Niederzell (Schlüchtern)

Niederzell
Koordinaten:50° 20′ N, 9° 30′ O
Höhe: 191 (190–257) m ü. NHN
Fläche:5,35 km²[1]
Einwohner:1236 (31. Dez. 2015)[2]
Bevölkerungsdichte:231 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Juli 1974
Postleitzahl:36381
Vorwahl:06661

Niederzell ist ein Stadtteil von Schlüchtern im osthessischen Main-Kinzig-Kreis.

Geografische Lage

Niederzell liegt auf einer Höhe von 190–257 m über NN im Nordosten des Main-Kinzig-Kreises etwa 3 km südlich vom Hauptort Schlüchtern entfernt. Am Ortsrand treffen sich die Landesstraßen L3372 und L3180.

Niederzell grenzt im Nordwesten an den Hauptort Schlüchtern, im Südwesten an den Ort Hohenzell, im Süden an den Ort Bellings und im Westen an Steinau.

Geschichte

Mittelalter

Das Dorf gehörte zum Amt Schlüchtern, einem Lehen des Bischofs von Würzburg. Zunächst im Besitz derer von Grumbach erbten das Dorf 1243 die Herren von Trimberg. 1377 erhielten es die Herren von Hanau (ab 1429: Grafschaft Hanau) im Tausch gegen die Burg Bütthard.[3] Bei der Hanauer Landesteilung von 1456 kam Niederzell zur Grafschaft Hanau-Münzenberg.

Frühe Neuzeit

Die Eigenschaft als Würzburger Lehen führte nach der Reformation zu Spannungen zwischen der nun zunächst lutherischen, ab 1597 reformierten Grafschaft Hanau-Münzenberg und dem weiter römisch-katholischen Bistum Würzburg. Ein langjähriger Prozess vor dem Reichskammergericht dauerte von 1571 bis 1624 und endete mit einem Restitutionsmandat über das Amt Schlüchtern zugunsten Würzburgs. 1628–1631 war es deshalb von Würzburg besetzt, im Zuge des Dreißigjährigen Krieges 1631 bis 1637 wieder von Hanau und ab 1637 erneut von Würzburg. 1656 kam es zu einem Vergleich zwischen Hanau und Würzburg, wobei Hanau das Amt Schlüchtern – und damit auch Niederzell – erhielt und dem Bistum dafür Orb überließ.[4]

Mit dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fiel Niederzell 1736 mit der ganzen Grafschaft Hanau-Münzenberg an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, aus der 1803 das Kurfürstentum Hessen wurde.

Neuzeit

Während der napoleonischen Zeit stand Niederzell ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807–1810 zum Fürstentum Hanau und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, im Rahmen derer Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, gehörte Niederzell zum Landkreis Schlüchtern. 1866 wurde das Kurfürstentum nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg von Preußen annektiert und ist nach dem Zweiten Weltkrieg Bestandteil des Bundeslandes Hessen geworden. Niederzell wechselte entsprechend die Verwaltungen, denen es zugehörte.

Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen wurde Niederzell am 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz nach Schlüchtern eingemeindet.[5][6] Mit der Hessischen Gebietsreform wurde der Landkreis Schlüchtern 1974 aufgelöst und Niederzell liegt seit dem im Main-Kinzig-Kreis.

Historische Namensformen

In erhaltenen Urkunden wurde Niederzell unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]

  • Celle (1331)
  • Niedercelle (1356)

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1538:27 Steuernde
• 1633:36 Haushaltungen, 1 Gefreiter
• 1753:37 Familien mit 223 Personen
• 1812:47 Feuerstellen, 386 Seelen
Niederzell: Einwohnerzahlen von 1753 bis 2015
Jahr  Einwohner
1753
  
223
1812
  
386
1834
  
395
1840
  
403
1846
  
384
1852
  
415
1858
  
365
1864
  
363
1871
  
343
1875
  
345
1885
  
370
1895
  
325
1905
  
329
1910
  
366
1925
  
376
1939
  
328
1946
  
539
1950
  
529
1956
  
432
1961
  
423
1967
  
487
1970
  
527
2005
  
1.361
2010
  
1.295
2015
  
1.236
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; 2005:[7]; 2010:[8]; 2015:[2]

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1885:357 evangelische (= 96,49 %), 13 katholische (= 3,51 %) Einwohner
• 1961:389 evangelische (= 91,96 %), 31 katholische (= 7,33 %) Einwohner

Politik

Im Ortsbeirat sind die CDU und die SPD vertreten. Bei den Kommunalwahlen 2006 erlangte die CDU die Mehrheit der Stimmen und verfügt so über die Mehrheit im Ortsbeirat.

Siehe auch

  • Petrus-Lotichius-Kirche (Niederzell)

Literatur

  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck. Bd. 14, ISSN 0342-2291). Elwert, Marburg 1926, S. 534.
  • Literatur über Niederzell nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Niederzell, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 25. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Einwohnerzahel 2015 Ortsteilen. (PDF; 83 kB) In: Internetauftritt. Stadt Schlüchtern, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
  3. Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900–1806 = Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Marburg 2014. ISBN 978-3-942225-17-5, S. 196–230 (208).
  4. Dersch Wilhelm: Hessisches Klosterbuch. Quellenkunde zur Geschichte der im Regierungsbezirk Cassel, der Provinz Oberhessen und dem Fürstentum Waldeck gegründeten Stifter, Klöster und Niederlassungen von geistlichen Genossenschaften. Marburg 1915. S. 108f.
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Gelnhausen, Hanau und Schlüchtern und der Stadt Hanau sowie die Rückkreisung der Städte Fulda, Hanau und Marburg (Lahn) betreffende Fragen (GVBl. 330–26) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 149, § 14 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 377.
  7. Einwohnerzahel 2005 Ortsteilen. (PDF; 83 kB) In: Internetauftritt. Stadt Schlüchtern, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
  8. Einwohnerzahel 2010 Ortsteilen. (PDF; 83 kB) In: Internetauftritt. Stadt Schlüchtern, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.

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