Niederndorf (Herzogenaurach)

Niederndorf
Koordinaten: 49° 33′ 48″ N, 10° 54′ 49″ O
Höhe: 297 m ü. NHN
Fläche:6,13 km²[1]
Einwohner:2889 (Jan. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte:471 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Mai 1978
Postleitzahl:91074
Vorwahl:09132
Die Gemarkung Niederndorf im Südosten des Stadtgebiets umfasst auch die Gemeindeteile Lohhof (unbewohnt) und Herzo Base.
Luftaufnahme des Ortskerns von Süden (2020)
Pfarrkirche St. Josef

Niederndorf ist ein Gemeindeteil sowie eine Gemarkung der Stadt Herzogenaurach im Landkreis Erlangen-Höchstadt (Mittelfranken, Bayern). Es ist nach der Kernstadt Herzogenaurach der zweitgrößte Gemeindeteil.

Geographie

Das Pfarrdorf Niederndorf bildet mit dem östlich gelegenen Herzogenaurach eine geschlossene Siedlung. Im Osten grenzt es direkt an Neuses, einem Gemeindeteil der kreisfreien Stadt Erlangen. Am südlichen Rand verläuft die Mittlere Aurach, ein linker Nebenfluss der Regnitz. Im Osten fließt das Eichholzbächlein vorbei und mündet südlich in die Aurach. Im Nordosten grenzt das Flurgebiet Weiheräcker an, noch weiter nordöstlich liegt der Klosterwald. Im Süden erheben sich der Behälterberg (327 m ü. NHN) und der Stockberg (321 m ü. NHN).[3]

Geschichte

Niederndorf wurde während der zweiten fränkischen Siedlungswelle im 9. Jahrhundert an zwei wichtigen Handelsstraßen als Haufenwegedorf planmäßig angelegt. 1339 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt.[4] Lehnsherr war das Hochstift Bamberg. Seit Anfang des 15. Jahrhunderts waren die Lehensträger ganz überwiegend Nürnberger Patrizier, daneben auch das Kloster Frauenaurach.[5]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Niederndorf 27 Anwesen und einem Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Herzogenaurach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Herzogenaurach. Grundherren waren das Kastenamt Herzogenaurach (2 Halbhöfe, 3 Güter, 7 Gütlein), das brandenburg-bayreuthische Klosteramt Frauenaurach (1 Höflein, 2 Gütlein), das nürnbergische Spitalamt (1 Gut), Nürnberger Eigenherren (von Kreß: 2 Güter, von Scheurl: 3 Güter), das Rittergut Wilhermsdorf (1 Hof) und der Rat Herzogenaurach (4 Güter).[6]

1810 kam Niederndorf an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde der Ort dem 1811 gebildeten Steuerdistrikt Herzogenaurach zugeordnet. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Niederndorf, zu der Lohhof gehörte.[7] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Herzogenaurach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Erlangen. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstanden drei Anwesen den Freiherren von Scheurl (bis 1820), ein Anwesen den Freiherren von Kreß (bis 1839) und zwei Anwesen dem Patrimonialgericht Wilhermsdorf (bis 1839). Am 1. Oktober 1847 wurde die Finanzverwaltung vom Rentamt Herzogenaurach übernommen.[8] Ab 1862 gehörte Niederndorf zum Bezirksamt Höchstadt an der Aisch (1939 in Landkreis Höchstadt an der Aisch umbenannt) und weiterhin zum Rentamt Herzogenaurach (1919 in Finanzamt Herzogenaurach umbenannt, seit 1929: Finanzamt Erlangen). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Herzogenaurach (1879 in das Amtsgericht Herzogenaurach umgewandelt), seit 1959 ist das Amtsgericht Erlangen zuständig. Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 6,133 km².[1]

Ursprünglich war Niederndorf ein reines Bauerndorf. Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts viele von dem Ertrag nicht mehr leben konnten, gingen sie dem Maurerhandwerk nach. Seitdem war Niederndorf auch als „Maurerdorf“ bekannt. Die 1894 eröffnete Lokalbahn sorgte für Wachstum. So entstand nach dem 1. Weltkrieg westlich der Lohhofer Straße eine neue Siedlung. Nach dem 2. Weltkrieg entstand durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener im Norden eine weitere Siedlung.[9]

Am 1. Mai 1978 wurde Niederndorf im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Herzogenaurach eingegliedert.[10]

Baudenkmäler

  • An der Aurach 45: Hierzu Böschungsmauer mit schrägen Streben
  • Sankt-Josefs-Platz 8: Pfarrkirche zum Hl. Josef mit dazugehörigen Nebengebäuden
  • Zum Voltensteg 4: Wohnhaus
  • Grenzstein
  • Steinkreuz

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Niederndorf

Jahr181818401852185518611867187118751880188518901895190019051910191919251933193919461950195219611970
Einwohner2743163413693293493843724094284254254434224615075546246699611004105113161610
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Quelle[12][13][13][13][14][13][15][13][13][16][13][13][17][13][13][13][18][13][13][13][19][13][1][20]

Ort Niederndorf

Jahr001818001829001861001871001885001900001925001950001961001970001987002016002019
Einwohner26430031836941343553698612981595253929182889
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Quelle[12][21][14][15][16][17][18][19][1][20][22][23][2]

Religion

Der Ort blieb bis Mitte des 20. Jahrhunderts fast rein katholisch und war nach St. Magdalena (Herzogenaurach) gepfarrt. 1923 wurde die katholische Pfarrkirche St. Josef mit Pfarrzentrum erbaut. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind in die Evangelische Stadtkirche Herzogenaurach gepfarrt.

Verkehr

Die Staatsstraße 2263 verläuft nach Herzogenaurach (2,5 km westlich) bzw. über Neuses zur Staatsstraße 2244 (2 km östlich), die einen Kilometer weiter östlich zur Anschlussstelle 82 der Bundesautobahn 3 führt. Die Kreisstraße ERH 25/FÜ 21 verläuft zum Gewerbegebiet von Herzo Base (1,7 km nördlich) bzw. nach Obermichelbach (4 km südlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße verläuft nach Hauptendorf (0,4 km südlich).[3]

Der Ort liegt an der mittlerweile eingestellten Bahnstrecke Erlangen-Bruck-Herzogenaurach. Es besaß einen eigenen Bahnhof. Nach aktueller Planung (2017) soll auf dieser Strecke die Stadt-Umland-Bahn Erlangen verlaufen.

Persönlichkeiten

  • Thomas Fink (* 1935 in Niederndorf), Jazz-Pianist, Träger des Bundesverdienstkreuzes
  • Elke Sommer (* 1940), deutsche Schauspielerin, wuchs in Niederndorf auf.

Literatur

Weblinks

Commons: Niederndorf (Herzogenaurach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 680 (Digitalisat).
  2. a b Zahlen und Fakten auf der Website herzogenaurach.de
  3. a b Niederndorf im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  4. Nach Niederndorf auf der Website herzogenaurach.de Ersterwähnung 1303.
  5. F. Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt, S. 120ff. = G. Daßler (Hrsg.): Landkreis Höchstadt a. d. Aisch, S. 105ff.
  6. H. H. Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach, S. 77.
  7. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 49 (Digitalisat).
  8. H. H. Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach, S. 145.
  9. F. Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt, S. 123 = G. Daßler (Hrsg.): Landkreis Höchstadt a. d. Aisch, S. 108f.
  10. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 711.
  11. a b Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  12. a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 64 (Digitalisat). Für die Gemeinde Niederndorf zuzüglich der Einwohner und Feuerstellen von Lohhof (S. 56).
  13. a b c d e f g h i j k l m n o Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 146, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  14. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 877, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  15. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1050, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  16. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 995 (Digitalisat).
  17. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1044 (Digitalisat).
  18. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1077–1078 (Digitalisat).
  19. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 925 (Digitalisat).
  20. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 173 (Digitalisat).
  21. Niederndorf im Erzbistum Bamberg
  22. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 334 (Digitalisat).
  23. Einwohnerzahlen auf der Stadt-Website (Memento des Originals vom 24. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.herzogenaurach.de

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The church of St. Josef in Niederndorf, a district of the town of Herzogenaurach in northern Bavaria.
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Karte der Ortsteile der Stadt Herzogenaurach, in Grau die Gemarkungen