Nieder-Kainsbach
Nieder-Kainsbach Gemeinde Brensbach | |
---|---|
Koordinaten: | 49° 45′ N, 8° 53′ O |
Höhe: | 181 m ü. NHN |
Fläche: | 2,26 km²[1] |
Einwohner: | 734 (31. Dez. 2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 325 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. August 1972 |
Postleitzahl: | 64395 |
Vorwahl: | 06161 |
Nieder-Kainsbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Brensbach im südhessischen Odenwaldkreis. Nieder-Kainsbach hat zusammen mit dem benachbarten Stierbach rund 740 Einwohner.
Geographie
Geographische Lage
Nieder-Kainsbach liegt im nördlichen Odenwald an der Mündung des Kainsbachs in die Gersprenz.
Umgeben von fruchtbaren Ackerböden und tiefgründigen Wiesen in den Gersprenzauen liegt das Dorf mit einem kleinen Gewerbegebiet im Gersprenztal in der Region Starkenburg sowie im Bereich Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald und gehört zum gleichnamigen Landschaftsschutzgebiet.
Gliederung
Der Ortsteil besteht aus den Dörfern Nieder-Kainsbach und Stierbach. Die Gemarkungsfläche des Dorfes umfasst 226 Hektar.
Geologie, Klima
Die Gemarkung der Gemeinde Brensbach mit den Ortsteilen Nieder-Kainsbach und Stierbach gehört geologisch zum kristallinen Odenwald und gliedert sich in zwei Haupteinheiten, das Reinheimer Hügelland und den Vorderen Odenwald.
Die Flächen beiderseits der Gersprenz stellen sich als junge Hochflutablagerungen, bestehend aus Lehm, Sand und Kies, dar.
Das Gebiet der Gemeinde Brensbach ist dem kühlgemäßigten- bzw. warmgemäßigten Regenklima nach Köppen zuzuordnen. Gegenüber anderen Mittelgebirgsregionen ist das Klima weniger rau.
Geschichte
Überblick
Über früheste Ursprünge gibt es nur wenige Fakten, obwohl das nähere Umfeld zu Nieder-Kainsbach bereits 1012 erwähnt wird. Der heutige Ortsname dürfte sich ausgehend von Cuningesbach, über Kunspach und Nydern-Konspach herleiten.
Die früheste, erhaltene Nennung des Ortes findet sich für 1012 im Lorscher Codex bei der Beschreibung einer Wildbanngrenze, bei der die Bezeichnung „Cuningesbach“ auftaucht. Ob es sich dabei um die Ansiedlung oder den Bach handelt, ist ungewiss. Etwas deutlicher tritt das Dorf 1384 aus dem Dunkel seiner Vergangenheit. Ein im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt aufbewahrtes Lehenrevers besagt, dass Schenk Heinrich von Erbach das halbe Dorf „Kunspach“ vom Kloster Fulda zu Lehen erhalten hat. Zu diesem Zeitpunkt war Nieder-Kainsbach grundbesitzmäßig schon geteilt, wobei der Dorfbach die Grenze bildete. Eine Hälfte mit 3½ Huben gehörte der Abtei Fulda, während das andere Teil aus einem Hofgut bestand und dem Kloster Lorsch bzw. den Grafen von Katzenelnbogen gehörte.
Die Kirchen- und Patronatsrechte übten seit 1424 die Erbacher Grafen aus und Nieder-Kainsbach war nach Brensbach “eingepfarrt”, wo schon früher die gemeinsame Mutterkirche sowie der Friedhof benutzt wurden. 1443 besaß Pfalzgraf Ludwig die Hoheitsrechte über den fuldischen Teil und verlieh das halbe Dorf „Konßpach“ an Schenk Otto von Erbach. 1455 wurde das Dorf in einer Urkunde erstmals „Nydern-Konspach“ genannt und die ursprünglichen 3½ Huben waren mittlerweile in 14 kleinere Hubengüter aufgeteilt. Dieser Teil des Dorfes wurde durch das erbachische Amt Reichenberg verwaltet. Mit dem Aussterben der Grafen von Katzenelnbogen, erbten die Landgrafen von Hessen-Darmstadt den Dorfteil mit dem Hofgut. Er wurde vom Amt Lichtenberg aus verwaltet.
Die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde 1806 zum Großherzogtum Hessen. Im gleichen Jahr wurde die Grafschaft Erbach mediatisiert und wurde Teil des Großherzogtums. Nach entsprechenden Vereinbarungen zwischen dem Großherzogtum und den Grafen von Erbach gehörte Nieder-Kainsbach ab 1822 zum Landratsbezirk Erbach, ab 1852 zum Kreis Lindenfels und ab 1874 zum Kreis Erbach (ab 1939: „Landkreis Erbach“), der – mit leichten Grenzberichtigungen – seit 1972 Odenwaldkreis heißt. Nach der Vereinbarung von 1822 nahm die erstinstanzliche Rechtsprechung für Nieder-Kainsbach das Landgericht Michelstadt wahr. Ab 1879 war das Amtsgericht Reinheim zuständig.
Nieder-Kainsbach war sowohl mit einer Haltestelle als auch dem Bahnhof Nieder-Kainsbach – Fränkisch-Crumbach vom 10. Oktober 1887 bis August 1964 an die Reinheim-Reichelsheimer-Eisenbahn angeschlossen.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 1. Februar 1971 die Gemeinde Affhöllerbach mit den zu ihr gehörenden Weilern Kilsbach und Stierbach auf freiwilliger Basis nach Nieder-Kainsbach eingemeindet.[3] Am 1. August 1972 erfolgte durch Landesgesetz die Eingliederung der so vergrößerten Gemeinde zusammen mit Höllerbach, Wallbach und Wersau in die Gemeinde Brensbach.[4][5] Auf dem Gebiet der eingegliederten Gemeinde wurden zwei Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet, nämlich einer für Nieder-Kainsbach mit Stierbach, und einer für Affhöllerbach mit Kilsbach.[6]
Einwohnerentwicklung
Nieder-Kainsbach: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2020 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1829 | 399 | |||
1834 | 408 | |||
1840 | 484 | |||
1846 | 487 | |||
1852 | 470 | |||
1858 | 423 | |||
1864 | 439 | |||
1871 | 379 | |||
1875 | 371 | |||
1885 | 355 | |||
1895 | 373 | |||
1905 | 372 | |||
1910 | 372 | |||
1925 | 359 | |||
1939 | 366 | |||
1946 | 474 | |||
1950 | 491 | |||
1956 | 468 | |||
1961 | 469 | |||
1967 | 494 | |||
1970 | 475 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 723 | |||
2015 | 734 | |||
2020 | 734 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; nach 1970 Gemeinde Brensbach[7][2]; Zensus 2011[8] |
Wappen
Der Wappenzeichner Ritt aus Bad-Nauheim hatte in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Staatsarchiv Darmstadt für die Gemeinde Nieder-Kainsbach 1964 ein Wappen entworfen. Es wurde von der Gemeindevertretung gebilligt, da es vom heraldischen Gesichtspunkt in jeder Beziehung zufrieden stellte. Am 1. Juni 1965 wurde der Gemeinde Nieder-Kainsbach im damaligen Landkreis Erbach dieses Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In Rot ein silberner, mit einem durchgehenden einfachen schwarzen Kreuz belegter Balken, beseitet von drei silbernen sechsstrahligen Sternen (2:1).[9]
- Bedeutung
Das einfache schwarze Kreuz nimmt Bezug auf die alt-fuldaische Lehenseigenschaft der Gemeinde Nieder-Kainsbach und die sechsstrahligen Sterne widerspiegeln die frühere Zugehörigkeit zur Grafschaft Erbach.
Wirtschaft und Infrastruktur
Nieder-Kainsbach, ein kleines Dorf mit noch landwirtschaftlicher Prägung, befindet sich im südhessischen Odenwaldkreis und ist zusammen mit dem so genannten Wohnort Stierbach seit 1972 Ortsteil der Gemeinde Brensbach.
Bedingt durch den strukturellen Wandel mit seinen negativen Begleiterscheinungen insbesondere im ländlichen Raum sind viele Einwohner gezwungen täglich zu pendeln und legen zum Teil erhebliche Entfernungen zurück, um zu ihrem Arbeitsplatz in den Ballungszentren im Rhein-Main-Gebiet zu gelangen. Nieder-Kainsbach ist jedoch die damit häufig verbundene Entwicklung zu einem reinen „Schlafdorf“ erspart geblieben. Großen Anteil daran, dass der soziale Zusammenhalt in Nieder-Kainsbach funktioniert, hat sicherlich auch das ausgeprägte Vereinsleben. Ganze Familien sind häufig in mehreren Vereinen aktiv und tragen so direkt zum Erhalt der Dorfgemeinschaft bei. Das Zusammenleben in Nieder-Kainsbach ist trotz des tief greifenden Wandels intakt geblieben.
Weblinks
- Nieder-Kainsbach, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Ortsteil Nieder-Kainsbach. In: Webauftritt der Gemeinde Brensbach.
- Nieder-Kainsbach. Ortsgeschichte, Infos. In: www.nieder-kainsbach.de. Private Website
- Literatur über Nieder-Kainsbach nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Nieder-Kainsbach, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ a b Zahlen & Fakten. In: Webauftritt. Gemeinde Brensbach, abgerufen im Oktober 2020.
- ↑ Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Abs. 18 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
- ↑ Gesetzes zur Neugliederung des Landkreises Erbach (GVBl. II 330–16) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 224, § 8 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 357 und 359.
- ↑ Hauptsatzung § 5. (PDF; 50 KB) Gemeinde Brensbach, abgerufen im Mai 2019.
- ↑ Ortsteil Nieder-Kainsbach. Archiviert vom ; abgerufen im Jahr 2016.
- ↑ Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,9 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom am 11. Juli 2021 .
- ↑ Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Nieder-Kainsbach, Landkreis Erbach, Regierungsbezirk Darmstadt vom 1. Juni 1965. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1965 Nr. 25, S. 714, Punkt 385 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,0 MB]).
Auf dieser Seite verwendete Medien
View of Nieder-Kainsbach (Odenwald/Hessen, Germany) in ca. 1905
Autor/Urheber: Reiner Müller, 64395 Brensbach, Germany, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Bachgasse in Nieder-Kainsbach
Autor/Urheber: Reiner Müller, 64395 Brensbach, Germany, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Panoramablick über Nieder-Kainsbach