Niedersächsische Heimstätte

Die Niedersächsische Heimstätte war ein Anfang der 1920er Jahre gegründetes und insbesondere in Niedersachsen tätiges Wohnungsunternehmen. Als Gesellschaft mit beschränkter Haftung und ihren kommunalen und Gesellschaftern aus dem Kreditwesen sah sich das Unternehmen als „Organ der staatlichen Wohnungspolitik“, die insbesondere gesunden und zugleich preiswerten Wohnraum für Minderbemittelte verschaffen sollte. Sitz des Unternehmens war Mitte der 1950er Jahre die Lavesstraße 59[1] im hannoverschen Stadtteil Mitte.[2]

Geschichte

Die Niedersächsische Heimstätte wurde nach dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1922 kurz vor dem Höhepunkt der Deutschen Hyperinflation gegründet.[1] Maßgeblicher Mitbegründer und Vorsitzender wurde Wilhelm Liebrecht, der schon vor dem Ersten Weltkrieg das Genossenschaftswesen im Wohnungsbau stark gefördert hatte.[3]

Zur Zeit des Nationalsozialismus musste das Stift Fischbeck 1939 „an die Niedersächsische Heimstätte 1,5 Hektar Land zu einem Schleuderpreis abgeben“.[4]

Das später formulierte vorrangige Ziel der Niedersächsischen Heimstätte war es vor allem, Einkommens-Schwachen – wie etwa Geringverdienern – sowohl in den Städten wie auch auf dem Land zu sowohl gesundem wie auch preiswertem Neubau-Wohnungen zu verhelfen. Zu den Zielgruppen zählten auch Bau- und Siedlungs-Genossenschaften und -Gesellschaften, aber auch Einzelpersonen und Werktätige. Nach dem Zweiten Weltkrieg standen insbesondere Vertriebene aus Ostdeutschland im Fokus der Niedersächsischen Heimstätte.[1]

In der Nachkriegszeit half die Organisation bei der Errichtung von Gruppen- und Einzelsiedlungen beispielsweise durch Beschaffung von Bauland, aber auch mittels finanzieller und technischer Betreuung der Hilfsbedürftigen beim Neubau von Mietwohnungen oder auch Eigenheimen nach den Bestimmungen der Reichsheimstätte, besonders aber bei der Errichtung von Kleinsiedlungen.[1]

Seit der Währungsreform in Westdeutschland im Jahr 1948 bis Mitte der 1950er Jahre hatte die Niedersächsische Heimstätte rund 30.000 Wohnungen fertiggestellt.[1]

Insgesamt betreute das Unternehmen bis Mitte der 1950er Jahre rund 60.000 Wohnungen; 40.000 davon als Maßnahmen zur Verschaffung von Eigentum in Eigenheimen und Kleinsiedlungen.[1]

Neben der Hauptverwaltung in Hannover – um 1955 in der Lavesstraße 39 A – unterhielt die Heimstätte seinerzeit Außenstellen in Aurich, Bremerhaven, Celle, Emden, Gifhorn, Goslar, Hittfeld, Leer, Lingen, Lüneburg, Nienburg/Weser, Northeim, Oldenburg (Oldb), Osnabrück, Salzgitter-Bad, Soltau, Syke, Uelzen und Wolfsburg.[1]

Nachfolger des Unternehmens wurde die Niedersächsische Landesentwicklungsgesellschaft (NILEG) mit Sitz in Hannover.[5]

Gesellschafter

Um 1955 setzte sich die Niedersächsische Heimstätte aus folgenden damaligen Gesellschaftern zusammen: Land Niedersachsen, Bundesrepublik Deutschland, Landesversicherungsanstalt, Landschaftliche Brandkasse, Niedersächsische Landesbank, Stadtschaft, verschiedene Stadt- und Landkreise und andere mehr.[1]

Persönlichkeiten

  • Werner Seever (1899–1970), der gelernte Jurist war zeitweilig Geschäftsführer der Heimstätte Sudetenland und der Niedersächsischen Heimstätte[6]

Schriften

  • 40 Jahre Niedersächsische Heimstätte GmbH, Organ der Staatlichen Wohnungspolitik. 1922–1962, 126 Seiten, Hannover: NH, 1962

Literatur

  • Fünf Jahre Heimstättenarbeit in der Provinz Hannover, 134 Seiten mit Abbildungen und einer Tafel, mit einem Geleitwort von Martin Frommhold, Düsseldorf, Mittelstraße 17: Küthe & Co., 1928
  • Geschäftsübersicht Niedersächsische Heimstätte G. m. b. H. / Wohnungsfürsorgegesellschaft für die Provinz Hannover und Bauberatungsstelle, elektronische Reproduktion der Ausgabe von 1926 unter Wahrnehmung der Rechte durch die VG Wort nach Maßgabe von § 51 VGG, Leipzig; Frankfurt am Main: Deutsche Nationalbibliothek, 2016

Archivalien

Archivalien von und über die Niedersächsische Heimstätte finden sich beispielsweise

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h o. V.: Niedersächsische Heimstätte G.m.b.H / Organ der staatlichen Wohnungspolitik, illustrierte ganzseitige Anzeige, in Georg Barke, Wilhelm Hatopp (Bearb.): Neues Bauen in Hannover: Bauherren, Architekten, Baugewerbe, Bauindustrie berichten über Planung und Ausführung der Aufbaujahre 1948 bis 1954 (= Monographien des Bauwesens, Folge 23), Bd. 1, hrsg. vom Presseamt der Hauptstadt Hannover in Zusammenarbeit mit der Städtischen Bauverwaltung, Stuttgart: Aweg Verlag Max Kurz, 1955, [im Wirtschaftsteil ohne Seitennummer]
  2. Helmut Zimmermann: Lavesstraße, in ders.: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 156
  3. Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Bände 91–92, Verlag August Lax, 1980, S. 499 u.ö.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. Nicolaus Heutger (Text), Viola Heutger (Hrsg.): Niedersächsische Ordenshäuser und Stifte. Geschichte und Gegenwart. Vorträge und Forschungen (= Forschungen zur niedersächsischen Ordensgeschichte; Bd. 7), Erstausgabe, 1. Auflage, Berlin: Lukas-Verlag, 2009, ISBN 978-3-86732-038-2; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  5. Vergleiche die Angaben im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (DNB)
  6. Vergleiche die Angaben der DNB
  7. Vergleiche die Angaben über das Online-Informationssystem Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
  8. Vergleiche die Angaben über das Archivinformationssystem Arcinsys Niedersachsen