Neurott
Neurott ist eine kleine Bauernsiedlung im Südwesten von Heidelberg. Sie liegt im Heidelberger Stadtteil Kirchheim an der Gemarkungsgrenze zu Oftersheim und Schwetzingen, südlich der, ehemals von Angehörigen der US-Army bewohnten Siedlung Patrick-Henry-Village. Die Entfernungen in die Stadtzentren von Heidelberg und Mannheim betragen 8 und 20 Kilometer.
Neurott wurde in der Zeit des Nationalsozialismus im Jahre 1938 als sogenannte Neubauernsiedlung gegründet. An den Planungen war der Soziologe Ludwig Neundörfer beteiligt, der seit 1933 bei der Stadt Heidelberg beschäftigt war.[1] Es entstanden elf Erbhöfe, denen je zwei Äcker mit zusammen ungefähr acht Hektar zugewiesen wurden. Ein Teil der Flächen war zuvor als Kirchheimer Allmende genutzt worden. Weitere Flächen hatten zur ehemaligen Domäne Bruchhausen gehört, deren Felder durch den Bau der Reichsautobahn Heidelberg–Karlsruhe, der heutigen Bundesautobahn 5, getrennt worden waren. Angesiedelt wurden überwiegend jüngere Bauern, meist aus Kirchheim. Da die Siedlung über keine Wiesen verfügte, sollte durch einen Zwischenfruchtbau die Haltung von Vieh möglich werden.[2] Bei der Einweihung von Neurott am 26. Juni 1938 sprachen der badische Ministerpräsident Walter Köhler, der Landesbauernführer Fritz Engler-Füßlin und der Heidelberger Oberbürgermeister Carl Neinhaus.[3]
In den 1960er Jahren wurde in Neurott Feldgemüse im Vertragsanbau produziert, insbesondere für die Konservenfabrik Bassermann in Schwetzingen.[4] In der Gegenwart werden noch vier der ursprünglich elf Höfe hauptberuflich bewirtschaftet. Dabei liegen die Schwerpunkte beim Tabakanbau sowie dem Spargelanbau. Die Einwohnerzahl beträgt circa 60 Personen. In Neurott befindet sich auch ein Gemüsehof mit einem Bauernladen. Des Weiteren befinden sich in Neurott Pferdekoppeln und -stallungen.
Seit Dezember 2005 verfügt Neurott, das nicht an das öffentliche Kanalisationsnetz angeschlossen ist, über eine eigene dezentrale Membrankläranlage. Entwickelt und konzipiert vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) in Stuttgart, ist sie deutschlandweit die erste Kläranlage mit Membrantechnologie in der Vor- und Nachklärung.[5]
Literatur
- Dietrich Dancker: Die Gründung der Erbhofsiedlung Neurott – ein Stück nationalsozialistischer Wirtschaftspolitik?. In: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt 2024, S. 179–189
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Uwe Mai: »Rasse und Raum« Agrarpolitik, Sozial- und Raumplanung im NS-Staat. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2002, ISBN 3-506-77514-6, S. 104, 106.
- ↑ Neubauernsiedlung Neurott. In: Wochenblatt der Landesbauernschaft Baden. 106/15 (15. April 1938), S. 510.
- ↑ 25 neue Erbhöfe in Baden - Die Neubauernsiedlungen Neurott und Bruchhausen bei Heidelberg eingeweiht. In: Wochenblatt der Landesbauernschaft Baden. 106/26 (1. Juli 1938), S. 596f.
- ↑ Gisbert Glaser: Der Sonderkulturanbau zu beiden Seiten des nördlichen Oberrheins zwischen Karlsruhe und Worms. Eine agrargeographische Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung des Standortproblems. Dissertation, Heidelberg 1967, S. 237.
- ↑ Dezentrale Membrankläranlage Neurott beim Abwasserzweckverband Heidelberg (abgerufen am 21. Oktober 2022).
Koordinaten: 49° 22′ N, 8° 37′ O
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Position of Neurott in Heidelberg
Autor/Urheber: Slimguy, Lizenz: CC BY 4.0
Blick von Westen auf Neurott; September 2018