aufgelegt sind.“
- § 1 der Satzung zum Schutze des Wappens und der Flagge des Landkreises Kassel
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Ev.-luth. Kirche St. Anna in Nieste, Landkreis Kassel, Nordhessen. Die Kirche gehört zur Ev.-luth. Dreieinigkeits-Kirchengemeinde Escherode-Nieste in Staufenberg im Kirchenkreis Münden.
Das Sensenblatt und die Zinnen weisen auf die im Gebiet der heutigen Gemeinde gelegene, einstige Burg Sensenstein hin. Die zwei dreiblättrigen Buchenzweige sind die Symbole für die Lage der Gemeinde zwischen dem Naturpark Kaufunger Wald und dem Naturpark Münden. Der Wellenschnitt steht für den namengebenden Bach „Nieste“.
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Lage von Nieste im Landkreis Kassel, Hessen, Deutschland