Neustadt-Neuschönefeld

Wappen von Leipzig
Wappen von Leipzig
Neustadt-Neuschönefeld
Ortsteil von Leipzig
Koordinaten51° 20′ 45″ N, 12° 24′ 1″ O
Höhe112 m
Fläche0,85 km²
Einwohner13.618 (31. Mrz. 2022)
Bevölkerungsdichte16.021 Einwohner/km²
Ausländeranteil26,3 %
Eingemeindung1890
Postleitzahlen04315, 04317
Vorwahl0341
StadtbezirkOst
Verkehrsanbindung
Straßenbahn1, 3, 8
Bus70, 72/73; Nachtbus: N7
Quelle: Ortsteilkatalog der Stadt Leipzig 2018
Leipzig-Informationssystem LIS

Neustadt-Neuschönefeld ist ein Ortsteil im Leipziger Stadtbezirk Ost.

Lage

Neustadt-Neuschönefeld ist etwa zwei Kilometer in ost-nordöstlicher Richtung von der Leipziger Stadtmitte entfernt. Es grenzt im Westen und Norden an den Ortsteil Zentrum-Ost, im Osten an Volkmarsdorf sowie Anger-Crottendorf und im Süden an Reudnitz-Thonberg.

Die begrenzenden Straßen sind die Ludwig-Erhard-Straße (B2) im Westen, die Rosa-Luxemburg-Straße im Nordwesten, die Hermann-Liebmann- und Wurzner Straße im Osten sowie die Dresdner Straße im Süden.

Hauptverkehrs- und Geschäftsstraße ist die Eisenbahnstraße, die zugleich die Grenze zwischen den historischen Stadtteilen Neustadt (nördlich) und Neuschönefeld (südlich) darstellt. Als ein gewisses Ortsteilzentrum kann der Neustädter Markt mit der Heilig-Kreuz-Kirche gelten, die 1893/1894 nach Plänen des Architekten Paul Lange (1853–1932) erbaut wurde.

Geschichte

Die Heilig-Kreuz-Kirche am Neustädter Markt (2017)

Die einstmals selbstständigen Gemeinden Neustadt und Neuschönefeld entstanden während des Bevölkerungsbooms in der Gründerzeit des 19. Jahrhunderts, beide wurden 1890 nach Leipzig eingemeindet.

Der Ortsteil Neustadt-Neuschönefeld wurde am 18. März 1992 durch Beschluss der Stadtverordnetenversammlung geschaffen, als die neue kommunale Gliederung der Stadt eingeführt und als Gliederungskriterium die möglichst gleichmäßige Verteilung der Einwohnerzahlen auf die Ortsteile berücksichtigt wurde. Er umfasst die historischen Stadtteile (Gemarkungen) Neustadt und Neuschönefeld vollständig, den Teil von Reudnitz nördlich der Dresdner Straße sowie einen kleinen Teil der Volkmarsdorfer Flur im Osten und einen schmalen Streifen der alten Leipziger Flur im Norden. Obwohl „Reudnitz“ nicht im Namen des Ortsteils genannt wird, umfasst er den einstigen Siedlungskern des Dorfes Reudnitz an der heutigen Kohlgartenstraße sowie die ehemaligen Standorte des Reudnitzer Rathauses und der Markuskirche.[1]

Die Einwohnerzahl war in den 1990er-Jahren stark rückläufig und entwickelte sich noch negativer als in Leipzig insgesamt: zwischen 1991 und 2000 nahm sie um fast 30 Prozent ab.[2] Seit Beginn des 21. Jahrhunderts nimmt die Bevölkerung des Ortsteils wieder stark zu: Zwischen 2000 und 2019 ist die Einwohnerzahl von 7.992 auf 13.148 gestiegen.[3]

Ortscharakteristik

Die Hedwigstraße in Neustadt (2014)
Im Stadtteilpark Rabet in Neuschönefeld (2016)

Neustadt-Neuschönefeld ist ganz überwiegend Wohngebiet, lediglich der westlichste Streifen an der Ludwig-Erhardt-Straße sowie ein kleines Gebiet an der Kreuzung Hermann-Liebmann-/Eisenbahnstraße (mit dem Aldi-Markt) sind als gemischte Baufläche (Wohnen und Gewerbe) ausgewiesen.[4] Als Arbeiterwohnviertel in der Gründerzeit errichtet, besteht Neustadt-Neuschönefeld nahezu ausschließlich aus zumeist sanierten Altbau-Mietshäusern in Blockrandbebauung. Entlang der Eisenbahnstraße gibt es eine Vielzahl von Einzelhandelsgeschäften und Gaststätten. Zu Beginn der 1980er Jahre wurde im Süden des Ortsteils der erste zusammenhängende innerstädtische Plattenbaukomplex, das Kreuzstraßenviertel, errichtet.

An Grünflächen besitzt es den Stadtteilpark Rabet in Neuschönefeld, der mehr als zehn Prozent der Fläche des Ortsteils ausmacht und für den in den 1970er-Jahren großflächig baufällige Wohnbauten abgerissen wurden, sowie den Elsapark und den Bernhardiplatz im ehemals Reudnitzer Teil.

Neustadt-Neuschönefeld ist der am dichtesten besiedelte Ortsteil der Stadt. Weitere Besonderheiten sind der mit 36,2 % für Leipzig sehr hohe Anteil von Bewohnern mit Migrationshintergrund und der gegenüber der Gesamtstadt weit überproportionale Anteil von 20- bis 35-Jährigen (44 %). Das Durchschnittsalter ist mit 34,8 Jahren sehr jung. Auch der Anteil der Empfänger von Sozialleistungen liegt deutlich über dem Leipziger Durchschnitt. Der zwischenzeitlich sehr hohe Studentenanteil (2013: 24 %) ist wieder etwas zurückgegangen (2017: 19 %), aber immer noch überdurchschnittlich. Auffällig gering sind dagegen der Anteil älterer Bewohner (weniger als 10 % der Bevölkerung sind über 65 Jahre) und die PKW-Quote (nur 188 Privatfahrzeuge je 1000 Einwohner). Eine Mehrheit der Bewohner gibt an, die meisten Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erledigen.[2]

Im Jahr 2017 wurden in Neustadt-Neuschönefeld 187 Straftaten pro 1000 Einwohner gezählt (der Durchschnittswert für Leipzig liegt bei 139), die meisten darunter Diebstähle.[2] Die Eisenbahnstraße und ihre Nebenstraßen (bis zur Mariannenstraße im Norden und Rabet im Süden) gelten als Kriminalitätsschwerpunkt. Der Stadtteilpark Rabet ist laut Sicherheitsbehörden Umschlagplatz für Rauschgift jeder Art.[5] Die Polizeidirektion Leipzig erklärte das Gebiet im November 2018 zur Waffenverbotszone (d. h. auch das Führen von nach Waffengesetz legalen Waffen und anderen gefährlichen Gegenständen ist dort untersagt).[6][7] Am 24. März 2021 erklärte das Sächsische Oberverwaltungsgericht die Polizeiverordnung für unwirksam. Der Leipziger Stadtrat hatte sich für die Abschaffung der Zone ausgesprochen.[8] Am 9. Juni 2021 bezeichnete Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) die Verbotszone als „Teilerfolg“. Dennoch solle die Abschaffung nun „zügig gehen“, sobald weitere polizeiliche und kriminalpräventive Maßnahmen auf den Weg gebracht werden.[8]

Nach der Einrichtung eines ersten Superblocks 2023 im benachbarten Volksmarsdorf sollen in den Ortsteilen weitere nahmobilitätssteigernde und begegnungsfreundliche Maßnahmen getroffen werden.[9]

Wahlergebnisse

Bei der Bundestagswahl 2021 betrug die Wahlbeteiligung im Ortsteil Neustadt-Neuschönefeld 75,4 %. Das Wahlergebnis im Ortsteil weicht in hohem Maße vom Wahlergebnis des Wahlkreises 152 ab (Leipzig I, dazu gehört Neustadt-Neuschönefeld). Stärkste Parteien wurden mit großem Abstand vor ihren Verfolgern die Grünen und die LINKE, wobei man den Ortsteil für beide Parteien als eine Hochburg in Leipzig bezeichnen kann. Die anderen 4 der maßgeblichen 6 Parteien schnitten entsprechend schwach ab.[10]

Wahlergebnis Bundestagswahl 2021 (Zweitstimmen in Prozent)
ParteiCDULINKEAfDSPDGrüneFDPSonstige
Neustadt-Neuschönefeld6,128,47,113,730,06,97,9
Wahlkreis 15215,012,615,620,915,510,69,8

Bei Wahlen zum Sächsischen Landtag gehört Neustadt-Neuschönefeld zum Wahlkreis Leipzig 7.

Verkehr

Eisenbahnstraße an der Haltestelle Einertstraße (2014)

Hauptverkehrsader ist die in west-östlicher Richtung verlaufende Eisenbahnstraße, auf der die Straßenbahnlinien 1, 3 und 8 verkehren. Auf der diagonal durch den südlichen Teil des Ortsteils verlaufenden Kohlgartenstraße fahren die Buslinien 72/73 (eine Straßenbahntrasse ist hier als Ausweichstrecke vorhanden, aber ohne Linienverkehr). Am Südrand des Ortsteils verläuft die stark frequentierte Dresdner Straße mit den Straßenbahnlinien 4 und 7. Auf der Hermann-Liebmann-Straße, die die Ostgrenze des Ortsteils darstellt, fährt die Buslinie 70 (hier wurde die einstige Straßenbahnstrecke gänzlich stillgelegt).

Schulen

Im Ortsteil sind folgende Schulen angesiedelt:[11]

  • August-Bebel-Schule (Grundschule), Husemannstraße 2
  • Schule am Rabet (Grundschule), Eisenbahnstraße 50
  • Wilhelm-Wander-Schule (Grundschule), Schulze-Delitzsch-Straße 23
  • Bernd-Blindow-Schulen Leipzig (Berufsfachschule, Fachschule, Fachoberschule), Comeniusstraße 17

Literatur

  • Vera Danzer, Andreas Dix: Leipzig – Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Leipzig. Hrsg.: Haik Thomas Porada. 1. Auflage. Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2015, ISBN 978-3-412-22299-4, S. 264–269.
  • Cornelia Briel: Neuschönefeld, Neustadt, Volkmarsdorf – Eine historische und städtebauliche Studie. ProLeipzig, Leipzig 1999.
  • Harald Kirschner, Hans Sonntag: Als die Eisenbahnstraße noch Ernst-Thälmann-Straße hieß. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2019, ISBN 978-3-96311-150-1[12]
  • Harald Stein, Jürgen Ullrich: Geschichte: Leipzig-Neustadt – Leipzig-Neuschönefeld. Leipzig 1992.
  • Neustädter Markt Journal. Stadtteilmagazin für Neustadt-Neuschönefeld und Volkmarsdorf, hrsg.vom Bürgerverein Neustädter Markt e.V., 2007ff ([1])

Weblinks

Commons: Neustadt-Neuschönefeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Harald Stein, Bert Hähne: Unbekanntes Reudnitz. In: Neustädter Markt-Journal, Nr. 3/2018 (September–November), S. 20–24.
  2. a b c Ortsteilkatalog 2018. Strukturdaten der Ortsteile und Stadtbezirke. Stadt Leipzig – Amt für Statistik und Wahlen, S. 73–76, abgerufen am 8. Mai 2020.
  3. Ortsteilprofil Neustadt-Neuschönefeld, Leipzig-Informationssystem.
  4. Flächennutzungsplan der Stadt Leipzig, Stand April 2020.
  5. Bericht des Innenministeriums – Das sind Leipzigs gefährliche Orte. In: Leipziger Volkszeitung, 9. Januar 2019.
  6. Waffenverbotszone in der Stadt Leipzig. Polizeidirektion Leipzig, August 2018
  7. Erste Waffenverbotszone Sachsens in Leipzig eingerichtet. In: Leipziger Volkszeitung, 5. November 2018.
  8. a b Waffenverbotszone in Leipzig fällt. In: Website MDR. Abgerufen am 19. Juni 2021.
  9. Liesbeth Feist: Verkehrsplanerische Konzeption: Superblocks in Leipzig. In: BERNARD Gruppe. 31. Mai 2023, abgerufen am 4. Juni 2023 (deutsch).
  10. So hat Leipzig gewählt. In: Leipziger Volkszeitung. 28. September 2021.
  11. Schulen in Neustadt-Neuschönefeld. In: Website der Stadt Leipzig. Abgerufen am 28. Juli 2021.
  12. https://www.l-iz.de/bildung/buecher/2019/03/Ein-Zeitschock-in-Bild-und-Text-Als-die-Eisenbahnstrasse-noch-Ernst-Thaelmann-Strasse-hiess-265630, abgerufen am 11. Oktober 2021

Auf dieser Seite verwendete Medien

Kirche Zum Hl. Kreuz.jpg
Autor/Urheber: Burkhard Mücke, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ev.-Luth. Kirche "Zum Hl. Kreuz in Leipzig, Pfarrkirche für Leipzig-Neuswtadt/Neuschönefeld, eingeweiht am 31. Okt. 1894, Architekt: Paul Lange (1853 - 1932)
Leipzig Eisenbahnstraße Juli 2014 032.JPG
Autor/Urheber: Don-kun, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Haltestelle Einertstraße in der Eisenbahnstraße; rechts Otto-Runki-Platz
Rabet Lzg. Amöbe 2.jpg
Autor/Urheber: Martin Geisler, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Der Rundweg, Amöbe genannt, im Leipziger Stadtteilpark Rabet
Leipzig Eisenbahnstraße Juli 2014 020.JPG
Autor/Urheber: Don-kun, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Dieses Bild wurde im Rahmen des Wettbewerbs Wiki Loves Monuments 2014 hochgeladen.