Niederlahnstein

Niederlahnstein
Stadt Lahnstein
Früheres Stadtwappen Niederlahnsteins
Koordinaten:50° 19′ N, 7° 36′ O
Höhe: 70 m ü. NHN
Eingemeindung:7. Juni 1969
Postleitzahl:56112
Vorwahl:02621
Niederlahnstein (Rheinland-Pfalz)
Niederlahnstein (Rheinland-Pfalz)

Lage von Niederlahnstein in Rheinland-Pfalz

Johanniskirche

Niederlahnstein liegt auf der rechten Rheinseite und auf der rechten Seite der Lahn, an der Mündung der Lahn in den Rhein.

Geschichte

369 erbauten die Römer im heutigen Niederlahnstein einen Burgus an der Lahnmündung, der als Grenzbefestigung diente und eine Art Wachtposten für das Kastell Confluentes (heute Koblenz) war. Das auf den Resten des Burgus' erbaute Haus Lohenstein oder auch Loginstein ging 1018 vom Engersgau an Kurtrier. Im 12. Jahrhundert folgte auf der ehemaligen Burgus die Errichtung der spätromanischen Johanniskirche.[1] Nachdem 1139 Ludwig III. Graf von Arnstein seine Burg zu einem Prämonstratenser Kloster umwidmete, übertrug er auch den in diesem Jahr erstmals erwähnten Märkerhof auf das Kloster. Nach seinem Tod gelangte der Hof in den Besitz der Grafen von Nassau, welche ihn im Jahre 1247 zum freien Märkerhof freisprachen.[2] Der Trierer Erzbischof Arnold II. von Isenburg erwarb 1256 die Vogtei von Niederlahnstein.

An der Lahn wurde 1348 ein Trierer Zollturm errichtet, der am 1697 erbauten Wirtshaus an der Lahn erhalten geblieben ist. 1358 wurde die St.-Barbara-Kapelle erbaut. 1518 bis 1523 wurde im Auftrag des Abtes des Klosters Arnstein Adam von Montabaur der heutige Bau des Arnsteiner Hofes, heute Forstamt, errichtet.

1569 wurde zwischen Ober- und Niederlahnstein eine Fährlinie über die Lahn errichtet. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort mehrfach durch schwedische, kaiserliche, französische und hessische Truppen besetzt. Eine erste Allerheiligenbergkapelle wurde 1671, der neugotische Nachfolgebau 1895–1901 erbaut. Goethe legte in Begleitung von Lavater und Basedow bei einer Schiffsreise auf der Lahn und dem Rhein am 18. Juli 1774 in Niederlahnstein an und nahm im Wirtshaus an der Lahn sein Mittagessen ein.

Während der Koalitionskriege wurden Ober- und Niederlahnstein zwischen 1795 und 1800 wechselweise von österreichischen, preußischen, französischen und russischen Truppen besetzt. Nachdem sich die Franzosen im Frieden von Lunéville vom rechten Rheinufer zurückgezogen hatten, fiel Lahnstein zunächst durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 an Nassau-Usingen und dann 1806 an das neu geschaffene Herzogtum Nassau.

1815/16 wurde auf dem Wiener Kongress die Zugehörigkeit Niederlahnsteins stark diskutiert. Preußen verlangte zum Schutz der Festung Ehrenbreitstein die Eingliederung der Ortschaften am rechten Rheinuferstreifen, mindestens jedoch Niederlahnsteins. Durch diplomatisches Kalkül gelang es dem Herzogtum Nassau seine Gebietsansprüche gegen das Königreich Preußen durchzusetzen, obwohl dieses mehrmals mit preußischen und sächsischen Truppen die Lahnmündung besetzten.[1]

1801 mit dem Frieden von Lunéville ging der Arnsteiner Hof im Zuge der Säkularisation in das Eigentum der Nassauischen Domänenverwaltung über. Sie verpachteten den Hof zwei Jahre später an den Hofrat und Amtsverweser Peter von Lassaulx in Erbpacht. Dieser erwarb noch einen Teil der Güter des Klosters Dietkirchen, des St.-Kastor-Stiftes sowie die Ruine (Burg) Lahneck hinzu. Nach seinem Tod verkauften die Erben den Arnsteiner Hof an das herzogliche Finanzkollegium. Seid 1868 wird der Hof vom jeweiligen Forstamt genutzt.[2]

Seit 1873 verbindet eine Straßenbrücke über die Lahn die heutigen Stadtteile Ober- und Niederlahnstein. Die Brücke, die zuletzt 1997 durch einen Neubau ersetzt wurde, erhielt 2008 den Namen Rudi-Geil-Brücke nach dem Lahnsteiner Politiker Rudi Geil. Am 7. Juni 1885 erhielt Niederlahnstein durch die preußische Kreisordnung für die Provinz Hessen-Nassau Stadtrechte. Somit wurde Niederlahnstein von 1885 bis zum Zusammenschluss mit Oberlahnstein amtlich als Stadt geführt. 1902 wurde Niederlahnstein an die Koblenzer Straßenbahn angebunden. Zwischen 1910 und 1912 erfolgte durch Theodor Zais die Erschließung der Ruppertsklamm. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Lahnstein im Rahmen der Rheinlandbesetzung zwischen 1918 und 1929 von französischen Truppen besetzt.[1]

Die während der NS-Zeit errichtete Deines-Bruchmüller-Kaserne, die heutige Rittersturz-Kaserne, wurde am 27. März 1945 von US-Truppen besetzt und beherbergte unter der Betreuung der UNRRA bis 1948 ein Lager für Displaced Persons.

Nach dem Krieg kommt Lahnstein 1946 an das damals neu gegründete Land Rheinland-Pfalz. 1957 wurde an der Lahn die Staustufe fertiggestellt.

Bis 1969 war Niederlahnstein eine selbstständige kreisangehörige Stadt; sie wurde am 7. Juni 1969 mit der Nachbarstadt Oberlahnstein zur Großen kreisangehörigen Stadt Lahnstein vereinigt.[3]

Der Baareschesser

Baareschesser-Denkmal am Lahnufer

Niederlahnstein ist ein Stadtteil von Lahnstein im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz.

Im Mittelalter litt der Ort an einem Mangel frischen Quellwassers, der dazu führte, dass die Menschen ihre Notdurft in Trögen oder Kästen (Baare) verrichten mussten, um das Grundwasser rein zu halten. Die Notdurft wurde ungeklärt („bar“) in der nahen Lahn entleert (nach einer anderen Erklärung steht „Barre“ für eine Sandbank an der früher unbefestigten Lahnmündung), sodass die Einwohner den Spottnamen „Baareschesser“ erhielten. Das 1992 eingeweihte Baareschesser-Denkmal am Lahnufer erinnert daran.[4]

Öffentliche Einrichtungen

Bildung

Johannes-Gymnasium Lahnstein

Grundschule: Schillerschule (bis 2007 auch Hauptschule)

Gymnasium: Johannes-Gymnasium Lahnstein

Medizinische Versorgung

Nachdem 1858 drei Schwestern der Armen Dienstmägde nach Niederlahnstein entsandt wurden, konnte nach mehrfachem Wohnungswechsel 1866 das in der Emser Straße 36 erworbene Haus als provisorisches Krankenhaus dienen. Während des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71 wurde sie St. Josefs-Anstalt als Lazarett genutzt.[1]

Durch die Nähe zur Lahn, wurde das Haus von Hochwassern bedroht und so wurde überlegt das Krankenhaus an einen besseren Ort zu verlegen. Durch den Kulturkampf behindert, befürwortete der Regierungspräsident erst 1895 das Vorhaben. Nach 18-monatiger Bauzeit konnte das St. Josefskrankenhaus 1897 in der Bergstraße eingeweiht werden. Damals handelte es sich um das größte Krankenhaus im Kreis St. Goarshausen.[1]

Während des Ersten Weltkriegs wurde das Krankenhaus, wie auch das Johanniskloster als Reserve-Lazarett benutzt. Nachdem das Krankenhaus von der französischen Besatzung beschlagnahmt wurde, konnten seit Ende 1919 wieder zivile Kranke behandelt werden. In den 1930er Jahren erfuhr das Krankenhaus viele Modernisierungen, so u. a. eine Isolierstation. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Krankenhaus ohne größere Schäden. In den 1950er Jahren wurde das Krankenhaus erneut modernisiert, u. a. wurde eine Entbindungsstation eröffnet.[1]

Der 1961 gefasste Beschluss zwei Großkrankenhäuser in den Städten Oberlahnstein und Nastätten zu errichten, bedeutet das langfristige aus des Krankenhauses. Hinzu kam die finanziellen Schwierigkeiten des Ordens, der mit Nachwuchsproblemen rang. Am 26. Mai 1965 stellte das Krankenhaus seinen Betrieb, gegen den Protest von Bevölkerung und lokaler Politik, ein. Seitdem konzentriert sich die gesundheitliche Versorgung auf das 1965 eröffnete St. Elisabeth Krankenhaus in Oberlahnstein.[1]

Im Anschluss wurde das Haus bis 1989 vom Orden als Schwestern-Altersheim betrieben. Nachdem die letzten Schwestern in das Krankenhaus in Horchheim gezogen sind, wurde das ehemalige Krankenhaus erst als Wohnheim für Asylbewerber und Aussiedler benutzt, bis es zu Beginn des neuen Jahrtausends abgerissen wurde.[1] Somit besitzt Niederlahnstein kein eigenes Krankenhaus mehr.

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
1885[5]2.843
1890[6]3.114
1910[7]4.703
1925[6]5.088
1933[6]5.421
1939[6]6.812

Wappen und Flagge

Wappen von Niederlahnstein
Wappen von Niederlahnstein
Blasonierung: „Gespalten von Silber (Weiß) und Rot; vorne ein durchgehendes facettiertes rotes Kreuz, hinten ein gesenkter silberner (weißer) Anker; im Oberwappen eine dreitürmige silberne (weiße) Mauerkrone.“
Wappenbegründung: Das Wappen vom preußischen Staatsministerium 1910 verliehene Wappen erinnert mit dem Trierer Kreuz an die frühere Zugehörigkeit zu Kurtrier, die bereits im frühen 11. Jahrhundert bestand. Der 1803 ins Stadtsiegel (und später ins Wappen) aufgenommene Anker weist auf die Schifffahrt auf der Lahn und dem Rhein hin. Die Mauerkrone symbolisiert die zuletzt 1883 verliehenen Stadtrechte.
00Hissflagge: „Die Flagge ist rot-weiß quergestreift mit dem Wappen in der Mitte.“

Infrastruktur

Der Bahnhof Niederlahnstein liegt an der Bahnstrecke Köln–Wiesbaden (Rechte Rheinstrecke) und der Bahnstrecke Wetzlar–Koblenz (Lahntalbahn).

Durch den Ort verläuft die Bundesstraße 42 und als Abzweig beginnt die Bundesstraße 260.

Seit 1873 verbindet eine Straßenbrücke die beiden Stadtteile Nieder- und Oberlahnstein; die 1997 erneuerte Brücke erhielt 2008 den Namen Rudi-Geil-Brücke.

Sehenswürdigkeiten

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Lahnstein

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Stadt

Mit der Stadt verbundene Personen

  • Wilhelm Bruchhäuser (1895–1976), Politiker, Leiter des Arbeitsamtes Niederlahnstein, 1933 wegen seiner politischen Haltung strafversetzt[10]
  • Richard Ott (1928–2008), Ordenspriester, Philologe und Lehrer am Johannes-Gymnasium
  • Walter Spix (1894–1942), ab 1928 Superior der Arnsteiner Patres im Johanneskloster, im KZ Dachau ermordet
  • Martin Weber (1890–1941), Architekt, Erbauer der Pfarrkirche St. Barbara in Niederlahnstein

Literatur

Weblinks

Wikisource: Niederlahnstein – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Hubertus Seibert (Hrsg.): Vom kurfürstlichen Ort zur großen kreisangehörigen Stadt; Die Geschichte Lahnsteins im 19. und 20. Jahrhundert. 1. Auflage. Selbstverlag der Stadt Lahnstein, Lahnstein 1999, S. 502–506.
  2. a b Stadt Lahnstein: Vor 500 Jahren wurde der Arnsteiner Hof in Niederlahnstein errichtet. Abgerufen am 10. März 2024.
  3. Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 393). Bad Ems März 2006, S. 183 (PDF; 2,6 MB).  Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.
  4. Vor 25 Jahren wurde dem Baareschesser ein Denkmal gesetzt. Pressemitteilung der Stadt Lahnstein, 19. Juni 2017
  5. Meyers Konversations-Lexikon, 1885: Niederlahnstein
  6. a b c d Michael Rademacher: Goarshausen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Gemeindeverzeichnis 1900: Landkreis Sankt Goarshausen
  8. Vor 50 Jahren starb der Arzt und Wissenschaftler Dr. Dr. h.c. Fritz Michel, abgerufen am 10. Juli 2018.
  9. Dr. Fritz Michel. Abgerufen am 15. Februar 2024.
  10. Wilhelm Bruchhäuser in der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank, abgerufen am 7. Februar 2017.

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Baareschesser-Denkmal in Lahnstein
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Positionskarte Rheinland-Pfalz, Deutschland. Geographische Begrenzung der Karte:
Flagge Niederlahnstein.svg
Flagge der früheren Stadt Niederlahnstein, seit 1969 Teil der der Stadt Lahnstein, Rhein-Lahn-Kreis, Rheinland-Pfalz
Beschreibung des Wappens:„Gespalten von Silber (Weiß) und Rot; vorne ein durchgehendes facettiertes rotes Kreuz, hinten ein gesenkter silberner (weißer) Anker; im Oberwappen eine dreitürmige silberne (weiße) Mauerkrone.“
Beschreibung der Flagge:„Die Flagge ist rot-weiß quergestreift mit dem Wappen in der Mitte.“
Aussichtspunkt Rheinburgenweg Lahnstein (1).jpg
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Blick von einem Aussichtspunkt auf dem linksrheinischen Rheinburgenweg auf Lahnstein. Hier das Johannes-Gymnasium Lahnstein.