Neuroterus quercusbaccarum
Neuroterus quercusbaccarum | ||||||||||||
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Imago der ungeschlechtlichen Generation, im März | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Neuroterus quercusbaccarum | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Neuroterus quercusbaccarum ist eine Art der Gallwespen (Cynipidae). Sie lebt überwiegend in Europa und Nordamerika und entwickelt sich wie die meisten Gallwespen an Eichen, wobei sie typische Gallen an der Unterseite der Eichenblätter bildet. Die Art weist einen Generationswechsel auf. In ihrem Lebenszyklus gibt es zwei unterschiedliche Generationen, deren Gallen sich stark voneinander unterscheiden.
Merkmale
Adulte Gallwespen sind schwarz gefärbt, wobei der Vorderkörper dunkler als der seitlich abgeflachte Hinterleib ist. Sie haben gelbe Beine und transparente Flügel mit reduzierter Aderung. Die geschlechtliche Generation erreicht Körperlängen von 2,5–2,9 mm, die Weibchen der ungeschlechtlichen Generation Körperlängen von 2,5–2,8 mm. Die Weibchen der asexuellen Generation findet man von März bis Mai, die männlichen und weiblichen Wespen der geschlechtlichen Generation von Juni bis August.
Die Gallen können in zwei unterschiedlichen Formen vorliegen: Im Herbst findet man bräunliche, flache, kurz behaarte Linsengallen an der Unterseite von Eichenblättern. Diese haben einen Durchmesser von etwa 4 bis 6 mm. Die Behaarung ist von roter Farbe. Auf der Blattoberseite sind die Ansatzstellen dieser Gallen anhand kleiner, gelber Punkte recht gut erkennbar. In jeder Galle befindet sich eine einzelne Larve. Die im Frühling zu findenden, runden Kugelgallen haben einen Durchmesser von 5 bis 7 mm. Sie sind anfangs grün gefärbt, können sich später aber rötlich-braun verfärben.
Verbreitung und Lebensraum
Die Art ist in weiten Teilen Europas verbreitet. Sie fehlt lediglich in den nördlichen und zentralen Gebieten Skandinaviens, im nördlichen Teil des europäischen Russlands und im südlichen Italien. In den übrigen Gebieten kommt sie nicht flächendeckend vor, ist aber wie die Eichen in den meisten Gebieten vertreten. Über Europa hinaus lebt die Art in der Türkei, auf Zypern und in asiatischen Regionen des Kaukasus, sowie in Nordamerika. Hier lebt die Art in den östlichen Grenzgebieten zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada. Es gibt auch Berichte über Vorkommen in Nordafrika.
Da die Art an das Vorkommen von Eichen gebunden ist, bewohnt sie Lebensräume mit größeren Eichen-Vorkommen, bevorzugt Eichenwälder und Eichen-Mischwälder, aber auch Gärten, Parks und andere Lebensräume.
Lebensweise
Aus den flachen Linsengallen auf der Unterseite der Blätter schlüpfen im März Weibchen, die sich parthenogenetisch, also ungeschlechtlich, fortpflanzen und ihre Eier in die männlichen Blüten (Kätzchen) der Eichen legen, manchmal aber auch an der Unterseite von Blättern. Die Larven erzeugen hier Kugelgallen, in denen sie bis in den Frühsommer fressen. Aus den Puppen schlüpfen etwa im Juni Männchen und Weibchen. Nach der Begattung legen die Weibchen ihre Eier auf der Blattunterseite von Eichenblättern, wo dann ab Juli die scheibenförmigen Linsengallen entstehen. Davon können sich bis zu 100 an einem einzelnen Blatt befinden. Diese Linsengallen fallen im Herbst mit den Blättern zu Boden und die Larven überwintern in ihren Gallen an den heruntergefallenen Blättern.
Bekannte heimische Wirtsarten von Neuroterus quercusbaccarum sind die Stieleiche und die Traubeneiche. In Südeuropa wurde sie auch an der Flaumeiche, der Kork-Eiche und der Ungarischen Eiche beobachtet. Adulte Individuen ernähren sich von Nektar, die Larven von Pflanzengewebe. Die am Boden liegenden Gallen werden von manchen bodenlebenden Vögeln gefressen, die Gallen an den Blättern von verschiedenen anderen Insektenarten parasitiert, wobei die Gallen an den Kätzchen seltener befallen werden als diejenigen an den Blättern.
Taxonomie
Die Erstbeschreibung unter dem Namen Cynips quercusbaccarum wurde 1758 durch Carl von Linné in Systema naturae veröffentlicht. Der gültige wissenschaftliche Name ist Neuroterus quercusbaccarum. Darüber hinaus finden sich in der Literatur verschiedene Synonyme, unter anderem Neuroterus baccarumLinnaeus 1758, Cynips baccarumBlanchard 1849, Diplolepis flavipesFourcroy 1785, Diplolepis gallaenticulataeAnthoine 1794 und Cynips quercuspedunculiLinnaeus 1758. Auch Falschschreibungen wie Neuroterus quercus-baccharum sind manchmal zu finden.
Bilder
- (c) Lairich Rig, CC BY-SA 2.0
Kugelgallen der geschlechtlichen Generation
Literatur und Quellen
- Eva Dreyer, Wolfgang Dreyer: Der Kosmos Waldführer 3. Auflage. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2001, ISBN 978-3-440-09057-2, S. 183.
- Jiří Zahradník: Der Kosmos Insektenführer 6. Auflage. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2002, ISBN 3-440-09388-3, S. 222.
Weblinks
- Neuroterus quercusbaccarum auf arbofux.de, Diagnosedatenbank für Gehölze, abgerufen am 27. November 2020.
- Neuroterus quercusbaccarum auf naturspaziergang.de, Andreas Haselböck 2005–2020, abgerufen am 27. November 2020.
- Neuroterus quercusbaccarum (Linnaeus, 1758) in GBIF Secretariat (2019). GBIF Backbone Taxonomy. Checklist dataset https://doi.org/10.15468/39omei abgerufen über GBIF.org am 25. November 2020.
- Neuroterus quercusbaccarum bei bladmineerders.nl
- Neuroterus quercusbaccarum bei www.galerie-insecte.org
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Slimguy, Lizenz: CC BY 4.0
Ungeschlechtliche Form der Gallwespe Neuroterus quercusbaccarum, am 9. März 2021 gefunden; durch Barcoding bestätigt.
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Kugelgallen der Gallwespe Neuroterus quercusbaccarum, geschlechtliche Form, am 20. Mai 2021 an einer Eiche in der Schwetzinger Hardt gesammelt; aus 2 der 3 Gallen schlüpfte in den Folgetagen jeweils ein Imago, die 3. Galle war offenbar schon zuvor verlassen worden.
Neuroterus quercusbaccarum on an oak leaf causing the Common Spangle gall. Lynn Glen, Dalry, Scotland
(c) Lairich Rig, CC BY-SA 2.0
Currant galls on oak These currant galls are translucent and berry-like, and measure less than a centimetre across. They often occur alone, but are sometimes seen in groups, as shown here. They sometimes grow on the catkins rather than the leaves; see 1908818.
They are caused by a Cynipid wasp, Neuroterus quercusbaccarum.
With such gall wasps, there is often an alternation of generations: one generation consists of males and females, and reproduces sexually; the other consists only of agamic females (i.e., they are able to produce offspring without mating).
The agamic females lay their eggs within the tissues of the oak, causing these currant galls to appear. The wasps that develop within the galls, and which later emerge from them, are a sexual generation of males and females; the mated females of that generation in turn lay their eggs in oak tissue, causing another kind of gall: 929354. A generation of agamic female wasps develop within and emerge from common spangle galls, and the cycle begins again.Autor/Urheber: Slimguy, Lizenz: CC BY 4.0
Flügel der Gallwespe Neuroterus quercusbaccarum, geschlechtliche Form
Autor/Urheber: Dr Mary Gillham Archive Project, Lizenz: CC BY 2.0
Galls on oak, beech, hazel, birch (cigar galls)
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Ungeschlechtliche Form der Gallwespe Neuroterus quercusbaccarum, am 9. März 2021 gefunden; durch Barcoding bestätigt.
Autor/Urheber: Slimguy, Lizenz: CC BY 4.0
Gallwespe Neuroterus quercusbaccarum, geschlechtliche Form, zwischen dem 20. und 25. Mai 2021 geschlüpft
Autor/Urheber: Slimguy, Lizenz: CC BY 4.0
Ungeschlechtliche Form der Gallwespe Neuroterus quercusbaccarum, am 9. März 2021 gefunden; durch Barcoding bestätigt.