Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2021

Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2021 war das 81. Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker und fand am 1. Jänner 2021 aufgrund der COVID-19-Pandemie ohne Saalpublikum im Wiener Musikverein statt.[1] Am Dirigentenpult stand zum sechsten Mal Riccardo Muti, der das Konzert zuvor in den Jahren 1993, 1997, 2000, 2004 und 2018 geleitet hatte.[2]

Riccardo Muti (2008)

Besonderheiten

Änderungen aufgrund der COVID-19-Pandemie

Im September 2020 gaben die Wiener Philharmoniker bekannt, dass das Konzert trotz der COVID-19-Pandemie stattfinden soll.[3] Die Veranstalter entwickelten dazu ein Sicherheitskonzept, das etwa Antigen-Schnelltests, reduzierte Besucherzahlen, das Tragen von Mund-Nasen-Schutz (MNS) während des gesamten Konzerts und das Einhalten von Mindestabständen vorsah. Aufgrund von Reisewarnungen retournierten einige Gäste aus dem Ausland ihre Karten.[4] Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer teilte im November 2020 mit, dass das Konzert notfalls ohne Saalpublikum stattfinden werde.[5] Kulturminister Werner Kogler ging Ende November 2020 davon aus, dass das Konzert ohne Publikum stattfinden werde.[6][7]

Am 2. Dezember 2020 entschied die österreichische Bundesregierung aufgrund der weiterhin hohen Infektionszahlen, dass bis 6./7. Jänner 2021 keine Konzerte vor Publikum stattfinden dürfen.[2][8] In Kooperation mit dem Grazer Unternehmen Poet Audio wurde eine Plattform aufgesetzt, mittels derer registrierte Zuschauer ihren Applaus am Ende beider Konzertteile live abgeben konnten. Dieser wurde durch zwanzig Lautsprecher in den Goldenen Saal des Musikvereins eingespielt. Außerdem konnten Interessierte vorab ein Foto ihrer Begeisterung hochladen, eine Auswahl der besten Aufnahmen wurde vom ORF während des Applauses eingeblendet.[8][9] Die Anzahl der Applaudierenden wurde auf 7000 Personen beschränkt.[10] Erwogen, aber letztlich verworfen wurde auch der Vorschlag, den Radetzky-Marsch zu streichen und das Programm mit dem Donauwalzer zu beenden.[11]

Ballett

Einer der Drehorte: das Gartenpalais Liechtenstein
Einer der Drehorte: das Looshaus

Die beiden Balletteinlagen mit zehn Solistinnen und Solisten des Wiener Staatsballetts wurden Ende August 2020 unter der Regie von Henning Kasten in den Räumen und Anlagen des Gartenpalais Liechtenstein sowie im Looshaus anlässlich des 150. Geburtstages des Architekten Adolf Loos gedreht.[12]

Für die Choreografie zeichnete wie im Vorjahr der spanische Choreograf José Carlos Martínez verantwortlich. Die Kostüme wurden zum dritten Mal nach 1998 und 2000 von Christian Lacroix entworfen.[12]

Von Alice Firenze, Sveva Gargiulo, Ketevan Papava und Davide Dato wurde im Looshaus zur Margherita-Polka von Josef Strauss getanzt, die erstmals bei einem Neujahrskonzert aufgeführt wurde. Zum Walzer Frühlingsstimmen tanzten die vier Paare Liudmila Konovalova und Denys Cherevychko, Ketevan Papava und Roman Lazik, Alice Firenze und Masayu Kimoto sowie Eszter Ledán und Zsolt Török in den Räumen und Anlagen des Gartenpalais Liechtenstein.[12]

Sonstiges

Zum Walzer Schallwellen wurden Aufnahmen aus dem Technischen Museum Wien und dem Wiener Phonomuseum gezeigt, zum Walzer Bad'ner Mad'ln Aufnahmen aus Baden, etwa von der Sommerarena, dem Stadttheater, dem Kurpark mit der Karl-Komzák-Allee, dem Lanner-und-Strauß-Denkmal und dem Mozart- und Beethoventempel sowie dem Beethovenhaus sowie zum Kaiser-Walzer Aufnahmen von der Hofburg und den darin befindlichen Kaiserappartements, dem Sisi-Museum und der Silberkammer.

Als Kuriosum wurden die Polka schnell Ohne Sorgen mit Josef Strauss Sohn (im Youtube-Link ca. min 21:08) und der Walzer Grubenlichter mit Carl Zeller Sohn (im Youtube-Link ca. min 23:10) auf der Bildtafel ausgewiesen, in beiden Fällen ist die Bezeichnung Sohn unzutreffend.

Programm

Das Programm wurde am 30. November 2020 bekanntgegeben.[1][13][14]

1. Teil

2. Teil

Zugaben

Besetzung (Auswahl)

Das Neujahrskonzert 2021 wurde von 73 Musikern gespielt, davon waren 12 Frauen – eine Harfenistin, eine Cellistin, eine Bratschistin, eine Flötistin, eine Klarinettistin, sechs 1. Violinistinnen und eine 2. Violinistin.[15]

Pausenfilm

Allgemeines

Einer der Drehorte: Schloss Esterházy
Die Bergkirche in Eisenstadt

Der Pausenfilm mit dem Titel Happy Birthday, Burgenland! 1921–2021 wurde von Felix Breisach gestaltet. Neben historischen Aspekten standen Musiker und Komponisten wie Franz Liszt und Joseph Haydn im Mittelpunkt.[12]

Am 21. Dezember 2020 wurde der Film von Alexander Wrabetz, Hans Peter Doskozil, Daniel Froschauer und Felix Breisach im Rahmen einer von Martin Traxl moderierten virtuellen Pressekonferenz präsentiert. Der Film erzählt die Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg durch die Amerikaner. Der US-amerikanische Geograf Major Lawrence Martin wurde von Oliver Liebl verkörpert. Martins Studien über die Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur Deutsch-Westungarns lieferten die Grundlage für die Grenzziehung.[16]

Im Film ist die für das 100-Jahr-Jubiläum von Johann Hausl komponierte Burgenland-Fanfare zu hören. 33 Mitglieder der Wiener Philharmoniker wirkten in verschiedenen Ensembles mit. Die Dreharbeiten fanden im Sommer und Herbst 2020 statt. Drehorte waren unter anderem das Haydn-Haus Eisenstadt, Schloss Esterházy, die Bergkirche, Burg Lockenhaus, Schloss Tabor, die Burgruine Landsee, die Weingärten von Csaterberg (Kohfidisch), das Franz-Liszt-Geburtshaus, Rust sowie der Neusiedler See.[16]

Musik

  • Tibor Kováč: Pannonian Mirage nach Melodien von B. Bartók, L. Weiner, J. Brahms und Kálmán
    • Tibor Kováč, Lara Kusztric (Violine)
    • Holger Tautscher-Groh (Viola)
    • Iztok Hrastnik (Kontrabass)
    • Christopher Hinterhuber (Klavier)
  • Georg Breinschmid: Wien bleibt Krk
    • Tibor Kováč, Lara Kusztrich (Violine)
    • Holger Tautscher-Groh (Viola)
    • Iztok Hrastnik (Kontrabass)
  • Joseph Haydn: Streichquartett in C-Dur op. 76, Nr. 3 Hob. III:77 – Poco Adagio. Cantabile
    • Christoph Koncz, Adela Frasineanu (Violine)
    • Tilman Kühn (Viola)
    • Sebastian Bru (Violoncello)
  • Franz Liszt: Ungarische Rhapsodie Nr. 9 „Pester Karneval“
    • Gerald Schubert (Violine)
    • Bernhard Naoki Hedenborg (Violoncello)
    • Hemma Tuppy (Klavier)
  • Karl Goldmark: Streichquartett op. 8, 3. Satz „Allegro vivace“
    • Katharina Engelbrecht, Martin Kubik (Violine)
    • Thomas Hajek (Viola)
    • Wolfgang Härtel (Violoncello)
  • Ján L. Bella: Streichquartett in e-Moll „Intermezzo alla zingara“
    • Daniel Froschauer, Marian Leško (Violine)
    • Michael Strasser (Viola)
    • Csaba Bornemisza (Violoncello)
  • Johann Hausl: Fanfare „100 Jahre Burgenland“
    • Hans Peter Schuh, Stefan Haimel, Gerhard Berndl, Daniel Neuman (Trompete)
    • Ronald Janezic, Sebastian Mayr, Wolfgang Vladár, Lars M. Stransky (Horn)
    • Enzo Turriziani, Johannes Ettlinger, Johann Ströcker (Posaune)
    • Paul Halwax (Tuba)
    • Johannes Schneider (Pauken)

Übertragung

Für die 63. ORF-Übertragung zeichnete zum dritten Mal Henning Kasten verantwortlich, zum Einsatz kamen siebzehn Kameras. Die Moderation für den ORF übernahm wie in den Vorjahren Barbara Rett.[12]

In Österreich sahen bis zu 1.265.000 und durchschnittlich 1.157.000 Musikinteressierte zu, was einem Marktanteil von 54 Prozent entsprach. Der ersten Teil verfolgten im Schnitt 982.000 Zuschauer, den zweiten Teil 1.196.000. Der Pausenfilm erreichte 1.157.000 Seher. Die ORF-Übertragung wurde in insgesamt 92 Ländern gezeigt.[17]

Im Rahmen der Romyverleihung 2021 wurde das Konzert als TV-Moment des Jahres ausgezeichnet.[18]

Aufnahmen

Die Audio-Doppel-CD dieses Konzertes wurde am 15. Jänner 2021 veröffentlicht und zählt in Österreich zu den meistverkauften Alben des Jahres 2021.[19] DVD und Blu Ray-Disc erschienen am 29. Jänner 2021.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Neujahrskonzert: Noch keine Klarheit, aber immerhin ein Programm. In: Kurier.at. 30. November 2020, abgerufen am 2. Dezember 2020.
  2. a b Neujahrskonzert 2021 unter Riccardo Muti. In: wienerphilharmoniker.at. Abgerufen am 2. Dezember 2020.
  3. Philharmoniker wollen Neujahrskonzert geben. In: ORF.at. 27. September 2020, abgerufen am 2. Dezember 2020.
  4. Schnelltests für Neujahrskonzert geplant. In: ORF.at. 25. Oktober 2020, abgerufen am 2. Dezember 2020.
  5. Wiener Philharmoniker: „Notfalls Neujahrskonzert ohne Publikum“. In: Die Presse. 24. November 2020, abgerufen am 2. Dezember 2020.
  6. Coronavirus: Neujahrskonzert 2021 wohl ohne Publikum. In: Wiener Zeitung. 27. November 2020, abgerufen am 2. Dezember 2020.
  7. Kogler: Neujahrskonzert 2021 wohl ohne Publikum. In: ORF.at. 27. November 2020, abgerufen am 2. Dezember 2020.
  8. a b Neujahrskonzert findet ohne Publikum statt. In: ORF.at. 3. Dezember 2020, abgerufen am 3. Dezember 2020.
  9. Ihr Applaus für das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. In: neujahrskonzertapplaus.com. Abgerufen am 3. Dezember 2020.
  10. Ljubiša Tošić: Corona-Ausgabe des Neujahrskonzerts: Walzerpilot für seltsame Zeiten. In: DerStandard.at. 29. Dezember 2020, abgerufen am 30. Dezember 2020.
  11. Neujahrskonzert ohne Publikum „seltsam“. In: ORF.at. 10. Dezember 2020, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  12. a b c d e Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2021: Am 1. Jänner live in ORF 2 und Ö1. In: ots.at. 11. Dezember 2020, abgerufen am 12. Dezember 2020.
  13. Neujahrskonzert: Ein Programm "ohne Sorgen". In: Wiener Zeitung. 30. November 2020, abgerufen am 2. Dezember 2020.
  14. Neujahrskonzert 2021: Programm. In: wienerphilharmoniker.at. Abgerufen am 28. Dezember 2020.
  15. Interview: Lara Kusztrich spielt erste Geige beim Neujahrskonzert. In: BVZ.at. 8. Januar 2021, abgerufen am 9. Januar 2021.
  16. a b „Happy Birthday, Burgenland! 1921–2021“: ORF-Film zur Neujahrskonzert-Pause präsentiert. In: ORF.at. 21. Dezember 2020, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  17. Bis zu 1,265 Millionen sahen Neujahrskonzert im ORF. In: DerStandard.at/APA. 3. Januar 2021, abgerufen am 3. Januar 2021.
  18. Peter Jarolin: Die erste ROMY 2021 ist vergeben: Das ist der TV-Moment des Jahres. In: Kurier.at. 7. Mai 2021, abgerufen am 7. Mai 2021.
  19. Wiener Philharmoniker / Riccardo Muti – Neujahrskonzert 2021 – New Year’s Concert. In: austriancharts.at. Abgerufen am 28. Januar 2021.

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Die Hauptfront beziehungsweise Südansicht des Palais Liechtenstein in der Fürstengasse in der Rossau, ein Bezirksteil des 9. Wiener Gemeindebezirkes Alsergrund.
Das Liechtensteinsche Sommer(Garten)palais ließ Fürst Hans Adam I. von Liechtenstein errichten. Es entstand in zwei Bauphasen. In der ersten wurde das Palais von 1691 bis 1694 nach Plänen von Domenico Egidio Rossi errichtet. Nach einigen Abänderungen des vorhandenen Bauwerkes wurde von 1700 bis 1705/06 das Palais nach Plänen von Domenico Martinelli fertiggestellt. Die Innenausstattung erfolgte von 1704 bis 1709 und die Errichtung der Nebengebäude von 1705 bis 1711. Ursprünglich war nordseitig ein Pavillon, dieser wurde von 1873 bis 1875 durch ein von Heinrich Ferstel errichtetes Gartenpalais für die Fürstenwitwe ersetzt.
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Looshaus
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Riccardo Muti nach einer Opernaufführung der Salzburger Pfingstfestspiele 2008