Nemesis (Schiff)

Die Nemesis

Die Nemesis (in der griechischen Mythologie ist Nemesis die Göttin des „gerechten Zorns“) war eine Raddampferfregatte der Britischen Ostindien-Kompanie, die im Ersten Opiumkrieg eingesetzt wurde und aufgrund ihrer verheerenden Wirkung auf die chinesischen Kriegsdschunken von chinesischer Seite als „Teufelsschiff“ bezeichnet wurde. Mit ihrem Dampfantrieb und niedrigem Tiefgang besaß sie wie ein Kanonenboot die Fähigkeit, tief in chinesische Flusssysteme einzudringen. De facto wurde mit ihr in China das Zeitalter der Kanonenbootpolitik eingeleitet. Sie war eines der ersten beinahe vollständig aus Eisen konstruierten Kriegsschiffe, obwohl sie nicht der Royal Navy angehörte.

Bau und technische Daten

Die Nemesis lief 1839 auf der Werft der Birkenhead Iron Works vom Stapel und wurde im März 1840 in Dienst gestellt. Mit 184 Fuß (= 56 m) Länge, 29 Fuß (= 8,8 m) Breite und 6 Fuß (= 1,8 m) Tiefgang war sie mit 660 tons nach Builder’s Measurement vermessen. Sie war mit zwei Masten als Brigantine getakelt. Ihre Maschinenlage bestand aus zwei Dampfmaschinen von George Forrester and Company aus Liverpool, die jeweils 60 PS leisteten; ihre Geschwindigkeit unter Dampf ist unbekannt, ebenso ihre Besatzungsstärke. Die Bewaffnung bestand aus zwei 32-Pfündern, vier 6-Pfündern und einem Raketenwerfer.

Einsätze

Die Nemesis zerstört chinesische Dschunken; Gemälde von Edward Duncan (1843)

Offenbar wurde die Nemesis speziell für den Einsatz in chinesischen Gewässern konstruiert. Ende 1840 reiste sie von Liverpool nach China. Während des Ersten Opiumkriegs nahm sie am 7. Januar 1841 an der Schlacht von Kanton teil. Im weiteren Verlauf des Krieges versenkte sie die Cambridge, ein US-amerikanisches Handelsschiff, dass von China angekauft und als Kriegsschiff umgerüstet worden war. Die Nemesis diente auch als Schlepper für andere Kriegsschiffe sowie als Truppentransporter. Ihr Einsatz führte dazu, dass sich der kaiserliche Sonderbevollmächtigte in Kanton, Lin Zexu (1785–1850), für eine Adaption westlicher Waffentechnologie einsetzte. Nach Eberspächer war der Einsatz der Nemesis das Muster zukünftiger Kanonenbootpolitik:

„Die NEMESIS war der Prototyp des eigentlichen Kanonenboots, das der mit diesem Schiffstyp so eng verknüpften Diplomatie ihren Namen gab. Der erste Opiumkrieg war somit nicht nur eines der herausragenden Beispiele für Kanonenbootpolitik in ihrem klassischen Zeitalter, sondern durch diese technischen Neuerungen auch von erheblicher militärgeschichtlicher Bedeutung.“

Eberspächer, Yangtse-Patrouille. S. 46.

Nach dem Krieg wurde die Radfregatte in den Gewässern der Philippinen, seinerzeit noch eine spanische Kolonie, sowie in Niederländisch-Indien zur Piratenbekämpfung eingesetzt. Ihr Ende ist unbekannt.

Literatur

  • Cord Eberspächer: Die deutsche Yangtse-Patrouille. Deutsche Kanonenbootpolitik in China im Zeitalter des Imperialismus 1900–1914. (= Kleine Schriftenreihe zur Militär- und Marinegeschichte. Band 8). Verlag Dr. Dieter Winkler, Bochum 2004, ISBN 3-89911-006-4.
  • Daniel R. Headrick: The Tools of Empire. Technology and European Imperialism in the Nineteenth Century. New York/Oxford 1981, ISBN 0-19-502831-7.

Weblinks

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HEIC Nemesis.jpg
The Nemesis
Destroying Chinese war junks, by E. Duncan (1843).jpg
The East India Company iron steam ship Nemesis, commanded by Lieutenant W. H. Hall, with boats from the Sulphur, Calliope, Larne and Starling, destroying the Chinese war junks in Anson's Bay, on 7 January 1841.
An engagement in the First Opium War (1839-42), showing the ‘Nemesis’ (right background, in starboard broadside view) attacking a fleet of Chinese war junks in the middle ground. The war junk third from the left is shown being destroyed with splinters flying up into the air. Two rowing boats with Chinese passengers watch from the left foreground. Various men can be seen overboard and clinging on to debris throughout the scene. The lettering below includes lists of dimensions. PAH8193 and PAH8893 are additional copies, both hand-coloured, and the print is from an oil painting by Duncan presented to the Williamson Art Gallery at Birkenhead in 1925, with another showing Prince Albert visiting iron ships off Woolwich Dockyard. They were a gift from Alderman J.W.P. Laird, one of the Birkenhead shipbuilding family who built the 'Nemesis' and others of the vessels shown in them. On 7 January 1841, the 'Nemesis' of the Bombay Marine (the East India Company's naval service), commanded by William Hutcheon Hall, with boats from the ‘Sulphur’, ‘Calliope’, ‘Larne’ and ‘Starling’, destroyed Chinese war junks in Anson's Bay, Chuenpee, near the Bocca Tigris forts guarding the mouth of the Pearl River up to Canton. British forces then captured the forts themselves. Hall was a Royal Naval master at the time. He had steam experience and had been privately engaged by John Laird to command the 'Nemesis', which the latter had built experimentally as the first fully iron warship, and was so successful in it in China that in 1841 he was specially commissioned as a Naval lieutenant. He went on to later Royal Naval service as a captain in the Crimean War and was a retired admiral at his death in 1875. His portrait (BHC2733) and papers are also in the Museum collection.