Neu-Kölln

Historische Stadtteile von Berlin (Stand 1920) innerhalb des heutigen Ortsteils Mitte.[1] Die Grenzen variierten im Lauf der Zeit.
I0000Alt-Berlin
II 000Alt-Kölln (Spreeinsel)
III000Friedrichswerder
IV000Dorotheenstadt
V 000Friedrichstadt
XI000Luisenstadt
XII 00Neu-Kölln
XIII00Stralauer Vorstadt
XIV 0 Königsstadt
XV 00Spandauer Vorstadt
XVI 0 Rosenthaler Vorstadt
XVII 0Oranienburger Vorstadt
XVIII0Friedrich-Wilhelm-Stadt
Die Stadtteile VI–X und XIX–XXI sowie große Teile der Stadtteile V, XI, XIII, XIV, XVI und XVII liegen außerhalb des heutigen Ortsteils Mitte.
Neu-Kölln mit „D“ markiert, 1688
Neu-Kölln dunkelgelb markiert, 1789

Neu-Kölln (verschiedene Schreibvarianten auch mit „C“, zeitweise mit dem Zusatz „am Wasser“) ist ein historischer Stadtteil[2] im heutigen Berliner Ortsteil Mitte. 1662 als Erweiterung von Kölln entstanden, war es zunächst ein Stadtviertel von Kölln und später ein eigener Stadtteil und heißt deswegen Neu-Kölln. Er ist nicht identisch mit dem weiter südöstlich gelegenen Ortsteil Berlin-Neukölln.

Geographie

Neu-Kölln liegt südlich des Spreekanals. Die südliche Grenze bildet der 1883 zugeschüttete Festungsgraben (Grüner Graben), was heute noch teilweise am Verlauf von Grundstücksgrenzen zu erkennen ist. Im Süden grenzt Neu-Kölln heute an die Luisenstadt und im Westen an Friedrichswerder.

Zum nördlich gelegenen Stadtteil Alt-Kölln gibt es Verbindungen über die Alte und Neue Gertraudenbrücke, die Grünstraßen- und Roßstraßenbrücke sowie die Inselbrücke. Bis zu ihrem Abbruch im Jahr 1960 bestand mit der Waisenbrücke auch eine Verbindung zu Alt-Berlin.

Geschichte

Namenserläuterung

Als Stadterweiterung von Kölln erhielt das Viertel und spätere Stadtteil seinen Namen Neu-Kölln. Weitere Schreibweisen sind: Neu-Cölln, Neucölln, Neukölln und zeitweise mit dem Zusatz am Wasser.

1662–1945

Im Jahr 1662 wurden die mittelalterlichen Kernstädte Berlin und Kölln das erste Mal erweitert; im Süden, jenseits des Spreearms, um die 19 Hektar große Vorstadt Neu-Kölln, im Westen, ebenso jenseits des Spreearms, um den 26 Hektar großen Friedrichswerder. Das relativ kleine Neu-Kölln hatte nie den Status als Stadt erhalten, sondern wurde als Stadtteil von Kölln errichtet. Die nunmehr drei Städte, Berlin, Kölln und Friedrichswerder wurden zwischen 1658 und 1683 mit den Memhardtschen Festungsanlagen, nach Plänen und unter Aufsicht Memhardts, dann Nerings, umgeben.

Neu-Kölln verfügte zunächst nur über zwei von Nordosten nach Südwesten verlaufende Straßen: die Straße Neukölln am Wasser (heute: Märkisches Ufer) und die Straße Neukölln am Wall (heute: Wallstraße). Deren östlicher Teil hieß zunächst Siropsgasse nach der damals dort befindlichen Splitgerberschen Zuckerraffinerie, die sich zwischen Bastion IV (heute: Spittelmarkt) und Bastion VII (heute: Köllnischer Park) erstreckte. Die von Nordwesten nach Südosten verlaufende Neue Roßstraße, der verlängerten Roßstraße in Alt-Kölln, führte zum Köpenicker Tor und den Ausfallstraßen nach Köpenick und Dresden. 1740 kam die Neue Grünstraße dazu. 1800 bezog die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ ihr neues Domizil in der Splittgerbergasse. Das Grundstück befand sich an der Stelle der ehemaligen Bastionen VI und VII. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es in Verlängerung der vom Mühlendamm kommenden Straße An der Fischerbrücke mit der Inselstraße eine Verbindung zur Köpenicker Straße.

Perez Leiser Abraham in Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesammten Industrie Deutschlands (1873)

Im 19. Jahrhundert entstanden große Geschäftshäuser an der Wallstraße, wie der Firmensitz von Ravené oder der Spindlershof und seit 1868 hatte das Köllnische Gymnasium nach Jahren in provisorischen Quartieren an der Ecke zur Inselstraße ein eigenes Haus bekommen. 1873 wurde am nordöstlichen Ende von Neu-Kölln der Köllnische Park angelegt in dem von 1901 bis 1907 nach Plänen von Ludwig Hoffmann das Märkische Museum errichtet wurde. Die 1913 vom U-Bahnhof Spittelmarkt zum U-Bahnhof Nordring (heute: Schönhauser Allee) verlängerte U-Bahn-Linie A (heute: Linie U2) erhielt eine Station in Neu-Kölln, den U-Bahnhof Inselbrücke (heute: Märkisches Museum).

Im Zweiten Weltkrieg wurde Neu-Kölln bei alliierten Luftangriffen nicht so schwer zerstört, wie der unmittelbar südlich angrenzende Teil der Luisenstadt. Dennoch büßte das Köllnische Gymnasium zwei Drittel seines Schulgebäudes ein und am Märkischen Museum ging der komplette Nordflügel verloren.

Wappen Neu-Köllns am Wasser

1945 bis heute

Ende der 1960er Jahre entstand am Märkischen Ufer eine sogenannte Traditionsinsel, in dem Kriegslücken aufgefüllt wurden mit Rekonstruktionen von Häusern, die anderswo abgebrochen worden waren. So kamen das Ermelerhaus aus der Breiten Straße 11 und das Bürgerhaus Friedrichsgracht 15 ans Märkische Ufer. Auf dem Gelände der Loge „Zu den drei Weltkugeln“ wurden Mitte der 1960er Jahre zwei Schulen mit Turnhallen errichtet.

Seit den 1980er Jahren stehen an der Wallstraße zwei für DDR-Verhältnisse ungewöhnliche Wohnhäuser: zum einen ein Plattenbau mit einer „runden Ecke“ am Spittelmarkt und des Weiteren ein traditionell aus Mauerwerk errichtetes, sehr differenziert gegliedertes Gebäude an der Grünstraßenbrücke. In letzterem hatte Walter Womacka sein Atelier. Nach 1990 wurden die meisten Kriegslücken neu bebaut.

Kultur

Museen

Seit 1907 gibt es das Märkische Museum in Neu-Kölln. Das Museum gehört heute zur Stiftung Stadtmuseum Berlin und ist einer von insgesamt fünf Museumsstandorten. In den kommenden Jahren ist eine Generalsanierung des ehemaligen Stammhauses und eine Erweiterung um das benachbarte Marinehaus geplant.

An der Inselbrücke betreibt die Berlin-Brandenburgische Schifffahrtsgesellschaft e. V. den Historischen Hafen. Es gibt ein Ausstellungsschiff und mehrmals jährlich Rundfahrten mit historischen Schiffen.

Historische Bauten

Es gibt 27 Einzeldenkmale in Neu-Kölln und darüber hinaus noch Denkmalensembles und eine Gesamtanlage.

Literatur

  • Stadterweiterung. In: Horst Ulrich und Uwe Prell (Redaktion): Berlin-Handbuch. Das Lexikon der Bundeshauptstadt. FAB Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-927551-27-9, S. 1128–1134, hier: S. 1128, mit Verweisen.
  • Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam. Band I. 1786, S. 133–140.
  • Berlin, historisch und topographisch dargestellt. 1848, S. 171–175.

Einzelnachweise

  1. Historische Stadttheile und Stadtbezirke. In: Berliner Adreßbuch, 1920, Teil 2, S. 73. Kartengrundlage: Bezirksamt Mitte von Berlin.
  2. Historische Stadttheile und Stadtbezirke. In: Berliner Adreßbuch, 1920, Teil 2, S. 73.

Koordinaten: 52° 31′ N, 13° 25′ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

BMA Stadtteile Berlin-Mitte.jpg
Autor/Urheber: Lutz Mauersberger (Berlin-Mitte-Archiv), Kartengrundlage: Geoportal Berlin / Karte von Berlin 1:5000 (K5 SW-Ausgabe) [1], Lizenz: Datenlizenz Deutschland – Namensnennung – Version 2.0, Lizenz: CC BY-SA 3.0
historische Stadtteile von Berlin (dargestellt nur innerhalb der rot eingezeichneten Grenze des heutigen Ortsteils Berlin-Mitte):
Map de berlin 1789.jpg
Grundriss der Königlichen Residenzstädte Berlin im Jahr 1789, kolorierter Kupferstich. Format: 17,0 x 24,7 cm.
Coat of arms de-be neu-cölln.png
Das Wappen der Neu-Cölln, heute ein Stadtviertel der Berliner Innenstadt.
U-Bahn Berlin Märkisches Museum.JPG
Autor/Urheber: Rüdiger (Rüdiger Kratz), Lizenz: Attribution
Zugang zum Berliner U-Bahnhof Märkisches Museum; Berlin, Deutschland
Berlin, Mitte, Wallstraße, Koellnisches Gymnasium.jpg
Autor/Urheber: Jörg Zägel, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Das ehemalige Köllnische Gymnasium in der Wallstraße 42-48 in Berlin-Mitte, erbaut 1865 von Adolf Gerstenberg, hier gesehen von der Ecke Wallstraße/Inselstraße. Von dem einst dreiflügeligen, auf die Inselstraße ausgerichteten Schulbau sind nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg nur der nördliche Flügel an der Wallstraße und das 1868 angefügte Direktorengebäude erhalten. Die Anlage, die heute von der Musikschule Fanny Hensel genutzt wird, steht als Gesamtanlage unter Denkmalschutz.
Perez Leiser Abraham (1798-1882) in Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesammten Industrie Deutschlands (1873).png
Perez Leiser Abraham (1798-1882) in Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesammten Industrie Deutschlands (1873)
Märkisches Museum Berlin.jpg
Autor/Urheber: Axel Mauruszat, Lizenz: CC BY 3.0 de
Märkisches Museum in Berlin-Mitte
Maerkisches Ufer Berlin-Mitte 2.JPG
Autor/Urheber: Angela Monika Arnold, Berlin, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Berlin-Mitte; Märkisches Ufer