Nehemiah Persoff

Nehemiah Persoff (* 2. August 1919 in Jerusalem; † 5. April 2022 in San Luis Obispo, Kalifornien[1]) war ein US-amerikanischer Schauspieler und Maler. Zwischen 1948 und 2003 spielte er in über 200 Film- und Fernsehproduktionen, meist in markanten Nebenrollen.

Leben

Frühes Leben

Nehemiah Persoff wurde in Jerusalem geboren, wanderte aber 1929 mit seinen Eltern in die Vereinigten Staaten aus. Hier besuchte der Jude zunächst das Hebrew Technical Institute von New York City. Seinen ersten Lebensunterhalt verdiente sich Persoff danach als Elektriker bei der New York City Subway, wo es seine Aufgabe war, die Signalleuchten zu warten.[2] Sein Interesse galt jedoch schon immer der Schauspielerei, und bereits früh trat er in Laien-Theatergruppen auf. Seine persönliche Motivation, es auch als professioneller Schauspieler zu versuchen, so die spätere Begründung Persoffs, sei der aufkommende Antisemitismus in Europa gewesen, und die im Zuge dessen vorherrschende Meinung, dass Juden es zu nichts brächten.

Schauspielkarriere

Persoff gewann ein Stipendium für eine New Yorker Schauspielschule und sollte im Cort Theatre sein Broadway-Debüt mit dem Kriegsdrama The Eve of St. Mark von Maxwell Anderson geben. Allerdings wurde er kurz vor der Premiere entlassen. Erst 1940 stand er in The Emperor’s New Clothes erstmals auf der Bühne. 1942 musste Persoff wie andere Männer seinen Wehrdienst im Zweiten Weltkrieg leisten und diente drei Jahre an europäischen Kriegsschauplätzen. Nach seinem Ausscheiden aus der United States Army wurde Persoff von der einflussreichen Schauspielerin Stella Adler entdeckt und gefördert. 1947 stand er in Charles Laughtons Bühnenproduktion Galileo von Bertolt Brecht wieder auf der Bühne und zählte im gleichen Jahr außerdem zu den ersten Schauspielschülern von Elia Kazan. 1948 erfolgte Persoffs Filmdebüt in Stadt ohne Maske unter Regie von Jules Dassin, in dem er allerdings nur eine kleine Rolle übernahm, die weder in den Credits erwähnt wurde, noch über Sprechtext verfügte.

Seine Karriere umfasst Rollen in fast 200 Fernsehserien und Spielfilmen. In den 1950er-Jahren hatte er unter anderem kleine Rollen in Elia Kazans Die Faust im Nacken – als Taxifahrer während Marlon Brandos berühmter „Contender“-Szene – oder in Alfred Hitchcocks Der falsche Mann in der Rolle von Henry Fondas Schwager Gene Conforti. Eine seiner bekanntesten Rollen verkörperte er 1959 in Billy Wilders Filmklassiker Manche mögen’s heiß als Mafiaboss Der kleine Bonaparte, wobei Persoff die Figur bewusst als Mussolini-Parodie anlegte.[3] In der Folgezeit spielte er 1965 den fiktiven Hohepriester Schemia in der aufwendigen Bibelverfilmung Die größte Geschichte aller Zeiten sowie 1968 in Der Tag der Eule, einem Film über die italienische Mafia nach dem gleichnamigen Roman von Leonardo Sciascia. Besonders häufig spielte er Schurkenrollen und Figuren fremder Ethnien. 1976 wirkte er als Ehemann von Maria Schell in dem Filmdrama Reise der Verdammten mit und spielte 1983 in Yentl, basierend auf der Kurzgeschichte Yentl, the Yeshiva Boy von Isaac Bashevis Singer, den Vater der Titelfigur, die von Barbra Streisand verkörpert wurde. 1988 war er als Rabbi in Martin Scorseses Die letzte Versuchung Christi sowie als Professor in der Komödie Twins – Zwillinge neben Arnold Schwarzenegger und Danny DeVito zu sehen.

Neben Kinoauftritten war Persoff insbesondere zwischen den 1950er- und 1980er-Jahren auch ein sehr vielbeschäftigter Fernsehdarsteller, der sich als Gastdarsteller in zahlreichen Fernsehserien profilieren konnte. So übernahm er Rollen in Serienklassikern wie Columbo, Mord ist ihr Hobby, Hawaii Fünf-Null, Unsere kleine Farm, Drei Engel für Charlie, Rauchende Colts, Gnadenlose Stadt, Law & Order und Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert. Obwohl Nehemiah Persoff in seiner Film- und Fernsehkarriere eigentlich nie Hauptrollen spielte und keine Filmpreise gewann, erarbeitete er sich einen Ruf als vielseitiger Charakterdarsteller von Nebenrollen. Nach einem kleineren Schlaganfall im Jahr 1989 reduzierte er auf Anraten seiner Ärzte sein Drehpensum und zog sich in den 1990er-Jahren langsam aus der Schauspielerei zurück.[4] In dieser Zeit sprach er die Rolle des Papa Mousekewitz in den vier Feivel-Zeichentrickfilmen. Sein filmisches Schaffen zwischen 1948 und 2003 umfasst mehr als 200 Produktionen.

Malerei und Autobiografie

Mit seinem zunehmenden Rückzug aus dem Schauspielgeschäft begann sich Persoff ab den 1990er-Jahren der Malerei zu widmen. Seine über 100 entstandenen, größtenteils impressionistischen Werke waren in zahlreichen kalifornischen Städten ausgestellt.[5][6]

2021 veröffentlichte Persoff seine Autobiografie unter dem Titel The Many Faces of Nehemiah.[7]

Privates

Mit seiner Frau Thia war er von 1951 bis zu ihrem Tod im Jahr 2021 verheiratet, mit ihr hatte Persoff vier gemeinsame Kinder. Er lebte zuletzt in der kalifornischen Kleinstadt Cambria. Dort feierte er im August 2019 seinen 100. Geburtstag mit über 140 Gästen.[8] Nehemiah Persoff starb im April 2022 im Alter von 102 Jahren.

Filmografie (Auswahl)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nehemiah Persoff, Actor in ‘Yentl,’ ‘Some Like It Hot,’ Dies at 102
  2. EXCLUSIVE! INTERVIEW WITH ACCLAIMED ACTOR NEHEMIAH PERSOFF – Celebrating Films of the 1960s & 1970s. Abgerufen am 7. April 2018.
  3. Jeffrey Meyers: The Genius and the Goddess: Arthur Miller and Marilyn Monroe. University of Illinois Press, 2012, ISBN 978-0-252-07854-5 (google.de [abgerufen am 7. September 2019]).
  4. Senior Voice: Nehemiah Persoff retired from screen to canvas. Abgerufen am 28. Januar 2021 (englisch).
  5. For Cambria’s Nehemiah Persoff, art isn’t just an act. In: sanluisobispo. (sanluisobispo.com [abgerufen am 7. April 2018]).
  6. Gallery. Abgerufen am 15. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
  7. Martin Grams: THE MANY FACES OF NEHEMIAH PERSOFF. In: Martin Grams. 16. September 2021, abgerufen am 6. April 2022.
  8. This former Hollywood movie star living in Cambria just celebrated his 100th birthday. Abgerufen am 25. Januar 2023.
  9. Ronald M. Hahn, Volker Jansen: Lexikon des Science Fiction-Films. Heyne, München 1997, ISBN 3-453-11860-X, S. 648.

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