Nelson-Klasse (1925)

Nelson-Klasse
Schiffsdaten
LandVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
SchiffsartSchlachtschiff
Bauzeitraum1922 bis 1927
Stapellauf des Typschiffes3. September 1925
Gebaute Einheiten2
Dienstzeit1927 bis 1947
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
216,5 m (Lüa)
Breite32,3 m
Tiefgangmax. 10,21 m
VerdrängungStandard: 33.950 tn. l.
maximal: 38.000 tn. l.
Maschinenanlage
Maschine8 × Admiralty Wasserrohrkessel
2 × Brown-Curtis-Dampfturbinen
Maschinen-
leistung
45.624 PS (33.556 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
23,8 kn (44 km/h)
Propeller2
Bewaffnung
Panzerung
  • Gürtel: 356 mm
  • Deck: 152 mm
  • Geschütztürme:229–406 mm
  • Kommandoturm:305–356
  • Schotten:102–305 mm
  • Barbetten:305–381 mm
Sensoren
  • Radar 273
  • Radar 284
  • Radar 285

Die Nelson-Klasse war eine Klasse von zwei Schlachtschiffen die in den 1920er Jahren für die Royal Navy unter den Beschränkungen des Washingtoner Flottenabkommens von 1922 gebaut wurden. Die beiden Schiffe der Klasse wurden nach Horatio Nelson und George Rodney benannt. Beide Schiffe kamen im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz.

Ursprünge

Die ursprünglichen Planungen der Admiralität nach dem Weltkrieg berücksichtigten insbesondere die Erfahrungen aus der Skagerrakschlacht, welche die Hinfälligkeit des vor dem Krieg propagierten Konzepts der höheren Geschwindigkeit demonstrierte. Unter dem Wirken von Admiral Fisher als Erstem Seelord, war speziell der Bau von Schlachtkreuzern forciert worden. In der Schlacht im Mai 1916 hatte sich jedoch gezeigt, dass mit moderner Feuerleittechnik auch die schnelleren Schiffe getroffen werden konnten. Im Zusammenwirken mit der leichteren Panzerung konnte die deutsche Hochseeflotte in einem Schlachtkreuzergefecht eine Reihe britischer Schiffe zur Explosion bringen.

Die ersten Nachkriegspläne der Royal Navy sahen daher stark gepanzerte und schwer bewaffnete Schlachtschiffe vor. In dieser Zeit wurde dem erneuten Wettrüsten mit der Washingtoner Flottenkonferenz Einhalt geboten, welche die Tonnage für Schlachtschiffneubauten auf 35.000 ts und die maximale Bewaffnung auf Geschütze des Kalibers 406 mm begrenzte. Aus diesem Grund musste die Royal Navy ihre bisherigen Projekte beenden, obgleich das Baumaterial für vier Schiffe schon bestellt worden war. Die Navy musste daher ein neues Projekt beginnen, woraus schließlich die Nelson-Klasse hervorging. Die Beschränkungen des Vertrages einerseits und die Notwendigkeit, andererseits Feuerkraft und Panzerung zu erhöhen und das Gewicht niedrig zu halten, führten zu einem radikal neuen Entwurf im Kriegsschiffbau. Das Ergebnis dieses Kompromisses waren die Schlachtschiffe der Nelson-Klasse. Sie waren gut bewaffnet und gepanzert, aber leicht und klein genug, um dem Flottenabkommen zu genügen.

Entwurf

Trotz der Beschränkungen durch den Flottenvertrag wurde durch Auslegung des Vertragstextes unter Verwendung von Teilaspekten der nun nicht vertragsmäßig erlaubten Entwürfe G3 und N3 – Frontpanzerung und blockartig strukturierte, gepanzerte Aufbauten – ein neuer Schlachtschifftyp entwickelt. Man hatte bei den Verhandlungen zum Washingtoner Flottenabkommen dafür gesorgt, dass das Gewicht des Treibstoffs und des Kesselspeisewassers nicht in die Berechnung der entscheidenden Standardverdrängung einbezogen wurde. Man hatte argumentiert, dass die Schiffe zum Schutz des großen Britischen Empires mehr Treibstoff und Wasser tragen mussten und man nicht gegenüber Ländern wie den Vereinigten Staaten benachteiligt sein wollte, deren Großkampfschiffe viel näher bei ihren Basen operieren konnten. In Kombination mit der gewichtssparenden Anordnung der Hauptartillerie konnten die Schiffe der Nelson-Klasse innerhalb des zulässigen 35.000-ts-Limits des Vertrages präsentiert werden.[1]

Technik

rechter Aufriss und Draufsicht.

Die Schiffe der Nelson-Klasse hatten eine Gesamtlänge von 216,40 m, eine Breite von 32,30 m und einen Tiefgang von 9,20 m bei. Die Verdrängung lag zwischen 32.310 und 38.386 t (Nelson) und zwischen 34.271 t und 38.030 t (Rodney).[2]

Antrieb

Die Nelson-Klasse hatte durch ihr besonderes Panzerungskonzept mit dem weit innenliegenden Schutz und durch die Artillerieaufstellung mit den schweren Türmen in der Schiffsmitte nur wenig Raum für Maschinenanlagen. Die Dampfkessel waren, anders als sonst üblich, hinter den Turbinen angeordnet. So konnte der Schornstein den Abgasrauch der Kessel so weit wie möglich vom Brückenaufbau entfernt aus dem Schiff leiten. Wegen des beschränkten Platzangebotes hätte sonst der Rauch sehr dicht bei der Brücke aus dem Schornstein ausströmen müssen, was die Sicht vom Brückenturm hätte beeinträchtigen können. Die Schiffe waren mit zwei Brown-Curtis Dampfturbinen ausgestattet, die jeweils eine Welle antrieben und insgesamt 45.000 Shp (33.500 kW) entwickelten, mit der sie eine Höchstgeschwindigkeit von 23,8 Knoten (44 km/h) erreichten. Der Dampf wurde von acht Admiralty-Wasserrohrkesseln geliefert. Die Schiffe konnte maximal 3.860 t Heizöl mitführen, was ihnen bei 16 Knoten (30 km/h) eine Reichweite von 7000 Seemeilen (13.000 km) ermöglichte. Ihre Besatzungen bestanden aus 1.361 Mann plus Offizieren.[2]

406 mm-Geschütze

Bewaffnung

152 mm Geschütz

Die Hauptbewaffnung bestand aus neun 406 mm-Geschützen in drei Drillingsgeschütztürmen mit einem Gewicht von 1.503 t vor den Aufbauten. Die Geschütze wurden von vorne nach achtern mit "A", "B" und "C" bezeichnet.[3] Die Kanonen hatten bei einer maximalen Elevation von 40 Grad und einer Mündungsgeschwindigkeit von 788 m/s eine Reichweite von 34.700 m. Sie verschossen dabei ein etwa 920 kg schweres AP-Geschoss, das in der Lage war, auf 13.716 m eine Panzerung von 360 mm zu durchschlagen.[4] Die Sekundärbewaffnung bestand aus zwölf 152 mm-Geschützen in Zwillingstürmen auf Mk XVIII Lafetten hinter den Aufbauten, drei auf jeder Breitseite.[3] Die etwa 9 t schweren Geschütze hatten bei einer maximalen Elevation von 43 Grad und einer Mündungsgeschwindigkeit von 879 m/s eine Reichweite von 22.860 m. Sie verschossen rund 50 kg schwere Granaten mit einer Kadenz von fünf bis sechs Schuss pro Minute. Die Türme waren mit einer in weiten Teilen automatischen Munitionszuführung ausgerüstet, so dass ihre Geschützmannschaft und die Größe der Türme reduziert werden konnten. Ohne nennenswerte Panzerung machte sie ihre dicht gedrängte Aufstellung in zwei Dreiergruppen auf dem Achterschiff verwundbar. Die Munitionsbunker und Umladeräume für Munition waren entsprechend komplex ausgebaut, um bei Explosionen in den Türmen das Durchschlagen der Stichflammen über das Transportsystem in den Bunker zu verhindern.[5] Die Flugabwehr bestand aus sechs 120 mm Schnellfeuergeschützen und acht 40 mm pom-pom Maschinenkanonen in Einzellafetten. Außerdem waren die Schiffe mit fünf 8 mm Maxim- und achtzehn Lewis Maschinengewehren sowie zwei Unterwasser-Torpedorohren für den Mk I 622 mm Torpedo ausgerüstet.[3]

Panzerungsschema der Nelson-Klasse

Panzerung

Der Panzergürtel der Schiffe bestand aus 365-mm-Krupp-Zementstahl und erstreckte sich mittschiffs 117 m von der vorderen Barbette bis zum Maschinenraum achtern wo er sich auf 330 mm verjüngte. Die Enden der gepanzerten Zitadelle wurden durch Querschotten aus unzementierter Panzerung mit einer Dicke von 203 bis 305 mm am vorderen Ende und 102 bis 254 m am hinteren Ende abgeschlossen. Die Front der Hauptgeschütztürme war 406 mm und die Seiten 229 bis 279 mm dick während die Dachpanzerplatten eine Dicke von 184 mm aufwiesen. Die Panzerung der Barbetten war zwischen 305 und 381 mm dick. Die Schiffe besaßen ein gepanzertes Deck mit 159 mm über den Hauptgeschützmagazinen und 95 mm über den Maschinenräumen und den Sekundärmagazinen. Hinter den Aufbauten war das Deck 108 mm in Höhe der Unterkante der Gürtelpanzerung. Die Panzerung des Kommandoturms war 305 bis 356 mm dick und hatte ein 170 mm dickes Dach. Die Sekundärgeschütztürme waren durch eine 25–38 mm dicke Panzerung geschützt. Der Unterwasserschutz bestand aus einem 1,5 m Doppelboden und einem Torpedoschutzsystem.[3]

Schiffe der Klasse

Nelson

Die Nelson wurde am 28. Dezember 1922 als Typschiff der Klasse auf Kiel gelegt und lief am 3. September 1925 vom Stapel. Sie wurde im August 1927 in Dienst gestellt. Sie war zeitweise Flaggschiff der Royal Navy und diente zunächst meist gemeinsam mit ihrem Schwesterschiff. 1931 war die Mannschaft an der Invergordon-Meuterei beteiligt. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 gehörte die Nelson zur Homefleet und war an der Suche nach diversen deutschen Kriegsschiffen beteiligt. Sie wurde nach Gibraltar verlegt, von wo aus sie ins Mittelmeer zu Geleitmissionen aufbrach. Dabei wurde sie im September 1941 durch einen Torpedotreffer beschädigt. Nach dem Abschluss der Reparaturen unterstützte sie die alliierten Landungen in Nordafrika und später die Landung auf Sizilien. Bei der Landung in der Normandie lief sie im Sommer 1944 auf zwei Minen. Nach ihrer Instandsetzung wurde sie im Pazifik eingesetzt, nach dem Kriegsende in die Reserve versetzt und 1949 abgewrackt.[6]

Rodney

Die Rodney wurde am 28. Dezember 1922 auf Kiel gelegt und lief am 17. Dezember 1925 vom Stapel. Sie wurde im November 1927 in Dienst gestellt. Sie war zunächst meist gemeinsam mit ihrem Schwesterschiff eingesetzt. 1931 waren die Mannschaften beider Schiffe an der Invergordon-Meuterei beteiligt. Wie die Nelson war sie zunächst abgestellt um – weitgehend ohne Ergebnis – feindliche Schiffe nahe den britischen Inseln abzufangen. Als 1941 das Schlachtschiff Bismarck in den Atlantik vordrang, war die Rodney an dessen Versenkung beteiligt, wobei sie das gegnerische Schiff torpedierte. Sie wurde später der „Force H“ zugeteilt und insbesondere während und nach der Landung der Alliierten in der Normandie 1944 intensiv zur Feuerunterstützung der Truppen an Land eingesetzt. Gegen Kriegsende lag sie wegen ihres schlechten Zustandes meist in Scapa Flow und war kaum an Operationen beteiligt. Nach dem Krieg wurde sie 1948 in Inverkeithing abgewrackt.[7]

Literatur

  • Roger Chesneau: Conway’s All the World’s Fighting Ships 1922–1946. Conway Maritime Press, London 2001, ISBN 978-0-85177-146-5 (englisch).
  • R. A. Burt: British Battleships 1919-1945. Naval Institute Press, Annapolis 2012, ISBN 978-1-59114-052-8 (englisch).

Weblinks

Commons: Nelson-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Konstam: British Battleships 1939 - 1945 S. 4ff.
  2. a b Conway’s All the World’s Fighting Ships 1922–1946. S. 14.
  3. a b c d Burt: British Battleships 1919-1945. S. 276.
  4. 16"/45 (40.6 cm) Mark I. Abgerufen am 4. Juni 2022.
  5. 6"/50 (15.2 cm) BL Mark XXII. Abgerufen am 4. Juni 2022.
  6. Burt: S. 528ff.
  7. Burt: S. 540f.

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HMS Rodney 6 inch gun turrets IWM A 95.jpg
IWM caption : "Men oiling and cleaning the splinter shields on the twin 6 inch gun turrets on board HMS RODNEY whilst she is at sea. In the background a signalman is operating a signal lamp."
HMS Nelson off Spithead for the Fleet Review.jpg
IWM caption : The British battleship HMS NELSON off Spithead for the 1937 Fleet Review. Anchored in the background are two Queen Elizabeth Class battleships and two cruisers of the London Class.
HMSRodneyGunsElevated1940.jpg
IWM caption : "On board HMS RODNEY a group of officers and men standing on a 16 inch turret watching a "Fashion Parade". Aircraft of all types (not in the picture) fly past at a considerable height to give the Navy practice in identifying the machines. Note the 16 inch guns are at maximum elevation."
HMS Nelson (1931) profile drawing.png
Autor/Urheber: Emoscopes, Lizenz: CC BY 2.5
HMS Nelson, Royal Navy battleship, as she was in 1931. 1/450 scale.
Nelson class battleship armour layout ukr.svg
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Схема бронювання лиінкорів типу "Нельсон"