Nassauischer Zentralstudienfonds

Der Nassauische Zentralstudienfonds ist eine öffentlich-rechtliche Stiftung. Die Staatsaufsicht nimmt das Hessische Kultusministerium wahr. Die Stiftung unterstützt Bildungsmaßnahmen in Hessen auf dem Gebiet des ehemaligen Herzogtums Nassau und vergibt unter anderem Stipendien. Im Jahr können etwa 750.000 € ausgeschüttet werden. Das Fondsvermögen besteht heute im Wesentlichen aus land- und forstwirtschaftlicher Fläche sowie aus einigen bebauten Grundstücken.

Die Stiftung entstand 1817 durch ein Dekret von Herzog Wilhelm I.[1] Hierzu wurden 15 bisher selbstständige Schulfonds und Stiftungen für den öffentlichen Unterricht zusammengefasst.[2]

NameGründungKapital 1816Zinsertrag 1816TerritoriumKonfession
Konrektorsfonds zu Dillenburg169921911Nassau-Dillenburgreformiert
Fonds der Academie zu Herborn15841254459958Nassau-Dillenburgreformiert
Fonds des Schulseminariums zu Dillenburg1777167984300Nassau-Dillenburgreformiert
Fonds des Winter’schen Legats für Schulen1781159478Nassau-Dillenburgreformiert
Fonds des Merzischen Legats154619210Nassau-Dillenburgreformiert
Alter und neuer lateinischer Schulfonds zu Dillenburg18114575815Nassau-Dillenburgreformiert
Hadamarischer Schulfonds1630732962832Nassau-Hadamar (Nassau-Weilburg)katholisch
Gnadenthaler Schulfonds12351008512264Nassau-Dillenburgreformiert
Diezer Stiftsfonds1289450726979Nassau-Dillenburgreformiert
Dillenburger Lotteriefonds176816300798Nassau-Dillenburgreformiert
Klarenthaler Klosterfonds zu Wiesbaden12983744911423Nassau-Usingenlutherisch
Präsenzfonds zu Idstein1340512602476Nassau-Usingenlutherisch
Schulverbesserungsfonds zu Idstein1779394802397Nassau-Usingenlutherisch
Doctionsfonds zu Montabaur1494281774300Kurtrier (Nassau-Weilburg)katholisch
Geistlicher Walburgisstiftsfonds zu Weilburg912825704047Nassau-Weilburglutherisch

Die Zusammenfassung erfolgte konfessionsübergreifend, d. h. katholische und protestantische Fonds wurden zusammengefasst. Dies stand im Zusammenhang mit der Einführung der Simultanschule im gleichen Nassauischen Schuledikt. 1844 betrugen die Einkünfte aus dem Fonds 57.000 Gulden, von denen etwa 10.000 Gulden aus ehemals katholischen Fonds stammten.[3]

Die Erträge des Fonds sowie zusätzliche Haushaltsmittel bildeten das Schulbudget des Herzogtums. Aus diesen Mitteln wurden unter anderem auch die Stipendien an die Studenten gezahlt, die gemäß dem am 28. Oktober 1817 mit dem Königreich Hannover geschlossenen Staatsvertrag an der Universität Göttingen studierten (siehe hierzu auch Nassauer).

Der Nassauischen Zentralstudienfonds leistet heute:

  • Zuschüsse an Gymnasien und Gesamtschulen zur Beschaffung von Ausstattungen zur Verbesserung der Unterrichtsqualität (derzeit 500.000 € jährlich)
  • Vergabe von Stipendien an Studenten, die auf dem Gebiet des früheren Herzogtums Nassau geboren sind
  • Erstattung der Internatskosten für (nassauische) Schüler der Internatsschule "Schloss Hansenberg" in Geisenheim
  • Bauunterhaltung von bestimmten evangelischen Pfarrhäusern und Kirchengebäuden

Literatur

  • Dorothee A. E. Sattler: Der Nassauische Zentralstudienfonds: Entstehung und Entwicklung einer Bildungsstiftung. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-930221-23-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. § 29 des Landesherrlichen Ediktes vom 24. März 1817 (das sogenannte Nassauische Schuledikt, veröffentlicht im "Verordnungsblatt des Herzogthums Nassau" Nr. 5 vom 29. März 1817)
  2. Sattler: Der Nassauische Zentralstudienfonds. Seite 154–155.
  3. Wolf-Heino Struck: Die nassauische Simultanschule. In: Herzogtum Nassau 1806-1866. Seite 260.