Nassenfels
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Koordinaten: 48° 48′ N, 11° 14′ O | ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | Eichstätt | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Nassenfels | |
Höhe: | 400 m ü. NHN | |
Fläche: | 18,4 km2 | |
Einwohner: | 2321 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 126 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 85128 | |
Vorwahl: | 08424 | |
Kfz-Kennzeichen: | EI | |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 76 149 | |
Marktgliederung: | 8 Gemeindeteile | |
Adresse der Marktverwaltung: | Schulstr. 9 85128 Nassenfels | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Thomas Hollinger (CSU) | |
Lage des Marktes Nassenfels im Landkreis Eichstätt | ||
Nassenfels ist ein Markt im oberbayerischen Landkreis Eichstätt.
Geografie
Der Ort liegt rund 15 Kilometer westlich von Ingolstadt, 9 km nördlich von Neuburg und 13 Kilometer südlich von Eichstätt im Schuttertal am Rande des Naturpark Altmühltal.
Gliederung
Die Gemeinde besteht aus drei Gemarkungen[2] und hat acht Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[3][4]
- Gemarkung Nassenfels: Nassenfels (Hauptort), Speckmühle (Weiler) und Aumühle (Einöde)
- Gemarkung Meilenhofen: Meilenhofen (Pfarrdorf), Sächenfartmühle (Einöde) und Zell an der Speck (Kirchdorf)
- Gemarkung Wolkertshofen: Wolkertshofen (Kirchdorf) und Wolkertshofermühle (Einöde)
Nachbarorte und -gemeinden
Biesenhard (Wellheim) | Möckenlohe (Adelschlag) | |
Buxheim | ||
Bergen (Neuburg an der Donau) Attenfeld (Bergheim) | Egweil | Pettenhofen (Ingolstadt) |
Geschichte
Bis zum 19. Jahrhundert
Der Nassenfelser Raum wurde bereits von den Menschen der Steinzeit aufgesucht. Auf dem Juraplateau des Speckbergs bei Nassenfels wurde ab 1963 die größte paläolithische Freilandstation Süddeutschlands ergraben.[5] Während der durch die Archäologin Anneli O’Neill geleiteten Untersuchung einer 3000 Quadratmeter großen Fläche auf der Flur „Maueräcker“ kamen im Herbst 2010 neben den erwarteten zivilen nachkastellzeitlichen Befunden aus dem frühen 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. auch eisenzeitliche Grubenhäuser sowie zwei Gräber aus der Glockenbecherzeit zu Tage. Zu deren Ausstattung gehörte eine steinerne Armschutzplatte, Silexpfeilspitzen sowie sorgfältig gearbeitete Keramik.[6]
Der Ort geht auf das von den Römern um 90 n. Chr. gegründete Erdkastell Nassenfels in der Provinz Raetien zurück. Mit dieser Gründung entstand auch das dazugehörige zivile Lagerdorf, der Vicus.[7] Das Holz-Erde-Lager wurde bereits spätestens zu Beginn des 2. Jahrhunderts wieder aufgelassen, einplaniert und zur zivilen Bebauung freigegeben. Aus dem Lagerdorf entwickelte sich der regional bedeutende Wirtschaftsstandort Vicus Scuttarensium an der Kreuzung zweier Handelsstraßen, welche zum einen die Germania magna über die Donausüdstraße hinweg mit der raetischen Provinzhauptstadt Augsburg verband und zum anderen bedeutende Grenzorte entlang des Raetischen Limes bediente. Der Name „Scuttarensium“ wurde von dem noch im Frühmittelalter überlieferten lateinischen Namen des nahe dem Kastell vorbeifließenden Flüsschens Schutter – Scutara – abgeleitet,[8] der wohl keltischen Ursprungs ist.[9] Die Blüte des Vicus belegt unter anderem eine große Zahl von Steindenkmälern aus dem 2. und 3. Jahrhundert.[10]
Nach den Alamamanneneinfällen und dem Limesfall bis 259/260 n. Chr. verödete das von den Römern verlassene Handels- und Handwerkstädtchen. In frühmittelalterlicher Zeit kam es zu Neuansiedlungen in den Randzonen der römischen Baureste. So wurden 2013 beim Bau des Wertstoffhofs unter anderem zwölf Grubenhäuser aus der Karolingerzeit freigelegt.[11] In den Trümmern einer ehemals bedeutenden römischen Villa am anderen Ortsende in der Flur Krautgartenfeld begann die Wiederbesiedlung ab dem 7. Jahrhundert. Dabei wurden innerhalb der antiken Gebäudereste unter anderem Grubenhäuser und Brunnen errichtet.[12] Weitere Ausgrabungen im Krautgartenfeld erbrachten eine rund sieben auf zwölf Meter große frühmittelalterliche Kirche. Dazu gab es Nebengebäude und einen Friedhof. Im 10. Jahrhundert brach die Besiedlung dieses Orts bis in die Gegenwart ab.[13] Unter dem im 11./12. Jahrhundert errichteten Vorgängerbau der 1726 barock umgestalteten Nikolauskapelle, wohl der früheren Pfarrkirche, fanden sich drei merowingische Bestattungen.
Der heutige Ortsname wurde von der Burg Nassenfels übernommen und taucht erstmals in einer Urkunde von 1189 auf; die Anfänge der Burg reichen aber ins 11. Jahrhundert zurück.[14] Bis ca. 1300 war die Burg im Besitz des Ortsadels als eichstättische Ministerialen. Danach saßen hier bischöfliche Pfleger und Kastner adeliger Herkunft, die den südlichsten Amtssprengel des Hochstifts Eichstätt bis zur Amtsentpflichtung 1802 im Zuge der Säkularisation verwalteten.
Nachdem von 1804 bis 1806 ein kurfürstlich salzburgisches Rentamt eingerichtet gewesen war, verkaufte danach der der bayerische Staat als neuer Besitzer die Burg an Privatleute und besiegelte damit deren Niedergang. Jahrzehntelang diente sie einschließlich der 1808 profanierten Burgkapelle St. Wolfgang als „Steinbruch“. 1834 wohnten im Burgarael zwölf Familien in neun Häusern, davon drei Familien im ansonsten landwirtschaftlich genutzten stattlichen Kastenhaus, das 1932 infolge Blitzschlags abbrannte.
20. und 21. Jahrhundert
1976 und noch einmal 1983 wurden aus der Luft Gebäude einer großdimensionierten „Villa rustica“ am westlichen Ortsrand von Nassenfels entdeckt und später ausgegraben; das Areal mit Haupt- und zwei Nebengebäuden war von 80 Zentimetern dicken, noch bis zu einem Meter hohen, in Zwei-Schalen-Technik ausgeführten Bruchsteinmauern von über 1000 Meter Länge umgeben. In ihrer Dimension hebt sich die Nassenfelser Anlage, um 200 n. Chr. errichtet, deutlich von anderen römischen Landvillen ab.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kam es noch am 25. April 1945 in Zell an der Speck zu Kampfhandlungen. Der dortige Soldatenfriedhof erinnert an den Tod von 18 deutschen und eines US-Soldaten.[15]
Eingemeindungen
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. April 1971 die Gemeinden Meilenhofen und Wolkertshofen eingegliedert.[16]
Einwohnerentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs der Markt von 1403 auf 2220 um 817 Einwohner bzw. um 58,2 %.
Politik
Marktgemeinderat
Durch das Überschreiten der Marke von 2000 Einwohnern hat der Marktgemeinderat erstmals 14 Mitglieder, die bei der Kommunalwahl am 15. März 2020 gewählt wurden. Von den zwei zusätzlichen Sitzen im Marktgemeinderat konnte jeder der beiden Wahlvorschläge ein Mandat dazu gewinnen. Das Wahlergebnis ist:
- CSU und Freie Wähler: 9 Sitze (61,81 %)
- Die Bürgerliste (DBL): 5 Sitze (38,19 %).
Die Wahlbeteiligung betrug 77,59 %.[17][18]
Bürgermeister
Bürgermeister ist seit dem 1. Mai 2014 Thomas Hollinger als Kandidat von CSU und Freie Wähler; dieser wurde am 15. März 2020, erneut als Bewerber beider Wahlvorschlagsträger, mit 71,44 % der Stimmen für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt. Zuvor waren Andreas Husterer (1996–2014) und Peter Hecker langjährige Bürgermeister.
Verwaltung
Die Gemeinde ist Sitz der gleichnamigen Verwaltungsgemeinschaft, deren Mitglied die Gemeinde ist.
Gemeindepartnerschaften
Partnerstädte von Nassenfels sind Fladungen im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld und Anina in Rumänien.
Wappen
Blasonierung: „Über silbernen Wellen in Gold nebeneinander drei rote Felsen, deren mittlerer mit einem aufrechten, wachsenden silbernen Bischofsstab belegt ist.“[19] | |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Wenngleich der Marktflecken eher dörflichen Charakter hat, so besitzt er doch mit der Ruine der gotischen Burg Nassenfels ein eindrucksvolles Wahrzeichen. Dieses, auf einem jurazeitlichen Korallenriff, präsentiert sich aus Resten der mittelalterlichen Burg, drei Türmen mit umlaufenden Wehrmauern, einem mächtigen Bergfried und kleinen Jurahäusern. Seit 2005 finden im Burgareal die „Kulturtage der Burg Nassenfels“ statt.
Auch die barocke Pfarrkirche St. Nikolaus, 1739 von dem Graubündner Gabriel de Gabrieli neu gebaut mit Turm von 1763/64, ist aufgrund ihrer reichhaltigen Ausstattung und ihrer Deckengemälde bemerkenswert. Im Vorraum ist ein römischer Inschriftenstein eingemauert, der den römischen Ortsnamen vicus Scutt(arensis) nennt.
Auch ein Besuch der 1726 neu erbauten Nikolauskapelle mit barocker Ausstattung ist empfehlenswert. Sie liegt nordöstlich des Ortes malerisch zwischen Kastanienbäumen und umgeben von Grün.
Naturdenkmäler
Am westlich vom Ort gelegenen Speckberg mit Steppenheidelandschaft wurden Funde aus der Altsteinzeit, der Mittel- und der Jungsteinzeit gemacht.
Beim sagenumrankten Gleßbrunnen beim Gemeindeteil Wolkertshofen handelt es sich um vier bis sechs Meter tiefe, mit glasklarem Karstwasser gefüllte Tümpel im Schuttermoos, die sommers wie winters aus großer Tiefe von gleichtemperierten (10 Grad), unter hohem artesischem Druck stehenden Quellen gespeist werden. Das stets hellblau schimmernde Wasser ist von sehr guter Qualität. Auf dem Quellwasser lebt eine seltene Art von Wasserläufern, die Wasserhexen als Relikte der Eiszeit. In dem moorigen Gelände um die Quellen wachsen zum Teil seltene Pflanzen.
Regelmäßige Veranstaltungen
Jährlich findet eine einwöchige Veranstaltung, die sogenannten Kulturtage, in der Nassenfelser Burg statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Tourismus
Am 21. September 2011 bildeten die acht Kommunen Dollnstein, Wellheim, Nassenfels, Egweil, Oberhausen, Burgheim, Rennertshofen und Neuburg an der Donau die ARGE Urdonautal, eine Arbeitsgemeinschaft, deren Zweck in der Förderung und Koordinierung des Tourismus im Urdonautal liegt.
Verkehr
Nassenfels ist zentral zwischen den drei Städten Ingolstadt, Eichstätt und Neuburg an der Donau gelegen. Eine Staatsstraße und mehrere Kreisstraßen treffen in Nassenfels zusammen. Der Ort ist damit leicht zu erreichen.
Literatur
- Pleikard Joseph Stumpf: Nassenfels. In: Bayern. Ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches. Zweiter Theil. München 1853, OCLC 643829991, S. 705–706 (Digitalisat).
- Martin Zeiller: Nassenfels. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Franconiae (= Topographia Germaniae. Band 9). 1. Auflage. Matthaeus Merian, Frankfurt am Main 1648, S. 63 (Volltext [Wikisource]).
- Nassenfels: Beiträge zur Natur- und Kulturgeschichte des mittleren Schuttertales. Hrsg. vom Markt Nassenfels aus Anlaß der 1900-Jahrfeier. Hercynia-Verlag, Kipfenberg 1986, ISBN 3-925063-06-4.
- Johann Kaspar Bundschuh: Nassenfels. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 716–721 (Digitalisat).
- Karl Heinz Rieder (Hrsg.): Speckberg: 50 Jahre Entdeckung, Ausgrabung, Forschung. Nassenfels 2011, ISBN 978-3-00-035825-8.
Weblinks
- Website der Gemeinde
- Nassenfels: Amtliche Statistik des Bayerischen Landesamtes für Statistik
- Matrikelbücher (ab 1693) der Pfarrei St. Nikolaus Nassenfels
Einzelnachweise
- ↑ Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ BayernAtlas der Bayerischen Staatsregierung (Hinweise)
- ↑ Gemeinde Nassenfels in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 14. September 2019.
- ↑ Gemeinde Nassenfels, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 13. Dezember 2021.
- ↑ U.a.: Friedbert Ficker: Die paläolithische Freilandstation Speckberg bei Nassenfels. In: Historische Blätter für Stadt und Landkreis Eichstätt. 18, 1969, S. 9–12;
Sondierungen in der Paläolithischen Freilandstation „Speckberg“. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter. 31, 1966, S. 1–33. - ↑ Anneli O’Neill: Zwei glockenbecherzeitliche Gräber in Nassenfels. In: Das archäologische Jahr in Bayern. 2010, 2011, S. 37–38.
- ↑ Thomas Fischer, Erika Riedmeier-Fischer: Der römische Limes in Bayern. Pustet, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7917-2120-0, S. 186–187 (mit Abb.).
- ↑ Karlheinz Dietz: Bemerkungen zu Inschriften aus Nassenfels, Lkr. Eichstätt, Oberbayern. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter. 71, 2006, S. 36–37; hier: S. 34.
- ↑ Hans Bauer: Schwabmünchen. Historischer Atlas von Bayern. Teil Schwaben, Reihe I, Heft 15. Hrsg. von der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Akademie der Wissenschaften, Laßleben, München 1994, ISBN 3-7696-9947-5, S. 15.
- ↑ Jochen Haberstroh: Vicus, Villa und Curtis? Ausgrabungen in der Villa rustica von Nassenfels. In: Das Archäologische Jahr in Bayern. 2004, S. 116–119; hier: S. 116.
- ↑ Führung zu Ausgrabung, Donaukurier, 26. April 2013
- ↑ Jochen Haberstroh: Vicus, Villa und Curtis? Ausgrabungen in der Villa rustica von Nassenfels. In: Das Archäologische Jahr in Bayern. 2004, S. 116–119; hier: S. 117–118.
- ↑ Daniel Funk: Einmaliger Schatz im Boden. Donaukurier, 12. Januar 2015, abgerufen am 30. März 2023.
- ↑ Antonius Reith: Eichstätt: Stadt und Altlandkreis. Hrsg.: Kommission für bayerische Landesgeschichte (= Historisches Ortsnamenbuch (HONB). Band 8). München 2017, ISBN 978-3-7696-6590-1, Nassenfels, S. 149 f. (google.de).
- ↑ Ein sinnloses Gefecht mit 19 Toten. In: Donaukurier. 23. April 2020, abgerufen am 2. Oktober 2020.
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 456.
- ↑ wahl.info: Gemeinderatswahl & Bürgermeisterwahl in Nassenfels 2020 - Kandidaten & Ergebnisse. Abgerufen am 26. August 2020.
- ↑ Bürgermeister & Marktrat | Markt Nassenfels - Bürgermeister & Marktrat. Abgerufen am 26. August 2020.
- ↑ Eintrag zum Wappen von Nassenfels in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
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Die Kirche Sankt Nikolaus in Nassenfels
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Burg Nassenfels (Landkreis Eichstätt, Oberbayern). Gesamtansicht von Norden. Eigene Aufnahme, Dez. 2006 / Nassenfels castle between Neuburg and Eichstätt (Upper Bavaria, Germany). Total view from the north. Own photo, Dec. 2006