Nationalparks in Angola

In Angola gibt es neun Nationalparks,[1] neben sechs weiteren Naturschutzgebieten (Stand 2019). Zusammen bedecken sie eine Fläche von 162.642 km², was etwa 12,6 % des Staatsgebietes entspricht.[2] Zählt man die 18 Waldschutzgebiete und lokale Schutzzonen hinzu, beträgt die geschützte Fläche in Angola insgesamt 268.850 km² und damit über 21,6 % des Staatsgebietes.[3]

Die Nationalparks in Angola unterstehen der Direcção Nacional de Gestão do Ambiente (dt. etwa „Nationale Verwaltungsdirektion für Umweltfragen“), einer Abteilung des Umweltministeriums (Ministério do Ambiente). Nach einem Abkommen des Umweltministeriums vom 30. Juli 2019 werden die Nationalparks des Landes für einen Zeitraum von 20 Jahren von US-amerikanischen und südafrikanischen Umweltschützern verwaltet.[4]

Im Kissama-Nationalpark, 1972

Geschichte und Entwicklung

Unter portugiesischer Kolonialverwaltung wurden seit Mitte der 1930er Jahre einige geschützte Jagdreviere eingerichtet, in denen nur mit Genehmigung und zur Jagdsaison Tiere geschossen werden durften und weitere Auflagen existierten, etwa im Baurecht. 1957 wurde aus dem Jagdreservat von Kissama der Kissama-Nationalpark, andere Nationalparks folgten.

Alle diese Gebiete erlitten während des portugiesischen Kolonialkriegs (1961–1975) und insbesondere während des angolanischen Bürgerkriegs (1975–2002) starke Beeinträchtigungen und einige Zerstörungen. Im Kissama-Nationalpark beispielsweise ist der Bestand an Löwen von 450 im Jahr 1950 auf fünf im Jahr 1997 zurückgegangen, und von 1200 Elefanten 1950 lebten 1997 noch 20 dort.[3] Insgesamt gab es in Angola 1977 noch 5000 Elefanten, die späteren Schätzungen auf 12.400 Tiere in den Jahren 1979, 1981 und 1987 sind jedoch unglaubwürdig.[5]

Seit dem Friedensschluss 2002 und den verschiedenen Wiederaufbauprogrammen der Regierung erleben die Schutzgebiete in Angola erneut eine gesteigerte Aufmerksamkeit und Unterstützung, auch internationaler Organisationen. Im Kissama-Nationalpark etwa werden durch das Programm Arca de Noé (dt. „Arche Noah“) mit der Ansiedlung von Tieren aus anderen afrikanischen Ländern die Bestände wieder vergrößert.[3] Auch Angolas größter Nationalpark, der Iona-Nationalpark ganz im Süden des Landes, wird seit 2012 wieder umfassend erneuert,[6] u. a. durch ein 2013 begonnenes und auf sechs Jahre angelegtes Programm, das von der Republik Angola, der EU und den Vereinten Nationen finanziert wird. Der touristische Aspekt gewinnt dabei langsam ebenfalls an Bedeutung.[7][8]

Das Umweltbewusstsein hat in Angola zuletzt stark zugenommen, mit zunehmender wirtschaftlicher Erholung, aber auch den zunehmenden negativen Auswirkungen etwa der Ölförderung und den Minenbetrieben im Land. So gingen am 28. Januar 2012 anlässlich des nationalen Umweltgedenktages (31. Januar) tausende Menschen in Luanda auf die Straße, um für den Umweltschutz zu demonstrieren.[9] Unter Umweltministerin Maria de Fátima Jardim haben die Aktivitäten im Umweltschutz zudem deutlich zugenommen. In den Provinzen können Kommissionen nun Bedarf an weiteren Schutzzonen ausmachen und anmelden, und die internationale Zusammenarbeit Angolas nimmt deutlich zu, insbesondere mit dem südlichen Nachbarland Namibia. Zu nennen ist dabei die Koordinierung der Aktivitäten im Iona-Nationalpark in Angola und dem Nationalpark Skeleton-Coast in Namibia, die aneinandergrenzen.[10] Im Jahr 2011 wurde das Gesetz zur Schaffung von drei neuen Nationalparks verabschiedet: Mavinga-Nationalpark,[11] Luengue-Luiana-Nationalpark,[12] und Maiombe-Nationalpark.[13][14] Im Februar 2019 wurde von der staatlichen angolanischen Nachrichtenagentur berichtet, die Fläche der Naturschutzgebiete sei von 82.330 km² auf 162.642 nahezu verdoppelt worden.[15]

Küste bei Cabo Ledo, im Kissama-Nationalpark

Nationalparks

NationalparkPortugiesische BezeichnungKreis(e)ProvinzFläche (km²)Gegründet
Kameia-NationalparkParque Nacional da CameiaCameia, LuenaMoxico14.4501935
Iona-NationalparkParque Nacional de lonaIonaNamibe15.1501937
Quiçama-NationalparkParque Nacional da QuissamaQuiçamaLuanda9.6001938
Cangandala-NationalparkParque Nacional da CangandalaCangandalaMalanje6301963
Bicuar-NationalparkParque Nacional do BicuarMatala, QuipungoHuíla7.9001938
Mupa-NationalparkParque Nacional da MupaCuvelai, OmbadjaCunene6.6001938
Mavinga-NationalparkParque Nacional da Mavinga?Cuando Cubango46.0722011
Luengue-Luiana-NationalparkParque Nacional do Luengue-Luiana?Cuando Cubango22.6102011
Maiombe-NationalparkParque Nacional do Maiombe?Cabinda1.9302011

Weitere Schutzgebiete

Neben den Nationalparks verfügt Angola über sechs weitere, in IUCN-Kategorien eingeordnete Naturschutzgebiete:

  • Parque Regional da Cimalavera („Regionalpark Cimalavera“), ein regionaler Naturpark, IUCN-Kategorie: V
  • Reserva Natural do Ilhéu dos Pássaros („Naturreservat des Ilhéu dos Pássaros“, einer kleinen Insel unterhalb von Luanda), ein geschlossenes Naturreservat, IUCN-Kategorie: IV
  • Reserva do Luando („Reservat von Luando“), ein geschlossenes Naturreservat, IUCN-Kategorie: IV
  • Reserva Búfalo („Büffel-Reservat“), ein offenes Naturreservat, IUCN-Kategorie: IV
  • Parque Natural Regional do Namibe („Regionaler Naturpark von Namibe“), ein offenes Naturreservat, IUCN-Kategorie: IV
  • Reserva Parcial de Mavinga („Parzielles Reservat von Mavinga“), ein offenes Naturreservat, IUCN-Kategorie: IV

Dazu sind 18 Waldgebiete als Schutzflächen (Reservas Florestais) ausgewiesen.

Neben diesen Schutzgebieten und Reservaten existieren kleinere, untergeordnete Schutzbereiche, als lokale Coutadas bezeichnet.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Nationalparks in Angola – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Os nove parques naturais de Angola redeangola.info, 28. September 2016, abgerufen am 14. Mai 2019.
  2. Angola aumenta áreas de conservação ambiental terrestre angop.ao, 6. Februar 2019, abgerufen am 12. Mai 2019.
  3. a b c Website zu den Schutzgebieten in Angola (port.), abgerufen am 29. Mai 2014
  4. Parques nacionais vão ser geridos por estrangeiros novagazeta.co.ao, 30 Juli 2019, abgerufen am 21. März 2020 (portugiesisch)
  5. Wally und Horst Hagen: Die afrikanischen Nationalparks als Lebensräume der Elefanten. In: Vitus B. Dröscher: Rettet die Elefanten Afrikas. 1. Auflage. Goldmann Verlag, München 1992, ISBN 3-442-12322-4. S. 255.
  6. Artikel vom 28. August 2012 über die geplante Erneuerung des Iona-Nationalparks, staatliche Nachrichtenagentur ANGOP, abgerufen am 29. Mai 2014
  7. Artikel vom 26. September 2013 über materielle und personelle Verbesserungen im Nationalpark Iona, staatliche Nachrichtenagentur ANGOP, abgerufen am 29. Mai 2014
  8. Artikel vom 2. September 2013 zum Aufbauprogramm für den Iona Nationalpark auf www.verangola.net, abgerufen am 29. Mai 2014
  9. Artikel vom 28. Januar 2014 zur Demonstration für Umweltschutz, staatliche Nachrichtenagentur ANGOP, abgerufen am 29. Mai 2014
  10. Artikel vom 7. November 2013 über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Umweltfragen mit Namibia, staatliche Nachrichtenagentur ANGOP, abgerufen am 29. Mai 2014
  11. Parque Nacional de Mavinga Umweltministerium von Angola, abgerufen am 14. Mai 2019.
  12. Parque Nacional do Luengue-Luiana Umweltministerium von Angola, abgerufen am 14. Mai 2019.
  13. Cabinda: Parque Nacional do Maiombe necessita de fiscais angop.ao, 11. April 2018, abgerufen am 14. Mai 2019.
  14. Table 18.1 Biodiversity of Angola: Science & Conservation: a Modern Synthesis, S. 499, Springer 2019, abgerufen am 14. Mai 2019.
  15. Angola aumenta áreas de conservação ambiental terrestre angop.ao, 6. Februar 2019, abgerufen am 12. Mai 2019.

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Africa satellite orthographic.jpg
A composed satellite photograph of Africa in orthographic projection. This is NASA "Blue Marble" image applied as a texture on a sphere using Art of Illusion program. The observer is centered at (0° N, 15° E), at Moon distance above the Earth.
Cabo Ledo, Bengo province, Angola.JPG
Autor/Urheber: Paulo César Santos, Lizenz: CC0
Cabo Ledo beachside, Bengo province, Angola
Kissama 001.JPG
Autor/Urheber: Àngel Sàez i Pedrero, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Kissama National Park.