Neuropathischer Schmerz

Klassifikation nach ICD-10
G53.0Neuralgie nach Zoster (mit Kreuzkode Zoster B02.2+)
G54.6Phantomschmerz
G58.0Intercostalneuropathie
G95.85Deafferentierungsschmerz bei Schädigungen des Rückenmarkes[1]
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Klassifikation nach ICD-11
8E43.0Neuropathische Schmerzen
8E43.00Phantomglied-Syndrom
8E43.0YSonstige näher bezeichnete neuropathische Schmerzen
8E43.0ZNeuropathische Schmerzen, nicht näher bezeichnet
MG30.5Chronische neuropathische Schmerzen
MG30.50Chronische zentrale neuropathische Schmerzen
MG30.51Chronische periphere neuropathische Schmerzen
MG30.62Chronisch neuropathischer orofazialer Schmerz
MG30.5YSonstige näher bezeichnete chronische neuropathische Schmerzen
MG30.5ZChronische neuropathische Schmerzen, nicht näher bezeichnet
ICD-11: EnglischDeutsch (Entwurf)

Neuropathischer Schmerz oder Nervenschmerz ist eine direkte Folge einer Schädigung (Läsion) von Nerven des somatosensorischen Systems. Er kann sowohl innerhalb von Gehirn und Rückenmark (Zentralnervensystem) als auch außerhalb davon (peripheres Nervensystem) auftreten. Im ersteren Fall wird er auch zentraler Schmerz genannt, im letzteren auch Neuralgie.[2][3] Die Häufigkeit (Prävalenz) beträgt etwa 7 bis 10 Prozent.

Entstehung

Für viele neuropathische Schmerzen konnte gezeigt werden, dass durch Schädigung der Nerven ihre Spontanaktivität abweichende Muster entwickelte. Anhaltende derartige Veränderungen führten zu einem Ungleichgewicht zwischen erregenden und hemmenden Impulsen, was im Ergebnis eine Empfindung von Schmerz auslöste.[4]

Beispiele für betroffene Nerven bei peripheren neuropathischen Schmerzen

Ursachen zentraler neuropathischer Schmerzen

Behandlung

Verschiedene Arten von Medikamenten können Nervenaktivität so beeinflussen, dass es zu einer beträchtlichen Minderung neuropathischer Schmerzen kommt. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) empfiehlt in ihrer Leitlinie von 2019 folgende Mittel der ersten Wahl:

Realistische Therapieziele sind eine Schmerzreduktion um mehr als 50 %, besserer Nachtschlaf, Verbesserung von Alltagskompetenz und Arbeitsfähigkeit. Eventuell wird das Therapieziel erst nach Einsatz verschiedener Medikamente (Kombinationstherapie) erreicht. Die Wirkung sollte erst nach 2–4 Wochen und bei ausreichenden Medikamentendosen beurteilt werden.[6]

Im Jahre 2025 wurde eine Metaanalyse unter Einschluss von 313 Veröffentlichungen und fast 50.000 Teilnehmern veröffentlicht.[7] Ermittelt wurde für Trizyclika eine NNT von 4,6, für Gabapentin und Pregabalin von 8,9, Duloxetin von 7,4, Botulinustoxin A von 2,7 und Lidocainpflastern von 14,5. Auch hier ergab sich eine Empfehlung für Trizyklica, Gabapentin und Pregabalin, sowie Duloxetin als zuerst einzusetzende Medikamente. Eine schwache Empfehlung gab die Autorengruppe für Capsicain-Pflaster und -Creme, Lidocain-Pflaster, Botulinustoxin und Opioide (als Drittlinienbehandlung).

In einem Kommentar zu der Studie wurde darauf hingewiesen, dass viele Patienten mit neuropathischen Schmerzen im höheren Alter stehen und bei diesen die Trizyklica bei höheren Dosen ein höheres Nebenwirkungsrisiko bergen (u. a. Sturzgefahr).[8] Die empfohlenen Dosen sind allerdings meist mäßig und niedriger als bei anderen Indikationen.[6]

Bei Duloxetin wird eine Dosierung von 60–120 mg empfohlen. Bei Opioiden und bei hohen Dosen auch bei Pregabalin gilt es eine mögliche Toleranzentwicklung zu beachten. Alpha-Liponsäure kann nicht zur Therapie neuropathischer Schmerzen jeglicher Ursache empfohlen werden, bei fehlenden Wirknachweisen. Ebenfalls kann zusätzlich ein psychotherapeutisches Verfahren angewandt werden, bei allerdings auch unzureichender Daternlage. Bei postherpetischer Neuralgie kann ein Lidocain-Pflaster auch als Erstlinientherapie erwogen werden.[2]

Der Stand der Forschung zur Wirkung von Cannabinoiden bei neuropathischen Schmerzen wurde in der DGN-Leitlinie ausführlich beschrieben und führte zu folgender Empfehlung:

„Cannabinoide können zur Therapie neuropathischer Schmerzen jeglicher Ursache nicht empfohlen werden, da ihr Effekt eher gering ausgeprägt ist und die Nebenwirkungsrate hoch ist. Nur in Einzelfällen kann bei Versagen anderer Schmerztherapien der Einsatz von Cannabinoiden als Off-label-Therapie im Rahmen eines multimodalen Schmerztherapiekonzepts erwogen werden.“[9]

Literatur

Wiktionary: Neuralgie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Kodierleitfaden Neurologie 2021. (PDF; 0,7 MB) Deutsche Gesellschaft für Neurologie.
  2. a b Deutsche Gesellschaft für Neurologie: S2k Leitlinie 2019, Diagnose und nicht interventionelle Therapie neuropathischer Schmerzen. S. 86 und S. 13.
  3. Peter Wessely: Neuropathische Schmerzen: Symptomatik, Diagnostik, Therapiemöglichkeiten. Springer Verlag, Wien 2001; unveränderte Neuauflage: 2013, ISBN 978-3-7091-6223-1, S. 80, 6 und 65 (Vorschau Google Books).
  4. L. Colloca, T. Ludman u. a.: Neuropathic pain. In: Nature reviews. Disease primers, Februar 2017, Band 3, S. 17002; doi:10.1038/nrdp.2017.2, PMID 28205574, PMC 5371025 (freier Volltext) (Review).
  5. Jens Ulrich Stegmann, Uta Muth-Selbach, Holger Holthusen: Die Bedeutung von Stickstoffmonoxid (NO) für Nozizeption und spinale Schmerzverarbeitung. In: Anästhesiologie Intensivmedizin Notfallmedizin Schmerztherapie. Jahrgang 36, Nr. 5, Mai 2001, S. 276–281, hier: S. 279.
  6. a b Andreas Hufschmidt et al.: Neurologie compact. 8. Auflage. Thieme, Stuttgart / New York 2020, ISBN 978-3-13-243448-6, S. 686.
  7. N. Soliman et al.: Pharmacotherapy and non-invasive neuromodulation for neuropathic pain. In: Lancet neurology. Nr. 24, 2025, S. 413–428.
  8. Claudia Sommer: Neuropathic pain: which treatment for which patient? In: Lancet neurology. Nr. 24, 2025, S. 375–376.
  9. Deutsche Gesellschaft für Neurologie: S2k Leitlinie 2019, Diagnose und nicht interventionelle Therapie neuropathischer Schmerzen.