Narrenbaum

Aufstellen eines Narrenbaums durch die Zimmermannsgilde
Klettern am Narrenbaum

Ein Narrenbaum ist ein hoher Nadelbaum, der besonders in der schwäbisch-alemannischen Fasnet als Herrschaftssymbol der Narren an einem zentralen Platz des Ortes aufgestellt wird. Die Äste des oft etwa 30 m hohen Baums sind bis auf die Krone abgesägt, die Rinde ist geschält. Die Krone ist meistens mit bunten Bändern geschmückt. Manchmal ist auch ein Kranz am Baum angebracht, von dem sich Kinder Geschenke holen können, indem sie den Stamm hochklettern.

Terminliches

Der Narrenbaum wird in den meisten Orten am Schmotzigen Donnerstag aufgestellt.

In der Nacht von Fasnetsdienstag auf Aschermittwoch oder in der darauffolgenden Woche wird er schließlich entfernt. Das Entfernen des Narrenbaumes wird je nach Brauch anders gestaltet. So wird in manchen Orten das Holz für einen guten Zweck versteigert. In Stockach steht der Narrenbaum nach alter Tradition bis zum 4. Fastensonntag Laetare und wird morgens um 5 Uhr gefällt.[1]

Aufstellen

Halterung für einen Narrenbaum

Viele Fasnetshochburgen stellen den Narrenbaum nach alter Tradition von Hand auf. Für das Aufstellen des Narrenbaumes sind teilweise die Zimmermannsgilden der jeweiligen Städte zuständig. Oft gehört eine Zimmermannsgruppe auch zu den Gruppen der örtlichen Narrenzunft.

Geschichte

Narrenbaum am Tag vor dem Aufstellen auf einem Fuhrwerk mit Nachläufer

Was die Geschichte anbelangt, streiten sich Narren wie Gelehrte und es gibt unterschiedliche Theorien:

  • Vorläufer des Narrenbaumes wurden im 15. Jahrhundert von Metzgern beim Fastnachtstanz benutzt.
  • Der Narrenbaum als Stammbaum aller Narren wurde im 15. Jahrhundert als Nachfolger des Blockziehens bei Umzügen geboren.
  • Im späten Mittelalter wurde der Narrenbaum möglicherweise als eine Abwandlung des biblischen Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse im Paradies aufgestellt.
  • Der Narrenbaum könnte sich aus dem Brauch des Maibaumes entwickelt haben und symbolisiert die Stärke und Macht des närrischen Volkes.

Literatur

  • Vom Narrenbaum in Säckingen. Seiner Wurzel, seinem Stamm und seinem Geäst. Narrenzunft, Säckingen 1976.
  • Werner Mezger: Schwäbisch-alemannische Fastnacht. Theiss, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-8062-2947-9, zum Narrenbaumstellen insbesondere S. 130 f.
  • Werner Mezger: Narrenidee und Fastnachtsbrauch: Studien zum Fortleben des Mittelalters in der europäischen Festkultur, Konstanz 1989, S. 339–357.

Weblinks

Commons: Narrenbaum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.narrengericht.de/brauchtum/schmotzige-dunschtig.html

Auf dieser Seite verwendete Medien

Bonndorfer Narrenbaum P1020583.jpg
Autor/Urheber: Flominator (talk), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Narrenbaum von Bonndorf kurz vor dem Aufstellen
Narrenbaum beim Aufrichten.jpg
Autor/Urheber: Stefan-Xp, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Ein Narrenbaum während der Aufrichtung. Dieser hier ist der Daisendorfer Narrenbaum und wurde auch dort aufgestellt.
2010 02 06 Narrenbaumloch.jpg
Autor/Urheber: Stefan-Xp, Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Narrenbaumloch
Narrenbaum mit Kind.jpg
Autor/Urheber: Stefan-Xp, Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Ein Narrenbaum mit einem kletternden Kind. Zu erkennen sind die Geschenkchen, die sich an einem Kranz befinden.