Niedergründau
Niedergründau Gemeinde Gründau | |
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Koordinaten: | 50° 13′ N, 9° 6′ O |
Höhe: | 149 (133–174) m ü. NHN |
Fläche: | 7,18 km²[1] |
Einwohner: | 1806 (31. Dez. 2021)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 252 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 63584 |
Vorwahl: | 06058 |
Bergkirche |
Niedergründau ist ein Ortsteil der Gemeinde Gründau im hessischen Main-Kinzig-Kreis.
Geographie
Der Ort liegt im Büdingen-Meerholzer Hügelland an der Gründau, die im Norden von Niedergründau in Richtung Langenselbold fließt. Durch den Ort verläuft die Kreisstraße 906, am nördlichen Ortsrand führt die Landesstraße 3271 vorbei. Im Süden grenzt Niedergründau direkt an Rothenbergen. Die Gemarkung des Ortsteils umfasst 715 ha (1949 waren davon 277 ha Ackerland).
Geschichte
Vorgeschichte und Gründung im Mittelalter
Erstmals wurde der Ort im Jahre 1217 als Grinda urkundlich erwähnt anlässlich eines Streits über das Patronatsrecht der Kirche.[3]
Hexenverfolgung zwischen 1595–1597 und 1632–1635
Zu Beginn der Neuzeit kam es in ganz Europa zu Hexenverfolgungen, in Niedergründau in einer ersten Phase zwischen 1591–1606. Belegt sind die Hexenprozesse gegen Margaretha Weigel (Witwe von Kuntz Henkell), die 1595 zum Tode verurteilt wurde, und der gegen Martha Schlegell und ihre Tochter Lena Schlegell wegen bewiesener Zauberei (auf Grund eines Geständnisses!). Die beiden mussten ein Jahr lang im Hexenturm von Büdingen verbringen. Nach einer Klage beim gräflichen Hofgericht kamen sie frei, die Gemeinde Niedergründau wurde zu 1000 fl. (Gulden) Schadenersatz verurteilt. Der Volkszorn sei aber so groß gewesen, dass Henn Schlegell flüchten musste und die beiden Frauen 1597 doch als Hexen verbrannt worden seien.[4] Allein 1596 fanden weitere drei Frauen, 1597 acht Frauen aus dem Gericht Gründau auf der Richtstätte (dem Herzberg in Lieblos) den Tod, 52 wurden gebrandmarkt. Eine weitere Phase folgte in den Pestjahren 1632–1635 (im Dreißigjährigen Krieg), wo in ganz Deutschland die Pest wütete (im Einzelnen siehe auch, den aufklärerischen Hexentheoretiker Friedrich Spee in seiner Schrift Cautio Criminalis). In dieser Zeit wurden u. A. Jost Pleins Frau am 7. März 1633 durch Feuer und Christine Weigel, Fischers Frau, am 26. Oktober 1633 durch das Schwert wegen bewiesener Zauberei (auf Grund eines Geständnisses!) hingerichtet. Die nicht namentlich in den Urkunden als Hexen Benannten (nur die Anzahl ist mitgeteilt worden), sei so hoch, dass es sich um die Mehrheit aller Frauen im Gericht Gründau gehandelt haben müsse[5].
Geschichte ortsbezogener Geldwirtschaft: Banken, Kreditgewerbe, Raiffeisenkassen
- 2. April 1917 Gründung des Niedergründauer Spar- und Darlehenskassenverein;
- 23. Oktober 1938 Zusammenschluss des Niedergründauer Spar- und Darlehenskassenverein mit dem Liebloser Spar- und Darlehenskassenverein;
- 20. Dezember 1950 Umbenennung des Liebloser Spar- und Darlehenskassenverein in Raiffeisenkasse Lieblos;
- 29. März 1972 Zusammenschluss der Raiffeisenkasse Lieblos und Meerholz zur Raiffeisenbank Mittlere Kinzig;
- 11. Mai 1990 Umbenennung der Raiffeisenbank Mittlere Kinzig in Raiffeisenbank Gelnhausen;
- 13. September 2001 Zusammenschluss der Raiffeisenbank Gelnhausen und der VR Bank Bad Orb-Gelnhausen unter der Firma VR Bank Bad Orb-Gelnhausen eG[6].
Ab 1920 gab es in dem Ort elektrisches Licht; die Versorgung mit elektrischer Energie erfolgte von der Kinzigmühle in Lieblos aus (Wasserkraft).
Gebietsreform in Hessen 1970–1977
Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen kam am 31. Dezember 1971 der bis dahin selbstständige Ort zur Gemeinde Gründau.[7]
Einwohnerentwicklung
Niedergründau: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2017 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 663 | |||
1840 | 683 | |||
1846 | 753 | |||
1852 | 737 | |||
1858 | 659 | |||
1864 | 576 | |||
1871 | 567 | |||
1875 | 557 | |||
1885 | 574 | |||
1895 | 603 | |||
1905 | 653 | |||
1910 | 687 | |||
1925 | 768 | |||
1939 | 822 | |||
1946 | 1.074 | |||
1950 | 1.078 | |||
1956 | 1.123 | |||
1961 | 1.145 | |||
1967 | 1.331 | |||
1970 | 1.339 | |||
2008 | 1.785 | |||
2014 | 1.749 | |||
2017 | 1.749 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [8]; Gemeinde Gründau |
Historische Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[8]
• 1885: | 563 evangelische (= 98,08 %), 7 katholische (= 1,22 %), 4 jüdische (= 0,70 %) Einwohner |
• 1961: | 958 evangelische (= 83,67 %), 176 katholische (= 15,37 %) Einwohner |
Wappen
Am 17. August 1967 wurde der Gemeinde Niedergründau im damaligen Landkreis Gelnhausen, Regierungsbezirk Wiesbaden, ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen:
Blasonierung: „Im gespaltenen Schild vorn in Rot ein silberner Schlüssel, hinten in Silber am Spalt ein halber rotbewehrter schwarzer Adler“[9] | |
Wappenbegründung: Das Wappen zeigt den Reichsadler des Heiligen Römischen Reiches in Verbindung mit dem Schlüssel des heiligen Petrus. Der Schlüssel weist auf die alte Bergkirche bei Niedergründau hin, die einen großen Pfarrsprengel (Bezirk) umfasst und dem heiligen Petrus geweiht war. Der Reichsadler erinnert daran, dass Niedergründau im Mittelalter Mittelpunkt eines Reichsgerichts war und der König hier einen Hof und weiteren Grundbesitz hatte. |
Sehenswürdigkeiten
- Evangelische Bergkirche
- Heimatmuseum
- Alte Schule
- Die Bergkirche, ältestes Gebäude Niedergründaus, erstmals ca. 1217 urkundlich erwähnt
- Das Museum, früher Feuerwehrhaus und Schule, Klassenraum momentan ausgestellt
- Der Naturlehrpfad unterhalb der Bergkirche
- Das alljährliche „Motorradanlassen“ in der Bergkirche, am 3. oder 4. Sonntag im April
- Das Naturschutzgebiet westlich von Niedergründau
Persönlichkeiten
- Leopold Peter Anton Jakob Calaminus (1808–1868), deutscher Pfarrer, Rektor und Erzieher
- Helmut Rückriegel (1925–2016), deutscher Diplomat
Literatur
- Suche nach Niedergründau. In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Literatur über Niedergründau nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
- Niedergründau, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Ortsteil Niedergründau im Internetauftritt der Gemeinde Gründau.
Einzelnachweise
- ↑ Haushaltsplan der Gemeinde Gründau 2014. S. 4, archiviert vom ; abgerufen im Oktober 2018.
- ↑ Gründau - ... die Gemeinde im Grünen. Abgerufen am 11. November 2022.
- ↑ Regesta Imperii Friedrich II. V,1,1 n. 915f.
- ↑ Jürgen Sternberg, Pfarrer der Kirche auf dem Berg in Niedergründau Hexenverfolgung im Gericht Gründau in Grindaha, Veröffentlichungen des Geschichtsvereins Gründau e. V. 2.1 veränderte Ausgabe, Gründau 1993 Nr. 4 (7 Seiten), S. 5
- ↑ Jürgen Sternberg, Pfarrer der Kirche „auf dem Berg“ in Niedergründau: Hexenverfolgung im Gericht Gründau. In Grindaha, Veröffentlichungen des Geschichtsvereins Gründau e. V. 2.1 veränderte Ausgabe, Gründau 1993 Nr. 4 (7 Seiten), S. 7
- ↑ VR Bank Bad Orb-Gelnhausen eG (Hrsg.): 150 Jahre VR Bank Bad Orb-Gelnhausen eG. Archiv der VR Bank, 2014 S. 18.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 362.
- ↑ a b Niedergründau, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Genehmigung eines Wappens und einer Flagge der Gemeinde Niedergründau, Landkreis Gelnhausen, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 17. August 1967. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1967 Nr. 36, S. 1115, Nr. 904 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,8 MB]).
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Bergkirche von Gründau-Niedergründau (Main-Kinzig-Kreis, Hessen);1838 bis 1840 im neoklassizistischen Stil erbaut, 1950 renoviert
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Gründau, Gemeindeteil Niedergründau, Heimatmuseum
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Gründau, Gemeindeteil Niedergründau, alte Schule
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Gründau, Gemeindeteil Niedergründau, evangelische Bergkirche