Naturpark Solling-Vogler
Der Naturpark Solling-Vogler ist ein (seit der Erweiterung im Jahr 2022) 75.381 Hektar großer Naturpark im Süden Niedersachsens (Deutschland).
Der Naturpark liegt östlich des Wesertals und umfasst insbesondere den Solling, das zweitgrößte Waldgebiet Niedersachsens.[1] Zudem gehört der Vogler und der zwischen diesen beiden Mittelgebirgen gelegene Höhenzug Burgberg zu dem Naturpark.
Er wurde 1966 gegründet und wird vom „Zweckverband Naturpark Solling-Vogler“ betreut, dessen Träger die Landkreise Holzminden und Northeim und das Land Niedersachsen sind.
Geographie
Der Naturpark Solling-Vogler liegt nordwestlich der Großstadt Göttingen in den beiden zuvor erwähnten Landkreisen zwischen den Flüssen Weser im Westen und Leine im Osten. Er befindet sich zwischen den Ortschaften Bodenwerder im Norden, Stadtoldendorf und Dassel im Nordosten, Moringen im Osten, Hardegsen und Uslar im Südosten, Bad Karlshafen im Süden, Beverungen im Südwesten, Höxter im Westen und Holzminden im Nordwesten.
Der Naturpark liegt zwischen seinen Nachbarn Naturpark Weserbergland Schaumburg-Hameln im Norden, dem Naturpark Münden im Süden, dem Nationalpark Harz im Osten und dem Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge im Westen.
Die Buntsandsteinkuppel des Sollings (bis 528 m ü. NN.) hat die Gestalt eines Hochplateaus mit Mischwäldern, Feuchtwiesen und Mooren. Auch der Vogler (460 m) ist ein Sandsteingebirge, aber mit vielen Bergen und Tälern mit steilen Felswänden. Der Solling zeichnet sich außerdem durch sein feuchtes Klima aus, welches zur Entstehung von Hochmoor beigetragen hat.
Flora und Fauna
Buchen und Fichten-Bestände bedecken mehr als 80 Prozent der Naturparkfläche. Eine ausgeprägte Krautschicht ist nur in den Laubwaldzonen vorhanden. An einigen Standorten sind alte Eichen erhalten geblieben, darunter die die als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Eichenhudewälder bei Lauenberg. Stellenweise finden sich auch seltene Pflanzen wie Sonnentau, Streifenfarn und seltene Orchideenarten.
Insgesamt sind im Solling 937 Arten von Farn- und Samenpflanzen nachgewiesen, wovon 261 in der Roten Liste gefährdeter Arten verzeichnet sind. Zudem kommen dort 296 Moose vor, davon 87 gefährdet, und 123 Flechten, von denen 49 gefährdet sind.[2] Auf schattigen Flächen sind die Weißliche Hainsimse und der Waldsauerklee typisch in der Krautschicht auffindbare Pflanzen, auf gut belichteten Flächen dagegen die Draht-Schmiele.[3]
Der bejagte Wildbestand setzt sich standorttypisch zusammen aus dem Schalenwild, hier im Wesentlichen bestehend aus Rotwild, Schwarzwild und Rehwild, gelegentlich Damwild und dem Raubwild, hier bestehend aus Luchs, Rotfuchs, Waschbär, Dachs, Marder, Wiesel und Iltis. Zu den Brutvögeln des Sollings gehören Baumpieper, Zaunkönig, Heckenbraunelle, Fitis, Zilpzalp, Wintergoldhähnchen, Sommergoldhähnchen, Rotkehlchen, Singdrossel, Amsel, Kohlmeise, Tannenmeise, Kleiber, Buchfink und Star.
Seltener finden sich an der Spitze der Nahrungskette stehende Vögel wie Eulen oder Greifvögel, Arten, die sich spezialisiert haben, wie der Kuckuck, und Arten, deren Habitat im Solling nur kleinflächig vorkommt, wie Teichralle, Feldschwirl, Sumpfrohrsänger oder Rohrammer. In den Sommermonaten kommen Durchzügler wie Bergfink, Raufußbussard, Merlin, Waldwasserläufer, Schafstelze, Ringdrossel oder Feldlerche hinzu.[4]
Den meisten Vögeln dienen Gliederfüßer als Nahrungsgrundlage. Die Artenvielfalt der Gliederfüßer ist besonders hoch im Waldrandbereich, also in den schmalen Übergangszonen zum Sollingvorland wie auch an Rückegassen und anderen Wegrändern. Dort gehören Pappelschwärmer, Pappel-Eulenspinner, Vogelschmeiß-Spanner, Braunstirn-Weißspanner, Kleiner Frostspanner, Erpelschwanz-Raufußspinner, Pappel-Zahnspinner, Rundflügel-Kätzcheneule und Buchen-Streckfuß zu den saisonal zumindest an Sal-Weiden und Zitterpappeln häufig beobachtbaren auffälligen Arten.[5] Baldachinspinnen sind hier sowohl in Wiesen als auch in höheren Waldlagen mit montanem Charakter auffindbar.[6] Zudem kommen zahlreiche Arten von Kurzflüglern und einige Tagfalter vor, an feuchten Stellen auch Libellen.[7]
Der gesamte Naturpark ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen und überwiegend auch als Wasserschutzgebiet. Teilgebiete dieses Naturparks genießen den zusätzlichen Schutzstatus eines EU-Vogelschutzgebietes. Die ausgewiesenen Flächen sind Lebensraum von Mittelspecht, Raufußkauz, Schwarzstorch und anderen schutzwürdigen Vogelarten.
Unter Naturschutz stehen im Naturpark Solling-Vogler folgende Flächen: Ahlewiesen, Eichenhudewälder bei Lauenberg, Friedrichshäuser Bruch, Graupenburg, Kleines Bruch und Düsteres Bruch, Moore und Wälder im Hochsolling, Hellental, Heinsener Klippen, Graupenburg sowie Südliche Burgberghänge, Weinberge bei Holenberg und Rühle.
Im Naturpark liegen die Probenflächen des Solling-Projekts, einer der umfassendsten Studien zur Ökosystemforschung in Mitteleuropa. Dadurch ist die Ökologie der Wälder besonders gut erforscht.
Sehenswürdigkeiten
In Nienover wurde ein Mittelalterhaus nachgebaut. Im nahegelegenen Reiherbachtal wurde im Zuge des Hutewaldprojekts Solling-Vogler die historische Nutzung des Sollings als Waldweide mittels Exmoor-Ponys und Heckrindern wiederhergestellt.[8][9] Bei Silberborn wird eine Herde des vom Aussterben bedrohten Roten Höhenviehs zur Landschaftspflege gehalten.[10] Zwischen Silberborn und Neuhaus steht der Hochsollingturm. In der näheren Umgebung des Turms befinden sich das Naturschutzgebiet Hochmoor Mecklenbruch bei Silberborn und der Wildpark Neuhaus mit Waldmuseum bei Neuhaus.
Der Weserradweg verläuft ebenso westlich des Naturparks entlang der Weser wie die Touristenwege Deutsche Märchenstraße, Deutsche Fachwerkstraße und die Straße der Weserrenaissance. In der Talsenke zwischen Solling und Vogler verläuft der Europaradweg R1 (= D-Route 3).[11] Zahlreiche Rund- und Themenwanderwege führen durch den Naturpark,[12] darunter der Pilgerweg Loccum–Volkenroda.
Verkehr
Die südliche und nordwestliche Peripherie des Naturparks sind mit den Verbindungen Altenbeken–Kreiensen, Göttingen–Bodenfelde und der Sollingbahn per Bahn erschlossen. Hier verlaufen auch die Bundesstraßen 64 und 241. In das Zentrum des Naturparks, den Hochsolling, leiten die B 497 den nord-südlichen Verkehr und die Landesstraße 549 den ost-westlichen Verkehr. Die Buslinien sind im VSN organisiert. Die gesamte Waldfläche ist von Forstwegen durchzogen, die Fahrzeugen der Forstwirtschaft und Jagdpächtern vorbehalten sind und die im Winter etwa an der Großen Blöße zu Skiloipen gespurt sind sowie in den übrigen Jahreszeiten das Radwegnetz der Mountainbikeregion Solling-Vogler bilden.
Literatur
- Verordnung Landkreis Holzminden (PDF; 25 kB)
- Verordnung Landkreis Northeim (PDF; 22 kB)
- Birgit Czyppull, Heike Molthan, Dirk Reuter: Landschaftsführer Naturpark Solling-Vogler. 1996, ISBN 3-86134-293-6.
- Jürgen Borris, Birgit Czyppull: Wo der Rauhfußkauz ruft: das geheimnisvolle Leben der Tiere im Naturpark Solling-Vogler. 1999, ISBN 3-931656-21-7.
- Landesvermessungsamt Niedersachsen: Naturpark Solling-Vogler. Reihe Topographische Karten Niedersachsen, Wanderkarte, Blatt WL7, 1995, ISBN 3-89435-618-9.
- Landesvermessungsamt Niedersachsen: Solling und Umgebung, Radwanderkarte. Blatt RC26, 2007, ISBN 978-3-89435-652-1.
Siehe auch
Weblinks
- Naturpark Solling-Vogler
- Wildpark Neuhaus (mit Waldmuseum)
- Solling-Vogler-Region - Urlaubsregion im Weserbergland Website des Vereins Solling-Vogler-Region im Weserbergland e. V.
- Literatur von und über Naturpark Solling-Vogler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Waldgesellschaften ( vom 24. Juli 2014 im Internet Archive)
- ↑ Niedersächsische Forstliche Versuchsanstalt, Niedersächsisches Forstplanungsamt: Indikatoren nachhaltiger Forstwirtschaft, Bericht über das deutsche Teilprojekt. 2002, S. 96.
- ↑ Martin Weckesser: Die Bodenvegetation von Buchen-Fichten-Mischbeständen im Solling - Struktur, Diversität und Stoffhaushalt. 2003, S. 116.
- ↑ Erwin R. Scherner: Vogel und Umwelt im Solling. In: Faunistische Mitteilungen aus Süd-Niedersachsen. 3/1980, S. 170f.
- ↑ Matthias Damm: Faunistische Erfassung phytophager Insekten an ausgewählten Waldaussen- und Waldinnenrändern des Sollings unter besonderer Berücksichtigung der Makrolepidopteren und von Waldrandstrukturen. Cuvillier-Verlag 2003, ISBN 3-89873-826-4, S. 52f.
- ↑ Reinhard Albert: Untersuchungen zur Struktur und Dynamik von Spinnengesellschaften verschiedener Vegetationstypen. 1982, S. 131.
- ↑ Alexander Sührig: Kurzflügelkäfer (Coleoptera: Staphylinidae) und Weberknechte (Arachnida: Opiliones) in Mischbeständen aus Fichte und Buche im Vergleich zu Fichten- und Buchenreinbeständen - eine Studie im Solling. 2004, S. 147.
- ↑ Modellhaftes Naturschutzprojekt
- ↑ Hutelandschaftspflege und Artenschutz mit großen Weidetieren im Naturpark Solling-Vogler
- ↑ Landschaftspflege mit Rotem Höhenvieh
- ↑ Verlauf des Radweges R1 zwischen Solling und Vogler
- ↑ Wandern im Naturpark Solling-Vogler ( vom 5. April 2010 im Internet Archive)
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Jan Stubenitzky (Dehio), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Blick von Südwesten auf den Gipfelbereich des Großen Ahrensbergs im Solling (links der Bildmitte). Links abzweigend die Leitzmannstraße (Richtung Schießhaus).
Autor/Urheber: Witold Grzesiek, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Ilme im Naturpark Solling - Vogler entlang der L548 (Sievershausen - Abbecke)
Autor/Urheber: Lencer, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Karte des Naturparks Solling-Vogler in Deutschland
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Kryp als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC0
Germany: Niedersachsen, Solling mountains, Mecklenbruch near Silberborn, 08 September 2013. Species: Sympetrum danae. Photo: F. Welter-Schultes
Autor/Urheber: Meles1, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Großer Everstein (Höhenzug Burgberg) im Nebel verdeckt; diese Wetterlage tritt nur im Frühling, Herbst und Frühsommer bei Temperaturen um die 4-15 Grad Celsius und ausreichender Luftfeuchte (Regen, verdampfender Tau) auf