Neudorf (Straßburg)

Neudorf in Straßburg
Im Norden Neudorfs am neu gestalteten Ufer des Bassin d'Austerlitz

Neudorf ist ein Stadtteil der elsässischen Stadt Straßburg.

Neudorf südlich von Straßburg auf einem Plan der Stadt und ihrer Umgebung aus der Zeit um die Wende zum 20. Jahrhundert

Geographie

Neudorf liegt südlich der Innenstadt. Die beiden Stadtteile werden von der Ill und der N4 getrennt. Neudorf wird im Westen, Süden und Osten von der Eisenbahnlinie zwischen Straßburg und Kehl umfahren und begrenzt. Im Osten grenzt Neudorf an das Stadtviertel Meinau, im Süden an Polygone und Neuhof, im Osten an den Rheinhafen.

Geschichte

Neudorf liegt südlich vom Straßburger Zentrum und lag früher vor der Stadtmauer. Es gab nur einige Tore, um ins Zentrum zu gelangen: das Spitaltor (Porte de l'Hôpital, bestehend bis heute), das Metzgertor (zur Place d'Austerlitz) und das Zitadelltor.

Es gab früher viele Feuchtgebiete mit Bächen (Ziegelwasser, Bubbenwasser, Krummer Rhein (Krimmeri), der Riepberg-Graben) und Mühlen, während zunächst nur wenige Gebäude in Neudorf standen. Die „Ménagerie“ war ein Haus aus dem 17. Jahrhundert, das von dem Geldverleiher François Joseph de Klinglin errichtet worden war. Es wurde 1967 abgerissen.

Nachdem Elsass-Lothringen durch den Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 von Frankreich zurück an Deutschland gekommen war, wuchs die Bevölkerung kräftig. Ende des 19. Jahrhunderts wuchs Neudorf baulich mit Straßburg zusammen. Viele Bauten wurden in dieser Zeit errichtet: die Neufeld-Schule, die Musau-Schule, die Schluthfeld-Schule, das Waisenhaus und die Aloysius-Kirche (Église Saint-Aloyse). 1898 wurde Neudorf an die Straßenbahn angeschlossen.

1906 wurde Racing Straßburg als FC Neudorf gegründet.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1919
JahrEinwohnerAnmerkungen
18806370am 1. Dezember, in 549 Wohnhäusern[1][2]
18908130am 1. Dezember[3][4]
190524.983meist Katholiken, davon 7905 Evangelische und 43 Juden[5]
191025.480[6]

Eine Beschießung zerstörte am 6. September 1944 einen Großteil der Häuser. Nach dem Krieg gab es erneut einen Bevölkerungszuwachs. Neudorf wurde ein stark bevölkertes Straßburger Viertel mit mehr als 39.000 Einwohnern.[7]

Bekannte Personen aus Neudorf

  • Julius Rathgeber (1833–1893), evangelischer Geistlicher und Landeshistoriker des Elsass, war hier Pfarrer.
  • Henri Loux (1873–1907), elsässischer Maler, hier gestorben
  • Marcel Marceau (1923–2007), berühmter Pantomime, hier geboren
  • Marcel Weinum (1924–1942), Widerstandskämpfer, lebte hier
  • Jeanne Barseghian (* 1980), Bürgermeisterin von Straßburg, hier ortsansässig[8]

Literatur

  • Die alten Territorien des Elsaß nach dem Stand vom 1. Januar 1648. Mit Ortsverzeichnis und zwei Kartenbeilagen. Statistische Mittheilungen über Elsaß-Lothringen, Heft 27. Herausgegeben vom Statistischen Bureau für Elsaß-Lothringen. Verlag M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1896, S. 113–119 (Google Books).
  • Straßburg, Bezirk Unterelsass, Elsass-Lothringen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Straßburg einschließlich des südlich gelegenen Eigentumsdorfs Neudorf (meyersgaz.org).

Weblinks

Commons: Neudorf (Strasbourg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 1, Ziffer II.i) (Google Books).
  2. Gustav Neumann: Geographisches Lexikon des Deutschen Reiches: mit Ravensteins Spezialatlas von Deutschland, vielen Stadtplänen, statistischen Karten, Tabellen und mehreren hundert Abbildungen deutscher Staaten- und Städtewappen. Bibliographisches Institut, Leipzig 1883, Band 2: Laaber − Zywodczütz, S. 1195, rechte Spalte (Google Books).
  3. Michael Rademacher: Reichsland Elsaß-Lothringen – Stadt- und Landkreis Straßburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  4. Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs. Herausgegeben vom Kaiserlichen Statistischen Amt. Erster Jahrgang 1892. Zweites Heft. Puttkammer & Mühlbrecht, Berlin 1892, S. 28, Ziffer 2827 (Google Books).
  5. Neudorf, 1) Vorort von Straßburg i. Els., Lexikoneintrag in: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 14, Leipzig/Wien 1908, S. 542 (Zeno.org).
  6. Straßburg, Bezirk Unterelsass, Elsass-Lothringen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Straßburg einschließlich des südlich gelegenen Eigentumsdorfs Neudorf (meyersgaz.org).
  7. (französisch) Plan d'occupation des sols, Seit 14 (18) (Memento desOriginals vom 22. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pos.strasbourg.fr (PDF; 37,1 MB)
  8. Municipales à Strasbourg : un autre regard sur Jeanne Barseghian

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Nouveau quartier de Strasbourg, les Fronts du Neudorf. De gauche à droite : centre commercial Rivétoile, logements, Cité de la musique et de la danse et médiathèque André Malraux
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Straßburg, Plan der Stadt mit Vororten aus der Zeit um 1900

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